Suche Geigerzähler

Begonnen von santi, 14. Juni 2024, 16:46

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

santi

Hallo,

da das mein erster Beitrag ist, möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin santi aus Österreich, studiere Elektronik und interessiere mich für das Thema Radioaktivität.

Einen einfachen Geigerzähler habe ich bereits (den mein Opa damals gebaut hat), doch der hat keine Anzeige, man kann nur an der Häufigkeit der Klicks abschätzen, wie hoch die Strahlung ist. Natürlich habe ich dazu keine Referenz und kann die Messwerte nicht einordnen.

Als Teststrahler sind alte Floureszenzziffernblätter vorhanden, die bringen den Zähler bereits ordentlich zum Klicken. Meine Idee wäre es, das Gerät um eine digitale Auswerteschaltung zu erweitern, doch dazu bräuchte ich einen relativ genauen Geigerzähler als Referenz.

Und dafür würde ich mich über eine Kaufempfehlung von euch freuen. Idealerweise sollte der Geigerzähler auch als Dosimeter verwendet werden können, damit ich für den Fall eines Reaktorunfalls oder so verlässliche Messungen durchführen kann.

So günstig wie möglich sollte das ganze natürlich auch sein. Deshalb bin ich auf dieses Modell gestoßen:

https://www.reichelt.at/at/de/shop/produkt/strahlen-dosimeter_pce-rdm_5-373883?q=%2Fat%2Fde%2Fshop%2Fstrahlen-dosimeter-pce-rdm-5-pce-rdm-5-p373883.html

Was denkt ihr, wäre dieser Zähler für meine beschriebenen Anwendungen ausreichend?

Liebe Grüße aus Österreich,
santi :)

NoLi

Hallo und Willkommen!

Ob das Gerät deinen Anforderungen genügt, kann ich nicht beurteilen, auch nicht die Genauigkeit der Messungen; dazu wäre ein Vergleich mit einem Profi-Gerät notwendig. Vielleicht gibt es an der Uni diese Möglichkeit, ansonsten wäre für einen Vergleich ein Vorsprechen bei einer nuklearmedizinischen Einrichtung oder der Feuerwehr zu empfehlen.

Gruß
Norbert

DG0MG

Hallo Santi,
willkommen hier im Forum und viel Spaß!

Zitat von: santi am 14. Juni 2024, 16:46Was denkt ihr, wäre dieser Zähler für meine beschriebenen Anwendungen ausreichend?

Also meine Meinung ist: NEIN!
Ich hatte so ein Gerät: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,1436.0.html

Das Ding ist totaler Müll und für den Reicheltpreis braucht man es gleich gar nicht kaufen.

Zitat von: santi am 14. Juni 2024, 16:46So günstig wie möglich sollte das ganze natürlich auch sein. Deshalb bin ich auf dieses Modell gestoßen:

Wenn Du günstig willst, bekommst Du natürlich auch nichts Hochwertiges - ein Messgerät von dem man "Genauigkeit" erwartet, wird ein ganzes Stück mehr als 100 EUR kosten- schon allein, weil für "Genauigkeit" eine Energiekompensation nötig ist, die hat fast kein Consumergerät. Eigentlich würde ich Dir den RadiaCode-103 empfehlen, dort bekommst Du fürs Geld am meisten und hast auch die steilste Lernkurve. Außerdem HAT er eine Energiekompensation. Könnte aber sein, der sprengt schon den Preisrahmen eines Studenten. ;) Er ist aber nicht wirklich "teuer", sondern sein Geld wert. Teuer sind andere Geräte.
Da Du aber schon mit dem 100 EUR-Teil angefangen hast: Dieses hat ein recht kleines Zählrohr drin. Das heisst, es ist nicht sehr empfindlich. Vielleicht kannst Du mal ein Foto deines Opa' Geigerzähler zeigen, dann sieht man, was da für ein Zählrohr verbaut ist, evtl. ein besseres.

Ansonsten würde ich sagen: Lasse aus nostalgischen Gründen das Ding von Deinem Opa so, wie es ist und mache stattdessen folgendes:
Kaufe diesen, einen FS-600: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,1068.0.html


Er hat dasselbe (kleine) Zählrohr, wie das Reichelt-Gerät, aber die Elektronik ist ganz brauchbar (ordentliche Platine usw.).
Die originale Firmware ist dafür absolut grottig, aber es gibt eine alternative Firmware namens "RadPro", die ein wirklich brauchbares Gerät aus dem Ding macht (natürlich im Rahmen seiner Möglichkeiten). So sieht der Unterschied aus:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Also: FS-600 kaufen, auf RadPro umflashen und dann weiter schauen!
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Dsl71

Willkommen aus Graz, und ja, ich teile die Meinung vom Chef zu 100%.

RadPro

NoLi

Wenn es unbedingt die Preisklasse < 100 EURO sein soll, kann ich aus Erfahrung den BR9-B vorschlagen. Ich habe gerade meinen (ca. 4 Jahre alt) wieder frisch kalibriert, Abweichung vom Sollwert < 20 %.


(Quelle: ebay)

- Ticker für die Impulse (leise).
- Intermittierender Alarmton bei Schwellwertüberschreitung (0,5 µSv/h) (lauter).
- Dauerhafte numerische Messwertdarstellungen.
- Durchlaufende graphische momentane Messwertdarstellung über letzte 3 Minuten (hinter blauem Cursor).
- Helles Farbdisplay.
- Betrieb mit drei AA-Batterien oder AA-Akkus (meine haben 2.400 mAh).
- Akku laden in eingebauten Zustand mit Kontrollleuchte.
- Betrieb auch während dem Laden möglich.
- Passt satt in ein wasserdichtes Peli-MicroCase 1010 (Betrieb im Regen, etc.).
- Anzeige von momentaner Dosisleistung ("Ratemeter" "REAL"), Mittelwert über 7 Minuten ("AVG") und akkumulierte Dosis ("ACC").
- Nicht flüchtige Dosisspeicherung beim Ausschalten des Gerätes, manueller Dosisreset jederzeit möglich.
- ...

Norbert

santi

Vielen Dank für eure Antworten! Da hab ich mir ja bereits 100 Euro gespart, dass das Gerät von Reichelt in Wirklichkeit billige Chinaware ist, darauf wär ich nicht gekommen. Naja, nicht alles was gut aussieht, taugt auch wirklich zu was :)

Danke für eure Vorschläge, ich habe mir die Geräte alle angesehen, und bin beim RadiaCode hängengeblieben. Eigentlich wollte ich nicht so viel ausgeben, aber das Gerät macht einen wirklich soliden Eindruck. VorAllem die Möglichkeit, Spektrogramme aufzunehmen, wenn auch nicht in hoher Auflösung, finde ich in dieser Preisklasse faszinierend. Gibt es einen großen Unterschied zwischen RadiaCode 102 und 103? Ich würde zum 102er tendieren, da ich in den Specs keine wirklichen Unterschiede finde.

Zum Gerätvon meinem Opa: Das Zählrohr ist nicht direkt im Geigerzähler verbaut. Das  Kunststoffrohr, in dem das Zählrohr ist, ist ca 20cm lang.



Ich hätte mir eher gedacht, den Klinkenausganng als Schnittstelle zu einer externen Auswerteelektronik zu verwenden. Dann muss ich am Gerät selber nix ändern. Es genügt ja eigentlich, die Klicks zu zählen, oder?

Lg, santi

Dsl71

 Higher resolution, 103 is 8.2% +/- 0.4%, and the 102 is 9.5% +/- 0.4%

Ich komm mitm 102 aber gut zurecht, wie ist denn der Preisunterschied gerade?

Zu Opa, ja , klicks reichen (nennen wir CPS oder CPM, je nachdem wielange du sie zählst)

santi

Der 102 kostet aktuell 280 Euro, der 103 kostet 355 Euro. Also wenn der einziger Unterschied die Auflösung ist, zahlt sich der Aufpreis glaub ich nicht aus, oder? Der Kristall ist ja laut Hersteller derselbe für beide Modelle.

Dsl71

warte noch, was die anderen hier dazu sagen und dann einen von beiden kaufen.

Peter-1

Hallo Norbert,

ich lese gerade von dir:

kann ich aus Erfahrung den BR9-B vorschlagen. Ich habe gerade meinen (ca. 4 Jahre alt) wieder frisch kalibriert, Abweichung vom Sollwert < 20 %.

Ist das tatsächlich möglich und wie geht das bei dem Gerät?

Gruß
Peter
Gruß  Peter

Kermit

Zitat von: Peter-1 am 15. Juni 2024, 11:30Ist das tatsächlich möglich und wie geht das bei dem Gerät?

Nun, ich würde sagen, das nennt man "Crosskalibrierung".

Also den Vergleich einen geeichten oder kalibrierten Messsystems mit dem zu kalibrierendem Messgerät.

Mit dem zu kalibrierenden Gerät in einer vorgegebenen (immer gleichen, d.h. konstanten) Geometrie mit gleichen Abständen zur Strahlenquelle und mit gleichen Strahlenquellen messen. Die Messwerte dokumentieren, damit die Langzeitgenauigkeit erfasst werden kann, und dann mit einem kalibrierten bzw geeichtem Messgerät vergleichen.

Dafür gibt es diverse DIN, Richtlinien etc, je nach Anwendungsfall.

Es muss einem nur bewußt sein, das die Messergebnisse dann ausserhalb der kalibrierten Bedingungen mit höheren Fehlern behaftet sein können. Um das mal auf als Beispiel auf ein Schülerlineal umzusetzen, Messungen unter einen Milimeter und über 30cm mit dem Lineal haben u.U. einen höheren Fehler als Messungen innerhalb des Längenbereiches von 0-30cm ;) 

Im Forum wird das ja sehr ausführlich mit der Pottasche gemacht, vor allem weil für die Kaibrierung /Eichung übliche Cs-137 Quellen nicht so leicht zur Verfügung stehen.

In dem Zuge wäre es einmal eine Überlegung wert, wie man für Interessierte eine preiswerte und verfügbare, was auch einschließt Rechtskonforme Möglichkeit dafür schaffen könnte. Ich glaube, eine Foristin war mal in einem Uni-Labor und konnte dort ihre Geräte zumindest überprüfen.

Peter-1

Ok, dann habe ich "kalibrieren" falsch verstanden. Ich glaubte, dass es einen Regler (Hardware) oder per Software eine Möglichkeit gibt das Meßgerät an einen Standard anzupassen.

Mein Zählrohr mit dem 70031A habe ich ja an zig ODL-Sonden verglichen und dann per Software oder Rechnung angeglichen. So liege ich nun mit beinem Gerätchen bei ca. +/-5% im Bereich von 100 nSv/h.
Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.
Gruß  Peter

NoLi

Zitat von: Peter-1 am 15. Juni 2024, 11:30...
Ist das tatsächlich möglich und wie geht das bei dem Gerät?
...

Zitat von: Kermit am 15. Juni 2024, 12:35Nun, ich würde sagen, das nennt man "Crosskalibrierung".

Also den Vergleich einen geeichten oder kalibrierten Messsystems mit dem zu kalibrierendem Messgerät.
...

Genau.
Ich bevorzuge die radiologische Kalibrierung (im Gegensatz zur elektronischen mit Frequenzgenerator, welche nur die Impulsverarbeitung prüft, nicht aber das Zählrohr).

Die radiologische Kalibrierung kann man mit einer Gamma-Quelle (Prüfstrahler, Uranerz, thorierten Schweißelektroden) durchführen, sofern die Gamma-Dosisleistung in einem bestimmten Abstand bekannt ist, und dieser Wert (insbesondere bei Uranerz und Elektroden) mit mehreren (!) geeichten Dosisleistungsmessgeräten bestimmt wurde.
Thorierte Schweisselektroden (möglichst WT40 mit 4 % ThO2) sollten alt sein und sich im radiologischen Aktivitätsgleichgewicht mit den Tochternukliden befinden (also > 50 Jahre). Auch muß das Strahlenfeld eine bestimmte Ausdehnung haben und möglichst gleichförmig sein, damit Zählrohrgrößenunterschiede keinen (nennenswerten) Einfluß auf den DL-Anzeigewert haben (also das Strahlenfeld größer als das Zählrohr).

Die nächste Voraussetzung ist die Kenntnis der genauen Lage der Zählrohre in den eichfähigen Profi-Geräten (steht im Handbuch) sowie im Prüfling (nachschauen).
Bei auch betaempfindlichen Geräten muß unbedingt auch ein Betastrahlenabsorber verwendet werden, insbesondere bei der Überprüfung mit Uranerz!

Norbert

Peter-1

Dann bitte ich nun die Fachleute um eine Bewertung meiner Versuchsreihe mit sehr unterschiedlichen Standorten und DL-Werten der ODL-Sonden im Vergleich zu meinem Gerät mit  dem Zählrohr 70031A. Aufbau immer in dieser Art.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.
Gruß  Peter

NoLi

Da die Strahlenquelle "Boden" im Vergleich zur Sonde großflächig ist, sind deine Messergebnisse durchaus ok!
Die BfS-Sonden haben auch Toleranzen in der Genauigkeit...am besten wäre ein Vergleich deiner Sonde im Versuchs-Messfeld auf dem Schauinsland. Vielleicht spielt das BfS Freiburg mit, mal anfragen. Und der Schauinsland sowie die ganze Gegend sind in jedem Fall einen Ausflug wert.

Norbert