Gamma-ODL Referenzpunkte in Deutschland

Begonnen von opengeiger.de, 15. April 2023, 15:49

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

NoLi

Zitat von: Spalter am 14. August 2024, 07:48zur Frage warum der Washout bei Gewitter besonders hoch ausfallen kann.
Nach meinem laienhaften Verständnis über Meteorologie ist es doch so, dass vor Gewittern die warme bodennahe Luft in die Wolken gezogen wird und dort turbulent Eis und Wasser kondensiert, dass dann rasch als Regen oder Hagel wieder runter. Das ganze passiert in einer recht kurzen Zeitspanne in der noch viel der Radon-Folgeprodukte aus der Bodennahen Luftschicht vorhanden sind.
...
Bei einer Gewitterlage sinkt kurz vor dem Gewitterereignis der Luftdruck stark ab, was zum verstärkten Austritt von Bodenluft mit Radonanreicherung führt. Radon selbst ist auch wasserlöslich und wird folglich auch in Regentropfen angereichert ---> Starkregen = mehr Radon-222 drin.

Norbert

Radiohörer

...sieht ja "fast nach µ-Tschernobyl" aus, ist aber natürlichen Ursprungs ;)

Hatte Anfangs ja den Verdacht, dass event. in der Nähe bei den günstigen Umständen mal die Schornsteine durch geblasen wurden. Ähnlich wie ichs bei Kläranlagen schon bei Hochwasser gesehen habe :(

opengeiger.de

Zitat von: Radiohörer am 14. August 2024, 09:19...sieht ja "fast nach µ-Tschernobyl" aus, ist aber natürlichen Ursprungs ;)


Denk dran, die HWZ macht nen kleinen Unterschied! Quizfrage, wie sähe denn das ODL-Signal der Sonde bei einem µ-Tschernobyl Wölkchen aus, das sich abregnet?  ;)

Radiohörer

...deutlicher Peak bei 661 keV.
Deshalb ja in (), Vergleiche in diesen Fällen hinken immer etwas :(

NoLi

Zitat von: Radiohörer am 14. August 2024, 09:19...
Hatte Anfangs ja den Verdacht, dass event. in der Nähe bei den günstigen Umständen mal die Schornsteine durch geblasen wurden. Ähnlich wie ichs bei Kläranlagen schon bei Hochwasser gesehen habe :(
Hmm, welche typischen Schornsteine kämen denn in deiner Nähe in Frage?

Norbert

opengeiger.de

Zitat von: Radiohörer am 14. August 2024, 10:29...deutlicher Peak bei 661 keV.
Deshalb ja in (), Vergleiche in diesen Fällen hinken immer etwas :(

Zeigt die ODL-Sonde denn ein Spektrum an? Was haben wir denn entlang der x-Achse als physikalische Größe? Wie müsste man denn dann den Regen-"Peak" interpretieren? Wie unterscheiden sich dabei die Rn-Zerfallsprodukte von Cs137?

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 14. August 2024, 12:11...
Wie unterscheiden sich dabei die Rn-Zerfallsprodukte von Cs137?
Und zwar bei Messung mit einem Geiger-Müller-Zählrohr!

Norbert

Radiohörer

>> Quizfrage, wie sähe denn das ODL-Signal der Sonde bei einem µ-Tschernobyl Wölkchen aus, das sich abregnet?  ;)
> ...deutlicher Peak bei 661 keV.

...Lesen und Verstehen! --> Fehler! Setzen! 6
 :blush:

Spalter

Zitat von: NoLi am 14. August 2024, 09:05Bei einer Gewitterlage sinkt kurz vor dem Gewitterereignis der Luftdruck stark ab, was zum verstärkten Austritt von Bodenluft mit Radonanreicherung führt.

Interessanter Aspekt, der sicher auch zu dem Effekt beträgt, aber wie viel ?
Auf dieser Seite wird ein besonders hoher Druckunterschied von 8 hPa bei einem Gewitterereignis genannt:
https://osthessen-wetter.de/osthessen-wetter-lexikon-zusammenhang-wind-und-luftdruck/
Nehmen wir mal an wir hätten bis ein Meter tiefe einen durchlässigen Boden mit einem Porenanteil von 10% und wir hätten eine Druckminderung um die oben genannten 8 hPa, dass sind 0,8% vom normalem Luftdruck, also würden die obersten 8 mm der Porenluft aus dem Boden kommen und dann dürfen wir auch nur die 10% rechnen... (im verlinken Beispiel ist es beim Gewitter auch noch eine rasche Druckerhöhung nach langsamen fallen)

Da muss es noch einen anderen Mechanismus geben der das Radon aus dem Boden befördert.
Wie sieht es denn mit dem Wasserkreislauf im Boden aus? Mit dem Wasserdampf aus Verdunstung im Boden hätten wir doch einen steten gerichteten Volumenstrom, der vor allem bei Hitze hoch sein sollte.

Zitat von: Radiohörer am 14. August 2024, 10:29...deutlicher Peak bei 661 keV.
Deshalb ja in (), Vergleiche in diesen Fällen hinken immer etwas :(
[/quote

Zeigt die ODL-Sonde denn ein Spektrum an? Was haben wir denn entlang der x-Achse als physikalische Größe? Wie müsste man denn dann den Regen-"Peak" interpretieren? Wie unterscheiden sich dabei die Rn-Zerfallsprodukte von Cs137?

hätte nicht eine Deposition von Cs137 eine viel längere Abklingkurve an der GM-Sonde als bei den Rn-Töchtern zur Folge?

Viele Grüße, Spalter

opengeiger.de

Zitat von: Spalter am 14. August 2024, 21:47sich dabei die Rn-Zerfallsprodukte von Cs137?

hätte nicht eine Deposition von Cs137 eine viel längere Abklingkurve an der GM-Sonde als bei den Rn-Töchtern zur Folge?

Viele Grüße, Spalter

And the winner of the quiz i i i i s @Spalter !!!!!!
:yahoo:  :yahoo:  :yahoo:

Flipflop

Bei uns in Altdorf, keine Ahnung, es braucht vermutlich schon spezielle Verhältnisse dass sich die ODL verdoppelt, wie viel passiert dass im Jahr 2-3x? Wie viel braucht es wohl an Rn und Töchter dazu? Am einfachsten wäre ein Gammaspektrometer. Vermutlich könnte man diese aus dem Regenwasser Filtern oder sie haften direkt nach dem Regen auf dem Auto oder anderen Oberflächen an. Dazu gibt es ja ein paar Videos:

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,1973.0.html

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.


https://www.naz.ch/aktuell/zeitverlauf#ALT

opengeiger.de

Ab diesem Post:
https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=29743
gehört doch thematisch alles nachfolgende eigentlich in den Thread https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,87.0.html, zu den ODL-Sonden oder nicht? :unknw:

Ich denke selbst wenn die ODL-Sonden quasi auch Referenzpunkte sind, war dieser Thread eigentlich für Referenzpunkte gedacht, die keine Orte sind, an denen  ODL-Sonden stehen. Die Idee war, Referenzpunkte dort zu definieren, wo man höhere Werte bekommt, als an den Orten wo ODL-Sonden stehen. Meint ihr nicht dass das sinnvoll wäre?

Peter-1

Hallo Bernd,

schön und gut. Die ODL Sonden sind kalibriert und werden auch überwacht und getauscht, also sind diese Referenzen mit bestimmten Toleranzen versehen.
Ein frei festgelegter "Referenzpunkt" hat eine Toleranz von  :unknw:  und schwankt mit der Zeit um  :unknw:
Am Killesberg wurde mit einem kalibrierten Gerät gemessen, das ist ein erster Ansatz, aber zur Kontrolle sollte noch ein oder zweimal die Messung wiederholt werden damit man von einer Referenz sprechen kann und sich ein Bild von der Konstanz machen kann.
Auch möglich, dass ich das zu verkniffen sehe  ;)

Peter
Gruß  Peter

opengeiger.de

#163
Gamma-ODL Referenzpunkt Kornflaschen Friedeburgerhütte Gerbstedt

So, nun will ich den Kollegen der Community aus dem Nord-Osten der Republik mit einem schönen Referenzpunkt etwas ,,näherkommen". Ich habe nämlich eine sehr schöne Location in Sachsen-Anhalt gefunden und zwar im interessanten, traditionsreichen Mansfelder Land. Die Location erfüllt fast alle Kriterien, die ich einmal für einen Referenzpunkt definiert habe:
•    Touristisch attraktive Gegend
•    Gut erreichbar
•    Denkmalgeschützt
•    Nicht zu heftig in der Dosisleistung
•    Präzise beschreibbarer Ort

Touristisch attraktiv ist die Ecke auch für Muggles (hier also die Radiophoben) insbesondere wegen der Stadt Lutherstadt-Eisleben, dem Geburts- Wirkungs- und Sterbeort von Martin Luther. Es gibt dort gute Unterkunftsmöglichkeiten und einen herrlichen See (süßer See) mit Strandbad einem Strandhotel, sogar Surfen kann man dort (es hat wohl oft guten Wind). Man kann den See z.B. mit dem Fahrrad schön umrunden (ca. 40km von Eisleben aus), kommt dabei über die leichten Höhen im Norden mit fantastischer Aussicht und durch die kleinen Dörfer im Süden, welche sich einen gewissen DDR-Charme noch bewahrt haben inklusive vieler Dorfstraßen, die noch mit Kopfsteinpflaster gepflastert sind (kein normales natürlich  ;) ). Im Nordwesten kann man sich mit der historischen Bergbaukultur und Bergbau-Technik vertraut machen, es gibt dazu ein Museum in Hettstett, eine Museumsbahn usw. Und es gibt viele imposante ,,Flächendenkmale". Gemeint sind die riesigen Halden, die von der ,,goldenen" Zeit hier noch übriggeblieben sind und erstaunlicherweise auch unter Denkmalschutz stehen. Auf einige Halden führen Wanderwege und man hat dann auch wieder eine Super-Aussicht. Abgebaut wurde hier in erster Linie Kupfer, Silber, Blei und Kalisalz. Die ,,großen" Orte heißen Helfta, Wimmelburg, Helbra, Hettstett und Mansfeld. Hier wurden die berühmten Schlackesteine geboren, offiziell im Jahre 1795 von dem aus Gerbstedt stammenden Bergmann Müller, der in der naheliegenden Friedeberger Hütte arbeitete /1/. Der Hüttenbetrieb lehnte zwar die kommerzielle Fertigung nach dem Vorschlag von Bergmann Müller zunächst ab, ließ es aber zu, dass die Schlackesteine von den Bergleuten quasi als Nebenverdienst im privaten Bereich hergestellt und vertrieben wurden. Aus dieser Zeit stammen wohl auch die sogenannten Kornflaschen der Friedeburger Hütte: https://de.wikipedia.org/wiki/Kornflaschen_(Friedeburgerh%C3%BCtte)

Diese aus Schlackesteinen errichteten flaschenförmigen Speicher wurden in einen Hang gebaut dienten als Getreidespeicher. Der Durchmesser betrug etwa 5m, die Höhe etwa 9m. Im Laufe der Zeit wurden die meisten Kornflaschen zerstört, eine Kornflasche jedoch wurde bis 2015 mit viel Aufwand saniert und gesichert, eine zweite ist noch halbhoch erhalten. Diese Kornflaschen stehen heute unter Denkmalschutz und sind das Wahrzeichen des Ortsteils Gerbstedt-Friedeburgerhütte, ca. 20km nordöstlich von Lutherstadt-Eisleben. Auf Grund ihrer schönen Strahlungsgeometrie (nicht ganz 4*Pi) fast perfekt als Gamma-ODL-Referenzpunkt geeignet. 

Die Kornflaschen befinden sich auf einem sehr schönen eingezäunten Kinder-Spielplatz (!), dessen Tor ist jedoch jederzeit geöffnet. Am Tor steht eine Hinweistafel mit Details zu den Kornflaschen. Der Kinderspielplatz befindet sich zwischen den Häusern mit der Google Maps Adresse Schlenzetaler Str. 1 und Schlenzetaler Str. 3, 06347 Gerbstedt. Google Streetview zeigt ein schönes Foto der Anlage wenn man an diese Stelle ,,fährt" und den Blick nach Norden schwenkt. Ein Kriterium für einen guten Referenzpunkt ist hier allerdings nicht erfüllt, mit Öffis ist die Stelle schwer zu erreichen, man benötigt wenigstens ein Fahrrad, wenn man aus Lutherstadt-Eisleben kommt.

Der Zugang zur ersten vollsanierten Kornflasche mit Deckel und Stützmauern ist allerdings mit einem Gitter versperrt, sie wäre ideal gewesen. Die zweite noch halbhohe Kornflasche ist jedoch noch voll zugänglich nur etwas zugewachsen (Google Maps N51.62358, E11.68600). Die Höhe der Wandung mit Schlackesteinen beträgt aber mindestens noch 2m, so dass man in 1m Höhe über dem Boden noch nicht allzu viel Verlust bei der Messung einer Gamma-Ortsdosisleistung hat. Der Grundriss der zweiten Kornflasche war ursprünglich rund mit 5m Durchmesser. Da sie von vorne her hereingestürzt ist, fehlt also etwa ein Viertel des Durchmessers. Aus diesem Grund liegt das Maximum der Strahlungsintensität vermutlich nicht mehr in der Mitte. Deswegen habe ich den Referenzpunkt weg von der Mitte in Richtung des Hangs verschoben. Nach links und rechts aus Sicht der Öffnung liegt er in der Mitte mit 2.5m Abstand zu den Seitenwänden, nach vorne gegenüber der Öffnung beträgt der Abstand dagegen nur 2m.

In 1m Höhe an diesem Punkt habe ich die Gamma-Ortsdosisleistung mit dem Radiacode -101 und dem Inspector von SEintl zu 520nSv/h bestimmt. Beide Geräte waren sich dabei nach einer Viertelstunde ziemlich einig.

Hier eine schematische Darstellung der Lage des Referenzpunkt in der zweiten halb-hohen Kornflasche. Anbei noch einige Fotos von der Lokalität.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.


Noch einen Hinweis: man sollte ein Auge auf Tretminen haben, die etwas geschützte Lage und die runde Form der Kornflasche lädt möglicherweise nicht nur den Familienhund ein sich dort mal kurz zu ,,erleichtern", wie so oft bei Lost Places.

PS2: Ein wenig Werbung für die Gegend für Radiophile habe ich hier zusammengetragen: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=32368

/1/ Rudolf Mirsch; Zeugen der Produktions- und Sozialgeschichte im Mausfelder Land und Sangerhausen; https://www.bergbaumuseum.de/fileadmin/forschung/zeitschriften/der-anschnitt/2003/2003-03-05/anschnitt-3-5-rudolf-mirsch-zeugen-der-produktions-und-sozialgeschichte-im-mansfelder-land-und-sangerhausen.pdf