Radiumfarbe, Leuchtfarbe

Begonnen von DG0MG, 08. August 2019, 18:00

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Lennart

Zitat von: Oliver am 25. September 2023, 21:30https://youtu.be/S2ZgTZ3XOLE?si=oqHcVmIJ4eI6svS6

Dieses Flugzeuginstrument scheint eine sehr hohe Aktivität zu besitzen. In dem Video sieht die Leuchtfarbe ja sehr bräunlich aus. Schaut man jedoch nach Bildern des Instrumentes im Internet stellt man fest, dass bei einigen Exemplaren die Farbe ehr gelb ist. Weiß jemand, ob das Gerät auch ohne Radiumfarbe produziert wurde? Wie kann es sonst zu solchen Farbunterschieden bei dem gleichen Material kommen?

Die braune Farbe ist doch nur eine Art Patina, die im Laufe der Jahre entsteht und nicht immer identisch aussieht. Das ist nicht die ursprüngliche Farbe der Leuchtmasse.

Nebenbei bemerkt:

Die Messung der Dosisleistung bei offener Blende mit dem Radiascan-701 ist eine falsche Handhabung des Gerätes und auch der Anzeigewert des RadiaCode ist zu hoch, da kein Beta-Absorber verwandt wurde.

Die "Aktivität" beschreibt die Anzahl von Zerfällen pro Zeiteinheit (i.d.R. Sekunden) in einer radioaktiven Substanz und wurde in dem Video nicht ermittelt.

Oliver

Ja, eigentlich misst man für die DL nur Gamma. Auch bezieht sie sich bei den meisten Geräten auf Cs-137. Ich vermute aber mal, dass durch das Glas nicht viel Betastrahlung kommt. Deshalb kann man grob abschätzen, dass die Aktivität "nicht ganz niedrig" ist. Dies ist aber bei alten Flugzeuginstrumenten fast immer so. Die braune Verfärbungen entsteht denke ich durch die Strahlung. Deshalb wundert mich, dass man Fotos findet, wo die Farbe richtig grün ist und andere, wo sie fast ins schwarze geht.

Henri

Zitat von: Oliver am 25. September 2023, 22:02Deshalb wundert mich, dass man Fotos findet, wo die Farbe richtig grün ist und andere, wo sie fast ins schwarze geht.

Ich weiß nicht, ob Du schon mal ernsthafte Farb-Bildbearbeitung am PC mit einem Standard-Monitor versucht hast? Gerade bei Notebook-Displays ist der darstellbare Farbraum meist "extrem" verzerrt oder unvollständig. Dann wurde vielleicht das Foto nach der Aufnahme noch verändert, um den Erwartungen besser zu entsprechen.

Ich würde auf solche  farblichen Unerschiede auf Aufnahmen nicht viel geben. Selbst wenn das Gerät vor Dir liegt, macht es einen Unterschied, ob Du es im Tageslicht betrachtest oder unter einer Leuchtstoffröhre, bei der viele Linien im Farbspektrum einfach fehlen.

Das Alter spielt sicherlich auch eine Rolle, die Lagerung, und eventuell hat der Farbstoff mit Ausdünstungen aus der Mechanik reagiert. Vielleicht wurde für die Farben auch ein unterschiedlich strahlenempfindlicher oder alterungsbeständiger Binder verwendet.

Viele Grüße!

Henri

Petroman

Auf ein anderes Forum kam dieses Bild vorbei von ein regelbau Type 639 Bunker aufgegraben in Dänemark:
Hat mal einer von Euch so "etwas" gemessen?
Es gibt ja mehr Bunkeranlagen, Luftschutzräume, wo Leuchtfarbe benützt ist.

Grüssen aus Holland.

NoLi

Das sind ganz normale nachleuchtende phosphoreszierende Leuchtfarben ohne Radium. Die für den Raum benötigte Radiummenge wäre viel zu groß gewesen für den damaligen Radiumpreis.

Norbert

Henri

Zitat von: NoLi am 08. Oktober 2023, 18:42Das sind ganz normale nachleuchtende phosphoreszierende Leuchtfarben ohne Radium. Die für den Raum benötigte Radiummenge wäre viel zu groß gewesen für den damaligen Radiumpreis.

Norbert

:heat:

pangeiger

Moin,
heute beim Stöbern entdeckt: https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/leuchtzeiger-antik-vintage-uhrmacher-uhrzeiger-zeiger/2550980681-157-9223
Sv
Da kommt wohl einiges Strahlendes zusammen. Vergleichsweise habe ich heute mal meinen Wecker mit Radiumzeigern gemessen. 1cm hinter Glas = 0,25-0,3 µSv/h abzüglich Hintergrund: 0,06 µSv/h. Ich frage mich jetzt, wie stark diese Zeigersammlung wohl strahlt. Den Kollegen habe ich  im Übrigen auf sein strahlendes Erbe hingewiesen. Mal sehen, wie er reagiert. Aber vielleicht ist das Konvolut ja auch etwas von Euch.

VG
Peter

Henri

Zitat von: pangeiger am 18. November 2023, 14:28Moin,
heute beim Stöbern entdeckt: https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/leuchtzeiger-antik-vintage-uhrmacher-uhrzeiger-zeiger/2550980681-157-9223
Sv
Da kommt wohl einiges Strahlendes zusammen. Vergleichsweise habe ich heute mal meinen Wecker mit Radiumzeigern gemessen. 1cm hinter Glas = 0,25-0,3 µSv/h abzüglich Hintergrund: 0,06 µSv/h. Ich frage mich jetzt, wie stark diese Zeigersammlung wohl strahlt. Den Kollegen habe ich  im Übrigen auf sein strahlendes Erbe hingewiesen. Mal sehen, wie er reagiert. Aber vielleicht ist das Konvolut ja auch etwas von Euch.

VG
Peter

Oha, eine Altlast! Vermutlich ist ihm schwindlig geworden, als er die Gebühr für die Entsorgung gesehen hat (stammt ja aus einem Gewerbebetrieb). Und nun versucht er es über Kleinanzeigen, das Zeug loszuwerden!

Der Schrank, in dem das Zeug lagerte, strahlt jetzt sicherlich so schön wie das Arbeitszimmer von Frau Curie...

NoLi

Daher mein Rat: in jedem Fall die Finger davon lassen!!!

Norbert

Radiator

Zitat von: NoLi am 08. Oktober 2023, 18:42Das sind ganz normale nachleuchtende phosphoreszierende Leuchtfarben ohne Radium. Die für den Raum benötigte Radiummenge wäre viel zu groß gewesen für den damaligen Radiumpreis.

Es gibt irgendwo im hohen Norden einige sowjetische Bunker mit vollflächiger Plutonium(?)leuchtfarbe. Da leuchtet zwar nichts mehr, aber es strahlt und bröselt noch. Finde leider die Links nicht mehr, die ich mir vor einiger Zeit dazu angeschaut habe.

NoLi

Zitat von: Radiator am 19. November 2023, 15:30Es gibt irgendwo im hohen Norden einige sowjetische Bunker mit vollflächiger Plutonium(?)leuchtfarbe. Da leuchtet zwar nichts mehr, aber es strahlt und bröselt noch. Finde leider die Links nicht mehr, die ich mir vor einiger Zeit dazu angeschaut habe.
In der Sowjetunion wurden radioaktive Leuchtfarben auf Radiumbasis bis ca. Mitte der 1960er Jahre verwendet, danach nur nichtradioaktive phosphoreszierende Leuchtfarben mit Anregung durch Infrarot- oder UV-Licht. Nicht mal in deren (Kampf)Flugzeugen kamen nach dem Radium andere radioaktive Leuchtfarben zum Einsatz, dafür wurden zur Leuchtanregung der nichtradioaktiven Leuchtfarben z.B. im Cockpit kleine IR-/UV-Lämpchen verbaut. Leuchtfarben auf Plutoniumbasis wurden weltweit nirgends hergestellt.
Im westlichen Bündnisblock kamen im Militärischen und Zivilen ab ca. 1960 nach internationalen Abkommen ausschliesslich Tritium- und Pm-147-haltige Leuchtfarben zum Einsatz, im zivilen Bereich zwischen den Jahren 1957 bis 1962 in der Schweiz und Frankreich teilweise in vergleichsweise geringer Anzahl aber auch Sr-90 haltige Leuchtfarben. Auch hier gab es nie plutoniumhaltige Leuchtfarben.

Norbert

wrdmstr inc.

Ja das waren die dinger hier:

https://images.app.goo.gl/gDxz5WZwFjoTaWvJ9

:D

Im Bunker Falkenhagen gibts auf der Maschinenebene einen aktiven 2m langen Durchgang, leuchtet nicht mehr aber Raysid schlug beim durchgehen an, das Spektrum war kein Radium  :unknw:

DL8BCN


Kermit

Zitat von: DL8BCN am 20. November 2023, 12:11Tritium?

Das wage ich zu bezweifeln, denn Tritium "ungeschützt" einfach so mit Leuchtfarbe mischen geht zwar, dann ist das Tritium aber sehr schnell wegdiffundiert  ;)
Wasserstoff diffundiert sogar durch Metalle recht fix, daher sind die Tritium-"Lichter" häufig mit Glas gekapselt.

Als "Flächenbeleuchtung" für Notbeleuchtungen gibt es das zwar, es gibt auch Tritium-Kartenleuchten im militärischen Bereich, aber man kommt hier schnell in einen Aktivitätsbereich, in dem die Tritiumaktivität nicht mehr unter der Freigrenze liegt.

hier ein link dazu aus NL, allerdings habe ich keine Aktivitätsangabe gefunden... ;)

https://vluchtwegaanduidingen.nl/de/notfallbeleuchtung/ 

Monos

Habe hier auch eine "Jorina" Armbanduhr (Erbstück) aus den späten 60ern oder frühen 70ern, die mein GMC-300 beim Dranhalten mit einem deutlichen Anstieg der Clicks quittiert, von 15-25 geht es rauf auf bis zu 160.

Allerdings nur auf der Oberseite, mit der Unterseite zum Zählrohr tut sich praktisch nichts, und bei einer Handbreit Abstand auch oberhalb kaum noch was.

Von früher her (80er?) meine ich mich daran zu erinnern, daß die Zeiger sowie die Punkte an den 12Ziffernpositionen im Dunkeln grünlich geleuchtet haben, und das nicht zu knapp.