Prenzlauer Berg verliert Strahlkraft

Begonnen von pangeiger, 15. Juli 2019, 16:33

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

DG0MG

Wenn das LKA ebenfalls zu diesem Schluss gekommen wäre, dann hätte man das postwendend an die Presse gegeben, um die DDR zu verunglimpfen, wie das heute so üblich ist. Hat man aber nicht.
"Wolke" ist - aus technischer Sicht - gut dokumentiert. Ich muss nochmal nachlesen, aber Cs-137 war bei den Markierungsmitteln nicht dabei, das war vorwiegend Zeug mit kürzeren HWZ.

Wenn man aber schon für einen unerklärlichen Vorgang Geheimdienste als Erklärung bemüht: Berlin war voll davon, aus allen Staaten.
Und ist es natürlich auch immer noch.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Hier ein Bericht der Schweizer SUVA über Unfälle mit Strahlenquellen:

http://www.sohf.ch/Themes/Rx/2869_21_D.pdf

Eine der auf Seite 14, Abb.7, gezeigten Strahlenquellen sieht der in Berlin aufgefundenen sehr ähnlich.

Norbert

DG0MG

Wenn man mal bei "Materialprüfung" und der von der Presse aufgegriffenen "Prüfung von Rohren" bleibt: Es handelt sich dabei ja wohl um die Prüfung der Schweißnähte. Wie verbreitet ist eigentlich das Prüfen von Schweissstellen mittels Röntgen oder Isotopen oder Ultraschall? Dabei denke ich nicht an eine Nordseepipeline oder einen Reaktor für die Chemieindustrie, sondern vllt. an eine in der Straße liegende Fernwärmeleitung. Sowas wird doch geschweisst und gut? Oder?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Sehr verbreitet.
Schweissnähte der Fernwärmeleitungen und vor allem Gasleitungen werden immer durchstrahlt, um einen Nachweis der Qualitätskontrolle zu haben. Schliesslich geht es hier u.a. auch um Haftungsfragen im Fall der Fälle.
Auf Grund der benötigten Molche und Molchgrößen wird Ultraschall hauptsächlich bei Verschleissmessungen von Pipelines mit größerem Durchmesser und langen Wegstrecken bevorzugt eingesetzt; bei kommunalen Leitungsnetzen mit ihren vielen T- und Y-Verteilerstücken ist die Durchstrahlung vorteilhafter.

Norbert

DG0MG

Wie wird das heutzutage gemacht? Immer noch ein Film außenrum gelegt und den Strahler ins Rohr geschoben?

Ich wundere mich, dass wir bisher noch nicht intensiver über diese Anwendung gestolpert sind.
Kann das daran liegen, dass die Verwendung von Röntgen ggü. Isotopen stark überwiegt?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: DG0MG am 27. März 2021, 08:20
Wie wird das heutzutage gemacht? Immer noch ein Film außenrum gelegt und den Strahler ins Rohr geschoben?

Ich wundere mich, dass wir bisher noch nicht intensiver über diese Anwendung gestolpert sind.
Kann das daran liegen, dass die Verwendung von Röntgen ggü. Isotopen stark überwiegt?

Das "Film außen rum und Strahler ins Rohr" ist eine Methode, wenn eine Öffnung für die Strahlereinführung vorhanden ist. Ansonsten Film um Teilschweißnaht und Strahler vis a vis.

Für dünne bis "normalwandige" Rohre benutzt man heutzutage hauptsächlich Ir-192 und Se-75, für dicke Rohre Co-60 und Cs-137. Oder bei großen Röhrendurchmessern und/oder mit dickerer Wandung die Röntgenröhre, weil die "mehr Dampf hat".

Norbert

SAL-87

Zitat von: DG0MG am 27. März 2021, 08:20
Wie wird das heutzutage gemacht? Immer noch ein Film außenrum gelegt und den Strahler ins Rohr geschoben?

Ich wundere mich, dass wir bisher noch nicht intensiver über diese Anwendung gestolpert sind.
Kann das daran liegen, dass die Verwendung von Röntgen ggü. Isotopen stark überwiegt?


Mittlerweile gibt es auch Systeme zur Radiographie in Echtzeit. Die Schweißnaht kann sofort am Laptop begutachtet werden und der Scan wird zur Dokumentation abgespeichert.

Unter RTR ( real time radiography ) findet man hierzu ein paar schöne Videos auf YouTube.


Henri


Zitat von: DG0MG am 27. März 2021, 08:20

Mittlerweile gibt es auch Systeme zur Radiographie in Echtzeit. Die Schweißnaht kann sofort am Laptop begutachtet werden und der Scan wird zur Dokumentation abgespeichert.

Unter RTR ( real time radiography ) findet man hierzu ein paar schöne Videos auf YouTube.


Hmmm... ALARA haben die aber nicht so gut umgesetzt. Der Truck parkt nur 7m weiter, und während eine Naht gescannt wird, bereitet man schon die nächste vor - warum nicht die übernächste oder über-übernächst, um nicht direkt daneben zu stehen? Wenn man jeden Tag 150 Schweißnähte prüft, sollte sich da übers Jahr einiges an (unnötiger) Dosis ansammeln.

Interessant finde ich, dass der Crawler batteriebetrieben läuft. Wie steuert man den dann (WLAN-Empfang hat man im Rohr sicherlich nicht)? Und was macht man, wenn das Ding mal stecken beibt?

SAL-87

Zitat von: Henri am 28. März 2021, 11:50

Hmmm... ALARA haben die aber nicht so gut umgesetzt. Der Truck parkt nur 7m weiter, und während eine Naht gescannt wird, bereitet man schon die nächste vor - warum nicht die übernächste oder über-übernächst, um nicht direkt daneben zu stehen? Wenn man jeden Tag 150 Schweißnähte prüft, sollte sich da übers Jahr einiges an (unnötiger) Dosis ansammeln.

Interessant finde ich, dass der Crawler batteriebetrieben läuft. Wie steuert man den dann (WLAN-Empfang hat man im Rohr sicherlich nicht)? Und was macht man, wenn das Ding mal stecken beibt?

Amis  ;D auf dem RTR Scanner befinden sich wohl keine 20 Warnaufkleber, dass man beim Betrieb Abstand halten soll.  ;D

Die Röntgenstrahlung wird aber sicherlich auch stark gebündelt und das Modul mit der Röntgenröhre abgeschirmt sein.

Den Crawler sieht man hier:


Bei recht starkem Neigungswinkel der Rohrleitung wird bestimmt ein Sicherungsseil eingesetzt. Durch den geringen Durchmesser ist ein Steckenbleiben eigentlich ausgeschlossen.
Die Steuerung wird wahrscheinlich über ein separates Handgerät per Funk erfolgen.

Henri

Zitat von: SAL-87 am 28. März 2021, 12:58

Bei recht starkem Neigungswinkel der Rohrleitung wird bestimmt ein Sicherungsseil eingesetzt. Durch den geringen Durchmesser ist ein Steckenbleiben eigentlich ausgeschlossen.
Die Steuerung wird wahrscheinlich über ein separates Handgerät per Funk erfolgen.

Das ist ja ein riesenlanges Teil!

Funk wird halt nicht funktionieren im Rohr, und wenn man eh ein Sicherungsseil benutzt, kann man doch auch gleich Kommunikation und Stromversorgung darüber machen. Oder vielleicht geht Funk doch, wie beim Hohlleiter für die Mikrowellen?

Steckenbleiben wird der nicht, aber es kann ja mal ein Defekt auftreten. Und das Rohr dann hochkant stellen und solange schütteln, bis er unten rausfällt, geht ja wohl kaum... Aber vielleicht haben sie ja eine Art "Abschlepp-Crawler" für so was  8)

DG0MG

Zitat von: DG0MG am 25. März 2021, 22:51
Eiii! Der erste Link ist interessant, das kannte ich noch nicht.
Hier nochmal Direktlinks zu den 3 Artikeln:

Das, was der Blogbetreiber Frank damals geschrieben hat, ist löblicherweise immer noch da - das ist nicht ganz selbstverständlich heutzutage. Allerdings standen unter den 3 Artikeln auch Kommentare, die nicht mehr aufrufbar sind (vielleicht ist die DSGVO der Grund, dass sie ausgeblendet wurden).

Dank archive.org kann man aber die Kommentare trotzdem noch lesen, z.B. schreibt ein Kommentator, dass die Anwohner in Fakeschreiben zu einem "Strahlentest" aufgefordert wurden. Ein weiterer Kommentar meint, anstelle der provisorischen Bleibausteine hätte man auch ein wasssergefülltes Kinderbassin hinstellen können (Kann ich aus eigenem Experimentieren sagen: Nein, das wär nicht besser gewesen!):

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Hier gibts noch einen Bericht der Bergung am Montagabend in der "Berliner Umschau":
https://web.archive.org/web/20101018091804/http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=10082010ArtikelBBMuellermertens1

Es wurde über der "Stelle" vom THW ein Zelt aufgebaut und um 20:05 Uhr begann man zu arbeiten - es ist von "Bohrung" die Rede, ich denke aber anhand der "Hinterher"-Bilder, es war ein Pickhammer mit Meißel. Keine Viertelstunde später ist das Teilchen aus der Straße "raus".

Das ist insofern interessant, dass ich bisher immer dachte, das Problem sei schon im Laufe des Montags tagsüber gelöst worden. Da hat man sich mit einer Entscheidung, wie zu verfahren sei, doch noch ganz schön Zeit gelassen. Vielleicht war es auch schwierig, überhaupt jemand zu finden, der mit einem Pickhammer neben 500 MBq Cs-137 rummeißelt? Sofort "Ja" würde ich da auch nicht sagen. Auch der Grund, warum man überhaupt die Meißel-Lösung gewählt hat, würde mich interessieren. Man hätte ja auch mit einer Kernbohrmaschine mit 30-Zentimeter-Krone einen Zylinder aus dem Straßenbelag rausbohren können. Da man durch die Messungen schon wusste, dass es sich um einen sehr kleinen Strahler nahe unter der Oberfläche handelt, hätte das doch sogar die weniger risikoreiche Lösung sein können?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!