"Immerdabei"-Dosisleistungswarner

Begonnen von DG0MG, 28. Dezember 2024, 21:36

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DG0MG

Ich habe gerade das Video über den Strahlenunfall in Bolivien angeschaut: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=34041

Und da fällt mir auf, dass eigentlich in der Kaufberatung noch nie jemand ein Gerät gesucht hat, das ihn vor einem solchen Szenario schützt. Mit einem Atombombenfall rechnen ganz viele: Prepper bereiten sich mit Messgeräten darauf vor, zu prüfen, wo sie dann noch langlaufen können. Aber unabgeschirmte xx TBq Ir-192 im Reisebus kommen häufiger vor, als Atombomben.

"Bolivien, ist doch weit weg, passiert hier nicht" könnte man sagen. Mein Leben würde ich darauf nicht verwetten, siehe Australien.

Und man könnte auch sagen: "DAVOR schützt doch JEDES, noch so billige China-Gerät!" (sofern es wenigstens ein Zählrohr drin hat  ;) ). Ja, das stimmt, aber man muss es im Fall der Fälle eingeschaltet DABEI haben, also quasi immer und ständig. Wie das Portmonee und den Autoschlüssel. Wer hat das schon.

Da fallen RadiaCode und RAYSID auf Grund der Batterielaufzeiten auch aus.
Der Radiation-Pager geht, ist aber zu groß und wahrscheinlich auch *ZU* empfindlich.
Der NUKAlert geht in die richtige Richtung, 1 mSv/h ist aber schon wieder ganz schön unempfindlich.
Es bleibt noch der RADTUS R103, den man aber nicht kaufen kann.

Das Beste wäre, einen solchen Detektor im Handy eingebaut zu haben. In jedem.
Ich fürchte aber, das werden wir nicht mehr erleben.

Deshalb:
Ich wünsche mir einen "Taschenschreier" (Dosisleistungswarner) für den Schlüsselbund, Knopfzellenbetrieben, Batterielaufzeit min. 1 Jahr. Keine Bedienelemente, auch kein Schnickschnack wie Bluetooth.
Regendicht.
Nur ein lauter Piezo und eine LED.
Ansprechschwelle SBM-21-like, 10..20..50 µSv/h? Soll es schreien, wenn eine Tc-99m-behandelte Person in der U-Bahn neben einem sitzt?
Allerdings sollte es wenigstens "handelsübliches Röntgen" (Zahnarzt usw.) erkennen und dabei schweigen.

Halte ich mit Hobbymitteln ("Maker") für machbar.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

silfox

In 2013 endete ein Projekt zur Integration kommerziell erhältlichen Silizium-PIN-Dioden in  Konsumerprodukte. Die Ergebnisse können wie folgt zusammengefasst werden:
Flächendeckend betriebene Messnetze zur Überwachung der Umweltradioaktivität sollen ergänzt werden durch eine frühzeitige Erkennung lokal erhöhter Strahlungsfelder kleinräumiger Ausprägung wie z.B. im urbanen Bereich. Im Rahmen des Projekts wurden Anforderungen und Realisierungsvorschläge miniaturisierter ,,low-cost" Prototypen zur Detektion von Röntgen- und Gammastrahlung untersucht mit dem Ziel der Integration in Smartphones und GPS-Navigationsgeräte. Es konnte der Nachweise erbracht werden, dass Teilchendetektoren basierend auf kommerziell erhältlichen Silizium-PIN-Dioden grundsätzlich für die genannte Anwendung geeignet sind. Im Rahmen einer Marktbefragung hat sich jedoch bezüglich der Integration der Schaltung in Geräte der mobilen Kommunikationselektronik gezeigt, dass das Interesse der Firmen von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen dominiert wird. Keine der befragten Firmen bekundete Interesse, den Strahlungsdetektor in ein Konsumerprodukt zu integrieren.

Petroman

Zitat von: DG0MG am 28. Dezember 2024, 21:36Da fallen RadiaCode und RAYSID auf Grund der Batterielaufzeiten auch aus.
.....
Das Beste wäre, einen solchen Detektor im Handy eingebaut zu haben. In jedem.

Das verstehe ich nicht. Ich schätze das ein Radiacode und Raysid länger im betrieb bleiben dann ein normaler Handy.
Es sei man benützt der Handy nur zum messen und nicht als Handy.
Grüssen aus Holland.

NoLi

Es gab kurz nach Fukushima 2011 in Japan einige Projekte dieser Art, z.B.

https://www.wired.com/2012/05/softbank-unveils-worlds-first-phone-with-radiation-detection/

https://inhabitat.com/softbanks-pantone-5-107sh-is-the-worlds-first-smartphone-with-a-built-in-radiation-detector/

https://www.wsj.com/articles/BL-JRTB-12156



oder mit aufsteckbaren Zusatzgeräten, z.B.

https://phys.org/news/2011-11-firm-iphone-geiger-counter-japanese.html

https://newatlas.com/pocket-geiger-counter/21670/

Leider waren das nur "technische Eintagsfliegen" und hatten sich nirgends durchsetzen können, nicht mal in Japan. Übrig geblieben sind eigentlich nur die koreanischen Aufstecksonden von FTLab SMART GEIGER und SMART GEIGER PRO.
Ich denke, gerade das SAFECAST-Projekt hat in Japan diesen Smartphone-Ansätze einen deutlichen Todesstoss versetzt.

Norbert

NoLi

Zitat von: Petroman am 29. Dezember 2024, 13:56Das verstehe ich nicht. Ich schätze das ein Radiacode und Raysid länger im betrieb bleiben dann ein normaler Handy.
Es sei man benützt der Handy nur zum messen und nicht als Handy.
Das Handy bzw. Smartphone sollte ja dann nicht ausschliesslich als Messgerät umgeschaltet werden müssen, sondern im normalen Betriebszustand ständig im Hintergrund den Strahlungspegel überwachen und bei Überschreitung einer gewählten Schwelle Hinweis darauf geben.

Norbert

Petroman

Zitat von: NoLi am 29. Dezember 2024, 14:07
Zitat von: Petroman am 29. Dezember 2024, 13:56Das verstehe ich nicht. Ich schätze das ein Radiacode und Raysid länger im betrieb bleiben dann ein normaler Handy.
Es sei man benützt der Handy nur zum messen und nicht als Handy.
Das Handy bzw. Smartphone sollte ja dann nicht ausschliesslich als Messgerät umgeschaltet werden müssen, sondern im normalen Betriebszustand ständig im Hintergrund den Strahlungspegel überwachen und bei Überschreitung einer gewählten Schwelle Hinweis darauf geben.
Norbert
Gerade das meine ich auch: dann geht der Batterie vom Handy doch nicht länger durch als bei die beide genannter Apparaten?
Grüssen aus Holland.

NoLi

Zitat von: Petroman am 29. Dezember 2024, 14:34Gerade das meine ich auch: dann geht der Batterie vom Handy doch nicht länger durch als bei die beide genannter Apparaten?
Also ich pflege mein Smartphone so gut wie nie auszuschalten, es ist Tag und Nacht in Betrieb und wird alle 2 bis 3 Tage bei einer Akku-Kapazität von ca. 40 - 50 % aufgeladen.
Ich glaube nicht, dass das zusätzliche Vorhandensein einer PIN-Diode zur Strahlungsüberwachung sowie die dazugehörige Software soviel Strom verbrauchen würde, dass ein Smartphone damit eine drastische Reduktion der Akku-Kapazität erfahren würde.

Norbert

Petroman

Google is watching us:
https://www.gammaspectacular.com/blue/gamma-spectroscopy/radiation-detectors-and-dosimeters/atom-swift


@NoLi, es geht nicht um wie lange dein handy es aushaltet. Frage ist ob der radiacode/raysid ebenso lange aushalt.
Grüssen aus Holland.

DG0MG

@NoLi hat meine Gedanken schon richtig verstanden. Es geht um "Fire-and-forget" für das zu Beginn angesprochene Problem. Geräte, deren Akkus nur 10 Tage oder noch weniger halten, sind in diesem Szenario völlig. untauglich, da man sie ja ständig (ZUSÄTZLICH zum Handy) auf leeren Akku kontrollieren, bei Bedarf aufladen und auch noch ZUSÄTZLICH mitnehmen muss.
Wäre es im Handy integriert, dann fiele das weg, man steckts ja sowieso ein und läd es sowieso auf. Der Stromverbrauch des Zusatzfeatures würde kaum ins Gewicht fallen.

Zitat von: Petroman am 29. Dezember 2024, 17:28https://www.gammaspectacular.com/blue/gamma-spectroscopy/radiation-detectors-and-dosimeters/atom-swift
Ja!
das kommt der Sache schon sehr nahe!
Haben wir sogar einen Thread dazu: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,2240.0.html  ;D und der Konstrukteur @Madmax ist sogar hier angemeldet. Den ATOM SWIFT hatte ich nicht mehr auf dem Schirm - schön, dass wir drüber gesprochen haben. Mit max. 6 Monaten Betrieb aus einer CR2032 kommt das zumindest in die Größenordnung der Vorgabe.
Kann eigentlich viel mehr, als man braucht, ist empfindlicher als nötig. Aber wenn nur einer in diesem Bus so ein Ding am Schlüsselbund gehabt hätte - wäre der Strahler womöglich eher bemerkt worden.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL8BCN

Moin in die Runde.
Also ich finde den RadiaCode klein genug, um ihn immer dabei zu haben.
Einzig die Akkulaufzeit könnte ein Problem sein, wie hier schon angemerkt wurde.
Wobei ich die Nutzungsdauer mit einer Aufladung (10 Tage?) schon ganz ordentlich finde.
Was hindert mich daran das Teil wöchentlich zu laden?
Höchstens die Vergesslichkeit.
Natürlich ist es schöner eine Laufzeit von einem Jahr oder länger zu haben, aber schließlich lädt jeder sein Smartphone fast täglich auf und das ist grundsätzlich kein Problem.
Für den Sommer habe ich auch einen leistungsfähigen USB-Solarlader (18W) da kann man schön im Garten aufladen, wenn die Sonne scheint.


NoLi

Aber ich habe dann immer noch zwei Geräte dabei, wobei es bei Integration im Smartphone nur ein Gerät wäre, dass ich sowieso täglich dabei habe.
Öffnet sich die App des RadiaCode automatisch, wenn die Messwerte im Normalbetriebszustand des Smartphones einen bestimmten Schwellenwert überschreiten?

Norbert

DG0MG

Zitat von: NoLi am 30. Dezember 2024, 10:12Öffnet sich die App des RadiaCode automatisch, wenn die Messwerte im Normalbetriebszustand des Smartphones einen bestimmten Schwellenwert überschreiten?

Diese Frage stellt sich eigentlich gar nicht, denn sowohl RAYSID wie auch RadiaCode alarmieren - richtig eingestellt - von sich aus auch akustisch, optisch und haptisch, wenn das Handy gar nicht beteiligt ist. ich zweifele auch nicht daran, dass es ein paar Leute gibt, die ihren RadiaCode oder RAYSID IMMER und ÜBERALL dabei haben. Da gehört aber schon eine gehörige Portion Selbstdisziplin dazu, finde ich.

Das Thema handelt aber von der Idee eines dedizierten "Immer-dabei"-Gerätes, das ausschließlich vor gefährlichen Strahlungsleveln warnt. Je mehr es davon gäbe, desto besser für alle.

btw wäre auch etwas wie die Polimaster РМ1208М Armbanduhr eine Lösung des Problems (wegen "immer dabei").
https://www.soviet-power.com/original-limited-version-cig-rm1208-armbanduhr-polimaster-armbanduhr-html
Aber das Konzept bedarf mal einer unauffälligeren Überarbeitung. Das dachte sich wohl auch PM, die Uhr wird seit 2018 nicht mehr produziert.
Da aber heutzutage viele Leute darauf getrimmt sind, ihre mit allerlei Schnickschnack ausgestattete Armbanduhr (Smartwatch) ziemlich regelmäßig zu laden, könnte auch das eine Idee sein! Smartwatch mit Taschenschreier! Einen Platz für eine winzige PIN-Diode wird sich für den Konstrukteur doch finden?


"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Petroman

Der Idee das die Hersteller ihre Produktion anpassen kannst du vergessen.
Immer noch passt der Anschluss von Apple nicht auf ein Samsung und wie schwierig ist das an zu passen?

Der Immerdabei, Taschenschreier braucht immer Selbstdisziplin.
Nixs geht einer Monat ohne Batteriewechsel messen, 24/7.

Ich habe auch nicht immer meine Schlüssel im Tasche oder Handy dabei.
Eine Zwischenlöschung wäre ein Handytasche (oder wie nennt sich das ding) was jeder selber 3D drucken (lassen) kann.
Ein flacher Platine mit Kristall, Bluetooth und drahtlos lade Einrichtung, integriert in der Handy "Rückplatte" ist ein Option.
Oder ein Entwurf das sich im USB Anschluss der Handy platzieren lässt. Wie ein IR-Kamera.

Aber wie du schon erwähnst @DG0MG : wenn ich irgendwo hin gehe dann geht der RC im Hosentasche. Am Abend guck ich dann wo ich was gemessen habe.
Grüssen aus Holland.

Floppyk

Die Frage wäre, warum nimmt man als EDC nicht einfach den Radiacode 102, denn er kann ja alarmieren und dessen Akku hat auch eine längere Betriebszeit. Zudem ist er schön klein und er kann auch mehr. Solange ein dezidierter und spezieller "Taschenschreier" nicht erheblich preisgünstiger ist, macht er kaum einen Sinn.
Der RC 102 kostet rund 340 €, hat aber großen Zusatznutzen. Ein simpler Taschenschreier müsste schon deutlich unter 100 € liegen, um gegenüber einen RC sinnvoll zu sein.