Berthold RATO/B

Begonnen von DL3HRT, 08. September 2018, 19:55

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

DL3HRT

Eigentlich brauche ich keine weiteren Geigerzähler. Als ich aber vor kurzem bei Ebay über eine Auktion stolperte, in welcher ein alter RATO/B angeboten wurde, konnte ich als bekennender Liebhaber des Gerätedesigns der 1950er und 1960er Jahre nicht wiederstehen. Zudem stimmte auch der Preis und das Gerät schien auf den Fotos in ordentlichem Zustand zu sein.

Als ich das Paket öffnete, wurden meine Erwartungen mehr als übertroffen. Der RATO/B steckte in einer Ledertasche mit eingeprägtem Herstellernamen (Labor Prof. Dr. Berthold - Wildbad, Schwarzwald), der man das Alter überhaupt nicht ansah. Auch das Gerät war optisch in einwandfreiem Zustand. Anscheinend hatte der Geigerzähler die letzten 55 Jahre staubgeschützt und unbenutzt in einem Schrank verbracht.

Das Gerät ist volltransistorisiert mit drei Germanium-Transistoren. Ein Transistor übernimmt die Hochspannungserzeugung und zwei Transistoren dienen zur Impulsauswertung und Ansteuerung des 270°-Zeigerinstruments. Ja richtig, ein 270° Zeigerinstrument! Wann findet man so etwas schon einmal. Zeigerinstrument, Instrumentenblende und auch der Auswahlschalter entsprechen dem Design der 1960er Jahre.

Das Zeigerinstrument gibt auch einen genaueren Hinweis auf das Herstellungsdatum des Geräts, da es auf der Rückseite mit 1962 gestempelt ist. Der RATO/B wurde vermutlich zwischen 1962 und 1965 hergestellt.

Als Detektor kommt ein Valvo-Fensterzählrohr vom Typ 18504 zum Einsatz. Durch sein Glimmerfenster ist es in der Lage, auch niedrigenergetische Betastrahlung zu registrieren. Das Zählrohrfenster befindet sich seitlich oben an der linken Seite des Geräts und kann mit einem Schieber zur Abschirmung von Betastrahlung verschlossen werden. Das Gerät verfügt über zwei Messbereiche mit einem Endausschlag von 5mR/h (50µSv/h) im empfindlichen Messbereich bzw. 100mR/h (1mSv/h) im unempfindlichen Messbereich.

Auf der rechten Seite des Geräts gibt es eine Buchse zum Anschluss einer externen Gammasonde, mit der nochmals empfindlicher gemessen werden kann. Leider sind über diese Sonde keine Informationen zu finden.

Zusätzlich gibt es eine Schalterstellung "K" zur Kontrolle der Batteriespannung. Als Batterie kommt eine Monozelle zum Einsatz. Aus deren 1.5V werden ca. 500V für das Zählrohr sowie 8V zur Versorgung der Elektronik generiert. Das schlägt sich in einer relativ hohen Stromaufnahme von 115mA nieder.

Beim ersten Einschalten passierte erst einmal gar nichts. Nur in Schalterstellung "K" (Batteriekontrolle) wurde etwas angezeigt. Es folgte eine Fehlersuche mit Multimeter und Oszillograph die zeigte, dass die Hochspannungserzeugung funktionierte und auch vom Zählrohr Impulse kamen. Als Fehlerursache konnten dann letztlich (wie so oft) die Elektrolytkondensatoren ausgemacht werden. Nach dem Auswechseln aller vier verbauten Elkos funktioniert das Gerät wieder einwandfrei :).

Jeder Zählrohrimpuls treibt den Zeiger ein kleines Stück nach oben. Danach sinkt der Zeiger allmählich nach unten ab.

Fazit: Ein tolles Stück Geigerzählergeschichte von einer bekannten Firma und einfach nur schön.




DL3HRT

Bei solch alten Geräten muss man immer damit rechnen, dass sie nicht mehr richtig funktionieren. Meist lässt sich die Ursache aber einfach beseitigen. Häufig sind eingetrocknete Elektrolytkondensatoren die Übeltäter.

Zur Fehlersuche muss man das Gerät öffnen und die Elektronikbaugruppe herausnehmen. Dazu geht man wie folgt vor:

       
  • Schieber vor dem Zählrohr schließen, damit diesem nichts passieren kann
  • Batteriefach öffnen und Batterie entnehmen
  • Die beiden Schrauben an der rechten Gehäuseseite entfernen und Deckel abnehmen
  • Wahlknopf abschrauben
  • Die beiden Schrauben der Instrumentenblende entfernen
Nun lässt sich die komplette Baugruppe nach links aus dem Gehäuse herausschieben.

In einem ersten Schritt wird überprüft, ob die Hochspannungserzeugung funktioniert. Das Gerät wird dazu an ein Labornetzteil angeschlossen. Die Spannung wird auf 3V eingestellt und die Strombegrenzung auf ca. 200..300mA. Der Pluspol kommt an den erhabenen Batteriekontakt (roter Draht) und der Minuspol wird mit dem Gehäusekontakt (blauer Draht) verbunden.

Nach dem Anlegen der 3V Versorgungsspannung wird der Wahlschalter auf einen der beiden Messbereiche eingestellt. Die Stromaufnahme betrug bei meinem Gerät 115mA. Das ist ein guter Anhaltspunkt.

Das letzte Foto zeigt die Messpunkte zur Überprüfung der Hochspannung. Die Hochspannungsquelle ist niederohmig genug, dass man mit einem normalen Multimeter messen kann. Bei meinem Exemplar lag die Spannung bei ca. 490V.

ACHTUNG HOCHSPANNUNG!
Die Kontakte nicht mit den Fingern berühren, auf Berührungsschutz achten.
Wenn man über einen Oszillographen verfügt, so kann man am Impulsausgang überprüfen, ob das Zählrohr korrekte Impulse liefert. Diese sind als Nadelimpulse sichtbar.

Liegt die Hochspannung an aber es sind keine Impulse zu sehen, so ist das Zählrohr defekt.

Ist der Test erfolgreich, so kann man mit der Überprüfung der Signalaufbereitung fortfahren. Dies wird im nächsten Beitrag beschrieben.

DG0MG

Es gab dann offenbar später von BERTHOLD eine andere Bauform, die auch "RATO" hieß:


Ich hab einen Zähler aus den 80ern in dieser neueren Bauform, der aber nun "LB1200" heißt.

Verwirrend!  :umnik2:
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!