Der schlechte Atem der Erde...

Begonnen von Harald der Strahler, 29. September 2024, 17:44

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Harald der Strahler

Vielen Dank für die Infos. Das werde ich in näherer Zukunft auf alle Fälle testen.

Harald der Strahler

Heute war ich wieder mit dem Radon Eye im Wald unterwegs. Diesmal 4km südöstlich von der zuletzt gemessenen Doline in einem Waldstück zwischen Rutesheim, Rennigen und Perouse. Ich habe zwei weitere Dolinen untersucht und war eigentlich der Meinung, dass dort ebenfalls relativ hohe Radonkonzentrationen zu messen seien. Aber dem war nicht so: 15 Bq/m3 und 72 Bq/m3.

opengeiger.de

Und das Wetter heute, kann man sagen, dass das identisch war?

Harald der Strahler

Zitat von: opengeiger.de am 02. Oktober 2024, 22:05Und das Wetter heute, kann man sagen, dass das identisch war?
In etwa... sicher kann man sich nur sein, wenn man alle Dolinen am gleichen Tag misst. Aber wenn die Radon-Emanation bei allen Dolinen ähnlich wäre, dann müsste, denke ich, auch bei einer anderen Wetterlage bei den gestern gemessenen Dolinen die Radonkonzentration höher sein als unter 100 Bq/m3.

Harald der Strahler

Heute mit Radiohörer bei der Doline gewesen und mit dem Radon Eye gemessen. 1. Messung 10 Bq/m3, 2. Messung 12 Bq/m3  :o
Das hat mich wirklich erstaunt! Dass die Radonemanation wetterabhängig ist, habe ich schon vermutet, aber dass die Spanne von nichts bis über 3000 Bq/m3 geht hätte ich nicht erwartet. Seit einigen Stunden steigt der Luftdruck und damit kommt wohl nichts mehr aus der Doline. Ich werde die Tage nochmals messen wenn Tiefdruck herrscht...

opengeiger.de

Deine Dolinen-Aktion hat bei mir jetzt so den Gedanken ausgelöst: Offensichtlich atmet die Erde ja wirklich. Allerdings atmet sie lediglich aus. Man spricht ja auch von Exhalation. Aber ist denn der Atem der Erde  schlecht? Man könnte sich ja einfach mal vorstellen, es gäbe diese Exhalation von Radon gar nicht und daher auch kein Uran im Boden. Das wäre etwa so, wie wenn es keinen UV-Anteil in der Sonne gäbe. Was würde dann fehlen? Der UV-Anteil wird ja von vielen auch als schlecht wahrgenommen. Gut, dann hätten wir viele Bleichgesichter aber auch kaum Vitamin-D aus der Haut. Und beim Radon? Wieviel Training brauchen die Reparatur-Mechanismen gegen Strahlenschäden? Würde diese Funktion des Immunsystems dann deaktiviert bleiben und über Zeit degenerieren wie die Muskeln eines Couch-Potato? Wir hätten immerhin dann noch die Höhenstrahlung. Aber reicht die für Leute aus der Norddeutschen Tiefebene? Oder bräuchten wir dann auch so was wie ne Corona-Impfung für den nächsten Super-Gau? Und wie sähe die aus? Also, wenn jetzt Biontech bei diversen Radonstollen finanziell einsteigt, wüssten wir ja Bescheid!  :D

Radiohörer

Zitat von: opengeiger.de am 14. Oktober 2024, 08:49Deine Dolinen-Aktion hat bei mir jetzt so den Gedanken ausgelöst: Offensichtlich atmet die Erde ja wirklich. Allerdings atmet sie lediglich aus. Man spricht ja auch von Exhalation.
...nicht ganz richtig: sie atmet auch ein, wie man bei einigen Videos (ARTE/3SAT) über z.B. die de.wikipedia.org/wiki/Lechuguilla-Höhle in New Mexiko, find grad nix passendes, sehen kann.
Bei uns werden sie auch als Windlöcher bezeichnet, wobei die Ursache der meisten Exalationen thermische Effekte Sommer/Winter sind. Auch bei größeren Bergwerksanlagen kann dieser Effekt, besonders in kalten Wintern, beobachtet werden...

DG0MG

Zitat von: opengeiger.de am 14. Oktober 2024, 08:49Offensichtlich atmet die Erde ja wirklich. Allerdings atmet sie lediglich aus.

Na, sie wird schon auch einatmen, irgendwo muss die Luft ja herkommen. Je nach Situation z.B. an anderer Stelle. Vielleicht vergleicht man das mal mit Bergwerken: Es gibt einziehende und ausziehende Wetter. Also man steht an einem Mundloch, im Inneren des Berges ist ein größeres Schacht- oder Stollensystem oder eine ausgedehnte Höhle. Jeder wird bestätigen, dass am Mundloch ein Luftzug zu spüren ist. Wie herum der "bläst" (ob "rein" oder "raus"), andert sich mit der Jahreszeit, der Außentemperatur und dem Luftdruck. Das hat Georgius Agricola schon im 18. Jahrhundert beschrieben:

",,Die  Außenluft  dringt  von  allein  in die Hohlräume der Erde ein und, wenn sie durch sie durchdringen kann, auch wieder  hinaus;  doch  pflegt  dies  auf  verschiedene  Weise  zu  geschehen.  In  den  Tagen des Frühjahrs und des Sommers nämlich fällt sie in den höher angesetzten Schacht ein und geht durch den Stolln oder das Feldort und fällt aus dem nied-riger  angesetzten  wieder  aus;  in  ähnlicher  Weise  ergießt  sie  sich  in  denselben  Tagen  in  den  höher  angesetzten  Stolln,  fällt  durch  den  dazwischen  liegenden  Schacht in den niedriger gelegenen Stolln und zieht aus diesem wieder ab. In der Herbst-  und  Winterszeit  dagegen  tritt  die  Luft  in  den  niedriger  gelegenen  Stolln  bzw.  Schacht  ein  und  geht  aus  dem  höher  gelegenen  hinaus;  aber  diese  Ände-rung der Luftströmungen geschieht in den gemäßigten Gegenden und Orten am Anfang  des  Frühjahrs  und  am  Ende  des  Herbstes,  in  den  kalten  aber  am  Ende  des  Frühjahrs  und  am  Anfang  des  Herbstes;  doch  unterliegt  die  Luft  zu  beiden  Zeiten, bevor sie jenen ihr gewohnten Kurs beständig innehält, in einem Zeitraum von vierzehn Tagen meist häufigen Schwankungen, indem sie bald in den höher gelegenen Schacht bzw. Stolln einfließt, bald in den niedriger gelegenen.""

Manche Laien haben in (Besucher-)bergwerken Bedenken wegen der Atemluft. Im Allgemeinen ist es aber so, dass, sobald eine zweite Tagesöffnung vorhanden ist, sich ein natürlicher Luftzug bildet. Bestes Beispiel ist das Besucherbergwerk Pöhla ("Zinnkammern"): Dort fährt man ca. 3 Kilometer(!) mit der Bahn in den Berg und ein natürlicher Luftaustausch ist da schon schwer vorstellbar. Aber es gibt noch etwas weiter hinein einen fast senkrechten Schacht bis zu Tagesoberfläche. Man kann sich vorstellen, dass der im Winter wie ein Schornstein wirkt und die dann wärmere Luft aus dem Bergwerk nach oben steigt.

.. um das "Atmen der Erde" von der etwas esoterischen Anmutung mal auf naturwissenschaftliche Stützen zu stellen  ;D
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

opengeiger.de

Ich hätte jetzt auch ne Geschäftsidee für @Harald der Strahler. Er sollte eine "Radon-Revital-Yoga" Gruppe gründen. Er könnte dann jeden Morgen schauen, wenn der Wetterballon startet, ob der Temperaturgradient im Stuve-Diagramm bei fallendem Druck unter 1000m positiv wird, zum Beispiel hier:

https://weather.uwyo.edu/upperair/sounding.html

Region Europe
Type of Plot: GIF Stuve
Station 10739

Das wäre ein klares Zeichen für eine "starke Inversion", wo sich die kalte radonhaltige Luft in den Dolinen sammelt. Dann könnte er per WhatsApp die Yoga-Gruppe aktivieren und die Freunde des natürlichen Atems der Erde könnten zur Doline strömen und Yoga-Atemübungen machen. Das vitalisiert dann das Immunsystem, hilft gegen allerlei Zipperlein und garantiert ein langes Leben. Ich habe auch gehört, dass man als guter Yoga-Lehrer gar nicht schlecht verdient.
 ;)

Harald der Strahler

#24
Zitat von: opengeiger.de am 14. Oktober 2024, 08:49Aber ist denn der Atem der Erde  schlecht? Man könnte sich ja einfach mal vorstellen, es gäbe diese Exhalation von Radon gar nicht und daher auch kein Uran im Boden. Das wäre etwa so, wie wenn es keinen UV-Anteil in der Sonne gäbe. Was würde dann fehlen? Der UV-Anteil wird ja von vielen auch als schlecht wahrgenommen. Gut, dann hätten wir viele Bleichgesichter aber auch kaum Vitamin-D aus der Haut. Und beim Radon? Wieviel Training brauchen die Reparatur-Mechanismen gegen Strahlenschäden? Würde diese Funktion des Immunsystems dann deaktiviert bleiben und über Zeit degenerieren wie die Muskeln eines Couch-Potato? Wir hätten immerhin dann noch die Höhenstrahlung. Aber reicht die für Leute aus der Norddeutschen Tiefebene? Oder bräuchten wir dann auch so was wie ne Corona-Impfung für den nächsten Super-Gau? Und wie sähe die aus? Also, wenn jetzt Biontech bei diversen Radonstollen finanziell einsteigt, wüssten wir ja Bescheid!  :D

...und noch weiter gedacht: Gäbe es kein Radon, dann gäbe es auch die Uran-Radium-Reihe nicht. Damit auch keinen radioaktiven Zerfall dieser Isotope im Erdinnern. Somit fehlt auch die Zerfallswärme und unser Erdkern wäre schon vor Jahrmillionen erstarrt. Das Erdmagnetfeld wäre hin und wir bekämen die kosmische Strahlung so richtig zu spüren... Da atmen wir doch lieber ein bisschen Radon ein!  ;D

Ja, das mit dem Yogaclub wäre ein zweites, berufliches Standbein. Da die Doline im Wald steht könnte ich es auch noch mit "Bäume umarmen" kombinieren und danach mit der Gruppe einen psychedelischen Tee von den Pilzen kochen, die dort wachsen...

NoLi

#25
Zitat von: Harald der Strahler am 14. Oktober 2024, 10:43...
Ja, das mit dem Yogaclub wäre ein zweites, berufliches Standbein. Da die Doline im Wald steht könnte ich es auch noch mit "Bäume umarmen" kombinieren und danach mit der Gruppe einen psychedelischen Tee von den Pilzen kochen, die dort wachsen...
Und für die Radon-Hartriegel empfehle ich das Müllenbachtal und das Sauersboschtal Baden-Baden. Bei letzterem haben wir am Stollen Ein-/Ausgangsloch (jeweils für Fledermäuse und Sickerwasser!) eine Radon-Konzentration der ausströmenden Luft von etwa 200.000 Bq/m³.
Partyzelt bündig davor aufgebaut, Bierbänke und Zapfanlage dazu und gut gehechelt...und dazu einen gut in der Stollenluft gelagerten Radon-Snack :popcorm2:  :drinks:

Norbert

Radiohörer

Zitat von: NoLi am 14. Oktober 2024, 12:44Bei letzterem haben wir am Stollen Ein-/Ausgangsloch (jeweils für Fledermäuse und Sickerwasser!) eine Radon-Konzentration der ausströmenden Luft von etwa 200.000 Bq/m³.
...mit welchem Messgerät oder Messmethode?

opengeiger.de

Heute deutet sich wieder gutes Dolinen-Wetter an! @Harald der Strahler Du könntest also Deine Radon-Revital Yoga Gruppe zusammenrufen :D

Das Stüve Diagramm heute Nacht zeigt eine schwache Inversion bei ca. 800m, also kalte Luft unten und warme oben:

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Die rechte Kurve zeigt den Temperatur-Anstieg. Der "schlechte Atem" mit allen Schadgasen sammelt sich also in den Vormittagsstunden nicht nur im Talkessel von Stuttgart, sondern auch in den Dolinen von Weissach. Wir haben Hochdruckeinfluss und sehr wenig Wind. Man sieht das auch am Morgennebel, der über den Tälern stehen bleibt:


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 Müsste also alles passen. :)

Harald der Strahler

Ich bin jetzt kein Wetterfachmann, aber in der Gegend hat es immer noch ca. 1012 hPa. Das ist ja nicht unbedingt Tiefdruck. Inversionswetterlagen sind doch häufig wenn eher Hochdruck herrscht, oder... :unknw:
Ich stell mir das eher so vor. Wenn am Boden Tiefdruck herrscht (z.B. unter 1005 oder 1000 hPa) zieht es das Radon aus der Erde. Wenn zusätzlich eine Inversionswetterlage herrscht wäre das gut.

opengeiger.de

Ganz wichtig für das Radon ist der Partner zum Anheften. Das ist der Feinstaub. Mit dem Druck allein kann man die Effekte nicht erklären.

Ich hab mal ein neues Thema aufgemacht, siehe hier: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=32787 Da hab ich grob meine Erfahrungen mit dem Thema skizziert. Das gilt ganz generell und nicht nur für Dolinen. In der Riesen-Doline des Stuttgarter Talkessels kannst Du Dir aber auch die KfÜ-Station auf dem Fernsehturm anschauen. Die misst das Rn-Zerfallsprodukt Pb214, das korreliert sehr gut mit den Inversionswetterlagen.