Die Referenzflächen der WISMUT Reust bei Ronneburg

Begonnen von DG0MG, 30. Juni 2022, 14:32

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DG0MG

Gestern kam eine Mail vom BfS mit der Auswertung des Messvergleichs vom Juni. Jetzt wissen wir gegenüber den Werten vom Vorjahr in Beitrag #15 nun ganz genau, was die Geräte hätten anzeigen müssen:

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Interessant auch, was alles in den Unsicherheitsfaktor eingeht:

"Bei der Ermittlung der Unsicherheiten wurden folgende Beiträge berücksichtigt:
• die Standardabweichung der jeweiligen Messserie der Referenzsonde,
• die Unsicherheit des Kalibrierfaktors der Referenzsonde,
• die Unsicherheit des Ansprechvermögens der Referenzsonde auf den direkt ionisierenden
Anteil der kosmischen Strahlung,
• die Unsicherheit des Ansprechvermögens der Referenzsonde bei Änderung der
Sondenausrichtung,
• die Unsicherheit der Eigenanzeige der Referenzsonde,
• die Differenz zwischen der geographischen Höhe der Referenzmessflächen und der
barometrischen Höhe zum Messzeitpunkt,
• die Unsicherheit des Literaturwertes des direkt ionisierenden Anteils der kosmischen
Strahlung.
"
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

emanator

Hallo,

gibt es evtl. einen termin in diesem Jahr, der schon bekannt ist ?  :)

So das Schicksal will, wäre dann auch mein 103G bereits da und zusammen mit vielen anderen Messgeräten gerne dabei. Geht aber bei mir aufgrund der Entfernung mit Urlaubsplanung....

Radiacode 102
Radiacode 103
Radiacode 103G
RaySID
automess AD6
automess 6150AD6/AD-b
automess 6150AD6/AD-18
Graetz X5C
Graetz Gammatwin
RadEye PRD
RadEye G-10
Mirion HDS-101
Mirion PDS-100G
Ecotest Terra MKS-05
Radiascan 701


LHW-06

Moin, der diesjährigen Messvergleich in Reust (Ronneburg) findet am 18./19.06.2024 statt. Hatte am 27.03. eine Email vom BfS bekommen, in der Anmeldungen bis zum 14.06.2024 erbeten wurden.
Ich war 2022 mit einer kleinen Auswahl von privaten und dienstlichen Messgeräten dabei. Aber dieses Jahr wird es wohl nichts - eigentlich schade. Es ergaben sich damals viele interessante Gespräche mit den anderen Teilnehmern.

DL8BCN

Am 15.06 ist ja ,,Tag der offenen Tür" bei der Wismut in Lichtenberg.
Da werde ich vor Ort sein.
Es wäre super gewesen, wenn z.B. am 16.06 der Messvergleich in Reust gewesen wäre.
Dann hätte man beides miteinander verbinden können.

Peter-1

Liebe WISMUT-Freunde,

wenn in wenigen Tagen die große Meßparade beginnt, so wünsche ich gutes Wetter und ganz seriöse Meßwerte. Vor einem Jahr gabe es einen Bericht mit einer Tabelle.
https://www.directupload.eu/file/d/8583/2f6deqbb_jpg.htm

Ich verstehe bei Meßfläche 3 die große Angabe +/- 60 nicht. Ist die Fläche so unterschiedlich, oder ist das der Spielraum aller Geräte?
Wer kann mich aufklären  :unknw:

Peter
P.S. z.Zt. kann man keine Bilder hochladen, daher der Link.
Gruß  Peter

DL3HRT

Zitat von: Peter-1 am 12. Juni 2024, 16:36wenn in wenigen Tagen die große Meßparade beginnt, so wünsche ich gutes Wetter und ganz seriöse Messwerte
Das mit dem Wetter hat schon mal nicht geklappt: 16°C - Nebel - viel Wasser in der Luft - gelegentlich ganz leichter Nieselregen :( Es war aber gut auszuhalten und tausendmal besser als bei 30°C in der prallen Sonne zu stehen.

Mit dabei waren @DG0MG , @Kermit und @DL3HRT .

Wir hatten reichlich Geräte mit dabei. Da wir nicht mehrere Tische belegen wollten - schließlich waren wir nicht alleine - mussten wir teilweise die Geräte auf dem Tisch austauschen. Im Bild seht ihr eine "Teilbestückung". Die große Sonde vor dem Tisch gehört leider nicht uns, sondern dem BfS  ;) .
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Wir werden nach und nach Ergebnisse veröffentlichen, was allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Die genauen Referenzwerte der drei Flächen bekommen wir ohnehin erst in einigen Wochen vom BfS. Bis dahin müssen wir als Behelf die Referenzwerte des letzten Jahres als Bezug nehmen.

Peter-1

Das sieht ja gut aus !
Für alle die nicht dabei waren, gibt es etwas Info wie gemessen wurde? Welche Zeitabschnitte, wie oft und welche Meßzeiten? Abstände zwischen den Messungen? Wie wurde gemittelt? Daraus könnte man für zukünftige Messungen an anderen Orten sicher etwas ableiten. Gab es Vorschläge von den Profis?
Gruß  Peter

DL3HRT

Zuerst einmal gibt es Formblätter, die man für jedes getestete Gerät ausfüllen soll. Diese Formblätter lässt man am Ende dort und bekommt nach einiger Zeit eine Auswertung.

Wie gemessen wird ist sehr stark vom jeweiligen Gerät abhängig. Ich kann es daher nur für die drei von mir getesteten Geräte beschreiben.

Vorab möchte ich erwähnen, dass wir die tatsächlichen Dosisleistungen auf den Flächen noch nicht kennen. Diese werden vom BfS nach der Messaktion berechnet. Es gibt viele Paramter, die dort eingehen. Neben Kalibrierkonstanten für die Sonden auch solche Parameter wie Temperatur und Luftdruck. Für Fläche #2 hat ein freundlicher BfS-Mitarbeiter einen Wert von 0,21 µSv/h geschätzt. Wir nehmen einfach die Werte vom letzten Jahr als Arbeitsgrundlage.

Fläche #1: ca. 0,075 µSv/h
Fläche #2: ca. 0,210 µSv/h
Fläche #3: ca. 0,910 µSv/h

RadiaCode-103:
Beim RC-103 habe ich zu Beginn einer Messung die Aufnahme eines neuen Spektrums gestartet. Man bekommt in der Spektrenanzeige die bis dahin ermittelte Doisleistung, sowie einen Toleranzwert angezeigt. Auf der Fläche #1 habe ich das Spektrum solange integriert, bis ein Toleranzwert von +/-10% angezeigt wurde. Auf den Flächen #2 und #3 habe ich bis zu einem Toleranzwert von +/-5% gemessen.

MEASALL KC-761B:
Bei dem Gerät kann man ein "smoothing window" angeben. Es bestimmt jede Sekunden einen Dosisleistungswert und im Display erscheint der Mittelwert über die eingestellte Zeit für das "smooting window". Ich habe das größte Intervall, nämlich 5 Minuten gewählt. Während der Messung habe ich im Intervall von 5 Minuten den gerade angezeigten Displaywert als Messwert eingetragen. Das hat auf den Flächen #1 und #2 ausgezeichnet funktioniert. Auf Fläche #3 schwankte der Wert im Sekundentakt sehr stark. Offensichtlich haben die Programmiere beschlossen, ab einer gewissen Dosisleistung die Mittelwertbildung auszusetzen. Das werde ich mit dem Hersteller abklären. Ich habe ein Video aufgezeichnet, welches die schwankenden Messwerte zeigt.

Zum Glück werden die Messwerte der letzten 3600 Sekunden in einer Datei gespeichert, so dass ich nachträglich den Mittelwert über ca. 30 Minuten für alle drei Flächen bestimmen konnte.

FH40F2M:
Bei diesem Gerät habe ich den Zählmodus verwendet. Es zählt dann genau 400 Impulse und zeigt danach den Messwert an. Auf Fläche #1 dauert das natürlich sehr lange, mehr als 20 Minuten, so dass man gar nicht auf die geforderten 6 Messwerte pro Fläche kommt.

Soweit zu meinen Geräten. Bei anderen (Consumer)-Geräten ist das Erhalten eines stabilen Messwerts deutlich schwieriger.

DL3HRT

Ich fange mit dem FH 40F2M an. Diese Version wurde für das Britische Militär gebaut.
Hier ist das Messprotokoll:
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Fläche Istwert Messwert Abweichung Abweichung
        µSv/h   µSv/h      µSv/h        %
  #1    0,075   0,105      0,033      44,0
  #2    0,210   0,253      0,043      20,5
  #3    0,910   0,957      0,047       5,1


Die Ergebnisse sind für das alte Gerät gut. Der Anzeigebereich beginnt zwar bei 0,01 µSv/h, aber der spezifierte Messbereich erst bei 0,5 µSv/h. Damit hält das Gerät die Spezifikation ein.

Die Messung mit dem Gerät ist eine Geduldsprobe, wenn man den Zählmodus verwendet um eine stabilen Messwert zu erzielen. Speziell auf Fläche #1 dauert eine Messung weit über 20 Minuten. Auch die automess AD6150 haben dieses Problem. Das ist der größte Vorteil der AD6150-b Sonde. Die Leute kamen, haben die Messung gestartet und nach wenigen Sekunden wurde ein stabiler Wert mit entsprechend niedriger Fehlertoleranz angezeigt. Für Firmen gilt: "Zeit ist Geld", weshalb es gestern auch eine "Schwemme" von b-Sonden gab.


DL3HRT

Der RadiaCode-103 macht eine deutlich bessere Figur als noch vor einem Jahr. Da hat sich unser Schriftverkehr mit dem Hersteller offensichtlich gelohnt  ;).

Hier das Messprotokoll:
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Fläche Istwert Messwert Abweichung Abweichung
        µSv/h   µSv/h      µSv/h        %
  #1    0,075   0,068     -0,007      -9,3
  #2    0,210   0,211      0,001       0,5
  #3    0,910   0,959      0,049       5,4




Banev

Was mir beim Messprotokoll zum RadiaCode auffällt: Ich bekomme auf meinem Gerät (RC-102) unter Normalbedingungen (stationär über mehrere Stunden bei normalem Background) bei der Dosisleistung niemals Toleranzwerte unter 15 % angezeigt. Nur die Toleranz der Impulsrate geht herunter bis auf 3–4 %.
Firmware-Version ist die 4.10.

Ist da was nicht in Ordnung?

DG0MG

Eine Langzeitmessung geht beim RadiaCode nur unter Verwendung der Spektrumsfunktion in der App:

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So hat das @DL3HRT gemacht, wie er oben ja schon beschrieben hat:

Zitat von: DL3HRT am 19. Juni 2024, 19:11RadiaCode-103:
Beim RC-103 habe ich zu Beginn einer Messung die Aufnahme eines neuen Spektrums gestartet. Man bekommt in der Spektrenanzeige die bis dahin ermittelte Doisleistung, sowie einen Toleranzwert angezeigt. Auf der Fläche #1 habe ich das Spektrum solange integriert, bis ein Toleranzwert von +/-10% angezeigt wurde. Auf den Flächen #2 und #3 habe ich bis zu einem Toleranzwert von +/-5% gemessen.


ich bin mit dem RC-101 ebenso verfahren.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Banev

Ah, alles klar ... ja, im Spektrum stehen auch bei mir aktuell ±0,5 % – danke!

DG0MG

RadiaCode-101, SN RC-101-00223:

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Auf den Flächen #2 und #3 wurde gewartet, bis der Toleranzwert unter 5% lag.


Fläche Istwert Messwert
        µSv/h  µSv/h 
  #1    0,075  0,06   
  #2    0,210  0,19
  #3    0,910  0,893
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Als drittes Gerät hatte ich den MESALL KC761B mit der aktuellen Firmware V1.56 mit dabei.

Hier das Messprotokoll:
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Für die Berechnung der Abweichung habe ich nicht die Werte aus dem Protokoll genommen, sondern aus den auf der SD-Karte gespeicherten Messwerten den Mittelwert gebildet. Dafür standen die sekündlichen Messwerte der letzten halben Stunde zur Verfügung. Damit ergibt sich folgendes Bild.

Fläche Istwert Messwert Abweichung Abweichung
        µSv/h   µSv/h      µSv/h        %
  #1    0,075   0,079      0,004       5,3
  #2    0,210   0,250      0,040      19,0
  #3    0,910   1,187      0,277      30,4

Die Dosisleistung wird deutlich überschätzt. Außerdem hatte ich auf Fläche #3 das Problem, dass trotz eingestelltem "smoothing window" von 5 Minuten, die Messwerte im Sekundentakt schwankten.

Ich habe heute frühe eine Mail an DEEPACE geschrieben und vor wenigen Minuten folgende Mail von Anna Yang erhalten:

Thema Messwertabweichung:
ZitatThis rise value may caused the calibration error of KC761B. We have calibrated KC761(not A or B) in a rigorous laboratory and record coefficient. But in KC761B we have improved the sensor hardware and use the same coefficient, so it will cause the error. In our roadmap after we finish the isotope auto identification function development that we recently did, we will rebuild the dose measurement software, do a new calibration and support more display units.

KC761 absolutely uses energy consumption to calculate dose.

Das Problem ist den Entwicklern also bewusst, so dass wir optimistisch auf die nächsten Updates warten können  :).

Thema schnelle Messwertschwankungen auf Fläche #3:
ZitatActually we use a dynamic averaging method for the dose rates measured, the smooth window is not a real time value that used to average. When the dose rate is rising KC761 will use a faster response to show the change of radiation. In some standards, it is required to alarm high doses rate in 7 seconds, and minimal alarm values in KC761 is 1µSv/h, so if does rate rises to 1µSv/h that KC761 will limit the average time to 6s.

Ich kann das nachvollziehen, allerdings erschwert es das Ablesen stabiler Messwerte bei Dosisleistungen > 1 µSv/h. Für genaue Messungen kann man immer noch die gespeicherten Messwerte von der SD-Karte nutzen.

Immerhin war das eine schnelle und fundierte Antwort vom Hersteller/Entwickler. Das hebt sich positiv von anderen chinesischen Firmen ab.