Schacht Westende, Duisburg

Begonnen von kKernig, 17. Januar 2024, 13:20

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kKernig

Nach nur kurzer Suche kann ich euch meinen ersten radiologisch auffälligen Ort präsentieren: Eine ca. 150 Meter lange Betonmauer direkt am Schacht 4 der Zeche Westende, in Duisburg Laar/Meiderich.

Zwischen Duisburg Laar und Meiderich liegt der von 1909 bis 1968 betriebene Schacht 4 (auch Kampschacht genannt) der Zeche Westende. Das ganze Gelände ist zum Schutz vor Rheinhochwasser vor über 100 Jahren aufgeschüttet worden und liegt ca. 8-10 Meter über dem Niveau der Straße, die Laar und Meiderich verbindet (sie heißt je nach Abschnitt Laarer Straße/Mühlenfelder Straße/Stahlstraße). Für eine Böschung ist an der Straße kein Platz, daher steht dort eine entsprechend hohe Stein- und Betonmauer. Und an einem Abschnitt dieser Mauer, direkt auf dem Gehweg, konnte ich deutlich erhöhte Strahlenwerte messen.

In "Gonadenhöhe" liegen die Gammadosiswerte bei etwa 0,4 bis 0,8 µSv/h. Direkt an der Wand konnte ich knapp unter 1 µSv/h messen. Das auffällige Mauerstück habe ich auf einem Kartenausschnitt markiert (siehe Anhänge). Die Dosiswerte schwanken etwas und werden hinter der Kurve nach Süden geringer, bleiben aber über 0,5 µSv/h. Über den Ursprung der Strahlung kann ich nur spekulieren. Wenige Meter hinter der Mauer befindet sich der stillgelegte Schacht 4. Könnte es austretendes Radon sein? Oder doch eher uranhaltige Schlacke und Asche, die dem Beton beigemischt wurde? Vielleicht mag jemand mit einem Gammaspektrometer mal vorbeischauen.

Der Gehweg verläuft zwar unmittelbar neben der Wand, aber da es keinen Grund gibt, dort zu verweilen, halte ich diese Strahlenwerte für unbedenklich. Wenn es etwas wärmer ist, werde ich an weiteren Mauern in der Umgebung messen - vielleicht finde ich noch mehr auffällige Orte.

DL8BCN

Hallo, austretendes Radon wirst du nicht mit einem Geigerzähler messen können.
Dafür braucht es spezielle Messtechnik und funktioniert nur in geschlossenen Räumen.
Im Außenbereich wird das Radon ja gleich vom Winde verweht.
Mit welchem Gerät hast du denn die Werte gemessen?
Was wurde denn in der Zeche Westende abgebaut?
Kohle?

opengeiger.de

Ich hab gerade gegoogelt: Ja die Zeche Westende hat Steinkohle abgebaut. Dann könnte das wie in Marl auch von Radiobaryt-Ablagerungen aus Grubenabwässern herrühren. Dann müsste man schauen, wo es da Gewässer gibt, bzw. Kanäle so wie den Ilvertbach ("Sievertbach"  ;D ).

kKernig

Zitat von: DL8BCN am 17. Januar 2024, 14:18Hallo, austretendes Radon wirst du nicht mit einem Geigerzähler messen können.
[...]
Mit welchem Gerät hast du denn die Werte gemessen?

Zwei der kurzlebigen Zerfallsprodukte von Radon-222, Pb-214 und Bi-214 geben bei ihrem Zerfall Gammastrahlung ab. Vermutlich ist es schwer, daraus die Radonkonzentration mit einem Geigerzähler abzuschätzen (da man es nicht von anderen Gammaquellen unterscheiden kann), aber hohe Radonkonzentrationen sollten auch eine messbare Erhöhung der Gammadosis bewirken. Ist aber draußen vermutlich nicht der Fall, das stimmt.

Gemessen mit meinem XR1 ("Chinazähler", M4011-GM-Röhre). Dessen Kalibrierung scheint ganz ok zu sein; in freiem Gelände zeigt er ~0,1 µSv/h, in Gebäuden 0,15 - 0,2 µSv/h. Am Silvertbach in Marl habe ich ähnliche Werte wie Bernd/opengeiger gemessen. Die 0,5 - 1 µSv/h an der Betonmauer dürften also stimmen. Ob durch Alpha- und Betastrahlung noch etwas dazukommt, kann ich aber nicht beurteilen, da der XR1 praktisch nur Gammastrahlen misst.

Zitat von: opengeiger.de am 17. Januar 2024, 19:04Ich hab gerade gegoogelt: Ja die Zeche Westende hat Steinkohle abgebaut. Dann könnte das wie in Marl auch von Radiobaryt-Ablagerungen aus Grubenabwässern herrühren. Dann müsste man schauen, wo es da Gewässer gibt, bzw. Kanäle so wie den Ilvertbach ("Sievertbach"  ;D ).

Wassergräben gibt es dort höchstens unterirdisch. Außer den Betonwänden, der Straße und den Brücken hoch über dem Straßenniveau gibt es dort nicht viel zu sehen. Die Strahlung kommt entweder aus dem Beton selbst oder aus dem Erdreich oder Hohlräumen dahinter. Es gibt viele zugemauerte Tunnel und Schächte, welche die gesamten Werksgelände der Umgebung durchziehen.

DL8BCN

Interessant, dieses Hotspots in Deutschland.
Ist leider für mich zu weit weg, um da mal eben für eine Messung vorbeizukommen.
Aber vielleicht gibt es ja Forenmitglieder, die dichter dran sind...
Und das mit den Radontöchtern stimmt natürlich, das habe ich bei mir im Keller schon mehrfach getestet und auch mit meinem Gammaspektrometer bestätigt.

Radium

Zitat von: opengeiger.de am 17. Januar 2024, 19:04Ich hab gerade gegoogelt: Ja die Zeche Westende hat Steinkohle abgebaut. Dann könnte das wie in Marl auch von Radiobaryt-Ablagerungen aus Grubenabwässern herrühren. Dann müsste man schauen, wo es da Gewässer gibt, bzw. Kanäle so wie den Ilvertbach ("Sievertbach"  ;D ).
Kann man den Radiobaryt irgendwie "abbauen" oder sonst wie gewinnen? Oder ist der in der Erde gelöst?
Geigerzähler: DP-66, FH 40 TV, IT-65, Szintillationszähler: RAM-63,

Radiohörer

Zitat von: Radium am 17. Januar 2024, 20:39Kann man den Radiobaryt irgendwie "abbauen" oder sonst wie gewinnen? Oder ist der in der Erde gelöst?
...in Jenikov/Cz füllt er die Spalten des Quarzits und ist nur sehr schwer von diesem abzutrennen :(
Man kann eigentlich nur die etwas größeren Kristallrasen suchen und diese abmeiseln --> Eigenschutz!
Edit: ...die Kristalle erreichen bis 10mm, was ich gesehen habe. Nur in 2 - 3 m Höhe etwas schwierig ranzukommen.
Man muss etwas suchen: teils liegen die Trennflächen auch zerkleinert am Boden. Mit einem Messgerät leicht zu finden ;)

Radium

Ach schade, manchmal scheidet sich das ja in so kleinen Kristallen ab. Wie stark aktiv ist so ein Quarzit dann eigentlich? Und kommen die dann auch im Bergbau-Bach vor?
Geigerzähler: DP-66, FH 40 TV, IT-65, Szintillationszähler: RAM-63,

opengeiger.de

Zitat von: Radium am 17. Januar 2024, 20:39Kann man den Radiobaryt irgendwie "abbauen" oder sonst wie gewinnen? Oder ist der in der Erde gelöst?

Die Grubenabwässer aus den Steinkohlerevieren enthalten das Radium oft gelöst wie auch Barium. Wenn sich dann beim Einleiten in andere Gewässer das Milieu ändert, kommt es zu einer Reaktion zwischen dem Barium und dem Radium und es wird wasserunlösliches Radiobaryt gebildet, das ausgefällt wird. So weit habe ich es verstanden (bin kein Chemiker!). Das bildet dann ein Sediment das sich absetzt und tickt. Diese Sedimente hat man oft immer wieder ausgebaggert und meist in der Nähe "deponiert". Vielleicht hat man es hier beim Brückenbau zum Verfüllen benutzt.  :unknw:  In Marl hat man diesen Schlamm lediglich in den nahegelegenen Wald verfrachtet. Dort sorgt es nun für reichlich Ärger. :(

Radium

Da könnte man ja mal suchen und eine Probe nehmen  ;D  Ist da was messbar?
Geigerzähler: DP-66, FH 40 TV, IT-65, Szintillationszähler: RAM-63,

Radiohörer

...interessanter Beifang auf der Suche nach der Tempel-Quelle: bestimmt öfter an den Einleitungen der RAG in NRW und Saar ;)
E: ("Sievertbach"  ;D ) ah ha, verstehe!

kKernig

Zitat von: Radiohörer am 30. Januar 2024, 22:48...interessanter Beifang auf der Suche nach der Tempel-Quelle: bestimmt öfter an den Einleitungen der RAG in NRW und Saar ;)
E: ("Sievertbach"  ;D ) ah ha, verstehe!
Ich werde aus deinem Post nicht schlau und verstehe nicht, was du damit aussagen möchtest. "Tempel-Quelle"?


Kleines Update zum Schacht Westende: Ich habe an einigen Betonmauern in der Umgebung Messungen durchgeführt und auch auf der anderen Straßenseite leicht erhöhte Werte gemessen (~0,4 µSv/h), aber niedrigere als an dem erstgenannten Stück.

Im Landschaftspark Duisburg-Nord und auf diversen Spaziergängen in Essen habe ich bisher keine auffälligen Orte gefunden.

NoLi

Zitat von: kKernig am 05. Februar 2024, 12:56Ich werde aus deinem Post nicht schlau und verstehe nicht, was du damit aussagen möchtest. "Tempel-Quelle"?
...
Vielleicht sucht ein übriggebliebener Tempelritter mit nem Geigerzähler die Tempelquelle, um den heiligen Gral zu füllen... ;)

Norbert