RadiaCode-101 (радиакод-101, RadiaCode-102, RadiaCode-103)

Begonnen von DG0MG, 13. Februar 2021, 17:19

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Meine Th-Kalibriermessung ist nun 12h gelaufen, ich poste die 1024-Bin-Spektren hier einmal mit Filter=3 und ungefiltert. Die Probe hat mir ein freundliches Forumsmitglied  :hi: vor längerer Zeit speziell für Kalibrierzwecke in der Gammaspektroskopie aus sehr altem (ca. 30 Jahre) Th-Nitrat hergestellt. Vermutlich sind es nur ein paar Tröpfchen in Mehl und dann in Plexiglas abgefüllt.

Die Aktivität ist mit 10.4cps sehr überschaubar. Der RC-101 zeigt auch in der Bleiburg nur 0.17uSv/h an, aber bei der Spektroskopie ist weniger eben oft mehr. Mit Filter=3 sieht man nach 12h schon alle Peaks sehr sauber, ungefiltert allerdings merkt man, dass der 2614keV Peak statistisch noch sehr wackelig ist, mit etwa 10 Pulsen pro Bin. Da hinten könnte die derzeitige Cal auch noch etwas ungenau sein. Ich lasse die Messung nun nochmal 12h weiterlaufen, dann wird's vielleicht noch etwas stabiler ganz hinten.

Raddet

2614keV Peak

Für 2614 müssen Sie länger wählen ...
Übrigens sind hier in Russland interessante Schlüsselanhänger mit reinem Lutetium
aufgetaucht. https://en.chemical-elements.ru/lyutetsiy/ Selbst die kleinsten von ihnen liefern hervorragende Ergebnisse.
Gleichzeitig spürt RC101 die Radioaktivität dieses Schlüsselanhängers nicht einmal. Die
Angaben ändern sich nicht. Die Aktivität eines solchen Schlüsselanhängers ist so gering,
dass er bedenkenlos am Schlüsselbund getragen werden kann. Ein
Kalibrierungskontrollmuster ist immer griffbereit.

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So, nun lief die Kalibriermessung fast 28h, jetzt ist der Peak bei 2614keV auch statistisch einigermaßen gesichert und die bisherigen Koeffizienten passen immer noch recht gut  :yahoo:
 
Also das ist meiner Meinung nach das, was man als Spektrum aus altem Th erwarten kann. Wenn man das mit Lu176 und Cs137 ergänzt, dann denke ich hat man auch bei niederen Energien einen guten Fit. Also es sieht so aus, dass die 1024-Bin Version damit recht gut tut!  :good2:

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Für die, die noch nicht umgestellt haben noch ein 1024-Bin-Spektrum mit längerer Messzeit: ein Tütchen Pottasche (Biovegan) auf der Oberseite des RC-101 und eines auf der Unterseite in der Bleikammer. Nach 13+ Stunden kann man ein schönes Compton-Tal vor dem K40-Photopeak erkennen. Mit 1.09cps bekommt man nach den 13,5 Std Messzeit etwa 20 counts in ein Bin bei 1460keV. Dreht man das Spektrum Filter auf 0 rauscht es dann schon gewaltig in der Nähe des Photopeaks.

Interessantererweise zeigt das nun energiekompensierte Gerät jetzt 0.03uSv/h an. Ich vermute mal, die Energiekompensation drückt das Spektrum bei höheren Energien mit einer Tiefpassfunktion gegen Null, damit das Rauschen da keine unsinnige Dosisleistung erzeugt kann, wenn es auf das Niveau der Kompensation hochgelupft werden würde.

DL8BCN

Hallo, ich finde die Messwerte von meinem RC-101 nach dem aktuellen Update mit Energiekompensation schon etwas fragwürdig.
Es zeigt nun im Garten bei mir nur noch 0,01 bis 0,02 μSv/h an, bei einer echten OdL von ca. 0,062μSv ( nächste amtliche Sonde).
Mein Graetz X5CPlus zeigt ca. 0,05 bis 0,06 μSv/h.
Diesen Wert halte ich für realistisch.
Insgesamt ist mir die Anzeige bei so niedrigen Werten jedenfalls wirklich zu geizig!
Bei Messungen an echten Strahlenquellen mag es ja anders aussehen.

DG0MG

Die "offizielle" Messstelle, die vielleicht Kilometer von Dir entfernt ist, darfst Du überhaupt nicht als Maßstab nehmen. Ein Vergleich der Messwerte ist nur in UNMITTELBARER Nähe sinnvoll.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL8BCN

Ja, das stimmt natürlich! Wobei ich  0,01, oder 0,02 μSv/h schon als fast unrealistisch gering einschätze. Die aktuellen Meßwerte aller Stationen in einem Umkreis von ca. 40 km Nord/Süd etc. zeigen folgendes:

0,058
0,069
0,068
0,065
0,062

Alles in μSv/h
Es schwankt also offenbar nur um die dritte Stelle nach dem Komma!
Das sieht in anderen Bundesländern mit Erzvorkommen etc. Natürlich anders aus.
Da wird es große Schwankungen geben.

Das witzige ist:
Im Haus zeigen der RC101 und das eichfähige X5CPlus identische Werte an von ca. 60nSv/h.
Wobei mir klar ist, das das X5C Plus nicht geeicht ist und erst ab 1 μSv/h eichfähige Meßwerte ausgibt.
Man kann die Geräte bzw. Anzeigen sicherlich nicht vergleichen, weil das eine mit Zählrohr arbeitet und das andere mit Szintillator.

Raddet

Zitat von: DL8BCN am 21. Mai 2023, 16:45Es zeigt nun im Garten bei mir nur noch 0,01 bis 0,02 μSv/h an, bei einer echten OdL von ca. 0,062μSv ( nächste amtliche Sonde).

Ich habe das Gerät gestern auch aktualisiert (ausschließlich, um 1024 Kanäle zu erhalten), und es ist mir bereits gelungen, die Zahlen "0,00 μSv/h" zu sehen. Dabei fror das Gerät nicht ein, sondern arbeitete im Normalmodus.

Das kann nicht sein. Ich bin mir fast sicher, dass ein Fehler im Berechnungsalgorithmus vorliegt. Leider wollen die Autoren des Geräts die Möglichkeit einer solchen Situation nicht einmal hypothetisch in Betracht ziehen. Vielleicht – vorerst.

Bisher handelt es sich bei dem Gerät nicht um ein Messgerät. Er blieb ein Indikator. und vielleicht sogar ungenauer als vor der Energiekompensation. Leider sind 1024 Kanäle nur in Kombination mit diesem Messalgorithmus möglich.

Henri

Zitat von: DL8BCN am 21. Mai 2023, 16:45Hallo, ich finde die Messwerte von meinem RC-101 nach dem aktuellen Update mit Energiekompensation schon etwas fragwürdig.
Es zeigt nun im Garten bei mir nur noch 0,01 bis 0,02 μSv/h an

Viel spannender ist doch, was er bei hohen Dosisleistungen anzeigt, wo's drauf ankommt. Bei der niedrigen ODL in Deinem Garten wirkt sich die unterschiedliche Empfindlichkeit von GM-Zählrohren und Szintillatoren gegenüber kosmischer Strahlung halt sehr deutlich aus, das hatten wir ja bereits weiter oben. Vermutlich ist die Energiekompensation im sehr niedrigen Dosisleistungsbereich nicht sehr akkurat.  :unknw:

opengeiger.de

Ich glaube so ganz falsch ist die Strategie der Radiacode-Leute nicht. Um das zu verstehen kann man sich den grünen Background in Raddets Post als Beispiel anschauen. Das war offensichtlich eine Background Messung mit sehr langer Messzeit, da sie selbst bei hohen Energien, wo die Zählrate in den Bins niedrig ist, noch nicht sehr rauscht. Jetzt bildet die Background Messung in etwa die Detektor-Effizienz ab, wenn das wirklich ein Background zum Beispiel aus einer unkontamierten Bleiburg war. 

Zitat von: Raddet link=msg=20365Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.


Wenn man diese Detektor-Effizienz nun hinsichtlich der Energie kompensieren will, dann muss man diese grüne Background Kurve in eine konstante horizontale Linie verbiegen. Also muss man sie Richtung höheren Energien um so höher biegen, je höher die Energie ist. Und vorne natürlich auch. Die Funktion, die das exakt leistet, ist die Inverse der grünen Background Kurve. Mit der muss man das gemessene Spektrum multiplizieren um eine ideale Kompensation zu erreichen. Wenn man nun eine Messung hat, die vielleicht 1h gelaufen ist und dann die hohen Energien anschaut, dann sieht man die Grenzen der Methode. Die gemessene Funktion rauscht gegen die hohen Energien hin immer mehr, weil da die Statistik in den Bins sehr schlecht ist. Die Inverse aber verstärkt da massiv, weil ja die Detektoreffizienz dort schlecht ist. Also muss man eine (möglicherweise von der Messzeit abhängige) Grenze definieren, bis zu der man kompensiert. D.h. man multipliziert die Inverse z.B. mit einer Tiefpassfunktion, welche die Inverse ab der Bandbegrenzung Richtung Null drückt. Der Effekt davon ist, dass die Energiekompensation nur bis zu einer gewissen Energie gut funktioniert und darüber aber Null ergibt, um zu verhindern, dass das Rauschen da sinnlose Beiträge liefert.

Nur wär es natürlich schön, wenn man diesen Energiebereich in dem die Kompensation richtig funktioniert, kennen würde. Aber vielleicht sagen uns unsere Freunde von Radiacode das noch. Dann wär es für mich ok.


DL3HRT

Ja, wir hatten das weiter oben schon recht ausführlich diskutiert. Für mich ist die psychologische Komponente wichtig. Wenn verschiedene anerkannte Dosisleistungsmessgeräte (AD6150 etc.) beispielsweise 0.1 µSv/h anzeigen und der RadiaCode-101 0,04 µSv/h weniger, so habe ich immer ein Argumentationsproblem  ;) Ich möchte dann nicht jedesmal erklären müssen, dass vom Prinzip her beide Werte stimmen, weil für die Berechnung unterschiedliche Annahmen getroffen wurden.

Ich bin gespannt, wann wir wieder einmal auf die Referenzflächen der Wismut dürfen. Dann ist natürlich der RadiaCode-101 wieder mit dabei dabei und die Messergebnisse sind dann amtlich überprüft, da die Messaktionen immer vom BfS durchgeführt werden.  :)

DL8BCN

Ich finde es super, daß wir es hier einschätzen können, was wir vom RC-101 erwarten können, nur wenn er 0,00 μSv/h anzeigt, dann stimmt was nicht.
Ich hatte allerdings nur eine Anzeige von 0,01 μSv/h.

NoLi

Zitat von: Henri am 21. Mai 2023, 19:06...
Viel spannender ist doch, was er bei hohen Dosisleistungen anzeigt, wo's drauf ankommt. Bei der niedrigen ODL in Deinem Garten wirkt sich die unterschiedliche Empfindlichkeit von GM-Zählrohren und Szintillatoren gegenüber kosmischer Strahlung halt sehr deutlich aus, das hatten wir ja bereits weiter oben. Vermutlich ist die Energiekompensation im sehr niedrigen Dosisleistungsbereich nicht sehr akkurat.  :unknw:
Möglichkeit zur Überprüfung: jede Klinik mit nuklearmedizinischer Abteilung besitzt zur Kalibrierung und wiederkehrenden Prüfung der Aktivitätsmeßgeräte (Schachtionisationskammern) Gamma-Prüfstrahler im MBq-Bereich mit unterschiedlichen Energien, und vor allem auch geeichte Dosisleistungsmeßgeräte! Vielleicht hilft hier eine freundliche Anfrage, mit einem kleinen Präsent garniert, weiter...
Weitere Möglichkeit wäre eine Stützpunktfeuerwehr mit Gefahrgutmeßausstattung und evtl. vorhandenem Cs-137 Prüfstrahler (Aktivität i.d.R. < 333 kBq). Unser stärkster Cs-137 Strahler beim ABC-Zug Karlsruhe hat eine Aktivität von ca. 220 MBq...es gibt aber auch andere (i.d.R. Berufs)Feuerwehren mit Umgangsgenehmigung (Radionuklide + Strahleraktivitäten :unknw:).

Norbert

opengeiger.de

Zitat von: DL8BCN am 21. Mai 2023, 19:54Ich finde es super, daß wir es hier einschätzen können, was wir vom RC-101 erwarten können, nur wenn er 0,00 μSv/h anzeigt, dann stimmt was nicht.
Ich hatte allerdings nur eine Anzeige von 0,01 μSv/h.

Ich erinner mich gut an einen Vorfall vor vielen Jahren in einer Conrad Filiale. Ein Frau hatte einen Gammascout gekauft, und machte derart Rabbatz, weil das Gerät andauernd was anderes anzeigte, bis der Filialleiter die Polizei rief. Die Polizisten hatten wirklich von nichts ne Ahnung, wussten nicht was tun und ich hab mir kurz überlegt ob ich hingeh und was von zählender Statistik erklären sollte. Ich hab es aber sein lassen und hab mich davon gemacht.

Also, wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Ich denke es wird einen guten Grund haben, dass das Gerät bei einer schlechten Zählstatistik einen Wert nahe Null anzeigt. Ich denke Noli liegt richtig, wenn er sagt, man sollte das Gerät mal mit was Bekanntem testen, das eine höhere Dosisleistung abgibt um sicherzustellen, dass das richtig ist. Dann kann man sich mal an den Niedrigdosisbereich machen. Ich werde das Gerät demnächst mal mit auf die Königstraße in Stuttgart nehmen, das ist ein perfekter, vom LUBW vermessener Niedrigdosis-Flächenstrahler aus Flossenbürger Granit mit 0.3uSv/h in 1m Höhe auf Grund seiner Unat Konzentration. Im Augenblick denke ich, sollte man sich auch auf die uSv/h Anzeige im Spektrum konzentrieren, da die offensichtlich aus dem akumulierten Spektrum berechnet wird und nicht aus einem Kurzzeit-Moving Average. Dabeisollte man auch auf die Anzeige der Messunsicherheit achten.

Ich bin mir sicher, dass der eine oder andere Forumteilnehmer auch beruflich mit Prüfstrahlern umgehen darf, dann hat er sicher eine oder mehrere Punktquellen (z.B. Cs137) und kann in gewissem Abstand ebenfalls nachprüfen, ob der RC-101 da richtig funktioniert. Auch Vergleichsmessungen mit kalibrierten oder geeichten Geräten sind eine Möglichkeit der Prüfung, welche unsre Profis mal machen könnten.

Und vielleicht unterstützt uns Andrej vom Radiacode Team ebenfalls und erklärt uns was der Grund sein kann, wenn das Gerät im Garten 0.01uSv/h anzeigt, wo vielleicht die ODL Messonden in der Umgebung 0.1uSv/h anzeigen und in wie weit die Statistik und gewisse Effekte der Algorithmen zur Energiekompensation da rein spielen.

Mein RC-101 zeigt in dem Ziegelhaus in dem ich wohne etwa 0.07uSv/h im Display Fenster an, bei einem Moving Average von 30sek, allerdings mit einer Unsicherheit von +/-15%, das ist etwas niedriger als ohne Energiekompensation, liegt aber immer noch im Bereich der Glaubwürdigkeit.   

Henri

Zitat von: opengeiger.de am 21. Mai 2023, 19:14(...)
Jetzt bildet die Background Messung in etwa die Detektor-Effizienz ab, wenn das wirklich ein Background zum Beispiel aus einer unkontamierten Bleiburg war. 
(...)
Wenn man diese Detektor-Effizienz nun hinsichtlich der Energie kompensieren will, dann muss man diese grüne Background Kurve in eine konstante horizontale Linie verbiegen.

Hallo Bernd,

darf ich noch mal kurz nachfragen?

Also, die grüne Linie auf dem Screenshot von Raddet ist eine Hintergrund-Kurve, und diese sieht zufälligerweise der erwartbaren Effizienzkurve des RadiaCode ähnlich.  Wäre dies die Effizienzkurve und möchte man sie energiekompensieren, müsste man sie rechnerisch auseinanderstrecken, bis sich eine Horizontale ergibt. Soweit einleuchtend.

Aber es ist ja keine Effizienzkurve, sondern eine Hintergrundkurve. Im natürlichen Hintergrund kommen ja nicht alle Energien vollkommen gleichmäßig verteilt vor. Es ist ja nicht so, dass die Hintergrundkurve so aussieht, wie sie es hier tut, weil wir ein komplett gleichmäßiges Strahlungsenergie-Kontinuum in der Natur hätten und sich auf diesem die Detektoreffizienzkurve einprägt. Deshalb würde es keinen Sinn machen, den Hintergrund rechnerisch so zu behandeln, dass sich eine Horizontale ergibt.

Also müßte es einen Unterschied geben zwischen der Form von Hintergrundkurve und Effizienzkurve.  :unknw:

Und letztendlich haben wir ja Sv/h als Maßeinheit, die auf dem RC angezeigt wird, also ein Maß für die biologische Wirkung der Strahlung, das auf Modelle der ICRU zurückgeführt wird. Bzw. die Energiedosis angibt, die in 10 mm Tiefe in einem gewebeäquivalenten Material deponiert wird. Zumindest wenn der RadiaCode dies überhaupt berücksichtigt (eine Antwort sind die Entwickler ja bislang schuldig geblieben). Also müsste die zu einer Horizontalen kompensierte Effizienzkurve dann noch die Energiewichtung nach dem ICRU-Modell übermodelliert bekommen, woraus sich dann vermutlich wieder eine Kurvenform ergäbe. :unknw: