Leuchtturm auf Sachalin (Kap Aniva) und Radionuklidbatterien (RTGs)

Begonnen von Lutathera-177, 01. November 2020, 01:34

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Henri

Zitat von: Raddet am 09. November 2022, 21:49RTG für "Curiosity". 4 kg Plutonium-238, 2000 W thermische Leistung, 100 W elektrische Leistung.



Ah! Das wußte ich gar nicht, dass man sich getraut hat, 4 kg Pu-238 mit einer Rakete nach oben zu schießen! :bad:

NoLi


DL8BCN

Das ist schon mutig, so viel Material auf eine potentielle Bombe zu setzten.
Das wäre schwierig geworden, die Gegend zu dekontaminieren, wenn die Rakete beim Start oder kurze Zeit später explodiert wäre...
Da hätte man die berühmtberüchtigte "schmutzige Bombe" gehabt :o 

NoLi

Na ja, das Material befand sich ja nicht gerade in einer Konservendose!

Norbert

Raddet

Zitat von: DL8BCN am 10. November 2022, 09:17Das ist schon mutig, so viel Material auf eine potentielle Bombe zu setzten.

Ich glaube nicht, dass etwas Schlimmes passieren würde. Nun, dieser Würfel würde auf den Boden fallen. Nun, das Reinigungsteam hätte ihn mitgenommen. Ja, und das ist alles.

Und generell ist der Start von Satelliten mit RTGs längst Routine.

DL8BCN

Ist eben die Frage, wie gut das ganze gekapselt ist und ob es wirklich eine Explosion der kompletten Rakete heil überstehen würde.
Aber die Techniker werden das schon geprüft haben :rtfm:

Henri

Zitat von: Raddet am 10. November 2022, 19:17Ich glaube nicht, dass etwas Schlimmes passieren würde. Nun, dieser Würfel würde auf den Boden fallen. Nun, das Reinigungsteam hätte ihn mitgenommen. Ja, und das ist alles.

Und generell ist der Start von Satelliten mit RTGs längst Routine.

Na ja, Boden? Man weiß nicht, wo es "landen" würde. Wahrscheinlich im Wasser. Vielleicht auch an Land. Selbst wenn der Behälter unversehrt bleibt, wie findet man ihn wieder? Es dürfte sehr schwierig sein, ihn zu finden, wenn er im Wasser landet. Findet ihn jemand Unbeteiligtes, wird es schnell sehr gefährlich. Findet man ihn gar nicht, wird die Umhüllung irgendwann zerstört werden, und das Plutonium gelangt in die Umwelt.

Ja, RTGs haben viele Satelliten an Bord. Es gab ja auch schon einige Freisetzungen, wenn diese später verglüht sind. Die kann man immer noch in der Umwelt messen. Dass die RTGs mittlerweile routinemäßig verwendet werden, finde ich ziemlich bedenklich...

Übrigens, auf dieser Seite gibt es interessante Informationen zu RTGs in Satelliten - über 12 kg Pu-Oxid sind anscheinend keine Seltenheit...

https://www.bernd-leitenberger.de/cassini-rtg.shtml

Viele Grüße!

Henri

Raddet

Zitat von: Henri am 10. November 2022, 23:12Wahrscheinlich im Wasser.

Nun, wenn im Wasser, dann gibt es nichts zu stören. Schauen Sie, Fukushima schüttet seit Jahrzehnten Scheiße in den Ozean, aber niemand kümmert sich darum. Und dieser kleine Würfel, und das sogar in einem Edelstahlbehälter, der im Meer nicht rostet... Ja, da gibt es überhaupt nichts zu reden.

Zitat von: Henri am 10. November 2022, 23:12Vielleicht auch an Land.

Wenn der Satellit von Russland gestartet wird, dann ist er definitiv an Land. Wenn ein Satellit von den USA oder China gestartet wird, dann ist er definitiv im Wasser.

Zitat von: Henri am 10. November 2022, 23:12Selbst wenn der Behälter unversehrt bleibt, wie findet man ihn wieder?

Ja, es ist banal mit Hilfe einer Wärmebildkamera von einem Satelliten. Aber das ist für einen sehr exotischen Fall. Und so - ein banales Reinigungsteam mit Dosimetern an der Absturzstelle.

Zitat von: Henri am 10. November 2022, 23:12Es gab ja auch schon einige Freisetzungen, wenn diese später verglüht sind.

Ja, das sollte storniert werden. Ich meine, Verbrennung in der Atmosphäre. Es ist besser, verbrauchte Satelliten in hohe Umlaufbahnen zu bringen, wo sie für immer hängen bleiben. Lassen Sie sie idealerweise auf die Sonne fallen.

NuclearPhoenix

Zitat von: Raddet am 11. November 2022, 22:41Es ist besser, verbrauchte Satelliten in hohe Umlaufbahnen zu bringen, wo sie für immer hängen bleiben. Lassen Sie sie idealerweise auf die Sonne fallen.
Naja, ist es das? Im Endeffekt werden wir dann von Weltraumschrott umgeben sein, den wir absolut nicht mehr kontrollieren können. Das ist ja jetzt teilweise schon voll grenzwertig, und je mehr Schrott da oben herumfliegt, umso exponentiell größer werden die Risiken.

Raddet

Zitat von: NuclearPhoenix am 20. November 2022, 15:36Naja, ist es das? Im Endeffekt werden wir dann von Weltraumschrott umgeben sein, den wir absolut nicht mehr kontrollieren können. Das ist ja jetzt teilweise schon voll grenzwertig, und je mehr Schrott da oben herumfliegt, umso exponentiell größer werden die Risiken.

Nach dem, was Elon Musk mit seinem Starlink gemacht hat... Tatsächlich gibt es SCHON Berge von Müll, und er verschmutzt den erdnahen Weltraum mit seinem Starlink weiter und weiter in absolut unvorstellbaren Mengen. Ich verstehe - "militärische Notwendigkeit", der brennende Wunsch des Pentagons, aber wohin werden all diese Müllberge SPÄTER gehen? Und Amerika ist nicht allein. Dort würden China und Russland denselben Weg gehen. (Was Europa betrifft, weiß ich es nicht.).

Tatsächlich ist es ein Schließen, ein Blockieren des erdnahen Weltraum. Bald wird es unmöglich sein, von der Erde abzuheben, ohne von Weltraumschrott getroffen zu werden. Was einer absolut fatalen Katastrophe gleichkommt.

Und vor diesem Hintergrund sind mehrere Satelliten mit RTGs in hohen Umlaufbahnen -- das überhaupt nichts. Nicht einmal ein Thema für flüchtige Aufmerksamkeit...

NuclearPhoenix

Zitat von: Raddet am 20. November 2022, 17:15Nach dem, was Elon Musk mit seinem Starlink gemacht hat... Tatsächlich gibt es SCHON Berge von Müll, und er verschmutzt den erdnahen Weltraum mit seinem Starlink weiter und weiter in absolut unvorstellbaren Mengen.
:secret:  :big_boss:

DG0MG

Zitat von: Henri am 31. Januar 2023, 02:02Scheint übrigens kein Einzelfall zu sein, bzw. kein "Jahrhundertereignis": https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_orphan_source_incidents

In dieser Liste findet sich auch folgender Vorfall:

1999 – Kingisepp, Oblast Leningrad, Russland – Der Radioisotopenkern eines Radiothermogenerators wurde an einer Bushaltestelle in Kingisepp geborgen . Die Strahlungspegel an der Oberfläche der Quelle betrugen 1000 rad/h. Die Quelle war von einem 50 km entfernten Leuchtturm von drei Männern gestohlen worden, die Metall gestohlen hatten, um es als Schrott zu verkaufen; Alle drei starben an Strahlenschäden. [36]

Dazu ist eine Quelle angegeben: http://www.johnstonsarchive.net/nuclear/radevents/1999RUS2.html in der wiederum auf ein Dokument der norwegischen Strahlenschutzbehörde verwiesen wird. Dieses ist nicht mehr unter der ursprünglichen URL abrufbar. Mit etwas suchen findet man einen anderen Bericht:

https://dsa.no/en/publications/_/attachment/inline/76b4d904-3ebe-498d-924f-ad33563fafcd:08e46542065f6fd3ea573a4b083b0c936751eb1f/Str%C3%A5levernInfo7_2004.pdf

"For example, in 1999 a RTG was found at a bus
stop in the town of Kingisepp in the then
Leningrad region. It had been ravaged by nonferrous
metal looters. The radiation dose levels
on the surface of the core were 10 Sv/h upon
recovery.
"

Das lag also in Russland ein RTG-Strahler mit einer Dosisleistung von 10 Sv/h an einer Bushaltestelle ..  :o
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Lennart

Zitat von: DG0MG am 31. Januar 2023, 11:40Das lag also in Russland ein RTG-Strahler mit einer Dosisleistung von 10 Sv/h an einer Bushaltestelle ..  :o

Merke: Wenn es überall in Russland kalt ist aber an der Bushaltestelle warm -> schnell weg  :D

Abgesehen davon gibt es in Russland wirklich beheizte Bushaltestellen, daher dürfte die Wärme vermutlich niemanden stutzig gemacht haben. Was mich wundert ist der Einsatz von RTGs in einem so dicht besiedelten Gebiet, Kingisepp ist direkt bei St. Petersburg  :o



Alles glauben würde ich aber nicht, was in der Liste auf Wikipedia geschrieben steht...
Beispiel:
September 13, 1999 – Grozny, Chechnya, Russia – Six individuals attempted to steal radioactive material from a chemical factory in Grozny. They opened a container and removed several 12-cm rods of cobalt-60, each one 27,000 curies. One of the thieves handled one of the rods for several minutes and reportedly died after 30 minutes. Of the remaining thieves, two died and three received radiation injuries.[35]

Ich kenne keinen Vorfall, nicht mal Kritikalitätsunfälle, wo jemand nach 30 min gestorben ist. Das scheint ein bisschen weit hergeholt, die Quelle gibt dazu auch keine weiteren Informationen preis.

DG0MG

Zitat von: Lennart am 31. Januar 2023, 12:55Abgesehen davon gibt es in Russland wirklich beheizte Bushaltestellen, daher dürfte die Wärme vermutlich niemanden stutzig gemacht haben.

Naja, es kann ja auch im Sommer gewesen sein. Die Jahreszeit steht nicht dabei.

Die Gegend sieht jetzt wirklich nicht gänzlich unbewohnt aus, aber ehe man ein paar Kilometer Kabel zu einem möglichen Leuchtturmstandort gräbt, stellt man halt fix einen RTG hin. Das entspricht schon der russischen Mentalität, dass einfach nur das Ziel erreicht werden soll.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

etalon

Zitat von: Lennart am 31. Januar 2023, 12:55...
Alles glauben würde ich aber nicht, was in der Liste auf Wikipedia geschrieben steht...
Beispiel:
September 13, 1999 – Grozny, Chechnya, Russia – Six individuals attempted to steal radioactive material from a chemical factory in Grozny. They opened a container and removed several 12-cm rods of cobalt-60, each one 27,000 curies. One of the thieves handled one of the rods for several minutes and reportedly died after 30 minutes. Of the remaining thieves, two died and three received radiation injuries.[35]

Ich kenne keinen Vorfall, nicht mal Kritikalitätsunfälle, wo jemand nach 30 min gestorben ist. Das scheint ein bisschen weit hergeholt, die Quelle gibt dazu auch keine weiteren Informationen preis.

Naja, dann rechne doch mal aus, wieviel Dosis du von 1E15 Bq Co-60 (für ein Stäbchen! Und es waren mehrere) auf 50cm Abstand (Armlänge) pro Sekunde bekommst. Das multiplizierst du dann mit einer geschätzten Tätigkeitsdauer von sagen wir mal 300s (several minutes), und du erhältst ungefähr die Dosis, welche die Kameraden beim Mikadospielen mit Co-60 Stäbchen erhalten haben. Ich habs zwar nicht ausgerechnet, aber das könnte meiner Meinung schon locker reichen, um innerhalb von Minuten das Zeitliche zu segnen. Schau mal, was für Aktivitäten in Bestrahlungsanlagen zur Sterilisation verwendet werden. Die machen auch in kürzester Zeit alles tot...

Grüße Markus