Gamma-Scout - alle Varianten (GammaScout)

Begonnen von DL3HRT, 22. Mai 2019, 17:55

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DL3HRT

Seit zwei Tagen bin ich Besitzer eines Gamma-Scout Alert. Ich wollte das Gerät schon immer einmal testen aber der hohe Neupreis hatte mich bisher abgeschreckt. Bei einer Online-Auktion ersteigerte ich ein gebrauchtes Gerät für ca. 50% des Neupreises. Selbst das ist nicht ganz billig aber vertretbar. Ich werden das Gerät in der nächsten Zeit ausführlich testen und hier nach und nach vorstellen.

Der Gamma-Scout wird von der Firma Gamma-Scout GmbH & Co KG mit Sitz in Köln hergestellt. Hier der Link zur Firmenseite. Es gibt verschiedene Geräteversionen. Der Gamma-Scout wird seit etlichen Jahren produziert, so dass auch verschiedene Firmwareversionen anzutreffen sind.

Daten meines Geräts:

       
  • Typ: Gamma-Scout Alert
  • Firmware: V6.10L
  • Seriennummer: 64475
  • Herstellungsjahr: 2017
  • L x B x H: 160 mm x 70 mm x 30 mm
  • Gewicht: 150g
Das verbaute Zählrohr ist ein LND712 (Datenblatt) von der Firma LND Inc. aus den USA. Es handelt sich um ein Endfensterzählrohr, welches Alpha-, Beta- und Gammestrahlung detektieren kann. Leider beträgt der Durchmesser des Glimmerfensters nur 15mm, so dass man von vornherein davon ausgehen muss, dass das Zählrohr nicht sonderlich empfindlich ist. Dementsprechend beträgt die Nullrate auch nur 10 Impulse pro Minute. Eine Cobalt-60 Quelle generiert bei einer Dosisleistung von 1 µSv/h eine Impulsrate von 1.8 Impulse pro Sekunde = 108 Impulse pro Minute.

Um zwischen den verschiedenen Strahlungsarten selektieren zu können verfügt das Gerät über zwei Filter, die vor das Zählrohr geschwenkt werden können. Dies erfolgt manuell über einen Hebel. Es gibt 3 Stellungen:

       
  • Hebel links: Filter aus dünner Alufolie zur Abschirmung von Alpha -> Messung von Beta + Gamma
  • Mittelstellung: dicke Aluplatte zur Abschirmung von Alpha + Beta -> Messung von Gamma
  • Hebel rechts: kein Filter, Zählrohrfenster liegt frei -> Messung von Alpha + Beta + Gamma
Diese Umschaltung ist mechanisch einfach gehalten aber sehr effektiv und erfüllt ihren Zweck voll und ganz.

Der Gamma-Scout stellt 3 verschiedene Messmodi zur Verfügung:

       
  • Dosisleistung in µSv/h oder mrem/h
  • Impulszählung in frei wählbarem Zeitintervall
  • Impulsrate in cps (Impuls pro Sekunde)
Alle Geräteversionen können bis zu 32000 Messwerte in einem auswählbaren Zeitintervall speichern. Die Speicherung erfolgt nichtflüchtig in einem EEPROM. Die gespeicherten Daten können über die USB-Schnittstelle zu einem angeschlossenen Rechner übertragen werden.
Parallel zur Messung kann eine Dosimeterfunktion aktiviert werden. Das Gerät kumuliert die gemessene Dosis zu einer Gesamtdosis, die auf Knopfdruck angezeigt werden kann.

Die Geräteversion "Alert" bietet zusätzlich die Möglichkeit eines akustischen Alarms bei:

       
  • Überschreitung einer einstellbaren Schwelle für die Dosisleistung
  • Überschreitung einer einstellbaren Gesamtdosis.
Bestechend bei Gamma-Scout ist die geringe Stromaufnahme von nur 10 µA (Herstellerangabe). Dadurch konnte auf einen Ausschalter verzichtet werden. Als Energiequelle ist eine Lithium-Thionylchlorid Zelle fest eingelötet. Diese soll laut Herstellerangabe mehrere Jahre halten.

Den nicht vorhandenen Ausschalter empfinde ich nicht als Vorteil. Als unsere Postfrau das Paket mit dem Gerät brachte war sie sehr erleichtert, als sie es mir übergeben konnte. Es piepte nämlich im Abstand von 10 Sekunden im Karton  :) . Der Vorbesitzer hatte den Alarm nicht deaktiviert und die Schwelle für die Gesamtdosis war überschritten. Ich könnte mir auch Probleme am Flughafen vorstellen wenn man aufgefordert wird, das Gerät auszuschalten.  :unknw:

Erster Eindruck:
Das Gerät ist verhältnismäßig klein und leicht, was einen Pluspunkt darstellt. Allerdings wird schon auf den ersten Blick klar, dass das Gehäuse nicht für harten Outdoorbetrieb geeignet ist. Eine Schutzhülle ist ein absolutes Muss und selbst dann muss man das Gerät unbedingt vor Feuchtigkeit schützen, da diese praktisch überall eindringen kann.

Das Display hat keine Beleuchtung, ist aber sehr gut ablesbar. Die Orientierung auf dem Display setzt jedoch das Lesen der Bedienungsanleitung voraus, da es neben dem Messwert viele zusätzliche Anzeigen gibt. Auch die Bedienung ist nicht unbedingt intuitiv aber nach dem Lesen der Bedienungsanleitung kein Problem.

Die Dosisleistungsanzeige erfolgt mit 3 Nachkommastellen. Da gefällt mir überhaupt nicht, da die Anzeige praktisch immer am "zappeln" ist. Frühere Firmwareversionen beschränkten sich auf sinnvolle 2 Nachkommastellen.

Im Anhang Fotos des Geräts.




DG0MG

Zitat von: DL3HRT am 22. Mai 2019, 17:55
Der Gamma-Scout wird von der Firma Gamma-Scout GmbH & Co KG mit Sitz in Köln hergestellt.

Ah, in Köln jetzt?
Wahrscheinlich hat sich da seit 2011 was geändert, mein Kenntnisstand war eine kleine Firma im Odenwald:

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Zitat von: DG0MG am 22. Mai 2019, 19:19
Zitat von: DL3HRT am 22. Mai 2019, 17:55
Der Gamma-Scout wird von der Firma Gamma-Scout GmbH & Co KG mit Sitz in Köln hergestellt.

Ah, in Köln jetzt?
Wahrscheinlich hat sich da seit 2011 was geändert, mein Kenntnisstand war eine kleine Firma im Odenwald:

Das steht zumindest so im Impressum.

Ich konnte nicht widerstehen und habe den Gamma-Scout natürlich gleich aufgeschraubt. Die Gewährleistung ist ohnehin abgelaufen. Im Anhang einige Fotos vom Innenleben.

DG0MG

Man lese mal die Rezensionen bei amazon, gefühlt jeder zweite jammert über die nicht wechselbare Batterie.


Im zweiten Link beschwert sich jemand (der user "Simon", 2. Okt 2014) über mangelnde EMV-Festigkeit - sein Gerät würde bei einem in der Nähe sendenden Handy Phantasiemesswerte liefern. Vielleicht kannst Du bitte bei Gelegenheit mal daraufhin testen - natürlich in einem realen Szenario, z.B.: Handy in der Jacke, GS in der Hand.

Ich halte das ja durchaus für möglich bei dem Plastegehäuse und der sicher recht hochohmigen Schaltungsauslegung. Aber eine Beschichtung der Gehäuseinnenseite mit Kupferlack kann ja auch nicht die Welt kosten.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Zitat von: DG0MG am 23. Mai 2019, 14:58
Man lese mal die Rezensionen bei amazon, gefühlt jeder zweite jammert über die nicht wechselbare Batterie.


Im zweiten Link beschwert sich jemand (der user "Simon", 2. Okt 2014) über mangelnde EMV-Festigkeit - sein Gerät würde bei einem in der Nähe sendenden Handy Phantasiemesswerte liefern. Vielleicht kannst Du bitte bei Gelegenheit mal daraufhin testen - natürlich in einem realen Szenario, z.B.: Handy in der Jacke, GS in der Hand.

Ich halte das ja durchaus für möglich bei dem Plastegehäuse und der sicher recht hochohmigen Schaltungsauslegung. Aber eine Beschichtung der Gehäuseinnenseite mit Kupferlack kann ja auch nicht die Welt kosten.
Ich habe das gerade ausprobiert: Samsung Galaxy S8 auf den Gamma-Scout aufgelegt. Abrufen von Webseiten via LTE

Der Gamma-Scout zeigt sich unbeeindruckt, so wie es sein sollte. Als Prozessor wird ein MSP430 verwendet, der einen 32 kHz Quarz als Masterclock verwendet. Intern wird der Takt dann vervielfacht. Vermutlich wird man mit einem Systemtakt von 1 MHz oder knapp darunter arbeiten.

Heute kam die originale Bereitschaftstasche an. Die ist "Made in Germany" und macht einen hochwertigen Eindruck. Das Eintrittsfenster ist ausgespart, ebenso die USB-Buchse und der Hebel zur Umschaltung der Filter. So muss man das Gerät eigentlich nie aus der Tasche herausnehmen.

Tipp: Die Originaltasche des Herstellers nicht direkt beim Hersteller kaufen. Man bekommt sie bei anderen Händlern für die Hälfte des Preises.

Die Tasche hat für mich den positiven Nebeneffekt, dass das Gerät besser in der Hand liegt. Mit seinen 150 g in dem einfachen Kunststoffgehäuse hatte es bisher die Anmutung eines Spielzeugs. Das ist natürlich meine rein subjektive Meinung.

Bleibt immer noch das Manko, dass es für reinen Outdoor-Betrieb immer noch nicht brauchbar ist. Da habe ich aber etwas passendes bestellt und werde demnächst berichten.

DG0JN

Bei dem beengten Platzverhältnissen auf der Platine muß man eben Kompromisse eingehen und nach ein paar Jahren die Batterie wechseln lassen oder selbst zum Lötkolben greifen. Solange es aber noch genügend Nachfrage gibt, muß sich der Hersteller von solchen Wünschen seiner Kunden aber nicht beeindrucken lassen. Das Gerät hat zwar einen stolzen Preis, sieht dafür innerlich schön aufgeräumt aus, wenngleich mir persönlich das Gehäusedesign nicht gefällt. Aber das ist halt mein Tick.

DL3HRT

Ein interessantes Detail ist die Befestigung des Zählrohrs (siehe Foto #9 weiter oben). Es ist über ein Stück gebogenen Stahldraht federnd mit der Platine verbunden. Damit sollen Stöße gedämpft werden. Bei einer starren Verbindung mit der Platine wäre die Gefahr der Beschädigung des empfindlichen Glimmerfensters durch Stöße viel größer.

Cs137

Moin,

für mich hat das Gerät keine Daseinsberechtigung. Das Zählrohr ist nicht energiekompensiert, wird das Gerät höherer Dosisleistung ausgesetzt bricht die Kapazität der Batterie unerwartet zusammen wenn sie bereits etwas älter ist. Tausch ist auf die schnelle nicht möglich.

Blende auf und Helium Kerne nachweisen? Okay..... aber was das Gerät dann zeigt ist Quatsch und gefährlich.
Qualitätsfaktor Alpha Strahlung = 20 ......
Folglich zeigt der Gamma Scout Bsp. 1 uSV/h ..... sollte aber das 20 fache zeigen. Ansonsten dürfte das Gerät nicht die Äquivalentdosisleistung zeigen.
Seit Jahrzehnten gibt es die Messgröße HX nicht mehr !! 
Wird in diesem Fall vom Hersteller einfach ignoriert. Genau wie das bereits erwähnte Problem mit dem nicht vorhandenen Energiefilter. Bei Energien um die 100 keV dürfte das Gerät etwas über 80 % daneben liegen . Ist der das Teil mit Co60 Kalibriert zeigt es bereits bei Cs 137 wesentlich zu viel an.

Dosimeterfunktion ohne Messgröße ? Ich finde das fast schon Kriminell.
Ich hoffe es kommt niemand auf die Idee dieses Messgerät tatsächlich jenseits der Hobbytätigkeit anzuwenden. 

Es wäre für mich auch alles okay gäbe es dieses gelbe Teil für die Hälfte des aufgerufenen Preises.

MfG
Marcel

DL3HRT

Zitat...für mich hat das Gerät keine Daseinsberechtigung.
Da kann ich nicht ganz mitgehen. Natürlich hat es seine Daseinsberechtigung. Allerdings werden vom Hersteller Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt werden.

ZitatDas Zählrohr ist nicht energiekompensiert
Das ist in meinen Augen eines der Hauptprobleme. Als wir 2012 den AATiS-Geigerzähler (siehe hier) mit dem SBM-20 entwickelt haben, habe ich mich bei der Firmware bewusst für eine reine Impulszählung entschieden. Frage nicht, was es während der letzten Jahre deswegen für Diskussionen gab... Ich habe die Firmware 2018 komplett überarbeitet. Neben der Impulsrate kann jetzt auch die Dosisleistung angezeigt werden. Im dazugehörigen Artikel im AATiS-Praxisheft 29 habe ich explizit darauf hingewiesen unter welchen Bedingungen (sprich mit welchen Zählrohren) die Dosisleistungsanzeige Sinn macht. Ich empfehle dafür grundsätzlich energiekompensierte Zählrohre. Was nutzt mir eine "Kalibrierung" auf Cs-137 wenn wir es in unserer Gegend vor allem mit Uran zu tun haben...

Zitat...wird das Gerät höherer Dosisleistung ausgesetzt bricht die Kapazität der Batterie unerwartet zusammen wenn sie bereits etwas älter ist. Tausch ist auf die schnelle nicht möglich.
Das ist auch eines der Probleme der Lithium-Thionylchlorid Batterien. Wenn man immer nur einen sehr geringen Strom entnimmt steigt deren Innenwiderstand allmählich an. Müssen sie dann mehr Strom liefern, so bricht die Spannung schnell zusammen. Es dauert dann eine Weile, bis sie wieder ansteigt. Das habe ich bei dem vorliegenden Gerät sehr schön sehen können, wenn der Schallgeber angesteuert wird. Beim "Ticken" ist das kein Problem, wohl aber wenn das Gerät Alarm gibt. Dann wird der Schallgeber deutlich länger angesteuert. Lag die Spannung vorher bei 3.65V so ging sie sofort auf 3.3V zurück und erholte sich erst langsam wieder. Bei halbleerer Batterie kann das natürlich den Ausfall des Geräts nach sich ziehen.

ZitatBlende auf und Helium Kerne nachweisen? Okay..... aber was das Gerät dann zeigt ist Quatsch und gefährlich.
Qualitätsfaktor Alpha Strahlung = 20 ...... Folglich zeigt der Gamma Scout Bsp. 1 uSV/h ..... sollte aber das 20 fache zeigen. Ansonsten dürfte das Gerät nicht die Äquivalentdosisleistung zeigen.
Das finde ich auch inakzeptabel. Es wäre sicher möglich gewesen, die Stellung des Filterhebels auszuwerten (Mikrotaster, Hall-Sensor). Damit hätte man die Dosisleistungsanzeige automatisch deaktivieren können. Das Schlimme ist, dass der durchschnittliche Anwender aus der Zielgruppe des Geräts keine entsprechenden Vorkenntnisse hat und sich dadurch in Sicherheit wiegt.

ZitatDosimeterfunktion ohne Messgröße ? Ich finde das fast schon Kriminell. Ich hoffe es kommt niemand auf die Idee dieses Messgerät tatsächlich jenseits der Hobbytätigkeit anzuwenden. 
Im Handbuch gibt es dazu eine schöne Formulierung:
"Der Anwender kann die Summe wie im Folgenden erläutert anhalten, von einem alten Niveau neu starten, oder löschen und von Null neu starten. Damit und aus anderen Gründen ist diese Summierung der Dosis nicht als amtliches ,,Personendosimeter" einsetzbar."
Ich habe die lustige Stelle im Zitat hervorgehoben.
ZitatEs wäre für mich auch alles okay gäbe es dieses gelbe Teil für die Hälfte des aufgerufenen Preises.
Da stimme ich dir ebenfalls zu. Aber selbst bei der Hälfte des aktuellen Preises habe ich noch lange überlegt.




DG0MG

Marcel, der erste Satz ist ein sehr harter, dem ich nicht zustimmen kann - allen anderen Ausführungen dagegen zu 100%.

Dass ein Bedarf für ein solches Gerät besteht, zeigt ja der Markt: Mehr als 15 Jahre dasselbe Produkt fast unverändert zu verkaufen und dabei auch noch den Verkaufspreis zu steigern, geht ja nicht von allein. Irgendwo (auf einem Flyer oder so) habe ich mal einen älteren Preis von 275.- EUR gesehen. Der GammaScout ist in dieser Zeit zu einem festen Markennamen geworden, wie "Tempo-Taschentuch", "Flex", "Tesa-Film" oder "FritzBox". Ich würde mir auch keinen kaufen, aber das Marketing muss man anerkennen.

Auffälligste Veränderung war bisher nur die Ablösung der seriellen Schnittstelle durch eine USB-Buchse. Vermutlich deshalb ist da so ein riesen Loch im Gehäuse für die USB-Buchse.

Tatsächlich hätten noch ein oder zwei Reedkontakte an den Platinenseiten und ein Magnet an der Blende deren Stellung erfassen können und dann dementsprechend in der Software darauf reagiert werden können. Es gibt da ein youtube-Video von Mineraliensammlern im Erzgebirge, die sich über die 480µSv/h-Anzeige freuen, den ein Brocken aus einem Waldweg bei offener Blende produziert.

Aber mal anders gefragt:
Welchen halbwegs bezahlbaren Geigerzähler würde man denn jemandem im Privat- oder nur semiprofessionellen Bereich sonst empfehlen? Der GS hat zumindest erstmal den Vorteil eines Endfenster-Zählrohrs. Das ist doch - auch wenns recht klein ist - im Vergleich zu allen anderen SBM-20-like-Schächtelchen immerhin ein unbestreitbarer Vorteil. Außerdem ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal, übertroffen dann erst vom "Inspector" und vielleicht vom Radex RD1008 mit sogar 2 Zählrohren. Die sind aber beide noch wesentlich hochpreisiger.

Btw gibt es eine Reihe von Patenten, die sich in der Konstruktion des GS widerspiegeln und vom Gamma-Scout-Gründer und Geschäftsführer Dr. Georg Dieter Mirow gehalten werden. Der Erfinder Prof. Dipl.-Ing. Tilmann Krüger von der Fachhochschule Mannheim ist (schonwieder  :o ) ebenfalls Funkamateur (DL5NBK).

Ich hab Scans der Patentschriften, aber Google kennts auch.
Die Zeichnungen fehlen und es ist viel Text, aber selbst für den Arduino-Geigerzähler-Bastler sind die Erkenntnisse lesenswert und mglw. hilfreich:


So, wie ich das verstehe, sind die Patente jetzt nach 20 Jahren gerade abgelaufen?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!


DL3HRT

Ich habe den GS für10 Stunden in die Bleiburg des Gammaspektrometers gelegt und die Impulse über diesen Zeitraum gezählt. Die Bleiburg hat eine Wanddicke von 60 mm Blei. Innen kommt noch eiine Schicht von 3 mm Kupfer. In 10 Stunden wurden 4421 Impulse registriert. Das entspricht einer Impulsrate von 7.4 Impulsen pro Minute (cpi) bzw. 0.122 Impulse pro Sekunde (cps). Im Datenblatt des LND712 ist eine maximale Impulsrate von 10 cpm hinter 50 mm Blei und 3 mm Aluminium angegeben. Der gemessene Wert passt einigermaßen zur Angabe des Datenblatts.


Dann habe ich mir die aufgezeichneten Messwerte angesehen. Da der GS in der Bleiburg lag, kamen auch Minuten mit sehr niedriger Impulsrate vor. Hier eine Übersicht über Impulse pro Minute und die daraus berechnete Dosisleistung:
cpm µSv/h
0   0.0
1   0.007904
2   0.0159
3   0.024002
4   0.032211
5   0.040527
6   0.04895
7   0.05448
8   0.074875
9   0.08374
10  0.092728

Was auf den ersten Blick auffällt, zur Berechnung der Dosisleistung wird keine Nullrate aubgezogen! Bereits bei 10 Impulsen pro Minute wird eine Dosisleistung von fast 0.1 µSv/h angezeigt. Das verwirrt mich schon ein wenig. Schließlich sind laut Datenblatt hinter 50 mm Blei genau diese 10 Impulse pro Minute möglich. Ich halte diese Berechnung der Dosisleistung für sehr fragwürdig. Allerdings erklärt das auch, warum die Dosisleistungsmesswerte immer ein wenig höher als erwartet angezeigt werden.


DL3HRT

Als nächstes habe ich das Verhalten bei höherer Dosisleistung untersucht. Da ist es praktisch, dass Messwerte gespeichert werden. Nachfolgend ein paar Beispiele. Ich habe bewusst die gesamte Stellenzahl angegeben, wie sie nach dem Auslesen der gespeicherten Daten vorliegt:

       
  • 62 cpm -> 0.055906 µSv/h -> 0.009030724 µSv/h pro Impuls
  • 149 cpm -> 1.363373 µSv/h -> 0.009150154 µSv/h pro Impulse
  • 250 cpm -> 2.318329 µSv/h -> 0.009273316 µSv/h pro Impuls
  • 1010 cpm -> 10.272903 µSv/h -> 0.010171191 µSv/h pro Impulse
  • 5980 cpm -> 60.304398 µSv/h -> 0.010084347  µSv/h pro Impulse
  • 29776 cpm -> 318.308716  µSv/h -> 0.01069011   µSv/h pro Impulse
Bevor jetzt jemand fragt, wie ich auf diese hohen Dosisleistungen komme: Ich habe einen Schalter mit Radiumleuchtfarbe vor das offene Zählrohr gehalten. Der emittiert Alpha, Beta und Gamma, so dass der Gamma-Scout echt zu tun hat. Das merkt man übrigens auch ganz schnell an der Batteriespannung, die um ca. 300 mV zusammenbricht.


Die Messwerte zeigen, dass zur Bestimmung der Dosisleistung zumindest die Totzeit des Zählrohrs berücksichtigt wird. Das ist immerhin ein Pluspunkt. Andererseits macht die Messung der Dosisleistung nur in Stellung "GAMMA" mit vorgeschobener Aluplatte Sinn und ist auch dann nur für Cäsium-137 kalibriert.


Damit dürfte ich mit den Tests "durch sein". Falls jemand Fragen oder Anregungen hat sollte er sich bald melden, da ich mich demnächst von dem Gerät trennen werde.

DG0MG

Kann man denn mit dem Gerät z.B. den reinen Beta-Anteil bestimmen, indem man mit "halb"offener Blende eine Zeit X misst, dann die Blende schließt (=Gamma) und die Software rückwärts zählt oder die beiden Ergebnisse voneinander subtrahiert werden?

Kann man eine definierte, längere Messzeit festlegen (z.B. 1000 Sekunden) und die Anzahl der Impulse in dieser Zeit zählen?
Wenn ja, bleibt die Anzeige am Messzeitende dann "stehen" oder beginnt selbsttätig ein neuer Messzyklus?

Mach doch mal einen Vergleich, welche Impulsraten der Radiumfarben-Punkt in den 3 Blendenstellungen liefert und was unter sonst gleichen Messumständen der FH40F2 dazu sagt.
Hintergrund: Im FH40F2 liegt das Zählrohr vorn quer (bietet also eine größere Fläche), beim GS ist es wegen des Endfensters längs eingebaut.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

ZitatMach doch mal einen Vergleich, welche Impulsraten der Radiumfarben-Punkt in den 3 Blendenstellungen liefert und was unter sonst gleichen Messumständen der FH40F2 dazu sagt. Hintergrund: Im FH40F2 liegt das Zählrohr vorn quer (bietet also eine größere Fläche), beim GS ist es wegen des Endfensters längs eingebaut.
Vorab die Bemerkung, dass der Schalter vor allem eine Beta- und Gammaquelle ist. Das hat damit zu tun, dass sich die Radiumleuchtfarbe in einer Glaskugel des Schalterknopfes befindet. Ich habe bei zwei verschiedenen Abständen zwischen Schalter und Geigerzähler gemessen. Beim FH40F2 habe ich den Zählermodus aktiviert. Der Messwert wurde also nach 400 Impulse bestimmt. Die Messwerte des Gamma-Scout konnte ich nur schätzen, da die Anzeige nicht zur Ruhe kommt.

Abstand 10 cm:FH40F2: 1.66 µSv/h
GS Gamma: 2.1 µSv/h
GS Beta + Gamma: 13.0 µSv/h
GS Alpha + Beta + Gamma: 13.0 µSv/h <- logisch, da Abstand größer als Reichweite von Alphastrahlung

Abstand 1.5 cm:
FH40F2: 22.9 µSv/h
GS Gamma: 15.1 µSv/h
GS Beta + Gamma: 133 µSv/h
GS Alpha + Beta + Gamma: 184 µSv/h

Zum Thema Impulsmessung schreibe ich später etwas.