Mysteriöse Radioaktivität von Wildschweinen

Begonnen von SievertGray, Gestern um 23:58

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SievertGray

In Bayern gibt es sehr viele Wildschweine die radioaktiv strahlen. Eine Erklärung war bisher, dass die Strahlung durch den Unfall in Chernobyl verursacht wurde. Allerdings sind die Schweine nicht in dem Maße weniger radioaktiv geworden wie das bei Cs-137 anzunehmen wäre.

Stellt sich heraus: Schuld sind Atomwaffentests und das daraus entstandene Cs-135.

https://www.sciencealert.com/wild-pigs-in-germany-are-mysteriously-radioactive-and-we-finally-know-why (englischer Artikel)

DL1YA

Hi,

danke für den Artikel! Sehr interessant.

Vg,

Alf

Elektroniknerd

Zitat von: SievertGray am Gestern um 23:58Stellt sich heraus: Schuld sind Atomwaffentests und das daraus entstandene Cs-135.
Das habe ich anders verstanden.

Bei der Spaltung entsteht sowohl Cs137 als auch Cs135 - und zwar etwa gleich viel.
(Im Detail ist das sicher etwas unterschiedlich und vom gespalteten Brennstoff (U235 oder Pu239) und der Spaltungsart (Atombomben-Explosion oder langfristiger Abbrand) abhängig, aber es gibt da (zumindest nach meinem rudimentären Atomphysik-Kenntnissen) nix, was große Unterschiede machen sollte).

Das Cs137 zerfällt aber sehr viel schneller - vom Bomben Cs137 ist also schon mehr zerfallen, als vom Tschernobyl Cs137.

Das Cs135 zerfällt dagegen kaum (HWZ=2,3Mio Jahre).

Beide sind allerdings so instabil, das sie nicht Primordal vorkommen. Alles strahlende Caesium ist menschengemacht, entweder Bombe oder AKW.

Das Cs135 strahlt so wenig (2,3E6/30=80000 mal weniger), das man dessen Strahlung nicht vernünftig quantitativ messen kann.

Was aber geht:
1. Strahlung messen => Cs137 Gehalt.
2. Caesium chemisch aus der Probe separieren.
3. Caesium aus der Probe mit dem Massenspektrometer untersuchen.
Das Verhältnis von Cs137 zu Cs135 kann dabei gut bestimmt werden, auch wenn es nur sehr wenig CS137/135 gibt (... im Vergleich zum stabilen Cs133, was halt überall in Vergleichsweise großen Mengen drin ist und von sonst wo stammen kann).
Ist das Verhältnis etwa 1:2 dann stammt das Cs137 aus Tschernobyl (das ist ca. 30  Jahre=1 HWZ her) ist das Verhältnis 1:4, dann stammt es von den Bombentests (die sind ca 60 Jahre=2HWZ her). 
(Zahlwerte grob gerundet und nicht wirklich belastbar, nur um das Prinzip zu erläutern.)

NoLi

Zitat von: Elektroniknerd am Heute um 16:31...
Ist das Verhältnis etwa 1:2 dann stammt das Cs137 aus Tschernobyl (das ist ca. 30  Jahre=1 HWZ her) ist das Verhältnis 1:4, dann stammt es von den Bombentests (die sind ca 60 Jahre=2HWZ her). 
...
Das blöde ist, dass Tschernobyl im April 1986, also vor knapp 39 Jahre, war und damit der Altersunterschied zwischen A-Bombenfallout und Reaktorfallout nicht mehr eine Cs-137 Halbwertszeit beträgt.
Weiterer Unterschied liegt in der Niederschlagszeit. Bei Tschernobyl waren dies wenige Tage, beim A-Bombenfallout zog sich dies über ein Jahrzehnt lang hin.

Norbert