Strahlenspür- und Verstrahlungsmeßgerät SV500

Begonnen von DG0JN, 09. März 2019, 19:03

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DG0JN

Bei diversen Internethändlern findet man immer wieder das Strahlenspür- und Verstrahlungsmeßgerät SV500 in unterschiedlichen Erhaltungszuständen und mit unterschiedlicher Ausstattung. Es wurde über viele Jahre von verschiedenen Herstellern in der alten Bundesrepublik (z.B. Frieseke & Hoepfner, FAG Kugelfischer oder Eberline Instruments) produziert. Aus mir vorliegenden Kopien der Zeichnungs-unterlagen ist ein Produktionszeitraum von 1968 bis 1982 nachweisbar. Gerätebeschriftungen weisen darauf hin, daß diese Geräte bis zum Ende der 1980er Jahre produziert wurden. Neben der unterschied-lichen Hersteller-Beschriftung der Geräte gibt es auch Unterschiede in der Farbgebung in mattglänzend olivschwarz oder mattgrün und in der Flexibilität der Kabelsätze.

In der Hochzeit des Kalten Krieges mit der allgegenwärtigen atomaren Bedrohung auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs verwundert es nicht, daß dieses Gerät über viele Jahre in großen Stückzahlen für die Bundeswehr, den Zivil- und Katastrophenschutz in der Bundesrepublik und darüber hinaus für die west-lichen Bündnispartner produziert wurden. Zeugnis hierfür sind z.B. Gerätebeschriftungen in anderen Sprachen.

Das robuste Grundgerät aus Druckguß verfügt über eine, mittels Drehgriff rechts oben, umschaltbare Skala mit sechs Meßbereichen:

     AUS
     0 - 1000  rad/h
     0 -   50  rad/h
     0 -    5  rad/h
     0 -  500 mrad/h
     0 -   50 mrad/h     0 - 22000 Impulse / Minute
     0 -    5 mrad/h     0 -  2200 Impulse / Minute

Die jeweiligen Meßbereiche werden auf der mittels Kegelradgetriebe umschaltbaren Trommelskala einge-stellt. Die Anzeige des Meßwertes mittels analogem Zeigerinstrument hat den Vorteil, daß in Echtzeit jede Veränderung der Strahlung angezeigt wird.

Am Drehgriff links unten einstellbar sind 5 optische und akustische Alarmschwellen:

     AUS
      2 mrad/h
     10 mrad/h
    100 mrad/h
      1  rad/h
     10  rad/h

Dabei ist zu beachten, daß auch bei ausgeschaltetem Zeigerinstrument Alarmschwellen aktivierbar sind. Dementsprechend liegen dann auch über 500 Volt Spannung am Sondenanschluß an.

Auf der Oberseite des Grundgerätes befinden sich unterhalb der Skala von links nach rechts noch die Spezialbuchsen für Ohrhörer, externe Betriebsspannung und Meßsonde. Jede dieser Buchsen ist einzeln durch eine kleine dicht schließende Klappe bei Nichtgebrauch geschützt.

Der metallische Taster rechts unten dient der Skalenbeleuchtung und dem Batterietest und funktioniert auch bei komplett ausgeschaltetem Gerät.

Linksseitig sind in das Unterteil des Grundgerätes Batteriebehälter und Gamma-Sonde einsetzbar. Die beiden großen O-Ringe im Gerät stellen sicher, daß das Innere in jedem Falle trocken bleibt. Das diese O-Ringe luftdicht schließen merkt man spätestens, wenn man das Zubehör wechseln will. Ungeachtet dessen sind Batteriebehälter und Gamma-Sonde mittels eingeklapptem Zugring sicher verriegelt.

Zum kompletten Gerätesatz gehören:

- Grundgerät
- Batteriebehälter für zwei Monozellen
- Ohrhörer
- Batteriekabel
- Sondenkabel
- Gammasonde mit den Zählrohren ZP1300 und ZP1320 (intern und extern verwendbar)
- Beta-Gamma-Sonde mit dem Zählrohr ZP1320
- Sondenklemme
- Tragetasche mit Trage- und Leibgurt

Zusätzlich ist der Einsatz einer Beta-Feinsonde mit dem Zählrohr FHZ72T am Grundgerät möglich.

Zum Gerätesatz gibt es die Technische Dienstvorschrift TDv 6665/006-14, die das notwendige Wissen zum fachgerechten Betrieb vermittelt.

Bei allen Komponenten wurde nicht an Material, Sorgfalt und Geld gespart. Alles ist wertig hergestellt und funktioniert auch nach über 30 Jahren noch problemlos. Das Innenleben ist sehr servicefreundlich aufgebaut. Die Sonden beinhalten nicht nur die entsprechenden Zählrohre sondern auch die Elektronik zur Auskopplung und Verstärkung Impulse.

Allerdings ist der Gerätesatz eher für den Nachweis eines Atomschlags oder zur Suche von Objekten weit oberhalb der natürlichen Radioaktivität geeignet. Selbst der "empfindlichste" Meßbereich ist für den Nachweis schwacher Radioaktivität leider nicht ausreichend.

Wer allerdings über Kenntnisse der Elektronik verfügt und in der Lage ist, mit dem Lötkolben umzu-gehen, der findet an anderer Stelle hier im Forum Tipps, wie empfindlichere russische und ukrainische Zählrohre am Grundgerät eingesetzt werden können.

Die Möglichkeit, hier selbst aktiv werden zu können, stellt für mich den entscheidenden Vorteil dieses Gerätekonzepts gegenüber Geräten mit fest eingebautem oder angeschlossenem Zählrohr dar.

DG0JN


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DG0MG

Schon eine geraume Zeit liegt bei mir ebenfalls ein relativ vollständiger SV500 herum. Der konnte heute nun mal getestet werden. Natürlich mit dem Quantum Pendant-Prüfstrahler im empfindlichsten Messbereich. Zuerst die Innensonde: Da bewegt sich der Zeiger nicht. Auch mit einem größeren Stückchen Pechblende muss man schon ganz genau hinschauen, dass man eine Zeigerbewegung sieht. Dann die Gamma-Beta-Sonde: Mit geöffneter Abdeckung sind es etwa 300 Ipm, der Zeiger hebt sich deutlich, auch im Ohrhörer ist das Knacken nicht zu überhören.

Aber es gibt ja noch mehr: Die "Messgeräte-Ergänzungsausstattung 6665-12-154-1084" in separatem Holzkoffer von 1979.
Der enthält ein paar Plaste-Trinkbecher (vermutlich nicht zum trinken), ein paar Plastiktüten, zwei Feinzählrohre FHZ72T und ursprünglich noch einen Cs-137-Prüfstrahler mit 25µCi (925 kBq) in Bleibehälter, der ist natürlich nicht mehr da.

Von den beiden Zählrohren funktioniert leider nur noch eins, das scheint aber typisch zu sein, ich hab sowas anderswo auch schon gelesen. Deshalb bauen manche in die Sonde ein SBM-20 ein und wollen das dann für einen dreistelligen Betrag als "Upgrade" verkaufen. Konstruktiv und mechanisch ist die Sonde etwas ganz empfindliches, keinesfalls zum Mineraliensuchen unterwegs geeignet und bestimmt lebt es auch nicht lange im Militäreinsatz. Ein harter Schlag an die Tischkante oder so und das Zählrohr ist hin.

Tja, und das funktionierende Rohr liefert mit etwa 850 Ipm zwar deutlich mehr Impulse, als das kleine (~ Faktor 3) - ich hatte aber mit noch etwas mehr gerechnet.


"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0JN

Ich habe es gerade mal getestet. Mit der Beta-Gamma-Sonde SBM-19 komme ich am SV500 auf identische Werte in Bezug auf die Feinsonde.

pangeiger

Ich hatte auch mal so ein Teil, wobei mich insbesondere die mechanische Verarbeitung begeisterte. Das Gerät hat Charme, ABER ... in der Nähe von Fluoreszenzröhren (vulgo Neonröhren) zeigt es an. Ganz unangenehm war mir das bei unserem Kunden (ehem. RZ-Raum) wo es in einer Deckenecke wie verrückt anzeigte. Ich war recht erschrocken und habe das später mit einem neueren Gerät (USB Inspector) überprüft, der dann Entwarnung gab. Also irgendwie hochfrequenz empfindlich und immer gut für einen false positive.

Für praktische Zwecke hielt ich es dann nicht mehr für geeignet. Dass der Meßbereich (0-5mR/h)= 0-50µS/h ist fürs Militär völlig ausreichend, für diffizilere Messungen allerdings nicht.

Für das Geld, das auf Ebay aufgerufen wird (150 € mit einer Sonde) gibt es vernünftigere Instrumente. Ich will allerdings auch nicht verhehlen, dass mir der kultische Wert immer noch ab und an in die Nase geht.

DG0MG

Ja, zum Benutzen hab ich das auch nicht - nur der Vollständigkeit halber  ;D

Aber die mittlerweile recht häufig zu findende Lösung mit einem SI-8B als Sonde halte ich durchaus für empfehlenswert. Da bekommt man für vergleichsweise wenig Geld ein recht brauchbares und empfindliches Gerät. Wenn das einer mit 2 linken Händen vorhätte, im Komplettset zu kaufen, würde ich nicht abraten.
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pangeiger

Also im Großen und Ganzen kann ich zustimmen. Es bleiben allerdings zwei Einwände offen:

1. Die Umrüsung auf die SI-8B Sonde ist nicht mehr Original SV 500, sondern ein Zwitter (wenn man den GZ nur als Deko verwenden möchte eigentlich auch "überflüssig" und teuer).

2. Die erhöhte Empfindlichkeit läßt sich auch nur im Zählermodus verwenden, da die mR/h - Anzeige eine genauere Anzeige nicht hergibt

Gruß
Peter

DG0MG

Ja, das ist klar - aber wer das Ding BENUTZEN will, dem ist die Tatsache der "Verbastelung" herzlich egal. Wie beim Auto: Der eine restauriert seinen Oldtimer, der andere fährt ihn einfach, ohne Rücksicht darauf, ob die Original-Blinker dran sind.

DG0JN schrieb schon im Eröffnungsbeitrag:
Zitat von: DG0JN am 09. März 2019, 19:03
Die Möglichkeit, hier selbst aktiv werden zu können, stellt für mich den entscheidenden Vorteil dieses Gerätekonzepts gegenüber Geräten mit fest eingebautem oder angeschlossenem Zählrohr dar.

Es ist halt am ehesten ein bastel-taugliches Gerät.

Natürlich ist mit einer Fremd-Sonde nur die untere Skale (ipm) zu benutzen.

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DG0MG

Schon vor mehr als 10 Jahren wurde in der damaligen yahoo-Geigerzählergroup von OE8UWW gezeigt, wie man einen SV500 über die serielle Schnittstelle oder sogar USB an einen PC anschliesst, um die Impulse dann mit einer Software zu zählen.

Heute will man den SV500 an ein Smartphone anschließen und die Impulse mit einer "App" zählen.

Der SV500 liefert am Kopfhörerausgang gegen Masse Impulse mit etwa 3 V Amplitude, die 10 msec lang sind. Für niedrige Impulsraten ist das brauchbar. Der dabei (ursprünglich durch den Ohrhörer) fließende Strom ist so groß, dass er reicht, eine rote LED aufblitzen zu lassen. Wir löten also mal eine kleine Anpassschaltung vom Kopfhörerausgang des SV500 auf den Headset-Anschluss eines Android-Handys. So einen passenden Kopfhörerstecker hatte ich durch zufall herumliegen, ich musste also keinen Orginal-Ohrhörer schlachten. Am Handy braucht man einen vierpoligen 3,5-mm-Klinkenstecker - ich hab dazu gleich ein fertiges Kabel als Überbleibsel eines kaputten Headsets genommen. Der rechte 1.2-KOhm-Widerstand scheint zwingend nötig, sonst hat das Handy nicht auf den externen Mikrofoneingang umgeschalten.

Dann kann man die Ticks z.B. mit der "PocketGeiger"-App zählen.

[1] http://www.opengeiger.de/PocketGeigerApp.pdf
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wrdmstr inc.

ich will das gerät dauerhaft im regal betreiben dazu gibts es ja den stromanschluss..wieviel volt braucht der? in meiner handbuchkopie steht dazu nix, mantelgeflecht nehm ich an ist masse

DG0MG

Das mitgelieferte Kabel mit den beiden Spezialsteckern dient ja dazu, das Batterierohr mit den beiden D-Zellen aus dem Gerät herauszunehmen und z.B. am Körper zu tragen (zu Wärmezwecken). Wenn Du dieses Kabel verwenden willst, dürfen es deshalb nur 3 Volt sein.

Es gibt ja kleine Universalsteckernetzteile mit einstellbarer Spannung, sowas müsste eigentlich gehen. Oder aber einen 3,3-V-Festspannungsstabilisator verbauen und als Stecker auf der anderen Seite einen USB-A-Stecker ran. Dann geht jedes 5V-USB-Ladegerät und für einen plötzlichen, ungeplanten portablen Einsatz auch eine Powerbank.

Um die Polung genau zu wissen, muss man mal das Batterierohr untersuchen.
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wrdmstr inc.

danke  :)
ahjo mit batterie im fach liegt da auch ~3v spannung auf der buchse..hätt ich mal messen sollen