Neu-Isenburg: Dose mit Iridium-192 gefunden

Begonnen von DL3HRT, 27. April 2021, 07:41

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Olaf-C

Zitat von: Peter-1 am 27. April 2021, 22:37
Wird das nicht langsam peinlich ?
Wie ist denn die Ausbildung der Strahlenspezialisten?
Brauchen wir solche Sensationen um noch einen Bericht zu lesen?

Ratlos und nur Fragen
Peter

Lieber Peter,
Ist das nicht etwas peinlich?
Offensichtlich schlechte Berichterstattung, also Journalismus, auf die Ausbildung von "Strahlenspezialisten" zu schieben?
Sicherlich hat der Strahlenschutzbeauftragte des Landes Hessen nicht einfach hingenommen das ein Messgerät der Feuerwehr im Freifeld Einsatz unter undefinierten Rahmenbedingungen auf Iridium schließen lässt. Das wäre genauso unsachlich wie die hier aufgestellte Behauptung nur anhand eines Bildes auf die genaue Beschaffenheit und Zusammensetzung zweier, noch dazu unterschiedlicher, Gesteinsbrocken zu schließen.

Um dich nicht ganz so ratlos zurück zu lassen:

Den Einsatzkräften war schon klar das Iridium 192 eher selten ist. Deshalb haben sie auch die Beurteilung dem Strahlenschutzbeauftragen überlassen und seine Weisungen ausgeführt.
Strahlenschutz Einsätze sind bei der öffentlichen Feuerwehr selten, unter anderem deshalb hat die Leitung eben der Strahlenschutzbeauftragte.
Da der aber keine öffentliche Notrufnummer hat ist es ratsam eben die Feuerwehr zu rufen wenn der Verdacht auf radioaktives Material besteht, diese hat Zugang zu diesem Experten.

Der zweite Rat ist die Expertise der Presse ebenso wenig zu überschätzen wie deren Sorgfalt. Ziel der allgemeinen  Presse ist es in erster Linie reißerische Aufmerksamkeits Schlagzeilen zu erzeugen. Also mein Rat, immer gelassen sehen was da so geschrieben wird, wenn die Fachpresse sich regt wird es erst interessant.

Olaf-C

Zitat von: Henri am 27. April 2021, 23:27
Tja, was soll man dazu noch sagen. Wo ist denn der "Fremdschäm-"Smiley?  Der hier? :blush:

Vielleicht ist das Problem auch ein bißchen, dass in den Schulen kaum noch was zu Radioaktivität gemacht wird, wegen der absurden Auflagen. Sonst hätte der Garagenbesitzer oder jemand in seinem sozialen Umfeld vielleicht schon früher mal Uranminerale gesehen und nicht gleich Panik geschoben. Stand ja auch auf der Dose. Das hatte schon seinen Grund. Panik schränkt das Denkvermögen ein...

Wieso es die Einsatzkräfte nicht schaffen, mal kurz den Wikipedia-Artikel zu Iridium aufzurufen, kann ich aber nicht nachvollziehen. Mich erinnert das ein wenig an die spektakulären Fälle, wo Leute ihrem Auto-Navi mehr trauen als ihren Augen (ist ja Technik, muss ja stimmen!) und sich selber ins Hafenbecken chauffieren.

Aber wenn das jetzt offiziell beglaubigt ist, dass es sich um "Iridium" (in Steinform :o ) handelt  - kann der Besitzer das ja auch an die Degussa verkaufen. Mal schaun, wie viele 1000 Euro sie ihm dafür geben  :D

Fremdschämen muss man sich wenn die Pressemeldung als "offiziell beglaubigt" bezeichnet wird und die Erkundung der Feuerwehr ohne jeglichen eigenen Einblick in das Einsatzgeschen als nicht nachvollziehbar bezeichnet wird.
Presse Meldungen sind weder "offiziell" noch vollständig. Beglaubigt wurde bisher nach meinem Kenntnisstand nichts.

DG6NFG

... hätten sie halt mal mich gefragt - ich wäre in 10 Minuten da gewesen und hätte das "Iridium" gerne an mich genommen und fachgerecht verwahrt ....

Peter-1

Hallo Olaf,

danke für die Antwort. Noch eine Frage.:
Wie kommt man auf Iridium-192 wenn man die Gesteinbrocken sieht ?
Iridium in der Natur ist nicht radioaktiv. Auf der Dose stand (nach Bericht) nicht IRIDIUM. Noch immer ein Rätsel.

Gruß
Peter
Gruß  Peter

NoLi

Zitat von: Peter-1 am 28. April 2021, 10:09
Hallo Olaf,

danke für die Antwort. Noch eine Frage.:
Wie kommt man auf Iridium-192 wenn man die Gesteinbrocken sieht ?
Iridium in der Natur ist nicht radioaktiv. Auf der Dose stand (nach Bericht) nicht IRIDIUM. Noch immer ein Rätsel.

Gruß
Peter

Genau dies wollte ich auch fragen. Welches Spektrometrie-Gerät wurde denn bei diesem Einsatz eingesetzt? Ich bin selber u.a. in unserer Feuerwehr Strahlenschutzbeauftragter und Strahlenschutzfachberater, auch wir hatten bei diversen Einsätzen und Übungen schon mal "merkwürdige Analysen" unseres Identfinders (jetzt FLIR-400).

Gruß
Norbert

DG0MG

Olaf, nur zwischendrin:
Du musst Dich hier keinesfalls für irgendetwas rechtfertigen - bringt auch nix, außer grauen Haaren  ;) Der Blick auf einen Vorgang unterscheidet sich naturgemäß daran, ob man dabei war oder nicht.

Dass die Anzahl der Einsatzkräfte hinterher von Unbeteiligten immer als "viel zu hoch" eingeschätzt wird, dazu hatte ich kürzlich schonmal was geschrieben: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,701.msg7102.html#msg7102. Das ist eben so, wenn man Risiko minimieren will und Entscheidungen ohne Vorliegen von Anfangsinformationen treffen muss. Da gilt immer: Lieber zuviel als zuwenig.


Uns ist natürlich nach diversen pressemäßigen Auswertungen hier im Forum klar, dass man in Presse-Berichten über radiologische Vorkommnisse nicht alles für bare Münze nehmen kann. Sieht man ja auch hier. Gestern früh waren wir bei ernsthafter Strahlendosisleistung, heute bei 3 Steinen. Wenn man aber auf dem grundsätzlichen Standpunkt stehen würde, dass jegliche Nicht-Fachpresse-Meldung komplett zu ignorieren sei, könnte man die "Medien" in letzter Konsequenz auch ganz abschaffen - weil sie ja per Definition "Lügenpresse" seien. Das ist natürlich nicht so! Stattdessen kann man drüber reden und die Defizite eines Vorgangs rausarbeiten. Und vielleicht auch der "Wahrheit" etwas näherkommen.

Danke, dass Du dabei hilfst.  :)
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Olaf-C

Auf Iridium-192 ist man mittels eines FLIR IdentiFINDER 2 gekommen. Modell Variante, Software Stand, und Baujahr sind mir nicht bekannt.
Einfluss auf den Einsatzablauf hatte die Anzeige letztendlich nicht da die Messung erst im späteren Verlauf erfolgte. Die vom Strahlenschutzbeauftragten des Lands angeordneten Maßnahmen sind die gleichen wie ohne das Messergebnis gewesen.

@DG0MG
"Lüge Presse " und "Fake News" vermeide ich bewusst. Sie werden normalerweise unzulässig verallgemeinernden verwendet. Außerdem ist die Presse, beziehungsweise der Journalismus allgemein, eine wichtige Instanz für eine funktionierende Demokratie. Man muss halt beurteilen was in allgemeinen Medien berichtet wird und dabei berücksichtigen das auch Journalisten eigene Ziele verfolgen. Das ist nicht unbedingt eine umfängliche, fachlich richtige, Wahrheit. Auch Journalisten stehen vielleicht unter `Leistungsdruck.
Graue Haare wegen der Beurteilung durch Bordsteinkommandanten lasse ich mir nicht wachsen.


Henri

Zitat von: Olaf-C am 28. April 2021, 08:20
Zitat von: Henri am 27. April 2021, 23:27
Tja, was soll man dazu noch sagen. Wo ist denn der "Fremdschäm-"Smiley?  Der hier? :blush:

Vielleicht ist das Problem auch ein bißchen, dass in den Schulen kaum noch was zu Radioaktivität gemacht wird, wegen der absurden Auflagen. Sonst hätte der Garagenbesitzer oder jemand in seinem sozialen Umfeld vielleicht schon früher mal Uranminerale gesehen und nicht gleich Panik geschoben. Stand ja auch auf der Dose. Das hatte schon seinen Grund. Panik schränkt das Denkvermögen ein...

Wieso es die Einsatzkräfte nicht schaffen, mal kurz den Wikipedia-Artikel zu Iridium aufzurufen, kann ich aber nicht nachvollziehen. Mich erinnert das ein wenig an die spektakulären Fälle, wo Leute ihrem Auto-Navi mehr trauen als ihren Augen (ist ja Technik, muss ja stimmen!) und sich selber ins Hafenbecken chauffieren.

Aber wenn das jetzt offiziell beglaubigt ist, dass es sich um "Iridium" (in Steinform :o ) handelt  - kann der Besitzer das ja auch an die Degussa verkaufen. Mal schaun, wie viele 1000 Euro sie ihm dafür geben  :D

Fremdschämen muss man sich wenn die Pressemeldung als "offiziell beglaubigt" bezeichnet wird und die Erkundung der Feuerwehr ohne jeglichen eigenen Einblick in das Einsatzgeschen als nicht nachvollziehbar bezeichnet wird.
Presse Meldungen sind weder "offiziell" noch vollständig. Beglaubigt wurde bisher nach meinem Kenntnisstand nichts.

Hallo Olaf,

natürlich hast Du Recht, dass es problematisch ist, "Ferndiagnosen" zu stellen, ohne tatsächlich dabei gewesen zu sein und alle relevanten Informationen zu haben. Ja, es stimmt, diese Einsätze sind selten, und deshalb fehlt auch Erfahrung. Grundsätzlich sollte man dennoch davon ausgehen, dass wahrscheinliche Dinge wahrscheinlich sind, und unwahrscheinliche eher unwahrscheinlich. Wenn ich eine Dose finde, auf der "Uranerz" steht, und ich finde darin ein paar Steine, wäre mein erster Schritt, mal im Internet nach Bildern von Uranerz zu schauen. Und was man da findet, entspricht ziemlich genau dem, was man auf dem Foto von den Steinen sieht.

Ich denke auch, dass man die für die Erstuntersuchung Verantwortlichen mehr schulen sollte als nur in der Bedienung des Messgeräts. Sie sollten schon ein grundsätzliches Verständnis haben, was in der Natur so an Strahlern vorkommt, und wie Strahler in Technik und Medizin aussehen und wie die einzuordnen sind.  In diesem Forum werden immer wieder Berichte von "Strahlenschutzeinsätzen" veröffentlicht, wo ich den Eindruck habe, dass dieses grundsätzliche Verständnis zumindest bei den Leuten, die zu erst an die Einsatzstelle kommen, oft nicht vorhanden ist. Man darf nicht vergessen, dass ein erheblicher Teil Deutschlands durch den WISMUT-Bergbau in der ehem. DDR radioaktiv verwüstet wurde und trotz extremer Sanierungsmaßnahmen noch in Ewigkeit bleiben wird. Wie Uranerz aussieht, sollte deshalb eigentlich zum Grundwissen eines jeden gehören, und vor allem von denjenigen, die beruflich damit in Kontakt kommen könnten.

Iridium ist ein Metall. Es kommt nicht sonderlich häufig in der Erdkruste vor, was auch den hohen Preis erklärt, und wenn, dann nur in Form von nicht-radioaktiven Isotopen. Wenn da also Steinbrocken vor einem liegen, kann es sich nicht um Iridium in Form des künstlich erzeugten radioaktiven Isotops 192 handeln. Denn Iridium-Seeds, wie in der Medizin verwendet, sind winzig kleine Metallnadeln. Ir-192 wird durch Bestrahlung nicht-radioaktiven Iridium-Metalls erzeugt. Keine Steinbrocken.

Was man auf dem Bild aber sieht, ist ganz augenscheinlich mehr oder weniger totes Uranerz, dh. es ist taubes Gestein mit sehr wenig Spuren sekundärer Uranmineralien an der Oberfläche (das ist das Gelbliche). Die geringe Menge an Uranmineral erklärt auch die geringe von den Steinen ausgehende Strahlung.

Derjenige, dem die Dose gehört, hat die Mineralien entweder selbst gefunden (sie liegen als "Nachlass" des Uranbergbaus in Süddeutschland und vor allem auch in Sachsen und Thüringen zu Millionen Tonnen (!) in der Landschaft), oder im Mineralienhandel frei und legal erworben. Da Uranminerale gesundheitsschädliches Radon ausgasen, hat er sie, ordnungsgemäß beschriftet, an einem gut belüfteten und nicht bewohnten Ort - der Garage - deponiert. Wäre jetzt meine Hypothese anhand dessen, was ich sehe.

Es sei denn, in der Dose war tatsächlich noch was anderes als die Steine, was aber nicht gezeigt wurde. Da Ir-192 Quellen wegen der hohen Aktivität winzig sind, dürfte der Materialwert dann aber trotzdem zu vernachlässigen sein. Und wenn die Strahlung nur minimal über dem Hintergrund liegt, geht auch keinerlei Gefahr davon aus. Die Halbwertszeit ist ja, wie schon geschrieben, mit 74 Tagen recht gering.

Wenn man sich mal die Gammalinien von Ir-192 ansieht, liegen diese bei 317 kev (zu 83%) und 468 keV (48%).  Bei 295 keV liegt die Gammalinie von Pb-214 (Zerfallsprodukt von U-238) und bei 405 keV die von Pb-211 (U-235). Ist allerdings schon ganz schön weit ab vom Schuss. Die Abweichung geht aber zumindest in die richtige Richtung.


Bin gespannt, was im Folgenden noch dazu veröffentlicht werden wird. Wenn Du da an Informationen kommst, stell die doch gerne hier ein. Sollte die Laboruntersuchung bei Ir-192 bleiben, nehme ich alles zurück und entschuldige mich offiziell.

Viele Grüße!

Henri


Olaf-C

Mein Eindruck ist das Du Dir einen völlig falschen Eindruck vom Ausbildungsumfang der Feuerwehr machst Henri. Die meisten Feuerwehren haben schon mal gar keine Strahlenschutz Messgeräte, und die die welche haben haben keinen die eine qualitative Bestimmungen erlauben. Diese Geräte sind bei der Feuerwehr extrem selten und müssen erst von irgendwo herangebracht werden. Auch dort wo sie sind kommen sie sehr selten zum Einsatz, daher gibt es auch wenig Erfahrung.
Weil aber auf der anderen Seite die Anzahl solcher Einsätze erfreulich gering ist wird von der Begrenzten Zeit die zur Verfügung steht nur wenig in die Ausbildung für solche seltenen Vorkommnisse gesteckt.

Es ist auch garnicht nötig in der Feuerwehr für Strahlenschutz Einsätze eine Umfangreiche Expertise auf zu bauen, Fachberater stehen ja durch das Land zur Verfügung.
Das die Presse dann nicht deren Bewertung verwendet wie das die Feuerwehr gemacht hat kann man der Feuerwehr ja nun nicht vorwerfen.

Im übrigen sind die Bilder Gesteinsbrocken die im HR Beitrag zu sehen sind nicht in der Einsatznacht entstanden und standen somit nicht zur Auswertung zur Verfügung.
Auch wurde das Behältnis nicht von der Feuerwehr für eine in Augenschein Name geöffnet, und dies wurde auch vom Strahlenschutzbeauftragten nicht für notwendig erachtet.

Und um das auch noch einmal deutlich hervor zu heben:
Strahlenschutz Einsätze sind per Erlass des Innenministeriums in Hessen KEINE Feuerwehr Einsätze (in Hessen).

Die Feuerwehr führt Absperrungen durch, macht eine Menschenrettung wenn notwendig, wartet dann auf die Anweisungen des zuständigen Beamten des Landes. Die Feuerwehr ist soweit keine Menschenrettung mehr erforderlich ist lediglich in Amtshilfe tätig.
Da weder für die erste Absperrung noch für die Menschenrettung eine genaue Analyse der Strahlenquelle erforderlich ist wird es auch keine Zeit für weit reichende Ausbildung in dieser Richtung geben. Schon garnicht für die Feuerwehrleute die im Ersteinsatz unter Atemschutz vorgehen.
Bei der Feuerwehr hat man entweder keine Zeit sich die Gammalinie von was auch immer an zu sehen, oder man hat die Zeit auf jemanden zu warten der das kann wenn er das für nötig hält.

Da es praktisch überall in Deutschland freiwillige Feuerwehren gibt steht es Dir, Henri, frei Mitglied einer solchen zu werden und dann deine Expertise dort in die Ausbildung ein zu bringen. Ich kann Dir versichern das dies überall gerne gesehen wird.

Im übrigen bezweifle ich selbst das es sich um Iridium-192 handelt. Ebenso glaube ich nicht das es noch irgendwo weitere Veröffentlichungen dazu gibt die über "wir haben es untersucht es war nicht schlimm" hinaus gehen. Die Telefonnummer der Öffentlichkeitsarbeit des zuständigen RP Darmstadt steht aber irgendwo auf deren Homepage da kann ma. Sicherlich mal in ein paar Tagen nachfragen.
Nur mal so aus Neugier: wieviel Zeit hast du in die Informations Beschaffung und hier eingestellte hypothetische Analyse investiert?

Kleiner Nachtrag:
https://rp-darmstadt.hessen.de/pressemitteilungen

DL3HRT

Mir stellt sich eine völlig andere Frage: Wie ist die Presse an die Informationen gekommen? Nur vom Hörensagen, weil jemand seinen Mund nicht halten konnte, oder über eine offizielle Mitteilung? Letzteres würde ich kritisch sehen, da vor einer Presseinformation Zeit sein sollte, genauer zu messen und zu überprüfen, worum es sich genau handelt.

Das eigentliche Problem ist hier nicht die "Fehldiagnose" der Substanz sondern, deren psychologische Wirkung durch die breite Streuung in Presse und Internet.

Peter-1

Erschreckend ! In der heutigen Zeitung Mittelfranken / Nürnberg, ist ein Artikel über die Dose mit Iridium zu lesen.  :o

Peter
Gruß  Peter

Olaf-C

Zitat von: DL3HRT am 28. April 2021, 17:19
Mir stellt sich eine völlig andere Frage: Wie ist die Presse an die Informationen gekommen? Nur vom Hörensagen, weil jemand seinen Mund nicht halten konnte, oder über eine offizielle Mitteilung? Letzteres würde ich kritisch sehen, da vor einer Presseinformation Zeit sein sollte, genauer zu messen und zu überprüfen, worum es sich genau handelt.

Das eigentliche Problem ist hier nicht die "Fehldiagnose" der Substanz sondern, deren psychologische Wirkung durch die breite Streuung in Presse und Internet.

Diese Frage stellt sich mir auch, und auch bezüglich der psychologischen Wirkung gehe ich Konform.
Da ich aber nicht beurteilen kann wer alles an wenn wann welche Informationen weitergeleitet hat, und wer davon welche Informationen wann an die Presse gegeben hat kann ich nur vermuten wo die Information an die Presse gekommen ist. Da es aber eben eine Vermutung ist werde ich das hier nicht zur Debatte stellen.

Olaf-C

Zitat von: Peter-1 am 28. April 2021, 17:46
Erschreckend ! In der heutigen Zeitung Mittelfranken / Nürnberg, ist ein Artikel über die Dose mit Iridium zu lesen.  :o

Peter

Wiso erschreckend? Ist halt nichts los in Mittelfranken und abschreiben kann jeder...

Butterfly

Wahrscheinlich wie bei der "stillen Post" wo nachher alles anders verstanden wird als es gesagt wurde, vielleicht hat jemand genuschelt und mit Mundschutz gesagt Uranium und der nächste hat verstanden "Iridium"...😋

Henri

Zitat von: Olaf-C am 28. April 2021, 14:47
Mein Eindruck ist das Du Dir einen völlig falschen Eindruck vom Ausbildungsumfang der Feuerwehr machst Henri. Die meisten Feuerwehren haben schon mal gar keine Strahlenschutz Messgeräte, und die die welche haben haben keinen die eine qualitative Bestimmungen erlauben. Diese Geräte sind bei der Feuerwehr extrem selten und müssen erst von irgendwo herangebracht werden. Auch dort wo sie sind kommen sie sehr selten zum Einsatz, daher gibt es auch wenig Erfahrung.
Weil aber auf der anderen Seite die Anzahl solcher Einsätze erfreulich gering ist wird von der Begrenzten Zeit die zur Verfügung steht nur wenig in die Ausbildung für solche seltenen Vorkommnisse gesteckt.

Es ist auch garnicht nötig in der Feuerwehr für Strahlenschutz Einsätze eine Umfangreiche Expertise auf zu bauen, Fachberater stehen ja durch das Land zur Verfügung.
Das die Presse dann nicht deren Bewertung verwendet wie das die Feuerwehr gemacht hat kann man der Feuerwehr ja nun nicht vorwerfen.

Im übrigen sind die Bilder Gesteinsbrocken die im HR Beitrag zu sehen sind nicht in der Einsatznacht entstanden und standen somit nicht zur Auswertung zur Verfügung.
Auch wurde das Behältnis nicht von der Feuerwehr für eine in Augenschein Name geöffnet, und dies wurde auch vom Strahlenschutzbeauftragten nicht für notwendig erachtet.

Und um das auch noch einmal deutlich hervor zu heben:
Strahlenschutz Einsätze sind per Erlass des Innenministeriums in Hessen KEINE Feuerwehr Einsätze (in Hessen).

Die Feuerwehr führt Absperrungen durch, macht eine Menschenrettung wenn notwendig, wartet dann auf die Anweisungen des zuständigen Beamten des Landes. Die Feuerwehr ist soweit keine Menschenrettung mehr erforderlich ist lediglich in Amtshilfe tätig.
Da weder für die erste Absperrung noch für die Menschenrettung eine genaue Analyse der Strahlenquelle erforderlich ist wird es auch keine Zeit für weit reichende Ausbildung in dieser Richtung geben. Schon garnicht für die Feuerwehrleute die im Ersteinsatz unter Atemschutz vorgehen.
Bei der Feuerwehr hat man entweder keine Zeit sich die Gammalinie von was auch immer an zu sehen, oder man hat die Zeit auf jemanden zu warten der das kann wenn er das für nötig hält.

Da es praktisch überall in Deutschland freiwillige Feuerwehren gibt steht es Dir, Henri, frei Mitglied einer solchen zu werden und dann deine Expertise dort in die Ausbildung ein zu bringen. Ich kann Dir versichern das dies überall gerne gesehen wird.

Im übrigen bezweifle ich selbst das es sich um Iridium-192 handelt. Ebenso glaube ich nicht das es noch irgendwo weitere Veröffentlichungen dazu gibt die über "wir haben es untersucht es war nicht schlimm" hinaus gehen. Die Telefonnummer der Öffentlichkeitsarbeit des zuständigen RP Darmstadt steht aber irgendwo auf deren Homepage da kann ma. Sicherlich mal in ein paar Tagen nachfragen.
Nur mal so aus Neugier: wieviel Zeit hast du in die Informations Beschaffung und hier eingestellte hypothetische Analyse investiert?

Kleiner Nachtrag:
https://rp-darmstadt.hessen.de/pressemitteilungen

Hallo Olaf,

Danke noch mal für die Erklärungen. Ich hatte tatsächlich mit der Feuerwehr bislang noch nicht so viele Berührungspunkte, war aber tatsächlich davon ausgegangen, dass bei entsprechender Schadensmeldung ein ABC-Erkundungsfahrzeug mitalarmiert wird, das dann auch mit Leuten besetzt ist, die speziell auf dem Gebiet geschult sind.

Letztendlich habe ich schon Verständnis für den hohen Personal- und Materialaufwand, der bei solchen Vorkommnissen betrieben wird. Selbst wenn die Funde meist eher harmlos sind, kann man halt nicht immer davon ausgehen. Der Schutz des beteiligten Personals muss natürlich zu jeder Zeit sichergestellt sein, und bei einer möglichen Kontamination mit hochaktiven Substanzen kommt es auf jede Minute an. Skurril wirkt es auf mich trotzdem manchmal. Wenn jemand im Hobbykeller beim Aufräumen eine Flasche mit Uranverstärkerlösung für die Fotografie findet, die noch von seinem Opa stammt, muss man vielleicht nicht gleich 3 Strassenzüge absperren. So was könnte man am Telefon erfragen, macht man bei medizinischen Notfällen ja auch und schickt nicht immer pauschal den Notarzt mit raus.

Dass das Thema bei der Feuerwehr eine so geringe Rolle spielt, erstaunt mich etwas, da Radionuklide in der Technik ja eine sehr weite Verbreitung gefunden haben - für berührungslose Füllstands- und Duchflussmessungen, Dickemessungen, Materialprüfungen, analytische Messgeräte. Wenn es also in einem Industriebetrieb brennt, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass dort auch (teilweise recht kräftige) Strahler beteiligt sind. Selbst in den Containern, die am Strassenrand die Luftqualität messen, ist ein C-14 Strahler im Feinstaubmessgerät verbaut.


Zitat von: Olaf-C am 28. April 2021, 14:47
Nur mal so aus Neugier: wieviel Zeit hast du in die Informations Beschaffung und hier eingestellte hypothetische Analyse investiert?

Eine Minute, um meinen Spickzettel mit den Gammalinien aller wichtigen Nuklide zu finden und noch eine zweite Minute, um für die Informationen zum Iridium in das Handbuch von Delacroix (http://www.hep.ucl.ac.uk/~saakyan/phas0052/Radionuclide_Data_Handbook.pdf) zu schauen. Und dann natürlich noch gut 2 Stunden, um den Text auszuformulieren und die ganzen Rechtschreibfehler zu korrigieren  ;)

Viele Grüße!

Henri