Troxler-Bausonde beschädigt - Verdacht auf Radioaktivität

Begonnen von NoLi, 23. März 2021, 21:20

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

DG0MG

https://www.krzbb.de/inhalt.chaos-in-der-boeblinger-innenstadt-radioaktives-material-entwichen.cdd48106-2599-4acf-9348-dcce75b8e802.html

"ging am Dienstag nichts mehr am zentralen Verkehrsknoten der Stadt. Grund war eine defekte Isotopensonde, die auf der Baustelle zur Umgestaltung des Elbenplatzes im Einsatz war. Offenbar überrollte eine Walze das schuhschachtelgroße Gerät. Wie Polizeisprecher Peter Widenhorn mitteilte, bestand zunächst der Verdacht, dass aus dem Gerät, das zur Messung von Materialdichte verwendet wird, radioaktives Material austritt."

Auf den Bildern sieht es nach Asphaltierarbeiten aus, das wird also vielleicht so eine Troxler-Sonde gewesen sein?

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi


DG0MG

Bei der im Wikipedia-Artikel im Foto gezeigten Troxler Modell 3440 sagen die technischen Daten des Herstellers:


  • Gamma Source:   0.30 GBq (8mCi)  Cs-137
  • Neutron Source:  1.48 GBq (40mCi) Am-241:Be

Hmm, 300 MBq Cs137 produzieren bei 1 Meter Abstand "nur noch" 26 µSv/h.


"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Henri

Hier findet sich das Gerätehandbuch:

https://www.troxlerlabs.com/Portals/0/Troxler%20Documents/User%20Documents/3430%203440%20Plus/UM-3440-%203440%20User%20Manual%20-%20Ed%201.3.pdf

Die Funktionsweise ist ganz interessant: man bohrt ein Loch in den Asphalt und senkt den am Ende eines Rohrs befestigten Strahler dannn in das Loch. Eine weitere Möglichkeit besteht in einer Rückstreuungsmessung, bei der der Strahler im Gerät bleibt. Das eignet sich aber wohl nur für dünne Schichten.

Selbst wenn man bei geschlossener Wolfram-Abschirmung an der Unterseite des Geräts misst, treten dort noch 100-200µSv/h Strahlung aus.

Leider steht im Handbuch nicht, welche Detektor-Technologie angewendet wird. Aber es gibt ein neues Modell, welches lizenzfrei (in den USA) ist, weil es mit nur 90 µCi Cs-137, also 3,33 MBq, auskommt. Da haben sie dann sicherlich einen kleinen Szinti verbaut, damit man nicht ewig aufs Ergebnis warten muss  :D

NoLi

Zitat von: DG0MG am 23. März 2021, 21:49
Bei der im Wikipedia-Artikel im Foto gezeigten Troxler Modell 3440 sagen die technischen Daten des Herstellers:


  • Gamma Source:   0.30 GBq (8mCi)  Cs-137
  • Neutron Source:  1.48 GBq (40mCi) Am-241:Be

Hmm, 300 MBq Cs137 produzieren bei 1 Meter Abstand "nur noch" 26 µSv/h.

Daher sagt ja auch die Feuerwehr:

"Messungen der Feuerwehr ergaben, dass die Strahlung nur unmittelbar um das Gerät herum minimal erhöht war und keine Gefahr für die Bevölkerung bestand."
:( :( :( ???
Was verstehen die unter "unmittelbar" und "minimal"? Als Dosisleistungsmessgerät ist auf den Fotos ein Teletector erkennbar...aber auch dieser kann ab 0,1 µSv/h messen.
Es sei denn, sie hatten noch das alte analoge Modell benutzt; hier muß man einen Drehwahlschalter  :wacko2: auf den gewünschten Meßbereich "R/h" oder "mR/h" einstellen...und ob dies bei unserer "digitalen Jugend" noch so klappt?
Ich hatte schon die Erfahrung gemacht, dass auch Messungen in der Schalterstellung "Batt." vorgenommen wurden :dash2: (zur Ehrenrettung NICHT in Böblingen!).

Gruß
Norbert

Na-22

Zitat von: DG0MG am 23. März 2021, 21:31
...

Danke für den Link. Jetzt weiß ich auch, was ich da vor gut einer Woche auf der Straße stehen sehen habe (nicht in Böblingen  :) ). Ich hatte mich schon gefragt, warum der Bereich so großzügig abgesperrt war und niemand neben dem Gerät stand.

DG0MG

Zitat von: NoLi am 24. März 2021, 11:15
Was verstehen die unter "unmittelbar" und "minimal"? Als Dosisleistungsmessgerät ist auf den Fotos ein Teletector erkennbar...aber auch dieser kann ab 0,1 µSv/h messen.

Sie hatten offenbar auch noch was anders als den Teletector - was ist das, ein FHT111?

Wenn die Sonde von einer Walze überrollt wurde, dann stand sie also mitten auf der frisch asphaltierten Fläche. Höchstwahrscheinlich in Messposition, sonst könnte man die ja der "allgemeinen Ordnung und Sicherheit auf dem Bau" wegen auch erstmal wieder beiseite räumen. Ich gehe also davon aus, dass das Messloch gebohrt war, die Sonde drüber stand und der Strahler in Messposition in den Straßenbelag abgesenkt war. Wenn dann eine 100-Tonnen-Walze drüberfährt, bleibt vom Gehäuse und der Elektronik sicher nicht viel heil, aber der Strahler könnte keinen Schaden nehmen und vielleicht sogar im Messloch verblieben sein. Wenn das so bleibt, bis die Fw kommt, kann ich mir schon eine recht geringe DL im 1-Meter-Umkreis vorstellen. Bei z.B. 20cm Lochtiefe (ist das realistisch?) hat man im 45°-Winkel (also 20 cm vom Loch entfernt) 28 cm Asphalt als Schirmung dazwischen.

Die Halbwertsschichtdicke bei Cs-137 liegt für Beton zwischen 30 und 50 mm, sagen wir also mal 40 mm. Die 28 cm sind 7 Halbwertsschichtdicken, ==> 27 Schwächung (~1/128).
300 MBq Cs-137 @ 28 cm ==> 337 µSv/h, 1/128 davon sind 2,6 µSv/h.

Vielleicht ist das auch damals in Berlin Prenzlauer Berg eine Quelle einer Troxler-Sonde gewesen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Henri

Zitat von: NoLi am 24. März 2021, 11:15

Ich hatte schon die Erfahrung gemacht, dass auch Messungen in der Schalterstellung "Batt." vorgenommen wurden :dash2: (zur Ehrenrettung NICHT in Böblingen!).


Da war dann wahrscheinlich die Panik groß, als der Zeiger Vollausschlag zeigte?  :D

NoLi

Zitat von: DG0MG am 24. März 2021, 12:36
Sie hatten offenbar auch noch was anders als den Teletector - was ist das, ein FHT111?
Das FTH111 ist ein Kontaminationsmessgerät mit Großflächenproportionaldetektor. Auf den zweiten Bild ist aber kein FHT111, sondern ein LB-122 (ein Pendant von Berthold zum FHT111) erkennbar.

Gruß
Norbert


NoLi

Schon wieder hat es eine Troxler-Sonde "erwischt":

Straßenwalze fährt über Messgerät
https://www.ulm-news.de/weblog/ulm-news/view/dt/3/article/81719/Strasenwalze_faehrt_ueber_Messgeraet.html


Ulm News, Gestern, 11:00
6. Juli 2021 von Ralf Grimminger
0 Kommentare

Straßenwalze fährt über Messgerät

Einsatz- und Rettungskräfte rückten am Montag zu einem Gefahrgutunfall auf der A8 aus.

Gegen 12.30 Uhr führte ein Arbeiter Messungen mit einer Isotopsonde im Baustellenbereich im Bereich der Anschlussstelle Ulm-West durch. Ein weiterer Arbeiter war dort mit einer Straßenwalze zu Gange. Der sah den Mann mit der Sonde nicht. Der konnte zur Seite gehen. Die Sonde konnte er jedoch nicht mehr beiseite schaffen. Die Walze überfuhr die Sonde, in der sich radioaktives Material befand. Die Feuerwehr rückte an und führte Messungen an der beschädigten Sonde durch. Diese ergaben, dass keinerlei Gefahr für Menschen und Umwelt bestand. Nach Abschluss der Messungen konnte die Sonde wieder in ihren Transportbehälter verbracht werden. Es gab keinerlei Verletzte. Auch war der Verkehr auf der A8 von den Einsatzmaßnahmen nicht betroffen.

Hier ein Video dazu:
https://www.regio-tv.de/mediathek/video/zwischenfall-mit-radioaktivem-caesium-an-der-au8/

Gruß
Norbert