Uraninit

Begonnen von Ronny, 14. Februar 2021, 09:41

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Ronny

Guten Morgen liebe Community,
ich habe im Internet Uraninit erstanden welcher laut Anbieter mit 265microsivert bzw 85600cpm angegeben war. Ich hatte 100€ bezahlt. Meine Messung mit dem Gamma-Scout ergab lediglig ca.36microsivert bzw ca 2700cpm.
Ich habe die Blende auf alpha,beta&gamma gestellt.
Meint Ihr ich habe zuviel Geld zum Fenster rausgeworfen?

DG0MG

Naja, zumindest die Reihenfolge war vielleicht falsch.

1. Hier oder im Mineralienatlas anmelden
2. auf den Sommer warten
3. Mit dem Geld den Benzin für eine Tour ins Erzgebirge bezahlen und selber suchen.

==> Kosten und Ergebnis sind ähnlich, aber Spaßfaktor ist erheblich höher.

"Mikrosievert" ist falsch.
Auch Dein Gamma-Scout misst "Mikrosievert PRO STUNDE".
Ersteres ist eine Dosis, Du misst aber eine DosisLEISTUNG (also eine Dosis pro Zeiteinheit).
Das ist ähnlich wie im Auto: Man fährt "130", das sind aber nicht "Kilometer", sondern Kilometer PRO STUNDE. Ersteres ist eine Entfernung, die Geschwindigkeit ist aber Entfernung pro Zeiteinheit.

Wenn jemand für einen Stein "Mikrosievert pro Stunde" angibt, dann geht man von einer reinen Gamma-Leistung im Direktkontakt aus. Da das aber nicht alle so messen, und meist auch nicht explizit dazugesagt wird, muss man nach den Messbedingungen fragen. Bei "CPM" ist das noch verrückter, denn da schwankt der Wert um Zehnerpotenzen je nach verwendetem Zählrohr - wohlgemerkt beim gleichen Messobjekt.
Wenn Der Verkäufer also z.B. mit einem großen SI-8B Pancake-Zählrohr 85600cpm misst, dann kann das mit dem kleinen Zählrohr im GammScout erheblich weniger sein. Das ist so. Wenn man nun die riesen-cpm-Zahl noch in µSv/h abliest, dann kommt da ein Phantasie-Wert zustande.

Ich würde also meine Meinung über den Verkäufer davon abhängig machen, wie er vorher seine Messmethode kommuniziert hat.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Peter-1

Hallo,
solche Mineralien werden heute von seriösen Händlern nichtmehr angeboten und verschickt. Dazu kommt die Frage wie du gemessen hast, Abstand ?
Wie groß ist das Stück und wie sieht es aus? Foto ?
Gruß  Peter

NoLi

Zitat von: DG0MG am 14. Februar 2021, 10:46
Wenn jemand für einen Stein "Mikrosievert pro Stunde" angibt, dann geht man von einer reinen Gamma-Leistung im Direktkontakt aus. Da das aber nicht alle so messen, und meist auch nicht explizit dazugesagt wird, muss man nach den Messbedingungen fragen. Bei "CPM" ist das noch verrückter, denn da schwankt der Wert um Zehnerpotenzen je nach verwendetem Zählrohr - wohlgemerkt beim gleichen Messobjekt.
Wenn Der Verkäufer also z.B. mit einem großen SI-8B Pancake-Zählrohr 85600cpm misst, dann kann das mit dem kleinen Zählrohr im GammScout erheblich weniger sein. Das ist so. Wenn man nun die riesen-cpm-Zahl noch in µSv/h abliest, dann kommt da ein Phantasie-Wert zustande.

Ganz genau! Deswegen nimmt man zur Angabe/Bewertung der Strahlungsintensität die reine GAMMA-Dosisleistung in Sv/h (bzw. mit "m" oder "µ" als Vorzeichen), denn diese Maßeinheit ist unabhängig von Zählrohrbauart und -größe und wird aus dem spezifischen Kalibrierfaktor des verwendeten Detektors ermittelt. Alle anderen Angaben in cpm/cps zu machen, ist ohne weitere Angaben Nonsens.

Es ist wie mit dem Längenmaß: 1 Meter ist und bleibt 1 Meter, egal, ob ich diese Strecke mit einem Maßband, einem Plastelineal, einem Holzmaßstab, einem Laser oder mit dem Pariser Urmeter-Platinmeßstab ermittle...(ok, der Vergleich ist vielleicht etwas krass :) )

Gruß
Norbert

pangeiger

Hallo Ronny,

ja, es ist in der Tat nicht mehr so einfach, ein Uraninit via Ebay zu ersteigern. Und meine Vorredner haben da auch recht. Je nachdem mit welcher Röhre wir da messen, kommt's zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Ich habe vor einiger Zeit einen kleinen Uranint (im Kästchen 3,3,5x2,5cm)erstanden, der recht kräftig strahlt: gemessen mit einem Selbstbaugerät (s. hier https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,108.0.html) mit einer ZP 1430 Sonde ergaben sich in einem cm Entfernung 280 µSv/h. 100 € würde ich vermutlich nicht dafür ausgeben. Außerdem ist darauf zu achten, dass der Stein in einem luftdichten Behälter untergebracht ist und auch nicht ins Schlafzimmer (z.B.) gehört.

Gruß
Peter

DL3HRT

Da die Frage "Wo kann ich Uraninit kaufen?" oder ähnliche bereits mehrfach aufkamen hier ein Link, der alle Wünsche erfüllt: MIKON Mineralienkontor
Dieser Shop ist auf Mineralien aus aller Welt spezialisiert. Man findet auch jede Menge Uran- und Thoriumminerale in den unterschiedlichsten Größen und Preisklassen. Die Preise empfinde ich als fair und die Abwicklung der Bestellungen erfolgt problemlos und schnell. Ich habe dort schon mehrfach bestellt. Kauf bei Ebay ist in der Regel teurer.

Ronny

entschuldigt meine falsche angabe....natürlich meinte ich microsievert pro stunde. ich habe im "direkten" kontakt gemessen, an dem stärksten strahlenden bereich. der verkäufer meinte er hätte mit dem inspector alert gemessen. leichte differenzen hätte ich ja noch verstanden, aber ca 265microsivert/h zu 36 ist schon schon ein großer unterschied. ich denke aucg, dass ein meter ein meter bleiben sollte. das gestein ist ca 11cm×4cm×3cm.

und vielen dank für die raschen und kompetenten antworten.

ich denke es ist besser den verkäufer zu kontaktieren und eine rückabwicklung veranlassen.

pangeiger

Hallo Ronny,

den Inspector (USB) mit seiner Pancakesonde habe ich auch. Man darf hier nicht Äpfel mit Birnen verwechseln: ein Gammascout mit seinem GZ-Röhrchen kannst Du mit dem Inspector nicht vergleichen (auch nicht vom Preis her). Insofern hat Dir der Verkäufer nichts vom Pferd erzählt. Für den Preis ist der Stein natürlich nicht unbedingt ein Schnäppchen. Es kommt natürlich auch auf das Aussehen an. Zum Beispiel zahlt man für Uraninite mit Blasenstruktur mehrfach höhere Preise als für die einfachen.

Gruß
Peter

Ronny

hier ein bild des minerals bzw des kaufes

Peter-1

Hallo Ronny,
ist sicher überteuert, aber es kommt darauf an was du machen willst. Für ein Ausstellungsstück reicht es sicher nicht. Um ein Gammaspektrum aufzunehmen ist es ausreichend. Ich habe vor 2 Jahren über Kontakte dieses nette Stück erhalten, wobei mir die Aktivität völlig egal war.
Gruß  Peter

pangeiger

Ja, das sind die etwas besseren Stücke. Hier mal mein kleines als Makroaufnahme.

Ansonsten stimme ich meinem Namensvetter bei: Dein Mineral ist definitiv überteuert. Wenn Du zur Abwechslung mal Uransekundärmineralien wie Tobernit suchst, schaust Du hier mal: https://www.ebay.de/sch/i.html?_from=R40&_trksid=p2047675.m570.l1313&_nkw=tobernit&_sacat=0

Gruß
Peter

DG0MG

Zitat von: Ronny am 14. Februar 2021, 15:10
der verkäufer meinte er hätte mit dem inspector alert gemessen. leichte differenzen hätte ich ja noch verstanden, aber ca 265microsivert/h zu 36 ist schon schon ein großer unterschied.

Das stimmt.
Der Inspector ist bestimmt kein schlechtes Gerät, er hat ein "very large , pancake-style Geiger-Mueller tube, with a diameter of 45 mm". Aber umgehen können muss man schon damit. Dein GammaScout mit dem ZP1401 Zählrohr hat einen aktiven Durchmesser von ~9mm. Wenn ich nun bei beiden die Blende AUF mache (ich bin nicht sicher, ob der Inspector überhaupt einen Blech- bzw. Blendendeckel besitzt), dann sind beide Geräte Alpha-, Beta- und Gamma-empfindlich. Eine Messung beinhaltet also alle 3 Strahlungskomponenten. Wenn man nun die Anzeige auf Dosisleistung (also µSv/h) stellt, dann wird die aus der Impulsrate des Zählrohres errechnet. Natürlich ist bei einem größeren Zählrohr die Impulsrate auch an sich höher, das ist im Kalibrierfaktor für Gamma berücksichtigt. Aber die zusätzliche Beta- und Alpha-Strahlung lässt die Zählrate überproportional hochschnellen. Deshalb ist eine Angabe der Dosisleistung in diesem Fall unsinnig.

Um das Problem zu vermeiden, wäre es angebracht, dass der Verkäufer AUSSCHLIESSLICH den Gamma-Anteil misst, indem er z.B. eine 3 mm-Alu-Platte vor das Zählrohr hält und Du dann den GammaScout-Wahlschalter auf Mittelstellung (ebenfalls nur Gamma) stellst. Dann werden sich die beiden (jetzt niedrigeren) Dosisleistungsmesswerte nicht mehr so groß unterscheiden. Falls sie das immer noch tun, liegt es an der Geometrie des Strahlers. Es ist dann besser, den Stein aus z.B. 10 cm Abstand zu vermessen.

Betrachten wir noch das Flächenverhältnis der beiden Zählrohre:

ZP1401   9,1 mm ==>   65 mm2
LND7317 44,5 mm ==> 1555 mm2

Das ist schon ein Verhältnis von 1:24 !

Wenn man nun die cpm-Werte des Verkäufers (85.600) und Dir (2.700) prüft, dann ist das sogar ein Verhältnis von 1:32!
Mglw. hast Du also auch im Verhältnis weniger gemessen, als man nach der Zählrohrfläche erwarten würde.
Die Erklärung könnte sein, dass beim GammaScout das Zählrohr recht tief im Gehäuse sitzt und damit "schräg" ankommende Partikel erstmal durch das Plastikgehäuse müssen, wenn sie zum Glimmerfenster wollen. Das schirmt dann Beta etwas und Alpha ganz ab.
Beim Inspector kommt man mit dem Fenster näher an den Prüfling heran.

Wir sehen also: Es ist bei "Steinen" wie bei Digitalkameras: Möglichst große MegaPixel-Zahlen, dann verkauft man schon.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: Ronny am 14. Februar 2021, 15:35
hier ein bild des minerals bzw des kaufes

Hallo Ronny.

Es kommt auch darauf an, was Du mit diesem Mineral bezweckst.
Für regelmäßige Konstanzprüfungen eines Strahlungsmeßgerätes, wie z.B. deinen Gamma-Scout, über lange Zeiten ist dieses Steinchen sehr gut geeignet (Halbwertszeit rund 4,5 Mrd. Jahre ;) ). Es weist einen Gammastrahlungsanteil auf, der sich deutlich vom natürlichen Strahlungsuntergrund abhebt. Es weist einen Alpha- und Betastrahlungsanteil auf, mit dem man die Wirksamkeit der Blenden des Gamma-Scout demonstrieren kann. Die erzielbaren Zählraten mit dem Gamma-Scout lassen auch einfache Experimente zu den Strahlungseigenschaften wie Abstandsverhalten, Abschirmwirkungen verschiedener Materialien, Dosis- und Dosisleistungsmessung etc. zu. Für all diese Sachen ist die Strahlungsstärke vollkommen ausreichend.

Gruß
Norbert

NoLi

#13
Zitat von: Ronny am 14. Februar 2021, 15:10
entschuldigt meine falsche angabe....natürlich meinte ich microsievert pro stunde. ich habe im "direkten" kontakt gemessen, an dem stärksten strahlenden bereich. der verkäufer meinte er hätte mit dem inspector alert gemessen. leichte differenzen hätte ich ja noch verstanden, aber ca 265microsivert/h zu 36 ist schon schon ein großer unterschied. ich denke aucg, dass ein meter ein meter bleiben sollte. das gestein ist ca 11cm×4cm×3cm.

und vielen dank für die raschen und kompetenten antworten.

ich denke es ist besser den verkäufer zu kontaktieren und eine rückabwicklung veranlassen.

Ronny,

welche Dosisleistung (in µSv/h) zeigt denn dein Gamma-Scout in der Stellung "Gamma" (also Schieber in Mittelstellung, Messfenster mit 3mm Alu-Filter geschlossen!) an? Meßgeometrie bitte wie im Bild mit offenem Schieber und an gleicher Stelle, zwecks Vergleich!
Danke!

Gruß
Norbert

Ronny

in der gammastellung 6,4microsievert/stunde.
ich habe das uranit vorhin an den verkäufer zurück gesendet.

habt vielen dank für die zahlreichen bemerkungen und tipps. ich lerne gerne dazu und fühle mich hier genau richtig. :-)