Welches große russische Zählrohr?

Begonnen von Henri, 21. Januar 2021, 23:03

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Henri

Zitat von: DG0MG am 05. März 2021, 17:45
Zitat von: Henri am 05. März 2021, 15:45
Es gibt ja zur Zeit verschiedenste Community-Projekte, die auf dieses und ähnlich alte Zählrohre aufbauen. Wenn das hier jemand mitliest: ich empfehle dringend, die Zählrohre vor der Verwendung entsprechend zu prüfen (und das ggf. noch mal zu wiederholen, wenn die Messwerte im Laufe der Zeit ansteigen sollten).

In den Kommentaren unter diesem Video über den "Multi-Geiger" - der das SI22G benutzt - hatte boehri_de von diesem Effekt geschrieben (auf youtube):
https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,96.msg6194.html#msg6194
Die haben da softwareseitig was gedreht. Ich weiss allerdings nicht, ob ihnen die Ursache klar war.


Ach, dann haben sie's bemerkt und leider das gleiche Problem.  Moderne ODL-Sonden haben extra eine Erkennung, damit das auffällt und das Zählrohr getauscht wird.

Also, Finger weg vom Si-22G. Schade, ist eigentlich sehr viel Zählrohr für den Preis...

Turbo-Tom

Die zuletzt berichtete Problematik hat mir jetzt doch keine Ruhe gelassen, da ich auch noch sechs SI22G Zählrohre in den "Katakomben" liegen habe. Also die Dinger rausgekramt, das Chaos etwas beiseite geschoben, ein paar Messgeräte bereitgestellt und schon ging's los.

Erstaunlicherweise konnte ich keinerlei Doppelpulse finden, bei keinem meiner sechs Exemplare. Alle sechs wurden im ersten Quartal 1988 hergestellt, und ich hatte sie auch zusammen von einem Anbieter in der Ukraine gekauft (ist schon ein paar Jahre her).

Von den Messdaten gleichen sich die sechs Exemplare "wie ein Ei dem anderen", selbst der Plateaubeginn ist bis auf etwa 10V identisch (um 310V). Ich kann praktisch keinen Drift der Empfindlichkeit (mit dem Uranglasquader als Prüfstrahler) zwischen 320V und 400V (Ende der "Fahnenstange" bei dem verwendeten Netzgerät) feststellen.

Im Gegensatz zu den meisten Anwendern, greife ich das Ausgangssignal an der Anode des ZR kapazitiv (ca 2pf hinter einem 8,2MOhm Anodenwiderstand) ab. Die Messung an der Kathode mag bei der Konfiguration des ZR in einer abgesetzten Sonde mit Verbindungskabel und Steckverbinder vorteilhaft sein, aber die Kathode eines so großen ZR stellt doch auch eine respektable Antenne dar, die jede Menge RFI einfangen kann... Von daher würde ich die vermeintlich defekten ZR sicherheitshalber nochmal mit Signalabgriff an der Anode prüfen (falls das in der Anwendung nicht ohnehin schon so erfolgt ist), vielleicht sind die Teile dann ja doch nicht so kaputt, wie befürchtet  ;).

Wann wurden denn die vermeintlich defekten SI22G hergestellt?

Viele Grüße und viel Erfolg bei der "Rettung",
Thomas


Henri

Zitat von: Turbo-Tom am 06. März 2021, 19:33
Die zuletzt berichtete Problematik hat mir jetzt doch keine Ruhe gelassen, da ich auch noch sechs SI22G Zählrohre in den "Katakomben" liegen habe. Also die Dinger rausgekramt, das Chaos etwas beiseite geschoben, ein paar Messgeräte bereitgestellt und schon ging's los.

Erstaunlicherweise konnte ich keinerlei Doppelpulse finden, bei keinem meiner sechs Exemplare. Alle sechs wurden im ersten Quartal 1988 hergestellt, und ich hatte sie auch zusammen von einem Anbieter in der Ukraine gekauft (ist schon ein paar Jahre her).

Von den Messdaten gleichen sich die sechs Exemplare "wie ein Ei dem anderen", selbst der Plateaubeginn ist bis auf etwa 10V identisch (um 310V). Ich kann praktisch keinen Drift der Empfindlichkeit (mit dem Uranglasquader als Prüfstrahler) zwischen 320V und 400V (Ende der "Fahnenstange" bei dem verwendeten Netzgerät) feststellen.

Im Gegensatz zu den meisten Anwendern, greife ich das Ausgangssignal an der Anode des ZR kapazitiv (ca 2pf hinter einem 8,2MOhm Anodenwiderstand) ab. Die Messung an der Kathode mag bei der Konfiguration des ZR in einer abgesetzten Sonde mit Verbindungskabel und Steckverbinder vorteilhaft sein, aber die Kathode eines so großen ZR stellt doch auch eine respektable Antenne dar, die jede Menge RFI einfangen kann... Von daher würde ich die vermeintlich defekten ZR sicherheitshalber nochmal mit Signalabgriff an der Anode prüfen (falls das in der Anwendung nicht ohnehin schon so erfolgt ist), vielleicht sind die Teile dann ja doch nicht so kaputt, wie befürchtet  ;).

Wann wurden denn die vermeintlich defekten SI22G hergestellt?

Viele Grüße und viel Erfolg bei der "Rettung",
Thomas

Hallo Thomas,

meine - zugegebenerweise doch recht kleine - Stichprobe, ein einziges Zählrohr, stammt aus 1984. Ich hätte mir da gar nicht groß bei gedacht, wenn "boehri" nicht den selben Effekt beschrieben hätte.  Bei einem knapp 40 Jahre alten Zählrohr ist halt irgendwann Schluss. Auf https://odlinfo.bfs.de/DE/themen/wie-wird-gemessen/interpretation.html wird das auch als typische Fehlerquelle benannt:

"Die Ursache dieser Verdopplung liegt in der Auslösung von Folgeimpulsen nach einem gemessenen Zählrohrimpuls, die nicht durch äußere Strahlung bedingt sind. Oftmals handelt es sich hierbei um einen Temperatureffekt der altersbedingte Probleme des Zählrohrs aufzeigt. Diese Folgeimpulse werden ebenfalls gezählt, und folglich erscheint die berechnete ODL erhöht."

Ich greife das Signal auch über einen Kondensator (47pF) an der Anode ab. Auffällig war noch, dass kurz nach dem Einschalten der Sonde besonders viele Doppelimpulse kamen, später dann aber weniger. Meist sind die Impulse dann  auch deutlich niedriger. Das Zählrohr "zündet" nicht in einem Stück durch, sondern nur teilweise, und schiebt dann noch mal was nach.

Selbst wenn diese Zählrohre jetzt noch einigermaßen funktionieren, von einer sonderlich hohen Lebenserwartung sollte man nicht mehr ausgehen.

Wenn man das Gerät allerdings bei gleichbleibenden Temperaturen verwendet und häufig nachkalibriert, kann man das Zählrohr sicher noch eine Weile verwenden. Aber Langzeitmessungen im Garten? Na ja, solange man halt die Messwerte im Auge behält.

Viele Grüße!

Henri





DL8BCN

Hallo ich habe das russische Datenblatt meines CTC-5 Zählrohrs, kann es aber nicht lesen :-\
Kann mir jemand verraten, wie viele Impulse pro Minute 1 mySv/h entsprechen?
Bei mir im Haus bei etwa 0,1 mySv/h knackt es ca. 30 mal pro Minute.
Entspricht das den Erwartungen?

Na-22

Zitat von: DL8BCN am 10. April 2022, 22:49
...
Bei mir im Haus bei etwa 0,1 mySv/h knackt es ca. 30 mal pro Minute.
Entspricht das den Erwartungen?

Laut der Seite hier
https://www.pocketmagic.net/tube-sts-5-сtc-5-geiger-tube/

sind 30 cpm bei normalem Background in Ordnung.

DL8BCN

Ok, dann scheint das Teil ja in Ordnung zu sein.
Was mich etwas überrascht ist, daß es oft viele schnell aufeinanderfolgende Impulse gibt, wo es schwierig wird mitzuzählen und dann gibt es wieder Zeiträume von bis zu 15 Sekunden, wo gar keine Entladung erfolgt.
Aber das ist wohl eben Statistik und so normal. :-\

Na-22

Das STS-5 ist der Vorgänger des SBM-20. In den Parametern sind wohl beide sehr ähnlich. Angaben für das SBM-20 können also auf das STS-5 übertragen werden.

Zur Sensitivität des SBM-20 habe ich hier
https://www.pocketmagic.net/tube-sbm-20-сбм-20-geiger-tube/

folgendes gefunden:
- Gamma Sensitivity Ra226 (cps/mR/hr): 29
- Gamma Sensitivity Co60 (cps/mR/hr): 22

1 mR/h entspricht 10µSv/h.

Für eine korrekte Messung muss noch der Hintergrund des Zählrohrs vom Ergebnis abgezogen werden.

DL8BCN

Hallo, wenn ich richtig umgerechnet habe, sind das 17,4 CPM pro 0,1 uSv/h für Rd226 und 13,2 CPM für Co60.

Na-22

Auf die gleichen Zahlen komm ich auch.
Wie bereits erwähnt, muss der Nulleffekt des Zählrohrs abgezogen werden.

DL8BCN

Nun müsste man nur noch wissen, wie hoch die durchschnittliche Nullrate bei den Dingern ist. Meins tickert mir doch ein wenig oft🤔
Habe da gerade was gefunden. Es sollen wohl etwa 27 cpm. Sein. Im Datenblatt steht sogar 1cps?
https://www.google.de/amp/s/docplayer.org/amp/52668732-Vergleich-sbm-20-vs-si-39g.html
Ich werde das Teil mal in meine Bleiburg sperren und schauen, ob die Zählrate geringer wird.


DL3HRT

ZitatNun müsste man nur noch wissen, wie hoch die durchschnittliche Nullrate bei den Dingern ist. Meins tickert mir doch ein wenig oft🤔
In meiner großen Bleiburg sind es bei einem SBM-20/STS-5 mit 400V Versorgungsspannung im Mittel 8 Impulse pro Minute, gemessen über mehrere Stunden. Ich habe es mit mehreren Zählrohren getestet. Die lagen alle sehr dicht bei diesem Wert.

DL8BCN


Henri

Zitat von: DL8BCN am 11. April 2022, 21:38
Nun müsste man nur noch wissen, wie hoch die durchschnittliche Nullrate bei den Dingern ist. Meins tickert mir doch ein wenig oft🤔

Man kann das Gerät auch mal auf eine Bootstour mitnehmen. Dann verschwindet der terrestrische Anteil der Hintergrundstrahlung fast vollständig, und man hat im wesentlichen nur noch kosmische Strahlung. Wasser schirmt ja wunderbar ab, wenn es tief genug ist. Na ja, man muss allerdings dran denken, dass man ja aufgrund des physiologischen Kalium-Anteils an der eigenen Körpermasse auch radioaktiv ist. Also besser nicht zu viele Freunde mitnehmen, eine Paddeltour zu zweit ist ja auch ganz nett  :first_move:

Viele Grüße!

Henri

DL8BCN

Ja, super Idee😎
Ich habe gestern noch in meiner kleinen Bleiburg aus 20kg Bleibarren getestet.
Ich konnte das Gerät nicht komplett einhüllen, es war nicht perfekt geschirmt.
Da hatte ich immer noch mindestens 20 Impulse pro Minute🤔
Ich hatte das schon mal gefragt zum Thema Nullrate:
Wird das Gas im Zählrohr wirklich nur durch Strahlung gezündet, oder gibt es auch spontane Entladungen, die dann die Nullrate darstellen.
Wie ist das?

DL3HRT

ZitatWird das Gas im Zählrohr wirklich nur durch Strahlung gezündet, oder gibt es auch spontane Entladungen, die dann die Nullrate darstellen.
Wie ist das?
Vom Prinzip her schon. Selbst mit der Bleiburg können wir hochergetische Strahlung nicht komplett abschirmen. Die Restzählrate dürfte auf hochenergetische sekundäre kosmische Strahlung zurückgehen.