Schowti Wody (Жо́вті Во́ди), Ukraine

Begonnen von DG0MG, 20. September 2020, 11:24

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DG0MG

Schowti Wody (Жо́вті Во́ди) ist eine Stadt mit ~46.000 Einwohnern im Zentrum der Ukraine.
Dort besteht offenbar weiterhin ein industrielles Zentrum für die Förderung und Verarbeitung von Uran. Der Staatsbetrieb „VostGOK“ [2], der größte Uranerzbergbau- und Verarbeitungsbetrieb der Ukraine, hat dort seine Zentrale.

Die Stadt wuchs in der 50er Jahren rapide, als in den dort befindlichen Magnetitlagerstätten Uran gefunden wurde. Offenbar hat man damals in vielen neu errichteten Gebäudefundamenten und Straßen Abraum aus dem Bergbau verwendet, so dass große Probleme mit Radon bestehen. Ebenso sind rund um die Stadt Tailings deponiert, die aus der Uranaufbereitung stammen.

2013 brachte das ZDF innerhalb der Reihe "planet e." eine Doku von Tatyana Detig über die Probleme dort: "Die strahlende Stadt". Man kann diese noch bei yt finden:



Der Wikipediaartikel zu Schowti Wody [1] verweist in Quellenangaben mehrmals auf diese Doku. Trotzdem ist sie etwas eigenartig: Konkrete Messwerte (etwa in µSv/h für ODL, Bq/m3 für Radon) werden nicht ein einziges Mal genannt. Bestenfalls Allgemeinplätze und Umschreibungen ("hohe Belastung", "verstrahlt", "100mal mehr"). Bei 0:26 min verwendet der Akteur einen "GammaScout": Wir kaufen Zählrohre und Geräte aus der Ukraine, dort verwendet man einen GS ^^.
Es gibt einen weiteren Film aus gleicher Feder mit dem Titel "Die Uranstadt" (leider nur der Trailer): https://zdf-enterprises.de/programmkatalog/international/zdfeunscripted/current-affairs-social-issues/die-uranstadt

Im Film oben werden bei 10:00 min im Vorbeifahren die markanten Industrianlagen von "WOSTGOK" gezeigt, die habe ich schonmal gesehen. Nämlich bei Oleg Izon, der eine Reise dorthin unternahm und mit dem Bus ebenfalls dran vorbeifuhr. Sein Ziel war die frühere Urangrube "Kapital" [3] bei Schowti Wody, leider ohne Untertitel:




[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Schowti_Wody
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/VostGOK
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Schowti_Wody#/media/Datei:Schowti_Wody_Alte_Erzgrube_Panorama.JPG
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Der Name "Gelbes Wasser" deutet ja bereits auf eine geologisch interessante Gegend mit Eisenerzvorkommen hin. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Flüsse nach reichen Regenfällen ockerfarben aussehen...
Wikipedia schreibt:
Zu Beginn der 1950er Jahre wurde in Magnetitlagerstätten innerhalb vom Stadtgebiet Uranerz gefunden, welches aufgrund des sowjetischen Atombombenprojektes und dem dazu nötigen Aufbau einer Atomindustrie ab 1951 kommerziell abgebaut und kurze Zeit später auch vor Ort weiterverarbeitet wurde. Infolgedessen entwickelte sich vor Ort die Industrie, was zu einem raschen Bevölkerungsanstieg und dem Ausbau der städtischen Infrastruktur (unter anderem zwei Krankenhäuser, zwölf Schulen, dreizehn Kindergärten, zahlreiche Bibliotheken, zwei Kinos, ein am 2. Mai 1956 eingeweihtes Sportstadion mit 11.000 Zuschauerplätzen, eine Sporthalle mit Hallenbad etc.) führte.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schowti_Wody

Bei 8:33 zeigt ein Gammascout 22 µSv/h auf dem Abraum an. Das kennen wir auch von hier. Es ist durchaus denkbar, dass Material welches als Abraum anfiel in die Bauindustrie gegangen ist. So wie hier bei der Wimsut nur in größerem Maßstab.

Bei 20:17 wird ein Spektrum gezeigt. Man kann nicht viel erkennen aber es sieht nicht unnormal aus. Wie man daraus Radon ableiten kann ist mir unklar.

NoLi

Zitat von: DG0MG am 20. September 2020, 11:24
Konkrete Messwerte (etwa in µSv/h für ODL, Bq/m3 für Radon) werden nicht ein einziges Mal genannt. Bestenfalls Allgemeinplätze und Umschreibungen ("hohe Belastung", "verstrahlt", "100mal mehr").

Als "akzeptablen Höchstwert an dauerhafter Strahlenexposition" für die Allgemeinbevölkerung gelten in Russland 0,4 µSv/h; wahrscheinlich wird es in der Ukraine genauso oder ähnlich sein.
Die ukrainischen Messgeräte TERRA-P MKS-05 stellen nach dem Hochfahren automatisch 0,3 µSv/h als Alarmschwellwert ein.

Gruß
Norbert

DG0MG

Zitat von: NoLi am 20. September 2020, 20:55
Als "akzeptablen Höchstwert an dauerhafter Strahlenexposition" für die Allgemeinbevölkerung gelten in Russland 0,4 µSv/h; wahrscheinlich wird es in der Ukraine genauso oder ähnlich sein.

Ich glaube aber trotzdem nicht, dass die Kinder bei einer flächigen ODL von 0,4 µSv/h * 100 = 40 µSv/h im Hinterhof spielen. Und das meine ich eben: Es werden im Film zu wenig konkrete, handfeste Informationen gegeben. Wahrscheinlich liegen da einzelne Bröckchen rum (wie bei uns auf den Straßen mit WISMUT-Schotter) und der Herr mit seiner Bodensonde hat eins davon gefunden. Interessant überhaupt seine Gerätschaft: Flaches Umhängeding mit LCD, faustgroße Bodensonde am Haltestab. Eventuell war es dieses: Dosimeter POSHUK

Die eine Frau sucht extra noch die Zettel mit den Ergebnissen der offiziellen Messung her, der Experte wiegt mit dem Kopf und sagt: alles ganz schlimm. Aber was steht da?
Das ist leider nicht befriedigend.
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