Erste Messversuche mit dem SV500

Begonnen von JohnJameson, 11. Mai 2021, 15:24

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JohnJameson

Ich hoffe mein Beitrag ist hier korrekt platziert, ich habe mal ein paar Fragen zu den Messergebnissen, die ich vorhin mit dem SV500 und der externen Beta-Gamma Sonde gemacht habe.

Angefangen habe ich damit die Nullrate auszuzählen, 5min lang die Impulse gezählt, und dann Mittelwert gebildet, machte bei mir zuhause 17 cpm. Allerdings habe ich festgestellt, das das wahrscheinlich gar nicht so viel Sinn macht, da der Ablesefehler durch die Analoge Anzeige sowieso recht hoch sein dürfte.

Dann habe ich gemessen:

Ein Päckchen Pottasche, 15g von Ostmann, brachte es auf knapp 50cpm und vielleicht ganz knappe 0,1 mRad/h in den peaks.

Als nächstes habe ich 200 Uranglasperlen von eBay "untersucht", die brachten es im Mittel auf 1,5 mRad/h bzw. auf 700imp/min (So gut ich das eben auf der Analogen Anzeige ablesen konnte), in spitzen sogar auf 2 mRad/h.
Dann hatte ich noch 8 Quader aus Uranglas, da kam ich auf 0,3 mRad/h im Mittel bzw. auf ca. 150 cpm.

Interessanter ist das Stückchen Pechblende was heute morgen im Briefkasten lag  ;D (Danke nochmal dafür!)
Da kam ich mit "offener Blende" der Sonde auf fast 20 mRad/h, im Mittel waren es immer gute 17-18. Wenn ich die Sonde geschlossen habe, um nur die Gammastrahlung zu detektieren, lag die Dosis bei guten 2 mRad/h.

Das Quantum Pendant Amulett verursachte kaum Ausschläge, den muss ich nochmal genauer anschauen.
Ich habe momentan auch nur den Analogen Zähler hier, habe mir noch ein günstiges Chinagerät bestellt, aber das ist noch unterwegs.

Ich habe jetzt gelesen, das die Umrechnung von mRad/h nach µSv/h 1:10 ist, also ein 1 mRad/h soll 10 µSv/h entsprechen.
Stimmt das so? Bzw. kann man diese Werte überhaupt so umrechnen?
Das erscheint mir dann doch alles sehr hoch, die Uranglasperlen kämen dann auf eine Dosisleistung von knapp 20µSv/h, und das Stück Pechblende wären sogar 200µSv/h, obwohl es eigentlich bei 10µSv/h liegen müsste. Ich habe zumindest keinen anderen Umrechnungsfaktor gefunden, ich denke daher ich habe irgendwo ein Denkfehler drin oder mache was anderes vollkommen falsch  :crazy:

Na-22

Der Umrechnungsfaktor zwischen Rad und Sievert ist 100.
1 Sv = 100 Rad (korrekt ist eigentlich 1 Gy = 100 Rad)
0,1 mRad/h = 1 µSv/h

Das würde bedeuten, dass die Pottasche mit 1 µSv/h strahlt. Da war bestimmt die Blende auf  ;).
Für die Angaben in mRad/h muss die Blende geschlossen sein, da die Betastrahlung sonst das Ergebnis verfälscht.

Einen guten Überblick über die verschiedenen Messgrößen findest Du hier:
https://www.automess.de/service/messgroessen-im-strahlenschutz

NoLi

Bei offener Beta-Blende der Sonde gilt nur die cpm-Skala (imp/min)!
Die mRad/h-Skala ist nur gültig für die normalerweise im Gerät befindliche, aber auch herausnehmbare Gamma-Sonde.

Gruß
Norbert

Henri

Den SV500 und sein digitales Pendant, den IM-7001, kann man sehr leicht an einen PC anschließen. Ich empfehle Dir, das mal in Angriff zu nehmen, denn mit der Analoganzeige kann man bei niedrigen Dosisleistungen nicht viel anfangen. An sich ist das aber ein gutes Gerät.

Schau mal hier, in das an den Beitrag angehängte PDF:

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,727.msg7514.html#msg7514


Zum Zählen kann ich Dir die Software "Theremino Geiger" empfehlen. Die gibt es kostenlos auf http://www.theremino.com

Übrigens, falls Du noch nicht löten kannst: das lernt sich sehr schnell und ist wirklich einfach, und es lohnt sich, das mal zu probieren. Auf youtube gibt es sicherlich tolle Tutorials dazu.

Viele Grüße!

Henri

JohnJameson

Super, ich denke euch für die vielen Infos und die Links!
Das werde ich mir alles nochmal in Ruhe ansehen. Also ist Anzeige Rad/h im Prinzip nur für die Messung von Gammastrahlen gemacht? Ich habe die Sonde aus dem Gerät noch nie wirklich rausgenommen, ich werde bei Gelegenheit mal ein paar Vergleichsmesungen für mich mit der externen und (herausgenommenen) internen machen!

Löten ist kein Problem, den Umbau bzw. den Bau des Interfaces werde ich mir definitiv mal genauer anschauen, das sieht interessant und nützlich aus!

Viele Grüße,
Markus

Henri

Zitat von: JohnJameson am 11. Mai 2021, 19:13
Super, ich denke euch für die vielen Infos und die Links!
Das werde ich mir alles nochmal in Ruhe ansehen. Also ist Anzeige Rad/h im Prinzip nur für die Messung von Gammastrahlen gemacht?

Ja, genau. Nur 2-3 von 100 Gammaquanten lösen einen Zählrohrimpuls aus, aber 60 bis 80 von 100 Betateilchen. Deshalb wird bei geöffneter Betablende und vorhandener Betastrahlung immer viel zu viel angezeigt. Hinzu kommt noch, dass man mit einem Geigerzähler gar keine Beta-Dosisleistungen quantitativ bestimmen kann. Also, mit offener Blende misst man nur Impulse pro Zeit und kann dann  feststellen, ob Betastrahlung vorhanden ist (nämlich wenn mehr angezeigt wird als mit geschlossener Blende). Mit geschlossener Blende registrierst Du nur Gammastrahlung, dafür stimmt der angezeigte Messwert dann auch.

Ich denke, man kann den PC-Adapter sogar noch einfacher gestalten, wenn man den Pegel, der am Kopfhörerausgang liegt, auf "Soundkartenniveau" bringt und dann eine Software nimmt, die über die Soundkarte zählt. Da gibt es sogar Smartphone-Apps für. Da das Gerät einen Piezo-Ohrhörer hat, dürfte der Soundausgang bereits recht hochimpedant sein, sonst müsste man da ggf. auch noch mal nachbessern. Wenn Du kein Oszilloskop hast, vielleicht einfach einen Spannungsteiler mit Poti nehmen und langsam hochregeln, bis die Impulse korrekt erfasst werden.

Wahrscheinlich sind die für den Ohrhörer etwas gestreckt. Dann müsste man mal schauen, wo im Gerät die Rohimpulse auflaufen und dort dann abgreifen. Ist aber nur für hohe Zählraten wichtig.

Viele Grüße!

Henri

Na-22

Zitat von: Henri am 11. Mai 2021, 19:50
...
Ich denke, man kann den PC-Adapter sogar noch einfacher gestalten, wenn man den Pegel, der am Kopfhörerausgang liegt, auf "Soundkartenniveau" bringt und dann eine Software nimmt, die über die Soundkarte zählt. Da gibt es sogar Smartphone-Apps für. Da das Gerät einen Piezo-Ohrhörer hat, dürfte der Soundausgang bereits recht hochimpedant sein, sonst müsste man da ggf. auch noch mal nachbessern. Wenn Du kein Oszilloskop hast, vielleicht einfach einen Spannungsteiler mit Poti nehmen und langsam hochregeln, bis die Impulse korrekt erfasst werden.

Wahrscheinlich sind die für den Ohrhörer etwas gestreckt. Dann müsste man mal schauen, wo im Gerät die Rohimpulse auflaufen und dort dann abgreifen. Ist aber nur für hohe Zählraten wichtig.

Viele Grüße!

Henri

Theremino AudioInput ist so eine Software.
https://www.theremino.com/wp-content/uploads/files/Theremino_AudioInput_V2.6.zip

Damit lassen sich Pulse an der Soundkarte zu Theremino Geiger weiterleiten.

DG0MG

Zitat von: Henri am 11. Mai 2021, 19:50
und dann eine Software nimmt, die über die Soundkarte zählt. Da gibt es sogar Smartphone-Apps für.

z.B die PocketGeiger-App: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,77.msg973.html#msg973
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Henri

Zitat von: DG0MG am 11. Mai 2021, 20:08
Zitat von: Henri am 11. Mai 2021, 19:50
und dann eine Software nimmt, die über die Soundkarte zählt. Da gibt es sogar Smartphone-Apps für.

z.B die PocketGeiger-App: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,77.msg973.html#msg973

Na schau an! Alles schon dagewesen :)

JohnJameson

Ich werde mir am Wochenende mal die Lösung von DG0MG mit der PocketGeiger App anschauen und mir eine Teieliste machen, das meiste davon müsste ich auch da haben. Das sieht einfach umzusetzen aus  :)

JohnJameson

Ich habe nochmal eine Frage, betrifft zwar nicht den SV-500, aber das Messen allgemein.

Ich habe nun mittlerweile einen GMC-500, und habe mal eine Messung mit dem Programm Geigerlog von Uranglasperlen und Quader gemacht. Allerdings verstehe ich nicht so ganz, was mir die Funktion "Poisson Test" sagen soll, aus dem Handbuch von Geigerlog werde ich nicht so ganz schlau was das angeht. Nur das meine Werte offensichtlich nicht gut sind, wahrscheinlich hätte ich wesentlich länger Messen müssen?!
Ich habe mal einen Screenshot angehangen, vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben, wie ich so eine Messung Aussagekräftiger machen kann?

Viele Grüße,
Markus

Henri

Hallo Markus,

ohne das Programm jetzt genau zu kennen: "Poisson-Test" klingt nach Überlappung von Standardabweichungen.

Üblicherweise misst man mit 2 Sigma Genauigkeit. Dafür benötigt man mindestens 400 Impulse. Das Ergebnis ist dann +/- 2*sqrt(Ergebnis) genau, und dies mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%. Mit den übrigen 5% Wahrscheinlichkeit liegt der tatsächliche Messwert außerhalb des Fehlerintervalls.


Will man nun wissen, ob eine Erhöhung des Messwerts statistisch signifikant ist, misst man einmal mit der entsprechenden Genauigkeit den Hintergrund und dann noch einmal die Probe. Überlappen sich die Vertrauensbereiche nicht, ist die Erhöhung mit 95%iger Wahrscheinlichkeit nicht statistischen Fluktuationen geschuldet, sondern basieren auf einer echten Zählratenerhöhung.

Z.B. (Zahlen fiktiv, nur zur Veranschaulichung):

Hintergrund: 100 cps +/- 10 cps, also 90-110 cps

Probe:  110 cps +/- 10 cps, also 100-120 cps.

Beide Bereiche überlappen sich: Erhöhung kann Zufall sein. Oder:

Probe: 125 cps +/- 10 cps, also 115-135 cps.

Beide Bereiche überlappen sich nicht, mit 95%iger Wahrscheinlichkeit ist in der Probe irgend was, was strahlt.


"Poisson-Test", weil die statistische Verteilung der Poisson-Verteilung entspricht (für eine kleine Anzahl Messpunkte; für eine große: Gaußverteilung).


Noch mal viel schöner und ausfühŕlicher erklärt, als ich das jetzt kann, findet es sich hier:

https://www.sarad.de/cms/media/docs/applikation/AN-002_Messprinzip-Statistik-Versuchsplanung_DE_11-03-08.pdf

Viele Grüße,

Henri

JohnJameson

Danke Henri für die Erklärung und die Links, jetzt ist es mir etwas klarer geworden. Ich werde mir das nochmal in Ruhe alle durchlesen und noch ein paar kleine Versuche machen, besten Dank  :mail1: