Kaufempfehlung Geigerzähler?

Begonnen von 4x4-LKW, 13. September 2020, 13:14

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4x4-LKW

Hallo,

auf der Suche nach einem Geigerzähler für meine Arbeit bin ich auf dieses Forum gestoßen - sehr schön, gefällt mir. :)

Ich stelle jetzt einfach mal meine Frage ;)

Ich arbeite als Geologe in der Baugrund- und Altlastenerkundung (Probebohrungen). Es werden Bodenproben genommen und diese dann auf bodenmechanische oder chemische Eigenschaften untersucht. Gerade bei den Altlastenuntersuchungen findet man dabei doch gelegentlich mal recht merkwürdige Sachen und ich frage mich immer wieder ob vielleicht auch mal "was strahlendes" mit dabei ist...?? :unknw: :unknw:
Ich suche jetzt also einfach mal aus privatem Interesse einen Geigerzähler den ich im Laderaum von einem Transporter an die Wand hängen kann. Unter der geöffneten Heckklappe ist mein normaler Arbeitsplatz wenn ich Proben nehme und beschreibe. Der Geigerzähler sollte da still und unauffählig seinen Dienst tuen, eine Alarmfunktion bei erhöhter Strahlung wäre erstmal die wichtigste Funktion. Einzelne Proben könnte ich auch mal direkt vor den Zähler oder ein Zählrohr halten. Ansonsten steht im Lastenheft eine lange Betriebszeit und am liebsten Standardakkus oder -batterien und robust sollte das  Gerät sein. Es würde das ganze Jahr über regengeschützt im offenen Laderaum funktionieren müssen. An die Präzision der Meßwerte stelle ich erstmal nicht so hohe Anforderungen, wichtig ist erstmal die Frage "ob" oder "ob nicht" ;)

Hättet Ihr da mal Tipps oder Kaufempfehlungen?

Ich habe hier noch 2 funktionierende SV500 herumstehen, kann man damit was machen?

Vielen Dank schon mal.

Gruß
Thomas

Henri

Hallo Thomas,

schön, dass Du hierher gefunden hast!


Vor kurzem hat mich hier jemand auf einen Thread zu einem Gerät namens "Radiation Pager" hingewiesen:

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,6.0.html

Die sind klein, robust, sehr leistungsfähig, und derzeit noch auf Ebay für ca. 150,- gebraucht zu bekommen (incl. Versand und Zoll). Die 2x AA Batterien sollen 1 Jahr halten, man braucht das Gerät nicht ausschalten.

Falls das was für Dich ist, berichte doch mal von Deinen Erfahrungen - ich bin  grad am Überlegen, ob ich mir auch einen gönnen soll.


Grundsätzlich hast Du noch das Problem, wenn was strahlt, herauszufinden, was strahlt. Es gibt ja sehr viel kaliumreiches Gestein, oder welches, das natürlicherweise viel Uran oder Thorium enthält. Du möchtest aber sicherlich wissen, ob es sich um eine "Altlast" handelt. Dafür bräuchtest Du dann im zweiten Schritt ein Gammaspektrometer. Hier wären die Stichworte "Theremino MCA" und "Gamma Spectacular" im Hobbybereich. Wenn Du gut 800,- übrig hast, könntest Du auch was professionelles tragbares gebraucht kaufen. Einige hier machen das gerade und sind speziell mit diesem Gerät anscheinend ziemlich glücklich:

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,394.0.html

Mit der Hobbylösung bist Du auch nicht viel günstiger dabei, müsstest aber selber Deine Spektren interpretieren und es wäre insgesamt auch umständlicher in der Handhabung.

Viele Grüße!

Henri

DG0MG

Okay, Einsatzzweck sehr schön beschrieben, ich kanns mir gut vorstellen - im Schlamm, in Gummistiefeln.  :D
Vielleicht noch eine Angabe, aus welchen Tiefen die Bodenproben denn so kommen? Ich schätze mal, so 5 Meter, denn da werden doch Rohre mit einem Benzinhammer in die Erde geklopft und dann wieder gezogen?

Auch wenn die beiden Geräte, die Henri genannt hat, beide wirklich was Feines sind: Wirklich "robust" sind sie eher nicht. Wenn Du aber einen "Radiation Pager" in einer Schutztasche am Gürtel konsequent mit Dir rumträgst,  ist der Nutzen m.E. am höchsten. Denn die Warnung soll ja kommen, wenn *DU* gefährdet bist, nicht das Auto. Insofern wäre es auch eine Idee, immer einen RADEX ONE in der Brusttasche zu haben. Schlammtauglich ("an die Probe halten") ist der aber auch nicht.

Wenn Du aber schon einen SV500 hast, dann würde ich mich daran machen, eine halbwegs empfindliche Zählrohr-Sonde für das Gerät zu basteln. Die originalen Zählrohre sind zu unempfindlich oder zu wenig robust. Eine Entscheidung, die Du bei allen in Frage kommenden Wegen (Basteln oder Fertiggerät) treffen musst: Willst Du nur Gamma, oder zusätzlich Beta und vielleicht sogar Alphastrahlung detektieren? Danach richtet sich natürlich auch der Preis. Für den SV-500 würde ich ein SBM-19-Zählrohr (~20 cm lang) nehmen, das ist zumindest auch Beta-empfindlich. Ein Panacake-Zählrohr, das auch Alpha-empfindlich wäre, ist wieder sehr wenig robust und wird schnell kaputt gehen. Der Sv500 hat aber schon einen sehr nervigen Alarm eingebaut und kann zur Not auch aus der Kfz-Batterie betrieben werden.

Wenn es dann doch ein reines Gamma-Gerät, aber robust sein soll: Vielleicht ein FH40F2.

Ich sage jetzt mal, wenn man ein Neu-Gerät, dass diese Anforderungen wirklich ohne Kompromisse erfüllt, haben möchte, dann ist man locker im vierstelligen Bereich (AUTOMESS 6150AD6/E, FAG FH40G).

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Fusor

ABSOLUT genial ist dieses Gerät:

https://www.ebay.com/itm/313140784169

Dazu dann ein passender Sensor, im Gerät Spannung passend einstellen- perfekt!

Als Sensor z.B.:
https://www.ebay.de/itm/254715923537

Ist aber natürlich nicht 100% Plug and Play...

Henri

Hallo,

der Radiation Pager ist schon robust - laut Hersteller hat er einen Temperaturbereich von -15 bis 50°C, also ideal fürs Auto. Und er darf aus 1m Höhe auf Beton fallen, ohne kaputt zu gehen. Sein Vorteil ist die extrem lange Batterielebensdauer, die geringe Größe, und durch den Szintillator sehr hohe Empfindlichkeit. Einfach in einer kleinen Schutzbox ins Auto schrauben und "vergessen", und dann schlägt er ggf. laut Alarm. Eigentlich ist er genau für so was konstruiert worden, was Du vor hast.

Demgegenüber haben Geigerzähler wie Dein SV500 den Nachteil, dass es Analoggeräte sind. Geigerzählrohre sind wesentlich unempfindlicher als Szintillatoren, dh. man muss länger messen, um eine Aussage zu bekommen. Oder dicht drangehen, dh. jedes Mal die Sonde direkt draufhalten und eine Minute warten. Die Zeitkonstanten sind aber in der Regel fest vorgegeben und auf den "nuklearen Notfall" abgestimmt. Außerdem ist der Stromverbrauch so hoch, dass Du ihn ans Bordnetz anschliessen müsstest, wenn Du ihn immer laufen haben möchtest, aber nicht ständig die Batterien wechseln oder mit schlammigen Fingern an- und ausschalten. Du kannst natürlich das Zählrohr gegen ein SBT10A austauschen, wie FUSOR empfohlen hat (mechanisch sehr empfindlich, wenn Du mal eine Tür zu doll zuknallst, wird es durch den Luftdruck zerstört).  Dafür musst Du löten, das Ding hat 11 Pins und läuft mit 400V, die "normalen" im SV500 haben 2 Pins und laufen mit 500V. Also viel Bastelei für ein eher fragwürdiges Ergebnis. Besser, da robuster, wäre ein großes Zählrohr ohne Endfenster wie das empfohlene SBM-19.

Dem Problem mit der fixen Zeitkonstante kannst Du nur entgehen, wenn Du die Impulse nach außen leitest und z.B. mit einem Arduino auswertest. Noch mehr Bastelei und im täglichen rauhen Betrieb auch nicht zuverlässiger.

Elektronische Geräte über das Bordnetz zu betreiben ist zudem nicht ungefährlich, weil sie durch Spannungsspitzen beschädigt werden können. Gerade bei Mikrocontrollern muss man etwas Aufwand treiben, damit sie im Fahrzeug zuverlässig funktionieren. Auch wegen des Verkabelungsaufwands würde ich eher auf eine Batterie-/Akkulösung setzen.


Eine fabrikneue Alternative zum Radiation Pager wäre z.B. bei Radex 1706. Das ist ein Geigerzähler, läuft etwa 1 Monat mit 2xAAA, ist weniger empfindlich und mechanisch nicht sonderlich robust. Kostenpunkt derzeit knapp 400,-.

Viele Grüße,

Henri

4x4-LKW

Hallo,

ja vielen Dank schon mal für die ersten Antworten. Mit den ganzen verlinkten Geräten gibt jetzt schon mal viel Lesestoff, da muß ich mich jetzt erstmal durcharbeiten.. :)

@DG0MG: Einsatzzweck richtig erkannt: es heißt zwar Bohrung aber es werden mit einem Benzin- oder Elektrohammer Sonden (im Prinzip unten offene Rohre mit seitlichen Fenstern) in den Boden gerammt in denen dann nachher das Probenmaterial steckt. Tiefe meist irgendwas zwischen 3 und 10 Metern. Mich interessiert erstmal vor allem das aufgefüllte Bodenmaterial. "Schlüsselerlebnis" warum ich mich jetzt  aufraffe mir einen GZ zuzulegen waren irgendwelche Industrie-Schlämme aus Absetzbecken in teilweise grellen Farben bei denen ich mich dann doch gefragt habe "was ist denn das jetzt wieder? Und wenn es vielleicht doch stahlt???" :o ;D

:unknw: :unknw:

Da alles Probenmaterial direkt unter der Heckklappe vom Transporter landet würde mir ein dort mehr oder weniger fest installiertes Gerät ausreichen, dass da zumindest vor Regen geschützt wäre.

Ich gehe auch nicht davon aus, dass ich da regelmäßig strahlendes Material an die Erdoberfläche befördere, aber wenn das Teil 1x in 5 oder 10 Jahren Alarm schlägt hat es schon seinen Zweck erfüllt.
Wie gesagt - es soll erstmal einfach orientierend und warnend arbeiten.

Ich werde mich jetzt mal in Ruhe durch die ganzen Links durcharbeiten, die Profigeräte möchte ich auch (noch) nicht ausschließen - mal schauen was da für Preise aufgerufen werden.

Gruß
Thomas

Fusor

Wenn Du dann was findest was "interessant" aber nicht "böse" ist hätten sicher einige Foren Mitglieder(incl. mir) Interesse an einer Probe- wir können Dir dann vielleicht auch sagen, WAS es war  ;D

NoLi

Hallo Thomas.

Wenn`s ein Neugerät unter 500 Euro deutscher Herstellung mit 2 Jahre Garantie sein darf, schau mal den Gamma-Scout an:
https://www.gamma-scout.com/


Und eine GESCHEITE Schutztasche dafür gibt es hier:
https://www.radonshop.com/gamma-scout-schutzhuelle-geigerzaehler-schutz-tasche

Und die Geräte dazu gleich auch:
https://www.radonshop.com/strahlung


Gruß
Norbert