Jod 131

Begonnen von LUV, 17. Januar 2021, 14:07

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LUV

Hey ich hätte mal eine kurze Frage und konnte dazu woanders nichts finden.

Wir alle kennen die Jodblockade bei einer Reaktorkatastrophe. Nun die Frage: wird bei der Explosion einer Atombombe auch Jod 131 freigesetzt oder ist dies nur ein durch zivile Nutzung der Kernenergie entstehendes Isotop?

👋🏻

DL3HRT

Es entsteht auch bei Kernexplosionen in Größenordnungen. Aufgrund der kurzen Halbwertszeit dürfte es eine der aktivsten Quellen im Fallout sein.

LUV

Danke für die Antwort. Gibt es eigentlich einsehbare Forschungsarbeiten zu dem Thema, welche Isotope bei welchen ,,Ereignissen" entstehen? Lediglich in einer Publikation aus Österreich nach Chernobyl hab ich mal eine Isotopsangabe gefunden.

NoLi

Zitat von: DL3HRT am 17. Januar 2021, 14:41
Es entsteht auch bei Kernexplosionen in Größenordnungen. Aufgrund der kurzen Halbwertszeit dürfte es eine der aktivsten Quellen im Fallout sein.

Publikationen dazu gibt es, vor allem in freigegebenen Dokumenten der US-Army, aber auch in alte Berichten aus den 190er/1960er Jahren.
Eine sehr gute deutschsprachige Quelle sind die eingescannten Monatshefte des heutigen BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)
https://www.bbk.bund.de/DE/Service/Fachinformationsstelle/DigitalisierteMedien/BS-1956-2006/Bevoelkerungsschutz_1956-2006_node.html
Die Hefte sind nach Jahrgängen und Erscheinungsdatum sortiert und wurden im Laufe der Zeit mehrfach umgetitelt...viel Spass beim Stöbern in den Heften.

Der überirdische Atombomben-Fallout der 1950er und 1960er Jahre setzte sich im groben ungefähr zu
6% aus J-131
6% aus Cs-137
6% aus Sr-90
zusammen.

Die restlichen % der Spaltprodukte verteilten sich auf eine ganze Latte von kurlebigen bis mittellebigen Radionukliden mit Halbwertszeiten von wenigen Minuten, einigen Monaten und wenigen Jahren.
Heutzutage sind aus dieser Zeit nur noch Cs-137 (HWZ 30 Jahre) und Sr-90 (HWZ 28, Jahre) relevant nachweisbar.

So nebenbei: bei einer Atomexplosion entstehen pro kg Spaltstoff eine Spaltproduktradioaktivität von ca. 3 Mega-Curie (= ca. 1,1 E+17 Bq); diese Menge ist aber von der Bombenkonstruktion abhängig.

Gruß
Norbert

LUV

Interessant.

Ich hab gelesen, dass nach der Explosion die Hauptgefahr an Strahlung von starken Gammastrahlern wie Radioaktive Edelgase ausgeht.

NoLi

Zitat von: TimLUV am 17. Januar 2021, 15:01
Interessant.
Ich hab gelesen, dass nach der Explosion die Hauptgefahr an Strahlung von starken Gammastrahlern wie Radioaktive Edelgase ausgeht.

Stimmt so nicht ganz, auch die Beta-Strahlung war so relevant, dass es im starken Fallout-Feld recht schnell zu "Beta-Verbrennungen" der unbedeckten Hautpartien kam (die Haut sah wie bei einer thermischen Verbrennung aus). Edelgase waren/sind das geringste Problem, weil sie sich nicht niederschlagen und sehr schnell verdünnt verflüchtigen.
Infos davon findest Du aber in den Heften des BBK-Links meines vorherigen, etwas überarbeiteten Posts.

Gruß
Norbert

Na-22

Zitat von: NoLi am 17. Januar 2021, 14:57
Publikationen dazu gibt es, vor allem in freigegebenen Dokumenten der US-Army, aber auch in alte Berichten aus den 190er/1960er Jahren.
Eine sehr gute deutschsprachige Quelle sind die eingescannten Monatshefte des heutigen BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)
https://www.bbk.bund.de/DE/Service/Fachinformationsstelle/DigitalisierteMedien/BS-1956-2006/Bevoelkerungsschutz_1956-2006_node.html
Die Hefte sind nach Jahrgängen und Erscheinungsdatum sortiert und wurden im Laufe der Zeit mehrfach umgetitelt...viel Spass beim Stöbern in den Heften.
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Auf der Seite der IAEA finden sich auch Angaben zu den Spaltprodukten.
https://www-nds.iaea.org/sgnucdat/c3.htm
Die Daten sind nach Ausgangsstoff und Neutronenenergie sortiert.