Radiation Survey Meter von unbekanntem Hersteller

Begonnen von SAL-87, 31. Dezember 2020, 13:27

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SAL-87

Vor Kurzem habe ich ein kleines Strahlungsmessgerät unbekanntem Ursprungs ergattert.

Das kleine Gerät selbst besteht aus einem Kunststoffgehäuse und wirkt recht wertig. Nicht wie eine Bastellösung.








Die Sonde jedoch scheint mir eher wild zusammengebastelt als original zu sein.










Es handelst sich um ein FHZ 74V mit Valvo 18509.






Kennt vielleicht jemand dieses Gerät und kann etwas dazu sagen?

Da die Skala auch die Impulse pro Minute anzeigt, werde ich das Zählrohr demnächst gegen ein SBM 20 tauschen.


viele Grüße
Marcel

DG0MG

Ich hatte vor vielen Jahren auch mal so eins erworben, das mit Zustand "weiß nicht, keine Ahnung" beschrieben war. Da war aber schon gar kein Zählrohr mehr drin. Es ist aber auf Grund der Sondengehäusegestaltung (Stirnseite mit Drahgitter) anzunehmen, dass original ein Fensterzählrohr drinnen war, vielleicht ein ZP1401 oder so.
Der Bauart nach würde ich auf ein US-Produkt tippen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

SAL-87

Zitat von: DG0MG am 31. Dezember 2020, 15:03
Ich hatte vor vielen Jahren auch mal so eins erworben, das mit Zustand "weiß nicht, keine Ahnung" beschrieben war. Da war aber schon gar kein Zählrohr mehr drin. Es ist aber auf Grund der Sondengehäusegestaltung (Stirnseite mit Drahgitter) anzunehmen, dass original ein Fensterzählrohr drinnen war, vielleicht ein ZP1401 oder so.
Der Bauart nach würde ich auf ein US-Produkt tippen.

Genau das war eigentlich auch der Grund, weswegen ich das Teil gekauft habe. Auf den Fotos in dem Angebot sah man das Sondengehäuse schräg von vorne. Wegen dem Gitter war eigentlich klar, dass ein Endfensterzählrohr drinnen sein müsste. Der Zustand war ebenfalls mit ,,sehr sehr gut" beschrieben.

Sollte wohl nicht sein  ;D
Man merkt auch deutlich, dass bei dem aktuell verbauten Zählrohr die angezeigten Werte nicht mal ansatzweise hinhauen.

Aber mit einem SBM 20 wird es sich bestimmt nicht schlecht machen.

TimLUV

Scheinbar ist ein defektes Zählrohr ein bekanntes Problem bei dem Teil. Ich hab zwei von den Dingern. Eins ebenfalls mit einer FHZ-74 und dann hat mich einer auf eBay noch mit einem defekten Modell betrogen. Das hat eine Endfenstersonde drin.

TimLUV


TimLUV


NoLi

Diese Geräte wurden u.a. von der Versandhandels-Firma Albert-Meyer-Elektronik (mit einigen Laden-Filialen), Hauptsitz Baden-Baden, ab dem Jahr 1986/1987 neben anderen Geigerzählern als Reaktion auf Tschernobyl angeboten. Ich nehme an, dass es sich bei diesen Geräten um damalige US-amerikanische Importe handelte, um die erhöhte Nachfrage nach Strahlungsmessgeräten schneller zu befriedigen. Brauchbare einfache deutsche Produkte von kleinen Herstellern, für den Laien geeignet (wie BEGA-10, Sanoquell, GMZ-1, GMZ-2, etc.) mit Preisen um DM 200.- kamen damals erst mit etwas Verzögerung auf den Markt.

Übrigens hatte die obige Firma als erste schnelle Reaktion auf Tschernobyl eine Ladung ältere US-militärische Survey Meter "AN/PDR-27" ergattert und vertrieben, bis die Aufsichtsbehörden einschritten: in den Gerätetransportboxen befanden sich neben Ersatzteilen u.a. jeweils ein stabförmiger Prüfstrahler Ra-226 mit 7 µCi (259 kBq)...

Gruß
Norbert

SAL-87

Zitat von: TimLUV am 28. Februar 2021, 20:57
Scheinbar ist ein defektes Zählrohr ein bekanntes Problem bei dem Teil. Ich hab zwei von den Dingern. Eins ebenfalls mit einer FHZ-74 und dann hat mich einer auf eBay noch mit einem defekten Modell betrogen. Das hat eine Endfenstersonde drin.

Mag das Zufall sein oder wurden die defekten Endfensterzählrohre in diesen Modellen vielleicht sogar gezielt gegen ein FHZ-74 ausgetauscht?

Der Sinn dahinter mag sich mir nicht so recht erschließen. Das FHZ-74 ist ein Hochdosiszählrohr und dementsprechend unempfindlich.
Weshalb wurde im Austausch gegen das originale Zählrohr nicht eines genommen, mit dem man im Alltag auch etwas anfangen kann  :unknw:

TimLUV

So verkehrt find ich es Garnicht. Klar, von einem sensiblen Zählrohr kann man hier nicht sprechen. Aber allgemein ist es für mich eher ein Spaßgerät. Den Zweck erfüllt es.  :)
Vielleicht hat man es einem SBM 20 vorgezogen, weil das mit einer höheren Spannung läuft und man da nicht so viel rumbasteln muss? In der Beschreibung steht ja immerhin 600-900v. Die Russenteile laufen ja mit weniger soweit ich weiß.

Ich würde nur jedem raten das Teil mal auseinander zu bauen und den Lautsprecher mit Isolierband zu umwickeln. Der Ton ist... sagen wir er ist belastend.

DG0MG

Zitat von: SAL-87 am 01. März 2021, 07:54
Mag das Zufall sein oder wurden die defekten Endfensterzählrohre in diesen Modellen vielleicht sogar gezielt gegen ein FHZ-74 ausgetauscht?

Der Sinn dahinter mag sich mir nicht so recht erschließen. Das FHZ-74 ist ein Hochdosiszählrohr und dementsprechend unempfindlich.
Weshalb wurde im Austausch gegen das originale Zählrohr nicht eines genommen, mit dem man im Alltag auch etwas anfangen kann  :unknw:

Es gab "früher" mal eine Zeit (so vor 15 Jahren), da wurden diese FHZ-Röhren in Massen und relativ billig (unter 10 EUR) bei ebay verkauft. Damals hat man von einem SBM-20 noch gar nichts gehört. Ich nehme an, das ist der Grund, dass so viele "modifizierte" Geräte im Umlauf sind. Wenn das 50-r/h-Rohr für 3,xx EUR zu hben war, konnte man ein kaputtes und damit wertloses Gerät immerhin wieder zum Leben erwecken und verklingeln.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: DG0MG link=topic=587.msg6447#msg6447 date=1614591721
Es gab "
i]früher[/i]" mal eine Zeit (so vor 15 Jahren), da wurden diese FHZ-Röhren in Massen und relativ billig (unter 10 EUR) bei ebay verkauft. Damals hat man von einem SBM-20 noch gar nichts gehört. Ich nehme an, das ist der Grund, dass so viele "modifizierte" Geräte im Umlauf sind. Wenn das 50-r/h-Rohr für 3,xx EUR zu hben war, konnte man ein kaputtes und damit wertloses Gerät immerhin wieder zum Leben erwecken und verklingeln.

Um die Jahrtausendwende begann die Bundeswehr im großen Stil, die FH40T als Ensemble "Verstrahlungsmessgerät 1", also mit Koffer und Ersatzteilen, auszumustern und über die VEBEG zu verschleudern (irgendwo hatte ich mal gelesen, dass es über 30.000 Gerätesätze gewesen sein sollen). Diese Geräte wurden dann in größeren Mengen in der EBucht über längere Zeit zu Preise meistens unter DM 50.- (für die Jüngeren: unter 25 € ;D ) verkauft/versteigert. In diesen Gerätekästen waren das FH40T in Ledertasche, eine Außensonde in Ledertasche, ein Lederriemen, ein Satz Ersatzzählrohre (Niederdosisleistung + Hochdosisleistung), ein Batteriefülladapter für Akkus, eine Halteklammer für die Außensonde. Im FH40T war ein Niederdosisleistungszählrohr eingesetzt, ein Hochdosisleistungszählrohr und ein Ohrhörer befanden sich in einem separaten Fach in der Geräte-Ledertasche; somit waren in einem Kasten zwei Sätze Zählrohre.
Nach einiger Zeit kamen dann wohl auch die Ersatzteillagerbestände dieses Gerätetyps unter den Hammer, denn es tauchten viele Geräte (ohne Zählrohre), Ledertaschen, Ohrhörer und eben auch die Zählrohre als Einzelangebote auf. Während die Preise für die Niederdosisleistungszählrohre mit der Zeit stiegen (Bastler?), wurden die Hochdosisleistungszählrohre kaum nachgefragt und waren entsprechend billig zu haben.


Bei dem Ami-Gerät kann ich mir gut vorstellen, dass etliche der originalen Endfenstersonden den Transport via Luftfracht nicht überlebt hatten (Temperatur- und Druckschwankungen im Frachtraum).
Die seitlichen Bohrungen im Sondenkörper sind auch kein Original, denn hier sollte zur Dosisleistungsmessung nur Gammastrahlung den Korpus durchdringen können; für Alpha-, Betastrahlung war der CPM-Modus mit der Stirnseite und dem Endfenster vorgesehen. Hauptsache, irgendwas zusammengebastelt, damit es noch Geld bringt.
Bevor aber die Sonde mit einem SBM-20 Zählrohr umgerüstet wird, auch die Hochspannung auf den Datenblattwert reduzieren, sonst ist auch dieses Rohr hinüber.

Gruß
Norbert