Radonbestimmung in Quellwasser

Begonnen von NoLi, 18. Dezember 2020, 13:00

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

NuclearPhoenix

Zitat von: DG0MG am 07. Januar 2025, 13:55Versandkostenfrei innerhalb DL, aber Mindermengenzuschlag bis 150 EUR? Was ist das denn für eine Truppe?
Eine wirklich sehr umständliche Formulierung für 6€ Versandkosten bis 150€ Warenwert :))
Aber sonst sieht das doch gut aus.

Harald der Strahler

Hallo zusammen,
kennt jemand den Umrechnungsfaktor von counts in bq/l eines GMC 600+ bei der Messung von Radonzerfallsprodukten auf einem Macherey-Nagel MN 85/90 Glasfaserfilter?

NoLi

Zitat von: Harald der Strahler am 12. Januar 2025, 08:34Hallo zusammen,
kennt jemand den Umrechnungsfaktor von counts in bq/l eines GMC 600+ bei der Messung von Radonzerfallsprodukten auf einem Macherey-Nagel MN 85/90 Glasfaserfilter?
Dazu brauchst Du die Efficiency des Detektors zumindest für Betastrahlung. Geht ganz einfach:

- Besorge dir ein Schälchen mit 50 mm Durchmesser und geringe Höhe.
- Nimm 1 Gramm KCl = 16,6 Bq.
- Verteile das KCl gleichmäßig auf der Schale.
- Bestimme die Nullrate des GMC-600+ (Imp/Sek)
- Messe die Impulsrate/Sek. des KCl.
- Ziehe vom Ergebnis die Nullrate ab, um den reinen KCl-Zählbeitrag zu bekommen (= Netto-Zählrate).
- Dividiere die Netto-Zählrate (Imp/Sek.) durch die KCl-Aktivität (Bq); Ergebnis ist 0,XY (x 100 = %). Das Ergebnis sollte zwischen 15% bis 20% liegen.
- Nimm deinen beaufschlagten Glasfaserfilter, decke ihn mit einem passenden Stück Papier ab ("Alpha-Absorber"), und messe ihn wie das KCl (Ergebnis = Imp/Sek Brutto, ziehe die Nullrate ab; Ergebnis = Imp/Sek netto).
- Dividiere die Netto-Zählrate Imp/Sek durch die Efficiency (0,XY).
- Das Ergebnis = Bq der Betaaktivität des Filters.
- Nun die Filter-Betaaktivität mit dem durchgesetzten Wasser- oder Luftdurchsatz verrechnen (= Bq/l oder Bq/m³).

Norbert

Kermit

Zitat von: NuclearPhoenix am 08. Januar 2025, 20:58Eine wirklich sehr umständliche Formulierung für 6€ Versandkosten bis 150€ Warenwert :))
Aber sonst sieht das doch gut aus.

Naja, aussehen tut es gut....jetzt kommt der "kleine" Haken, die Firma liefert nur an Lehrpersonal.

Ich habe mal einfach versucht, den Bestellprozess zu durchlaufen und bin bei der Anmeldung als Neukunde hängengeblieben

Für eine Neuanmeldung muss man bei einer Schule, Uni oder einem Bildungsinstitut angestellt sein, die Anschrift der Dienststelle zusenden und einen Lehrnachweis liefern...

An privat wird also nicht geliefert.

Grüße kermit

Harald der Strahler

Zitat von: NoLi am 12. Januar 2025, 13:33Dazu brauchst Du die Efficiency des Detektors zumindest für Betastrahlung. Geht ganz einfach:

- Besorge dir ein Schälchen mit 50 mm Durchmesser und geringe Höhe.
- Nimm 1 Gramm KCl = 16,6 Bq.
- Verteile das KCl gleichmäßig auf der Schale.
- Bestimme die Nullrate des GMC-600+ (Imp/Sek)
- Messe die Impulsrate/Sek. des KCl.
- Ziehe vom Ergebnis die Nullrate ab, um den reinen KCl-Zählbeitrag zu bekommen (= Netto-Zählrate).
- Dividiere die Netto-Zählrate (Imp/Sek.) durch die KCl-Aktivität (Bq); Ergebnis ist 0,XY (x 100 = %). Das Ergebnis sollte zwischen 15% bis 20% liegen.
- Nimm deinen beaufschlagten Glasfaserfilter, decke ihn mit einem passenden Stück Papier ab ("Alpha-Absorber"), und messe ihn wie das KCl (Ergebnis = Imp/Sek Brutto, ziehe die Nullrate ab; Ergebnis = Imp/Sek netto).
- Dividiere die Netto-Zählrate Imp/Sek durch die Efficiency (0,XY).
- Das Ergebnis = Bq der Betaaktivität des Filters.
- Nun die Filter-Betaaktivität mit dem durchgesetzten Wasser- oder Luftdurchsatz verrechnen (= Bq/l oder Bq/m³).

Norbert

Vielen Dank Norbert!
Da ich gerade kein Kaliumchlorid da habe, werde ich stattdessen Kaliumcarbonat nehmen (17,49 Bq/g). Bin gespannt wie es funktioniert.

NoLi

Zitat von: Harald der Strahler am 12. Januar 2025, 19:45Da ich gerade kein Kaliumchlorid da habe, werde ich stattdessen Kaliumcarbonat nehmen (17,49 Bq/g).
Das geht auch! Wenn das Kaliumcarbonat etwas körnig ein sollte, es möglichst fein zermahlen.

Norbert

Harald der Strahler

Jetzt bin endlich dazu gekommen die Effizienz meines GMC 600+ zu bestimmen. Sie beträgt für Beta-Strahlung 16,6% (bestimmt mit 1g K2CO3). Ich habe auch noch einen Versuch gemacht mit 0,77g K2CO3 um zu sehen, ob es zu Selbstabsorption kommt. Das hat aber keinen großen Unterschied gemacht (17%). (Bei beiden Ansätzen war die Messfläche gleichmäßig bedeckt und die geringere Aktivität bei 0,77g wurde berücksichtigt.).

Jetzt stellen sich mir noch ein paar Fragen.

1. Beim K40 Zerfall entsteht ja auch um die 10% Gammastrahlung. Aufgrund der geringen Menge und der hohen Energie der Gammaquanten (wird schlecht detektiert?) spielt die Gammaaktivität bei der Bestimmung der Effizienz des Zählrohrs auf Betastrahlung mit Kaliumcarbonat keine Rolle, oder?

2. Wenn ich jetzt die Radonzerfallsprodukte von Quellwasser nachweise (mit Papier zwischen Glasfaserfilter und GMC 600+) kann ich die Aktivitätskonzentration der Betastrahlung ausrechnen. In diesem Zusammenhang wäre aber auch der Anteil der Alphastrahlung aus gesundheitlicher Sicht sehr wichtig. Oder anders gefragt: Wenn die Aktivitätskonzentration von Quellwasser angegeben wird, dann werden doch sicher alle Strahlungsarten (Alpha, Beta, Gamma) berücksichtigt, oder? Ist es mit dem GMC 600+ überhaupt möglich dies zu bestimmen?

3. Wenn ich die Effizienz auf Betastrahlung kenne und die Betaaktivitätskonzentration bestimmen kann, könnte man dann nicht auch den Anteil der Alpha- und Gammastrahlung berechnen. (Nach 3 Stunden stellt sich ja ein Gleichgewicht zwischen den Radonzerfallsprodukten ein, d.h. die Zerfallsprodukte liegen zueinander in bestimmten Verhältnissen vor.)

NoLi

Zitat von: Harald der Strahler am 23. Januar 2025, 18:54...
1. Beim K40 Zerfall entsteht ja auch um die 10% Gammastrahlung. Aufgrund der geringen Menge und der hohen Energie der Gammaquanten (wird schlecht detektiert?) spielt die Gammaaktivität bei der Bestimmung der Effizienz des Zählrohrs auf Betastrahlung mit Kaliumcarbonat keine Rolle, oder?
...
Die Gammastrahlung spielt bei der Efficiency-Messung keine Rolle, weil der Gamma-Wirkungsgrad des Zählrohres nur um die ca. 0,1 % beträgt.

Zitat von: Harald der Strahler am 23. Januar 2025, 18:54...
2. Wenn ich jetzt die Radonzerfallsprodukte von Quellwasser nachweise (mit Papier zwischen Glasfaserfilter und GMC 600+) kann ich die Aktivitätskonzentration der Betastrahlung ausrechnen. In diesem Zusammenhang wäre aber auch der Anteil der Alphastrahlung aus gesundheitlicher Sicht sehr wichtig. Oder anders gefragt: Wenn die Aktivitätskonzentration von Quellwasser angegeben wird, dann werden doch sicher alle Strahlungsarten (Alpha, Beta, Gamma) berücksichtigt, oder? Ist es mit dem GMC 600+ überhaupt möglich dies zu bestimmen?
...
Wenn überhaupt die Radonaktivität in Mineralwasser angegeben wird, dann bezieht sich die Angabe nur auf das Mutternuklid Rn-222.
Mit dem GMC-600+ kann die Radon-Folgeproduktaktivität von Po-218 (Alpha), Pb-214 (Beta), Bi-214 (Beta) und Po-214 bestimmt werden. Das folgende Nuklid Pb-210 hat eine Halbwertszeit von 22,5 Jahren und baut sich nur seeehr seeehr langsam auf, ist auf dem Glasfaserfilter nicht nachweisbar, weil zu gering. Man hat es bei der Filtermessung somit nur mit 2 Alphastrahler und 2 Betastrahler zu tun. Eine direkte Alpha- und Betavergleichsmessung zur Aktivitätsbestimmung ist mit dem GM-Zähler nicht möglich, weil die Detektor-Effizienz der beiden Strahlenarten unterschiedlich ist. Ebenfalls ist eine direkte Rn-Aktivitätsbestimmung auch nicht möglich, weil beim Filterdurchlauf das Radon abdiffundiert und als Edelgas nicht auf dem Filter gebunden wird; man kann sie nur über die Beta-Filteraktivität aus dem "Mutterwasser" abschätzen.
Die effektive Halbwertszeit der vier benannten Folgeprodukte beträgt 45 - 50 Minuten.

Zitat von: Harald der Strahler am 23. Januar 2025, 18:54...
3. Wenn ich die Effizienz auf Betastrahlung kenne und die Betaaktivitätskonzentration bestimmen kann, könnte man dann nicht auch den Anteil der Alpha- und Gammastrahlung berechnen. (Nach 3 Stunden stellt sich ja ein Gleichgewicht zwischen den Radonzerfallsprodukten ein, d.h. die Zerfallsprodukte liegen zueinander in bestimmten Verhältnissen vor.)
Zumindest bei der Alpha-Aktivität ist dies möglich, für die Gamma-Aktivität als Begleitstrahlung braucht man die Angaben der Emissionswahrscheinlichkeiten.

Norbert


Harald der Strahler

Zitat von: NoLi am 23. Januar 2025, 22:30
Zitat von: Harald der Strahler am 23. Januar 2025, 18:54...
1. Beim K40 Zerfall entsteht ja auch um die 10% Gammastrahlung. Aufgrund der geringen Menge und der hohen Energie der Gammaquanten (wird schlecht detektiert?) spielt die Gammaaktivität bei der Bestimmung der Effizienz des Zählrohrs auf Betastrahlung mit Kaliumcarbonat keine Rolle, oder?
...
Die Gammastrahlung spielt bei der Efficiency-Messung keine Rolle, weil der Gamma-Wirkungsgrad des Zählrohres nur um die ca. 0,1 % beträgt.

Zitat von: Harald der Strahler am 23. Januar 2025, 18:54...
2. Wenn ich jetzt die Radonzerfallsprodukte von Quellwasser nachweise (mit Papier zwischen Glasfaserfilter und GMC 600+) kann ich die Aktivitätskonzentration der Betastrahlung ausrechnen. In diesem Zusammenhang wäre aber auch der Anteil der Alphastrahlung aus gesundheitlicher Sicht sehr wichtig. Oder anders gefragt: Wenn die Aktivitätskonzentration von Quellwasser angegeben wird, dann werden doch sicher alle Strahlungsarten (Alpha, Beta, Gamma) berücksichtigt, oder? Ist es mit dem GMC 600+ überhaupt möglich dies zu bestimmen?
...
Wenn überhaupt die Radonaktivität in Mineralwasser angegeben wird, dann bezieht sich die Angabe nur auf das Mutternuklid Rn-222.
Mit dem GMC-600+ kann die Radon-Folgeproduktaktivität von Po-218 (Alpha), Pb-214 (Beta), Bi-214 (Beta) und Po-214 bestimmt werden. Das folgende Nuklid Pb-210 hat eine Halbwertszeit von 22,5 Jahren und baut sich nur seeehr seeehr langsam auf, ist auf dem Glasfaserfilter nicht nachweisbar, weil zu gering. Man hat es bei der Filtermessung somit nur mit 2 Alphastrahler und 2 Betastrahler zu tun. Eine direkte Alpha- und Betavergleichsmessung zur Aktivitätsbestimmung ist mit dem GM-Zähler nicht möglich, weil die Detektor-Effizienz der beiden Strahlenarten unterschiedlich ist. Ebenfalls ist eine direkte Rn-Aktivitätsbestimmung auch nicht möglich, weil beim Filterdurchlauf das Radon abdiffundiert und als Edelgas nicht auf dem Filter gebunden wird; man kann sie nur über die Beta-Filteraktivität aus dem "Mutterwasser" abschätzen.
Die effektive Halbwertszeit der vier benannten Folgeprodukte beträgt 45 - 50 Minuten.

Zitat von: Harald der Strahler am 23. Januar 2025, 18:54...
3. Wenn ich die Effizienz auf Betastrahlung kenne und die Betaaktivitätskonzentration bestimmen kann, könnte man dann nicht auch den Anteil der Alpha- und Gammastrahlung berechnen. (Nach 3 Stunden stellt sich ja ein Gleichgewicht zwischen den Radonzerfallsprodukten ein, d.h. die Zerfallsprodukte liegen zueinander in bestimmten Verhältnissen vor.)
Zumindest bei der Alpha-Aktivität ist dies möglich, für die Gamma-Aktivität als Begleitstrahlung braucht man die Angaben der Emissionswahrscheinlichkeiten.

Norbert

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Es bleibt also bei der Bestimmung der Betaaktivität. Aber immerhin ist sie fast quantitativ und man kann unterschiedliche Quellwasser miteinander vergleichen.  :good3: