Lebensdauer eines Geiger-Müller Zählrohres

[Fragender]

Hallo,

man liest immer wieder, dass ein GM-Zählrohr nur eine begrenzte Lebensdauer hat.

Bezieht sich das nur auf die Stunden, welches es in Betrieb, also unter Spannung war oder auch im ausgeschaltenen Zustand (also Alter), weil sich das Füllgas verbraucht?

Wie macht sich ein verbrauchtes GM-Rohr bemerkbar?

Danke für Infos

Gruß

[NoLi]

Es können mehrere Faktoren, einzeln oder in Kombination, die Ursache sein:

1.) Integrale Impulsbegrenzung wegen Zähl-bzw. Löschgasverbrauch. "Normale" GM-Zählrohre besitzen eine integrale Impulsverarbeitung von ca. 1 E+10 Impulse, bis sich die Löschgaszerstörung allmählich bemerkbar macht ( Achtung: chinesische GM-Zählrohre werden meistens mit 1 E+9 Impulse, also den Faktor 10 weniger, angegeben!). Dies gilt aber nur für die Arbeitsphasen, also unter Betriebspannung. Ohne Spannung erfolgt kein merklicher Löschgasverbrauch, auch nicht über Jahrzehnte hinweg.

2.) Beginnend sterbende Zählrohre machen sich durch (unregelmäßige) kurzzeitige Zählimpulsspitzen (kurzzeitiges stärkeres Durchzünden des Gases) und damit verbunden spontanen höheren Anzeigeraten bemerkbar. Möglicherweise "sprüht" sogar das Zählrohr, unterbricht somit die Glimmentladungen nicht mehr selbstständig.
Hat sich das Zählgas durch eine mit der Zeit undicht gewordene Glas/Metall-Anschlussdurchführung verflüchtigt, zeigt das Zählrohr keinen Mucks mehr an.

Norbert

[DL8BCN]

Super Erklärung Norbert
Hatte mich auch schon mal beschäftigt, die Frage.
Ich habe u.a. einen Selbstbauzähler mit SBM-20 ZR .
Der zeigt genau so einen Effekt direkt nach dem Einschalten.
Da knattert es einmal ordentlich und beruhigt sich dann wieder.
Das könnte ja ein Anzeichen für ein verbrauchtes ZR sein.

[NoLi]

...
Der zeigt genau so einen Effekt direkt nach dem Einschalten.
Da knattert es einmal ordentlich und beruhigt sich dann wieder.
Das könnte ja ein Anzeichen für ein verbrauchtes ZR sein.

Wenn dies nur beim Einschalten der HV auftritt und während dem laufenden Betrieb nicht mehr, würde ich erst mal die HV auf eine Einschaltspannungsspitze überprüfen. Möglich, dass bei Einschalten eine Spannungsspitze weit über dem Zählrohrarbeitspunkt auftritt, bevor im weiteren Betrieb die Elektronik die Spannung begrenzt.

Norbert

[Peter-1]

Genau die hohe Zählrate beim Einschalten habe ich bei meinem alten Berthold LB 1200. Danach beruhigt sich die Anzeige und das Ergebnis ist glaubwürdig.

[Raddet]

würde ich erst mal die HV auf eine Einschaltspannungsspitze überprüfen.

Übrigens, ja. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens mit Geigerröhren herumgespielt, und die einzige GM-Röhre, die ausfiel, war die, die ich versehentlich gezwungen hatte, etwa einen Tag lang mit Hochspannung (460 Volt mit den höchstmöglichen 420 Volt im Datasheet) zu laufen. Es sah genau so aus, als würde sich die Anzahl der Messwerte pro Zeiteinheit um etwa den Faktor drei erhöhen. Und nach der Rückkehr zur normalen Versorgungsspannung kehrte die Röhre nicht mehr in den normalen Betrieb zurück.

In Bezug auf die Anzahl der in den Pass geschriebenen Lesungen bedeutet dieser Parameter die Anzahl, die der Hersteller garantiert. Diese ist der "nicht kleiner als"-Parameter. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass nach Erreichen und Überschreiten dieses Parameters die Röhre zwangsläufig ausfällt. Sie kann sicher weiterhin korrekt arbeiten.

[Fragender]

Es können mehrere Faktoren, einzeln oder in Kombination, die Ursache sein:

1.) Integrale Impulsbegrenzung wegen Zähl-bzw. Löschgasverbrauch. "Normale" GM-Zählrohre besitzen eine integrale Impulsverarbeitung von ca. 1 E+10 Impulse, bis sich die Löschgaszerstörung allmählich bemerkbar macht ( Achtung: chinesische GM-Zählrohre werden meistens mit 1 E+9 Impulse, also den Faktor 10 weniger, angegeben!). Dies gilt aber nur für die Arbeitsphasen, also unter Betriebspannung. Ohne Spannung erfolgt kein merklicher Löschgasverbrauch, auch nicht über Jahrzehnte hinweg.

2.) Beginnend sterbende Zählrohre machen sich durch (unregelmäßige) kurzzeitige Zählimpulsspitzen (kurzzeitiges stärkeres Durchzünden des Gases) und damit verbunden spontanen höheren Anzeigeraten bemerkbar. Möglicherweise "sprüht" sogar das Zählrohr, unterbricht somit die Glimmentladungen nicht mehr selbstständig.
Hat sich das Zählgas durch eine mit der Zeit undicht gewordene Glas/Metall-Anschlussdurchführung verflüchtigt, zeigt das Zählrohr keinen Mucks mehr an.

Norbert

Hallo,

sehr interessant.

An meinem SV500 zeigt die interne Sonde so einen Effekt. Es rattert wir verrückt bei normaler Umgebungsstrahlung - allerdings nicht immer, mal ist es da, mal nicht. Die Messwerte sind insgesamt viel zu hoch.

Kann das ein Zeichen für verbrauchtes Zählrohr sein?

Am Gerät schient es nicht zu liegen, mit anderem Zählrohr ist alles normal.

Gruß

[Raddet]

Am Gerät schient es nicht zu liegen, mit anderem Zählrohr ist alles normal.

Dies ist kein sehr genaues Kriterium. Eine neue Lampe kann bei erhöhter Spannung einige Zeit normal funktionieren. Aber gleichzeitig wird seine Ressource stark reduziert.

Es ist besser, die tatsächliche Spannung an der Röhre mit einem Gerät zu überprüfen.

[Fragender]

Am Gerät schient es nicht zu liegen, mit anderem Zählrohr ist alles normal.

Dies ist kein sehr genaues Kriterium. Eine neue Lampe kann bei erhöhter Spannung einige Zeit normal funktionieren. Aber gleichzeitig wird seine Ressource stark reduziert.

Es ist besser, die tatsächliche Spannung an der Röhre mit einem Gerät zu überprüfen.

Wenn ich die potentiell defekte Sonde aber in ein anderes SV500 lege, dann zeigt sie dort auch den Effekt, dass es plötzlich viele Impulse mit hohen Messwerten gibt, was die andere Sonde nicht macht

das spricht doch für einen Defekt an der Messonde?

[Raddet]

das spricht doch für einen Defekt an der Messonde?

Ähnlich dazu.

[NoLi]

...
Kann das ein Zeichen für verbrauchtes Zählrohr sein?
...

Ja!!

Norbert

[protect]

Ich möchte das Thema gerne auch nochmals aufgreifen, insbesondere unter Betrachtung des Gamma-Scouts, der ja eigentlich immer im Dauerbetrieb arbeitet und das Zählrohr so anscheinend schneller altert ? Meine Überlegung nun dahingehend das Gerät bei Nichtverwendung in geschlossene Folie (Beutel mit Verschluss) einpacken, so dass das Zählrohr ja eigentlich weniger belastet werden sollte ? Oder gibt es denn Erfahrungen wie lange das Zählrohr eines Gamma-Scouts hält ? Sind 15 Jahre gut möglich ?

[protect]

Oder was ich mich im Bezug auf den Gamma-Scout z.B. auch frage ist, wie sich das Gerät im Datum/Uhrzeit-Modus verhält. Zumindest könnte die Batterie oder der Akku etwas geschont werden. Das Zählrohr vielleicht auch ?

[DG0MG]

Oder gibt es denn Erfahrungen wie lange das Zählrohr eines Gamma-Scouts hält

Für ein LND 712 (das verbaute Zählrohr) ist keine maximale Impulsanzahl angegeben. Sie liegt aber in der Größenordnung von 10⁹ bis 10¹⁰ Impulsen. @DL3HRT hat hier mal eine Rechnung für ein Vacutec_Zählrohr gemacht: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=26999. Das reguläre Zählrohrende wird man also eher nicht erleben. Aber mit elektronischen Bauteilen ist das wie mit Bügeleisen oder Toastern - die gehen eben gelegentlich einfach urplötzlich nicht mehr.

Einpacken in einen Beutel bringt überhaupt nichts (wieso eigentlich sollte das was ändern?) und im Datumsmode wird das Zählrohr auch nicht spannungslos sein. Dass man gelegentlich trotzdem von einem "einfach so" defekten Zählrohr bei einem GammaScout liest, hängt offenbar mit einem zeitweise verbauten Zählrohrtyp geringerer Qualität zusammen - dass kann man im Thread zum GammaScout nachlesen. Ich denke, das wird auch bei Deinem Gerät die Ursache sein, aber das kann Dir jemand im GS-Scout Thread genauer sagen, wenn Du dort fragst.

[NoLi]

Die garantierte Lebensdauer von Geiger-Müller-Zählrohren wird in integralen Impulsen angegeben. Die liegen meistens bei 1 - 2 E10 Impulsen (Ausnahme China: die geben 1 E9 Impulse, also mindestens den Faktor 10 weniger, an!).
In deinem Fall mit dem Gamma-Scout bedeutet dies eine mögliche nutzbare Lebensdauer von rund 900 Jahren...

Norbert