KKW Lubmin

Begonnen von DL3HRT, 30. Dezember 2018, 19:45

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DL3HRT

Das KKW Lubmin,vielen besser bekannt unter der Bezeichnung KKW Greifswald oder KKW Nord, war das Aushängeschild der DDR-Energiewirtschaft.
1974 in Betrieb genommen wurde es bereits 1990 kurz nach der Wende abgeschaltet. Einer der Auslöser dafür war ein Bericht im Spiegel über gravierende Sicherheitsmängel und verschleppte Instandhaltungsmaßnahmen: hier der Bericht
1995 wurde das Rückbaukonzept zur Demontage bestätigt. Bis 2012 sollte der Zustand "Grüne Wiese" erreicht sein (siehe Wikpedia). 

Wie sieht es nun im Jahre 2018 dort aus? Die Antwort geben ein paar Fotos von diesem Wochenende. Kühe grasen noch nicht auf dem Gelände. Stattdessen hat Lubmin das "Zwischenlager Nord" dazubekommen (siehe Wikipedia). Auf Youtube kann man sogar einen Blick hineinwerfen.
Von der "Grünen Wiese" ist auch keine Rede mehr. Die Gebäudehüllen sollen noch einige Jahre stehen bleiben. Soweit zum Thema "Verlässlichkeit" von Planungen politisch motivierter Projekte.

Ich hatte leider vergessen, ein Messgerät mitzunehmen. Es ist aber davon auszugehen, dass man von außerhalb nichts messen kann. Da ich mindestens zweimal im Jahr in der Gegend bin, werde ich das nachholen.
Die Fotos zeigen die Anlage aus Richtung Spandoverhagen von folgenden Koordinaten aus aufgenommen: 54°08'55.5"N 13°41'47.8"E.
Der Kanal führte das Kühlwasser für das Kraftwerk, welches aus dem Bodden entnommen und  bei Lubmin wieder eingespeist wurde.


DG0MG

Kan man das als "Normalbürger" auch von innen besichtigen?
Sicher nicht, wenn da die Castoren auf ihren Weitertransport warten.

In Rheinsberg ist oder war das zumindest nach Voranmeldung und in Gruppe möglich.  Aber da wird alles Strahlende rausgewesen sein und man hat nur noch die Hülle gesehen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Ich glaube nicht, dass das geht. Bei den letzten Castor-Transporten gab es einige Aktionen von Umweltschutzorganisationen. Dabei wurden Gleise und Straßen blockiert, so dass die Transporte nur äußerst langsam vorankamen.

Interessant ist im Video die Stelle, wo die beiden Frauen vor den Catoren stehen. Anscheinend ist die Strahlung doch nicht ganz unbeträchtlich, da sich die Mitarbeiterin nicht allzulange dort aufhalten wollte.

DG0MG

Zitat von: DL3HRT am 31. Dezember 2018, 10:47
Anscheinend ist die Strahlung doch nicht ganz unbeträchtlich, da sich die Mitarbeiterin nicht allzulange dort aufhalten wollte.

Im Prinzip handelt sie ja als Fachkraft richtig - noch dazu, wenn die Presse da ist: Nicht mehr als nötig Strahlung abbekommen.

Sie wird ja auch an ihr eigenes Dosimeter denken und als Pressesprecherin öfters Besucher dorthin führen, wo sie einen der Castoren anfassen können.

Interessant sind die 50µSv Dosisobergrenze für Besucher (bei 0:33 erwähnt): Die kann ich bei einem Picknick in Sorge-Settendorf oder einer Angelnacht in Steinach auch abbekommen - u.U. aber ohne, dass ich davon weiß.

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DL3HRT

Wir waren über Ostern mal wieder an der Ostsee. Da sind wir natürlich auch beim KKW vorbeigefahren. Gegenüber 2018 hat sich auf den ersten Blick nichts verändert. Schon interessant, der direkte Blick auf ein Zwischenlager... Es wird höchste Zeit, dass sich da etwas tut.

DL3HRT


crash

Lubmin ist doch wieder ein Beispiel dafür, dass Kernkraft nur noch in die Geschichtsbücher gehört.  :negative:
Wer viel misst, misst viel Mist!

DL8BCN

Moin, bei mir ganz in der Nähe in ca. 35km Entfernung befindet sich das KKS (Kernkraftwerk Stade) an der Elbe .
Das war wohl eins der ersten in Deutschland und wurde damals von der Firma Preußen Elektra  betrieben.
Nun wird es schon seit langer Zeit zurückgebaut, aber rein optisch hat sich da wohl nicht viel getan.
Als es noch lief, habe ich das mal besichtigt.
Wir durften aber nicht in den Kontrollbereich, sondern haben nur den Generator usw. ansehen.
Der hatte glaube ich 600MW.
Die Kuppel hat mir als Jugendlicher jedenfalls ordentlich Angst gemacht, weil mein Vater mir damals sagte daß, wenn ein Flugzeug dort genau abstürzt, oder es einen anderen Störfall gibt wir alle tot sind :o



Henri

Zitat von: DG0MG am 31. Dezember 2018, 08:16Kan man das als "Normalbürger" auch von innen besichtigen?

Ja, das geht! Bzw. ging vor einigen Jahren. Einen Block haben sie für die Expo extra dafür hergerichtet. Weil der nach der Fertigstellung nie in Betrieb ging, kann man wirklich alles sehen und überall rumkriechen. Wie in Zwentendorf. Da es (wenn ich mich nicht irre) der gleiche Typ ist wie der, der in Tschernobyl hochgegangen ist, ist es noch mal doppelt spannend.

Na, das Zwischenlager wird aber sicher nicht zu besichtigen sein. In Lubmin wird auch viel know-how für den Rückbau bereitgestellt, die Firma die das macht ist soweit ich weiß führend in der Angelegenheit.

Viele Grüße!

Henri

NoLi

Zitat von: Henri am 21. April 2022, 19:26...
Da es (wenn ich mich nicht irre) der gleiche Typ ist wie der, der in Tschernobyl hochgegangen ist, ist es noch mal doppelt spannend.
...
Ist leider nicht der gleiche Typ wie in Tschernobyl (RBMK-1000), sondern ein Druckwasserreaktor (WWER-440).

Norbert

DG0MG

In einem anderen Forum habe ich auf meine Anfrage bzgl. des in der DDR im Aufbau befindlichen "Warnsystems bei Unfällen mit Kernenergie" den Hinweis bekommen, dass es im Umfeld des des KKW Lubmins mehrere Messstellen gibt/gab, die ein Umweltmonitoring machten. Es handelt sich um kleine Grundstücke (einige qm) direkt an der Straße, eingezäunt mit Maschendraht und Stacheldraht ("DDR-isch" und "militärisch" aussehend), darin ein Elt-Übergabepunkt und ein Sockel aus zwei Eisenträgern, auf dem ein kleiner Container mit einer "Esse" steht. In Google-Earth habe ich 3 Punkte gefunden:


@DL3HRT: Falls Du mal wieder dort oben bist, könntest Du die Punkte mal anfahren und fotografisch dokumentieren.
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DL3HRT

Zitat@DL3HRT: Falls Du mal wieder dort oben bist, könntest Du die Punkte mal anfahren und fotografisch dokumentieren.
Das nächste Mal bin ich am 3. Oktober in der Gegend. Da schaue ich mal, was sich machen lässt.

DG0MG

Für die Suchmaschinen sollte man auch mal den Ehrennamen des KKW nennen:
"VE Kombinat Kernkraftwerke >>Bruno Leuschner<< Greifswald"

Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR hatte ein eigenes Filmproduktionsstudio, dort ist 1987 der Film "Kernenergie für eine friedliche Zukunft" entstanden, der Bauarbeiten, die Leitwarte und die Turbinenhalle des KKW zeigt. Man kann diesen auf der Webseite des BStU anschauen:

https://www.stasi-mediathek.de/medien/kernenergie-fuer-eine-friedliche-zukunft/

Der Film ist ohne Ton, da ursprünglich mit Musik von Jean-Michel Jarre unterlegt.
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miles_teg

Zitat von: DG0MG am 28. August 2022, 08:28Der Film ist ohne Ton, da ursprünglich mit Musik von Jean-Michel Jarre unterlegt.
Aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet geborgt?  ;D

DG0MG

Das MfS wusste schon immer, was wirklich gut und langlebig ist.
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