Thorium Unboxed

Begonnen von opengeiger.de, 19. August 2024, 10:17

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Peter-1

Nun mein Beitrag zum Thorium.
Das Thoriumfluorid ist sicher >40 Jahre alt und war von Balzers für optische Schichten.
Jetzt habe ich die 3 Proben versucht zu vergleichen. Um die Intensität etwa gleich zu halten, habe ich den Abstand zum Szintillator variiert. Besser gings jetzt nicht  :(
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Gruß
Peter
Gruß  Peter

NoLi

Wie sind denn die Maße deines Monazit?

Norbert

opengeiger.de

Ja, Leute es wird immer besser mit dem Thorium. Ich stoße gerade auf eine Erklärung zur Paar-Bildung vom Sandia Lab.

Auf Seite 19 finden wir die Erklärung zur Paar-Bildung und was passiert, wenn solche Materie-Antimaterie Teilchen im Absorber unterwegs sind:
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Auf Seite 20 dann der Spektrum Ausschnitt
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Vergleicht man das nun mit dem Gammaspectacular Th232+ Spektrum, dann findet man da zumindest einen Pair production escape Peak bei 2103keV, das sind 2614keV-511keV passt also, da geht einer verloren des Paars und fehlt dann im Photopeak. Was aber, wenn beide verloren gehen, das kommt laut Sandia auch vor. Wir rechnen also 2614keV-2*511keV = 1592keV. Und den Buckel sehen wir rechts neben dem K40 Peak, nur hat der Gammaspectacular da nichts hingeschrieben, vielleicht weil da auch eine Ac228 Linie bei 1588keV liegt, da wirkt also auch der Double Escape Peak mit. Bingo! 
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So, wenn man noch etwas weitergoogelt, findet man das Fortgeschrittenen Praktikum der Universität in Halle, wo ja auch der Physiker Heitinger gewirkt hat, der am Nobelpreis vorbeigeschrappt ist. Da gibt es den Versuch B1: Umweltradioaktivität, wo sehr viel erklärt wird. unter anderem auch die Geschichte mit den Escape Peaks.
(https://websrv.physik.uni-halle.de/positron/F-Praktikum/PDF/B11%20-%20Umweltradioaktivit%c3%a4t_2021_03_30.pdf)

Unter anderem heißt es da zu dem Thema unter Punkt 6.4:
,,Sofern Egamma > 2me*c^2 gilt und somit Paarbildungsprozesse auftreten, sind zwei weitere Linien zu beobachten. Die eine davon liegt genau 511 keV unter dem Full Energy Peak und trägt dem Phänomen Rechnung, dass bei einem Paarbildungsprozess Elektron oder Positron entkommen ist und somit 511 keV ,,verloren" gingen. Wahrscheinlicher ist es, dass bei der Annihilation des Positrons mit einem Elektron nur eines der beiden Vernichtungsquanten über einen Sekundärprozess registriert wurde und somit eine Anhäufung von Ereignissen genau 511 keV unter dem Full Energy Peak zu erwarten ist. Auf der anderen Seite ist es ebenso denkbar, dass beide Teilchen bzw. beide Vernichtungsquanten entkommen. Somit gibt es auch eine Anhäufung von Ereignissen genau 1,02 MeV unter dem Full Energy Peak".  Der erste Fall (der wahrscheinlichere) ist also der Pair production escape peak bei 2103keV im Gammaspectacular Spectrum und den kennen wir ja auch bestens vom Radiacode Th-Referenzspektrum. Damit wäre das also auch geklärt. Und zumindest den Single Escape Peak können wir auch in Peters Spektren erkennen.


So aber nun die Frage, wenn da schon von der Tl208 Tochter Quanten aus Positron-Elektron Annihilationen erzeugt werden, und im Falle der Entstehung im Detektor und des Entweichens aus dem Detektor Single und Double Escape Peaks produzieren, wie wahrscheinlich ist dann der Fall, dass zwei Annihilationsquanten, die außerhalb des Detektors entstehen, z.B. im Kupfer oder im Blei, den Detektor treffen, so wie beim PET? Ja, leider hat Sandia Labs diesen Teil des Spektrums in den Folien weggelassen. Schade eigentlich.

Eine Dame an der Universität von Bagdad hat sich dem Thema rechnerisch angenommen und hat versucht den Annihilation Peak beim Th232+ zu berechnen:
https://www.researchgate.net/profile/Lina-Majeed-2/publication/328725759_Investigation_for_Thorium_Activity_levels_by_using_semiemperical_equation_for_g-ray_Energy_of_511keV/links/5bddfd474585150b2b9d3dad/Investigation-for-Thorium-Activity-levels-by-using-semiemperical-equation-for-g-ray-Energy-of-511keV.pdf

Das ist aber ziemlich grottiges Englisch und es ist schwer das Dokument zu verstehen. Den 510.77keV Peak des Tl208 erwähnt sie, aber leider kann ich nicht ganz nachvollziehen, wie sie den Annihilationspeak dann errechnet. Vielleicht kommt jemand von Euch dahinter. Aber ich bin nun überzeugt und erleichtert, der Peak bei 511keV hat auf jeden Fall erheblich was mit der Paarbildung zu tun.  :dance4:

opengeiger.de

Ich habe mir nun noch etwas mehr den Kopf zerbrochen, wie man den Peak im Th232+ Spektrum bei 511keV bzw. den Beitrag der Vernichtungsstrahlung dazu noch in den Griff bekommen könnte. Aber ich denke das wird doch etwas schwierig. Ich habe noch etwas recherchiert dazu, mit welchen Aktivitäts-Beiträgen man da rechnen kann, aber da wird die Luft ganz dünn in der publizierten Forschung. Was ich noch gefunden habe, ist ein Dokument einer Sicherheitsabteilung des Oak Ridge Laboratory in Tennesse ,,The use of Tl-208 gamma rays for safeguards, nondestructive-assay (NDA) measurements", https://www.osti.gov/servlets/purl/1009245

Da versucht man sich zunutze zu machen, dass auch das U-232 im HEU einen Zerfallspfad zum Tl208 hat und die durchdringende Strahlung bei 2.6MeV abgibt, die man bei Sicherheitschecks immer noch leicht erkennen kann, selbst wenn die Quelle abgeschirmt ist. Es wird auch eine Zahl dazu angegeben, die interessant ist: 

"The 2614keV gamma ray from Tl-208 in the decay chain of U-232 has a mean free path of 20cm in lead and 12cm in uranium. This gamma ray is therefore much more difficult to shield."

Man sieht also wieviel Schmackes diese Th232 Tochter doch hat, 20cm mittlere Weglänge durch Blei, das ist doch was!  :P

Nichtsdestotrotz, es heißt etwas später in dem Dokument (Seite 9) zum Tl208: "The 510keV gamma ray is unreliable because of interference from 511keV gamma rays from annihilation." Das bestätigt zwar, dass an dieser Stelle die Positronen-Annihilation einen deutlichen Beitrag leistet, aber wie viel da vom Tl208 zu erwarten ist, das wird nicht gesagt.

Man könnte jetzt natürlich dem Gedanken der Dame von der Univ. Baghdad folgen und überlegen, ob man das nicht rechnerisch hinbekommen könnte (was sie gerechnet hat, ist mir noch immer unklar). Man hat aber in unmittelbarer Nachbarschaft der Tl208-Linie bei 510.77keV noch die Tl208-Linie bei 583keV und kennt das theoretische Verhältnis der Linien-Intensitäten (22.6/85=0.27). Hat man also ein um die Detektoreffizienz kompensiertes Th232+ Spektrum, kann man sagen, dass die Peakfläche der Tl208-Linie bei 510.77keV nur 27% der Peakfläche des 583keV Peaks sein kann. Der Rest muss auf das Konto von Vernichtungsstrahlung gehen. Aber ja, so richtig befriedigend ist das nicht um jetzt die Vernichtungsstrahlung schön plakativ und pädagogisch wertvoll sichtbar zu machen.  :(

Nun ist die Frage, kann man die 511keV der Vernichtungsstrahlung nicht irgendwo anders im Th232+ Spektrum eindeutig erkennen. Schauen wir nochmal ins Th-Referenzspektrum aus @DL3HRT ,s Magnetron. Da hat das Spektrum zwischen 1000 und 2614keV ja schon eine äußerst prägnante Signatur. Das beginnt mit dem Ac228 Peak bei 1588keV. Der kommt beim Magnetron ungewöhnlich groß raus, das haben wir schon bemerkt. Eine Erklärung dafür wäre wieder die Positronen-Annihilation, die im Falle des Double-Escape Peaks bei 2614-1022keV ebenfalls bei 1592keV rauskommen würde und mit dem Radiacode nicht vom 1588keV Peak des Ac228 trennbar wäre. Das würde bedeuten, dass dieser Peak für quantitative Zwecke oder zur Altersbestimmung auch nicht viel Nutzen hätte.

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Dann gäbe es aber noch den Single Escape Peak bei 2614-511keV=2103keV. Im Gammaspectacular Spektrum des Th232+ ist er schön zu erkennen, aber im Radiacode-Spektrum, naja, nicht gleich auf den ersten Blick. Aber man kann sich das ja mal genauer anschauen. Im Radiacode-Spektrum des Magnetrons ist sehr deutlich erkennbar, dass der 2614keV Photopeak des Tl208 in Richtung der niederigeren Energien zunächst von einem Compton-Tal gefolgt wird, dann taucht die Compton-Kante auf. Sie liegt bei Ec=Egamma/(1+m0e_c2/(2*Egamma))=2381keV, was man auch noch leicht ausgerechnet bekommt. Und das passt schon mal sehr gut im Th-Referenzspektrum.  Dann beginnt das Compton-Kontinuum, das theoretisch bis Null reichen müsste. Schaut man sich die Form der Energieverteilung an (Klein-Nishina-Formel), dann sieht man, dass diese zunächst zu einem deutlichen Peak unmittelbar hinter der Compton-Kante führt, und danach müsste das Kontinuum schnell abnehmen.  Dann aber taucht gleich der Single Escape Peak der Vernichtungsstrahlung bei 2103keV auf. Gemessen an der Auflösung des Radiacode, liegt dieser nah am Peak der Comptonkante und ist gerade noch so trennbar. Das bedeutet, es gibt also doch in signifikanter Weise eine Paarbildung im CsI-Kristall, was mit dem Radiacode im Spektrum erkennbar ist. Ich habe das im Spektrum mal mit dem blauen gestrichelten Cursor bei 2103 markiert. Das kann man nun vergleichen mit einer theoretischen Betrachtung z.B. in einem Dokument der RWTH-Achen, dort speziell mit Abbildung 6 :

,,Gammaspektroskopie und Compton-Streuung"
(https://institut2a.physik.rwth-aachen.de/de/teaching/praktikum/Anleitungen/T02_Deutsch.pdf)

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In dieser Abbildung ist der Single Escape Peak von 2MeV Gamma-Quanten mit Eesc(1) markiert und eben der der taucht im Th232+ Referenzspektrum superpräzise (gemessen an den Möglichkeiten des Radiacode) links neben der Compton-Kante auf.

Damit wäre auch der Schüler gerettet, der mit dem Radiacode die Lichtgeschwindigkeit messen will. Die steckt nun nämlich im Single Escape Peak drin, weil der im 511keV Abstand zum Photopeak der Tl208 Tochter auftaucht. Und 511keV, das ist die Ruhemasse des Elektrons in der Einsteinformel E=m*c^2. Damit könnte man also den Physiklehrer beeindrucken, wenn man das im Spektrum einer Probe aus altem Thorium zum Beispiel im Sand aus Dänemark zeigen kann. (https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=32022). Und alternativ eben im Spektrum von sonstigen genehmigungsfreie Th-Mineralien, vielleicht auch alten Röhren oder eines alten Xenon-Brenners aus einem ,,upperclass" Autoscheinwerfer mit thorierten Elektroden. Der müsste eigentlich auch genehmigungsfrei sein.  :yahoo:

Stimmt doch alles was ich hier erzähle, oder?

opengeiger.de

Ich habe festgestellt, am besten sieht man den 2103keV Single Escape Peak der Vernichtungsstrahlung im Th232sec-Spektrum des Radiacode, wenn man das Spektrum mit der von Interspec bereitgestelten inversen Detektoreffizienz des RC-102 entzerrt und dann etwas glättet.

Da kommen dann die Unterschiede zwischen dem Magnetron (ThReferenzSpektrum) und dem HK300 Glühstrumpf von Banev auch so richtig schön raus. Diese Unterschiede zu erklären, das wird nicht ganz trivial sein. Aber man sieht, die Unterschiede sind erheblich und vermutlich nicht alle mit einem unterschiedlichen Gleichgewicht zu erklären. Ich hab nur die großen Peaks beschriftet.


NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 28. August 2024, 14:55...
Da kommen dann die Unterschiede zwischen dem Magnetron (ThReferenzSpektrum) und dem HK300 Glühstrumpf von Banev auch so richtig schön raus. Diese Unterschiede zu erklären, das wird nicht ganz trivial sein. Aber man sieht, die Unterschiede sind erheblich und vermutlich nicht alle mit einem unterschiedlichen Gleichgewicht zu erklären. Ich hab nur die großen Peaks beschriftet.
Hier spielt sicherlich neben der Aktivität der Probe und dem Probenalter auch das Material und die Dichte der  Probe, die Probenumhüllung und die unmittelbaren Probenumgebung eine Rolle. Auch das Detektormaterial (Hülle, Det.Element, Det.Dichte) spielt mit.

Um den Beitrag des Tl-208 zur 511 keV-Erzeugung zu ermitteln, könnte man dessen 8,1% Anteil der 510,8 keV am Gesamtpeak, abzüglich der 511 keV-Nullrate, als Ausgangspunkt nehmen.

Norbert


opengeiger.de

Ja, so langsam fällt mir nicht mehr viel ein, was man aus dem natürlichen Thorium noch an Erkenntnissen gewinnen könnte. Einen Versuch möchte ich aber hier noch in die Runde werfen, in der Hoffnung auf Inputs.

Getriggert von dem Dokument, welches das Tl208 wegen seiner energiereichen Strahlung als ,,Safeguard" ins Feld führte um HEU im Abfall und Schmuggelgut zu identifizieren auch wenn es gut abgeschirmt ist, dachte ich, das schaue ich mir doch auch mal an.

Ich habe also den Radiacode in die kleine Bleiburg gepackt (2cm Blei Abschirmung) und alle meine ,,alten" mineralischen Thorium-Proben draufgestellt. Der aktivste Anteil ist dabei sicherlich der Monazitsand aus Tittling. In dieser kleinen Bleiburg zeigt mein RC-101 nach 4 Tagen Backgroundmessung 26.6nSv/h bzw. 0.471cps an. Jetzt mit dem Thorium außen drauf sind es 400nSv/h bzw. 5.65cps. Das heißt, ganz dicht ist die Bleiburg nicht und es ist zu erwarten, dass über die  Energieachse ganz unterschiedliche Beiträge im Radiacode-Spektrum entstehen werden, einmal weil es die verschiedensten Wechselwirkungen im Blei geben wird, weil das Th232+ die unterschiedlichsten Linien hat und weil bezogen auf die Zählrate natürlich auch die stark verzerrende Detektoreffizienz des Radiacode drüberliegt, sofern man das Spektrum nicht diesbezüglich entzerrt (also ,,energiekompensiert").

Zuvor habe ich aber mit @NoLi drüber diskutiert was da wohl rauskommen könnte. Und da die Badener gerne denken und die Schwaben (Württemberger) gerne schaffen, hat @NoLi seine Gedanken geäußert und ich habe den Versuch gemacht. Also zu nächstmal zu den Gedanken:

@NoLi war also der Meinung, dass man den 511 keV-Peak und den 510,8 keV-Peak aus der Quelle mit 2 cm Blei nicht unterscheiden können wird. Das leuchtet ein, warum auch, diese beiden Energien liegen so nah beieinander, da ist die Dämpfung durch das Blei nicht groß unterschiedlich.

Laut @NoLi liegt die Halbwertsdicke von Blei im Bereich zwischen 500 keV und 600 keV bei rund 0,4 bis 0.45 cm, für 2500 keV bei rund 1.3 cm. Für die 511/510.8 keV-Photonen hätten wir somit bei 2 cm Blei eine Schwächung um etwa 5 Halbwertsdicken (auf 1/32tel oder 0.03125) und für die 2614 keV-Photonen um ca. 1,5 Halbwertsdicken (auf ca. 1/(2^1.5) = 0.35355). Das ist um einen Faktor 10 unterschiedlich. Wir wissen nun aber auch, dass die Intensität der Tl208-Linie bei 2.6MeV 99% beträgt und die bei 583keV 85% und die bei 510 .77 nur 22.6%. Von daher gesehen müsste von der 2.6MeV Linie noch grob 35% am Radiacode ankommen, von der 583keV Linie noch 2.6% und von den 510.77keV Linie noch 0.7%. Dann wirkt da aber noch die Detektoreffizienz des kleinen Kristalls drauf, die zwischen 500 und 600keV natürlich deutlich besser ist als bei 2.6MeV.

Jetzt war aber meine Hoffnung, wenn die energiereichen 2.6MeV Photonen in der Blei Abschirmung Positron-Elektron Paare bilden, die auch gut abgebremst werden, dann kommt es in der Schirmung zu Vernichtungsstrahlung, die man dann vielleicht jetzt deutlicher sieht, weil die Tl208 Linien von der Quelle bei 510keV und 583keV ziemlich gut abgeschirmt werden.

@NoLi meinte allerdings dazu: ,,Ob man die im Abschirmungsinneren zusätzlich erzeugten Annihilationsphotonen damit erkennen und in der Intensität von den noch durchdringenden 510,8 keV Photonen unterscheiden kann, weiß ich nicht."

So, hier ist nun das Ergebnis des Versuchs nach 2Tagen und 10h:

1)    Die normale Darstellung des Radiacode mit Background
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2)    Der Background abgezogen und das Spektrum mit dem Amplif. Regler gerade gekippt
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3)    Das Spektrum in Interspec eingelesen, Th232 mit 50 Jahren als Referenz Photopeaks gesetzt, die Radiacode RC-102 DRF ausgewählt und die Bleiabschirmung auf 2cm gestellt:
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4)    Das Radiacode Spectrum mit der von Interspec bereitgestellten RC-102 Detectoreffizienz entzerrt
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Dann noch die Daten zur Tl208 Linie bei 2.6MeV:

Comptonkante: 2381.25keV
Rückstreupeak: 232.75keV
Single Escape Peak: 2103.00keV
Double Escape Peak: 1592.00keV


Tja, und jetzt?  :unknw: 

Also mir fällt es ehrlich gesagt etwas schwer daraus jetzt Erklärungen abzugeben. Was man aus Interspec rauslesen kann, sind die Energien zu den 4 erkennbaren Peaks (ohne XRF des Blei)
199keV
469keV
834keV
1402keV

Gut, dass das Blei die Peaks undeutlich machen wird, ist klar und die Energiekalibrierung könnte ein wenig daneben liegen. Daher könnte man sagen die 199keV ist der Rückstreupeak der 2.6MeV Linie (232.75keV), die Compton-Kante bei 2381keV kann man gut erkennen. Von der 2.6MeV Linie aber sieht man nichts mehr, vermutlich wegen der schlechten Detektoreffizienz. Links neben der Compton-Kante folgt ein kräftiger Buckel bei grob 2MeV, vermutlich irgendwelche Compton-Streuungen. Der Peak bei 1400keV ist mir unklar. Im Background sieht man nämlich kein K40. Genauso der Peak bei 834keV, auch für den habe ich keine rechte Erklärung, höchstens noch, dass die 911keV Linie des Ac228 durchkommt. Der Peak bei 469keV könnte von der Annihilation bei 511keV stammen.

Alles in allem steh ich nun ziemlich ratlos da. Hat jemand Ideen dazu?








NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 31. August 2024, 08:47...
Zuvor habe ich aber mit @NoLi drüber diskutiert was da wohl rauskommen könnte. Und da die Badener gerne denken und die Schwaben (Württemberger) gerne schaffen, hat @NoLi seine Gedanken geäußert und ich habe den Versuch gemacht.
...
:good2:  :drinks:
Und es gab auch bedeutende Erfindungen und Entdeckungen aus dem Ländle: das Fahrrad, das Auto, drahtlose Funkwellenübertragung, Haber-Bosch-Verfahren (Kunstdünger),...


Zitat von: opengeiger.de am 31. August 2024, 08:47...
Der Peak bei 1400keV ist mir unklar. Im Background sieht man nämlich kein K40.
...
Das im Background kein K-40 Peak (1461 keV) auftaucht, kommt mir recht merkwürdig vor.

Kalium und damit K-40 ist in Umwelt und Baustoffen omnipräsent in so einer Größenodnung, dass der IdentFinder dies sogar zur Energiekalibrierung nach dem einschalten des Gerätes benutzt, sofern dafür keine Cs-137 Quelle  (500 Bq) im Gerät verbaut ist (z.B. beim IdentiFinder mit dem Lanthanbromid LaBr3-Detektor). Die Zählrate für diese Kalibrierung muß im "K-40 Kanal" integral ca. 20 000 Impulse betragen, was bei normaler Nullrate (~ 0,8 µSv/h) in ca. 5 min erreicht wird.

Norbert

opengeiger.de

Das Problem lag wo ganz anders: Man sollte öfters mal die Kalibrierkoeffizienten im Gerät überprüfen!  :o 

Jetzt habe ich nochmals einen Glühstrumpf eng aufgerollt und in ein Kupferrohr als Beta-Verhüterli gesteckt und damit ein vollwertiges Th232+Spektrum aufgenommen. Dann mit Interspec die Energie-Cal neu gemacht und neue Koeffizienten in den RC-101 und in das alte Spektrum eingetragen. Und siehe da: Jetzt sieht die Welt doch ganz anders aus (ich habe in grün an die Peaks drangeschrieben was ich denke was der Verursacher ist):

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Und in Interspec:
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Aber ich denke, die Annahmen zu den Peaks bei den niedrigeren Energien waren richtig, nur dass ich die Tl208-Linie bei 2614keV an der falschen Stelle gesucht habe. Jetzt passt das. Also damit würde ich jetzt mal behaupten, man sieht bei 511keV einen deutlichen Peak von der Vernichtungsstrahlung aus dem Blei und die Tl-Linie bei 510.77keV und 583keV von der Quelle her sind so unterdrückt, dass sie keinen nennenswerten Beitrag mehr leisten.

Dass man im Background des Radiacode in der Bleiburg kein K40 sieht, mag daran liegen, dass die Detektoreffizienz des RC-101 bei 1460keV sehr schlecht ist und im Blei der Bleiburg kein Kalium drin sein wird.

Also damit wäre meine Welt jetzt wieder in Ordnung. Was meint Ihr?

Damit hätter der Schüler auch diese Möglichkeit die Lichtgeschwindigkeit über den Annihilationspeak mit dem modernen Geigerzähler (Radiacode) direkt zu messen. Allerdings müsste er die Wirkung der Bleiabschirmung dann schon sehr detailliert begründen. Vielleicht doch eher was fürs Studium  :D !

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 31. August 2024, 16:51...
Also damit würde ich jetzt mal behaupten, man sieht bei 511keV einen deutlichen Peak von der Vernichtungsstrahlung aus dem Blei und die Tl-Linie bei 510.77keV und 583keV von der Quelle her sind so unterdrückt, dass sie keinen nennenswerten Beitrag mehr leisten.

Dass man im Background des Radiacode in der Bleiburg kein K40 sieht, mag daran liegen, dass die Detektoreffizienz des RC-101 bei 1460keV sehr schlecht ist und im Blei der Bleiburg kein Kalium drin sein wird.
...
Wenn die 583 keV-Peaklinie vom Tl-208 nicht mehr signifikant nachweisbar ist, kann auch die 510,77 keV-Linie nicht mehr erkennbar sein. Der sichtbare Peak sollte somit von der 511 keV Annihilation herrühren :hi: .

Zitat von: opengeiger.de am 31. August 2024, 16:51...
Dass man im Background des Radiacode in der Bleiburg kein K40 sieht, mag daran liegen, dass die Detektoreffizienz des RC-101 bei 1460keV sehr schlecht ist und im Blei der Bleiburg kein Kalium drin sein wird.
...
Das K-40 ist nicht im Blei, sondern in unserer Umgebung, und das in nicht geringen Mengen. Selbst in Profi-Bleiburgen ist es immer zu erkennen.
Wenn die 2614 keV-Linie des Tl-208 deutlich erkennbar ist, muß auch die 1461 keV-Linie des K-40 erkennbar sei, zumal die Detektoreffizienz hier höher ist als bei 2614 keV.
Die Halbwertsdicke für Blei und 1500 keV Photonen beträgt 1,17 cm:


(Quelle: https://tetfolio.fu-berlin.de/web/997146 )

Somit müssten von den in der Umgebung vorhandenen K-40 Photonen etwas mehr als 25% die 2 cm Blei noch durchdringen.

Norbert

opengeiger.de

Naja, vielleicht habe ich super Blei! :D

Aber ich habe mich ja vor einem Jahr schon mal intensivst mit Background-Spektren befasst, weil man daran auch so ganz grob die Detektor-Effizienz erkennen kann. Damals habe ich etliche Background-Spektren zugeschickt bekommen. Tendenziell habe ich da rausgelesen, dass sich der Radiacode in einer Bleiburg nicht allzu groß vom Kalium außerhalb beeindrucken lässt. Hier mal ein Vergleich von einigen der Spektren:
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Und hier die beiden von DL3HRT und die von DG0MG:
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Gut ich weiß nicht genau wieviel cm dick das Blei jeweils war. Was man allerdings ein wenig gemerkt hat war, wenn ein "graded shielding" implementiert ist z.B. mit zusätzlichem Kupfer etc. Aber einen ausgeprägten Kalium-Peak habe ich eigentlich bei den Spektren der Radiacodes der Forum Mitglieder nie gesehen. Bei NaI-Spektren allerdings schon.

Ich habe das bisher eigentlich auf die Detektoreffizienz zurückgeführt. Bei 1460keV beträgt die intrinsische DRF grade mal 0.007, so wie Sandia Labs das für den RC-102 rausgemessen und modelliert hat. Und selbst bei so nem Päckchen Müllers Pottasche innerhalb der Kammer tut man sich ja schon schwer, einen schönen Peak an einem Tag zu generieren, das Thema hatten wir ja schon mal.

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Aber hast Du nicht so nen kleinen R... wie Du öfters mal gesagt hast? Und ne Bleiburg wirds doch in Karlsruhe irgendwo geben ;) ! Mach doch mal nen Versuch, wie Dein RC rauskommt! :good2:

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 31. August 2024, 21:49...
Aber hast Du nicht so nen kleinen R... wie Du öfters mal gesagt hast? Und ne Bleiburg wirds doch in Karlsruhe irgendwo geben ;) ! Mach doch mal nen Versuch, wie Dein RC rauskommt! :good2:
Mein kleiner Russe, den ich häufig in der Hose habe, ist leider kein RadiaCode, sondern ein "schnöder" SOEKS-01M-II oder SOEKS-PRIME mit SBM-20-1 GM-Zählrohr. Einen RC besitze ich nicht :( .

Norbert