Suche Erfahrung mit dem Füllen und Verschliessen von Zählrohren

Begonnen von Zugpferd, 24. Juli 2020, 09:28

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NoLi

Zitat von: DL8BCN am 22. November 2023, 18:33...
PS: Ich frage mich auch nach dem physikalischen Hintergrund, warum ein Zählrohr ein leichtes Vakuum haben sollte. Natürlich ist es schöner, wenn die Folie stramm anliegt, aber das kann nicht der wahre Grund sein...
Vakuum ist hier falsch, leichter Unterdruck passt besser. ;)
Ein abgeschlossener Proportionaldetektor mit XENON-Gasfüllung weist einen Unterdruck auf, damit die Titan-Fensterfolie nicht durch äußere Luftdruckschwankungen und temperaturbedingte Füllgasdruckschwankungen "arbeitet" und Risse erzeugt. Bei leichtem Unterdruck bleibt die Folie durch den Luftdruck somit unter einer konstanten mechanische Spannung nach innen ohne schwankende druckthermische Belastungen.

Norbert

DL8BCN

Das stimmt Norbert. Der Begriff ,, Vakuum" wurde von mir falsch gewählt.
Danke für die weitere Erklärung.
Ich dachte, durch den leichten Unterdruck wird die Ionisation des Gases durch die eindringenden Teilchen irgendwie beeinflusst.
Das scheint dann ja nicht so zu sein.
Wenn ich das dünne Kupferrohr habe, werde ich einen weiteren Füllversuch mit Ar/CO2 machen und schauen, ob es klappt.

DL8BCN

Hallo, heute habe ich das dünnere 3mm Kupferrohr eingelötet und einen neuen Versuch gemacht.
Beide Stutzen geöffnet und ungefähr 15 Minuten mit Argon/CO2 gespült.
Ansonsten mit dem Aufbau wie von ,, Zugpferd" beschrieben.
Dann den ersten Original Pumpstutzen abgekniffen und zugelötet.
Dann ungefähr 40ccm Gas mit der Spritze rausgesaugt und das neue 3mm Cu-Rohr am Ende abgekniffen und zugelötet.
Diesmal hat der Unterdruck gehalten :yahoo:
Mal schauen, wie lange...
Folie sieht nun ganz gut aus, bis auf die paar Druckstellen, die wie Löcher aussehen und schon von Anfang an in der Folie waren.
Siehe Foto.
Leider ist die Background Zählrate nach wie vor etwas geringer als sie sein sollte.
Aber es funktioniert!




DL8BCN

Nun hätte ich mal Spaß daran ein Flächenzählrohr komplett neu zu bauen.
Problematisch könnten die haardünnen Elektrodendrähte sein, die da quer in jeder Kammer gespannt sind.
Ich frage mich, warum die so dünn sind.
Ansonsten könnte man doch eine rechteckige Keksdose mal missbrauchen dafür.
Bevor man teure Titanfolie kauft würde ich erstmal einfache Alufolie zum testen nehmen.
Das wurde hier ja auch schon mal vorgeschlagen.
Man sieht: Es geht immer weiter :D

DG0MG

Die Keksdose müsstest Du aber erstmal in den Kehlen nachlöten, denn die ist nur gefalzt und deshalb kaum luftdicht.

Die Dicke des Drahtes hat was mit dem elektrischen Feld zu zun: Je dünner, desto stärker ist das Feld ausgeprägt. Solchen (oder ähnlichen) Draht gibt es als Corona-Draht für Xerox-Kopierer und Drucker.
Hier z.B. mit 0,06 mm (60µm) das ist schon seeehr dünn: www.ebay.de/itm/304240637410
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL8BCN

Man kann ja auch aus Messingblech einen Kasten zusammenlöten.
Das ist auch kein ,,Hexenwerk".

DL8BCN

Tatsächlich ist das hantieren und kontaktieren des dünnen Drahts wahrscheinlich der anspruchsvollste Job.

DL8BCN

Eben habe ich nochmal nachgesehen:
Nun nach wenigen Stunden scheint die Folie schon lockerer geworden zu sein :(
Es scheint doch noch eine leichte Undichtigkeit zu geben.
Es gibt nun natürlich mehrere Möglichkeiten:
1. Die Folie ist doch punktiert.
2. Die Verklebung ist nicht dicht.
3. Der eingelötete Pumpstutzen ist nicht dicht.
Um das herauszufinden könnte ich noch mal einen leichten Überdruck erzeugen und mit Lecksuchspray die verdächtigen Stellen einsprühen.
Oder das ganze Teil vorsichtig unter Wasser tauchen und schauen, wo Luftbläschen aufsteigen.
Irgendwie habe ich aber so langsam ,,keinen Bock" mehr auf weitere Reparaturversuche.


Kermit

Zitat von: DL8BCN am 25. November 2023, 17:42Irgendwie habe ich aber so langsam ,,keinen Bock" mehr auf weitere Reparaturversuche.

Das kann man gut nachvollziehen ;).

Für die Reparatur eines RADOS Microcount zahlt man im "Industriebereich" knapp 1000€, allerdings mit Folie und Zertifikat. :(

Leider gibt es die originalen Folien nicht mehr, nur noch etwas dickere Folien. Damit sinkt die Empfindlichkeit des Gerätes um 10-15%. Ich habe aktuell die Folienwerte nicht da, da muss ich mal nachsehen.

Es kann auch gut sein, für den Fall, das Deine Folie ebenfalls etwas dicker ist daher die Untergrundzählrate etwas niedriger gemessen wird.

DL8BCN

Diese Titanfolien kosten richtig Geld!
Wenn man sie denn bekommt.
Ich bin nicht bereit, so viel dafür zu bezahlen, wenn der Reparaturerfolg fraglich ist.
Es ist die Originalfolie.Daran kann es nicht liegen.

Radium

Die Titanfolie kostet so um die 80€, deshalb habe ich bei mir da nicht mehr weiter gemacht, nachdem die kaputt gegangen ist. Das lohnt sich einfach nicht mehr.
Geigerzähler: DP-66, FH 40 TV, IT-65, Szintillationszähler: RAM-63

Radiator

Ich habe mal eine kleinere defekte Flächensonde geschlachtet. Titanfolie fühlt sich merkwürdig an, besonders an den Rißkanten. Hart wie Edelstahl oder eine Rasierklinge, aber gegen Knicken nicht viel steifer wie eine stabile Chipstüte. Allerdings bekommt sie wie Alufolie sehr schnell Knicke, aber die bekommt man nicht mehr mit dem Fingernagel raus. Keine Ahnung was für eine "titanische" Walze man dafür bräuchte.

Der Coronadraht wurd wohl mal an einem Stück im Zickzack eingehängt, war aber gerissen und auf einer Länge hatte er schwarze Bratspuren an der Folie hinterlassen. Vermutlich wurde da das Gerät schon ohne Gasfüllung betrieben und die Folie war ohne den Gasdruck zu nahe am Draht.

Für Heimzwecke müßte sich doch eine nur leicht defekte Folie mit ein, zwei Löchern  mit 2K-Kleber und einem Stück Egal-Was-Metallfolie kleben lassen. Ist zwar nicht perfekt gasdicht, aber es gibt ja auch Sonden, wo die Folie mit "Teppichklebeband" befestigt ist und nicht verschweißt.

NoLi

Zitat von: Radiator am 26. November 2023, 23:08...
Für Heimzwecke müßte sich doch eine nur leicht defekte Folie mit ein, zwei Löchern  mit 2K-Kleber und einem Stück Egal-Was-Metallfolie kleben lassen. Ist zwar nicht perfekt gasdicht, aber es gibt ja auch Sonden, wo die Folie mit "Teppichklebeband" befestigt ist und nicht verschweißt.
Für einen Proportionaldetektor mit XENON- oder ARGON-Gasfüllung brauchst Du eine unbedingte Gasdichtigkeit, sonst "misst" Du nur Hausnummern.

Butan-Propan-Detektoren sind in der Tat randmäßig mit doppelseitigem Klebeband befestigt, dafür muß dieser öfter (je nach Alterszustand und Einsatz alle halbe bis jede Stunde) mit einem Schuß Zählgas gespült (d.h. eindiffundierte Luft entfernen) werden. Außerdem brauchen diese Art Detektor eine deutliche höhere HV, für Alpha ca. 2 bis 2,5 kV, für Beta ca. 3 bis 3,5 kV.

Für alle Proportionaldetektoren gilt: je nach Typ und Bauart benötigen sie individuelle Hochspannungen, man kann nicht gerade bei einem Gerät mit festeingestellter HV ein anderes Zählgas einsetzen. Allerdings besitzen manche Geräte und dazugehörige Detektoren eine codierte Kennung und stellen automatisch bei Zählrohrwechsel (Propan-Butan  <--->  Xenon) die erforderliche HV um (z.B. der LB122, Contamat, Microcont).

Norbert

DL8BCN

Leider ist dieser ,,Faden" ziemlich versteckt im ,,Suche" Forum.
Dies Thema wäre sicherlich besser unter ,,Zählrohre" aufgehoben, oder?
So findet man es schlecht wieder.
@ Admin: prüfst du bitte, ob du es verschiebst?

DL8BCN

Ich habe nun bei meinem repariertem Berthold #2 die Hochspannung auf 2kV hochgedreht.
Nun zeigt es mit dem repariertem Argon/ CO2 gefülltem Zählrohr ziemlich genau die gleichen Werte an, wie mein Berthold #1 mit dem Original Zählrohr, was ca. 1,9 kV Zählrohrspannung hat.
Es scheint auch linear geblieben zu sein.
Beide Geräte messen nun an einer Tüte Müllers Pottasche mit 30g Inhalt eine Zählrate von Brutto 36 cps (30 cps Netto) :yahoo:
Auch an einer etwas stärkeren Quelle (Uranglasur in bestimmtem Abstand zeigen beide z.B. 100 cps oder 200 cps.
Ich dachte zuerst, ich hätte noch eine Undichtigkeit.
Das lag aber an schwankender Temperatur.
An der Heizung wurde die Folie etwas schlaffer.
Nun bei Raumtemperatur wölbt die Folie sich wieder etwas nach innen.
Sieht alles gut aus.
Ich werde nun alle paar Tage noch mal eine Kontrollmessung machen.
Ich bin nun aber wieder optimistisch, das der Reparaturversuch doch funktioniert hat.