Uranglasuren und Baumaterialien

Begonnen von Storm, 08. Juni 2020, 10:53

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Storm

Hey,


es geht um einen Tisch aus den 50ern der aus bemalten Keramikfliesen besteht.
Ich würde gerne nachmessen, ob es sich um eine Uranglasur handelt.

Da ich mich mit diesem Thema erst seit relativ kurzer Zeit befasse, bräuchte ich etwas Hilfe.

Ich habe mir den Gamma Scout bestellt. ( wie ich mitbekommen habe, mag den wohl nicht jeder ;D )aber wie gesagt ich bin da noch eher unerfahren und laut meiner Recherche könnte der für meine Zwecke das richtige Gerät sein.

Mir geht es eher um die Messung einiger Gegenstände die ich von meiner Oma erhalten habe ( Vase, Keramiken) sowie um die Messung von Baumaterialien, da ich in nicht allzu ferner Zukunft ein Haus bauen / kaufen möchte.

Leider ist das alles ja nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt habe >:( :D

Aber beschränken wir uns erstmal auf Uranglasuren.

Hier dürfte die Messung ja relativ einfach sein ? Also der GS zeigt das zuverlässig an ? Welche Werte weisen denn solche Glasuren auf ?

Dankeschön und LG :-*

Wissen ist der beste Weg seine Ängste zu bekämpfen

NoLi

#1
Bei Uranglasuren bringt der GammaScout (Schieberstellung a+ß+g) je nach Urangehalt und Glasurschichtdicke bis zu ~ 10 - 15 "µSv/h" bzw. ~ 20 - 25 cps.
Wobei zu beachten ist, dass der GammaScout auf GAMMA-Strahlung kalibriert ist! Uranglasur emittiert aber weitestgehend BETA-Strahlung; daher gilt der Zahlenwert für die Dosisleistung "µSv/h" NICHT (deswegen auch die " ") und stellt hier nur einen relativen Anzeigewert da!!!

Gruß
Norbert

Storm

Ja das habe ich gelesen..

also ich hab gestern mal auf die Schnelle ( hatte leider nicht viel Zeit ) ein paar Sachen gemessen und im ganzen Haus und auch an besagtem Tisch und anderen Objekten wurden maximal 0,1 μSv /h  angezeigt..also kann ich erstmal davon ausgehen, dass es eher keine Uranglasur ist  ;D

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Floppyk

So ist es. Werte um 1 µSv/h entsprechen der normalen und immer vorherrschenden Hintergrundstrahlung. Manchmal etwas mehr oder weniger.
Uranglasuren "schaffen" Werte zwischen 10 - gut 20 µSv/h, wenn man mal die Feinheiten der Messung mit ihren Ungenauigkeiten weg lässt.
Allerding sbraucht man die volle Empfindlichkeit des GS. Dazu muss man das Messfenster öffnen. Dazu den grauen Hebel nach rechts, so dass man auf das Zahlrohr sehen kann. Jedoch Vorsicht. Das Glimmerfenster des Zählrohres ist extrem empfindlich. Man muss also aufpassen, dass man mit dem zu messenden Objekt nicht das Zählrohr berührt.
Mein Tipp: Mal des GS zum Flohmarkt mitnehmen. Es gab eigentlich keinen meiner Flohmarktbesuche, wo ich kein Uranglas und erst recht keine Urankermaiken fand. Die finden sich immer mal wieder und sind alles andere als selten. Alte Tischwecker, Armbanduhren und Kompasse sind auch immer mal eine Messung wert. Wenn man an sonnigen Vormittagen über den Flohmarkt schlendert, kann man Uranglas schon vom weiten erkennen. Der UV-Anteil im Sonnenlicht lässt das Glas fluoreszieren. Uranglas hingegen ist schwieriger zu messen. Es strahlt deutlich weniger, als Urankeramik. So muss man länger messen, bis der GS deutlich reagiert. Bei Urankeramik geht der GS meist schon in drei Sekunden auf Alarm. (Schwellwert bei 5 µSv/h)
Wenn man einige Urankeramiken positiv gemessen hat, bekommt man ein gutes Gefühl für den meist typischen orangenen Farbton. Feine Risse in der Glasur sind auch ein Hinweis für das Alter, was den Verdacht dann nur bestärkt.
Aber auch andere Farben können Urananteile haben. Etwas anderes ist Malerei mit Pechblende. Die ist schwarz und meist gar nicht messbar. Das liegt aber an einer farblosen Deckglasur, was die Alphastrahlung fast komplett abschirmt. Die Beta- und Gammastrahlung ist auch vorhanden, jedoch extrem gering. Dazu reicht die Empfindlichkeit des GS nicht mehr.

Der GS hat zwei große Vorteile: Er muss nicht eingeschaltet werden und ist auch deswegen recht schnell. Mit seiner Batterie läuft er rund 10 Jahre, wenn man den Ticker nicht zu oft zuschaltet. Beim Flohmarktspaziergang kann man ihn gut im Holster tragen. Zumindest theoretisch würde er warnen, wenn man an einer Strahlungsquelle vorbei läuft. Das geht aber nur mit der Version "Alert". Ach ja - selbst ein größerer Pott mit Uranglasur wird den GS beim Vorbeilaufen nicht beeindrucken. Bei Uranglas und -Glasuren kann man nur bei sehr geringem Abstand was messen. Praktisch muss man den GS bei geöffneten Fenster aufsetzen.
Viel Spaß bei der Suche.

Storm

Das mit dem Flohmarkt ist eine gute Idee, sobald wieder welche stattfinden  ;D

Ich bin vorgagangen wie du es beschrieben hast..Hebel nach rechts und das Zählrohr direkt draufgehalten 8)


Mein Tisch besteht zur Hälfte auch aus schwarz bemalten Fliesen.
Also schon eine recht große Fläche.
Wäre das Pechblende würde er dann wirklich so gar nichts anzeigen ?

Ich war auch etwas enttäuscht weil er ( sogar in unserem Gewölbekeller ) fast konstant nur den gleichen Wert angezeigt hat.
Wissen ist der beste Weg seine Ängste zu bekämpfen

NoLi

Zitat von: Storm am 09. Juni 2020, 19:41
Ich bin vorgagangen wie du es beschrieben hast..Hebel nach rechts und das Zählrohr direkt draufgehalten 8)

Mein Tisch besteht zur Hälfte auch aus schwarz bemalten Fliesen.
Also schon eine recht große Fläche.
Wäre das Pechblende würde er dann wirklich so gar nichts anzeigen ?
Glasuren unterscheidet man nach "Aufglasur" und "Unterglasur". Bei erstgenannter würdest Du Alpha-Strahlung nur in geringem Maße, bei letzterer überhaupt nicht nachweisen können. Uran zerfällt u.a. aber in die zwei Tochternuklide Thorium-234 (Beta-Strahler geringer Energie) und Protaktinium-234 (Beta-Strahler hoher Energie), welche sich sehr gut mit dem GammaScout messen lassen (Schieberstellung Alpha+Beta+Gamma).


Zitat von: Storm am 09. Juni 2020, 19:41
Ich war auch etwas enttäuscht weil er ( sogar in unserem Gewölbekeller ) fast konstant nur den gleichen Wert angezeigt hat.
Wenn Du so Radon messen wolltest, dann muß ich Dich enttäuschen, das geht nicht so einfach mit "Gerät hinhalten". Sollten aber auf diese Weise erhöhte Messwerte ablesbar und erhöhte Gamma-Strahlung sicher ausgeschlossen sein, hättest Du ein massives Radon-Problem!
Erhöhte Radon-Konzentrationen lassen sich am besten durch Bestimmung der radioaktiven Radon-Folgeprodukte auf Filtermaterial durch Anreicherungen mit Staubsauger und Messwertevergleiche aus unterschiedlichen Bereichen/Zimmern ermitteln (Messung des Filtermaterials auch hier mit Schieberstellung "Alpha+Beta+Gamma").
Hier ein Beispiel


Gruß
Norbert

Storm

Zitat von: NoLi am 09. Juni 2020, 20:57
Glasuren unterscheidet man nach "Aufglasur" und "Unterglasur". Bei erstgenannter würdest Du Alpha-Strahlung nur in geringem Maße, bei letzterer überhaupt nicht nachweisen können. Uran zerfällt u.a. aber in die zwei Tochternuklide Thorium-234 (Beta-Strahler geringer Energie) und Protaktinium-234 (Beta-Strahler hoher Energie), welche sich sehr gut mit dem GammaScout messen lassen (Schieberstellung Alpha+Beta+Gamma).

Alles klar..Muss ich das Ergebnis dann in CPS anzeigen lassen oder geht auch µSv ?
Ihr habt mich diesbezüglich etwas verwirrt  :unknw:
bzw. wenn ich ein ganz normales Ergebnis in µSv/h vorliegen habe, kann ich davon ausgehen, dass da nichts ist ?

Ja und wegen Radon:
Dann weiß ich ja immerhin, dass ich kein massives Radonproblem habe ;D


Ein Bekannter von mir meinte mal: Wenn du Baumaterialien oder Ähnliches misst und der Zähler nichts  über der normalen Hintergrundstrahlung anzeigt, dann kann du zu 95% oder noch mehr davon ausgehen, dass es sicher ist.

Würdet ihr dieser Aussage zustimmen ?



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NoLi

Zitat von: Storm am 09. Juni 2020, 23:29
Alles klar..Muss ich das Ergebnis dann in CPS anzeigen lassen oder geht auch µSv ?
In diesem Fall gilt NUR die Maßeinheit "cps" (oder, beim Gamma-Scout, auch "counts/gewählter Messzeit")! Angaben im Handbuch beachten; mit dem Gamma-Scout können auch Langzeitmessungen durchgeführt werden, um die Nachweisempfindlichkeit weiter zu steigern.

Die Maßeinheit "µSv/h" ist ausschliesslich für Gamma-Strahlung gültig und dient der Messung der Dosisleistung (= Dosis/Zeit), um Beurteilungen zu biologischen Strahlenwirkungen, also Schädigungen, durch äußerliche Bestrahlung zu ermöglichen. Gamma-Strahlung dringt im Gegensatz zu Alpha- und Beta-Strahlung sehr tief in Körpergewebe ein und verursacht dadurch auch Schädigungen (Dosis) in den inneren Organen.

Zitat von: Storm am 09. Juni 2020, 23:29
Ein Bekannter von mir meinte mal: Wenn du Baumaterialien oder Ähnliches misst und der Zähler nichts  über der normalen Hintergrundstrahlung anzeigt, dann kann du zu 95% oder noch mehr davon ausgehen, dass es sicher ist.

Würdet ihr dieser Aussage zustimmen ?
Ein klares JA!

Gruß
Norbert

DL3HRT

ZitatWenn Du so Radon messen wolltest, dann muß ich Dich enttäuschen, das geht nicht so einfach mit "Gerät hinhalten". Sollten aber auf diese Weise erhöhte Messwerte ablesbar und erhöhte Gamma-Strahlung sicher ausgeschlossen sein, hättest Du ein massives Radon-Problem!
Hat jemand Erfahrungen wie hoch die Radonbelastung sein muss, damit man mit einem GZ eine Erhöhung messen kann? In unserem Keller messe ich mit dem RadonEye eine Radonbelastung zwischen 400 Bq/m3 und 600 Bq/m3. Der Spitzenwert lag bei ca. 800 Bq/m3. Mit einem GZ ist da noch keine signifikante Erhöhung messbar, weder bei Alpha noch bei Gamma.

NoLi

Im Alpha-Messbereich: für alphaempfindliche Kontaminationsmonitore mit Propan-Butan-Detektor (also Feuerzeuggas) und ca. 0,5 mg/cm² Detektorfolie (z.B. Herfurth "Minicont") kann man gaaanz grob die Alpha-Luftaktivitätskonzentration mit einem Wert   1 ips ~ 10 kBq/m³   abschätzen.

Für Geiger-Müller-Endfensterzählrohre ist mir bisher leider kein entsprechender "Kalibrierfaktor" bekannt geworden (wird auch kaum möglich sein, weil ein GM-Detektor nicht wie ein Proportionaldetektor zwischen Alpha- und Beta-/Gamma-Strahlung unterscheiden kann).

Gruß
Norbert

Floppyk

Zitat von: Storm am 09. Juni 2020, 23:29
Ein Bekannter von mir meinte mal: Wenn du Baumaterialien oder Ähnliches misst und der Zähler nichts  über der normalen Hintergrundstrahlung anzeigt, dann kann du zu 95% oder noch mehr davon ausgehen, dass es sicher ist.

Würdet ihr dieser Aussage zustimmen ?
Glasklares Jein  ;D
Sicher ist ein relativer Begriff und kann generell nicht klar beantwortet werden.
Die Frage wäre eher - kann man davon ausgehen, dass der sicher vorhandene strahlende Anteil in den Baumaterialien das statistische Krebsrisiko nicht erhöhen wird?
Das kann man mit ja beantworten. Denn jeder Beton, Granitsteine und ähnliches strahlen mehr oder weniger. Zudem bettet man sich ja quasi in einer großflächigen Strahlungsquelle ein, die auch noch langfristig einwirken kann.
Dennoch ist die Strahlenbelastung derartig gering, so dass diese "mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit" nicht statistisch nachweisbar sein wird. Das schließt aber auch nicht aus, dass es doch ein Mensch gibt, der genau unter diesen Bedingungen krank wird.
Daher muss man das anders angehen und die Risiken vergleichen:
Schlaft man bei (!  ;D ) seinem Partner, so strahlt dieser mit etwa 6000 Beq, wovon ein Teil zur Gesamtdosis beiträgt. Gönnt man sich einer Röntgenuntersuchung, dürfte das vielleicht die Dosis entsprechen, die man im Laufe seines Lebens aus der Strahlung seines Hauses aufnimmt.
Überhaupt ist aber der durchschnittliche Hauptanteil der persönlichen Dosisleistung die immer währende Hintergrundstrahlung, die  es überall mehr oder weniger gibt.
Letztlich wären da noch die Flüge, insbesondere die Transatlantikflüge, die wegen der großen Höhe und Dauer durchaus eine Rolle spielen. Deswegen müssen das Berufspiloten berücksichtigen und ggf. pausieren.
Und, und, und. Man darf sich da nicht verrückt machen lassen, allerdings auch nicht unnötigen Belastungen aussetzten, so diese denn bekannt und vermeidbar sind.

Storm

Zitat von: Floppyk am 10. Juni 2020, 11:41
Man darf sich da nicht verrückt machen lassen, allerdings auch nicht unnötigen Belastungen aussetzten, so diese denn bekannt und vermeidbar sind.

Ja deswegen würde ich jetzt mein Haus nicht großflächig mit Natursteinböden belegen oder sie eben vorher ausmessen..


Also mein neuer Versuch:

CPS: da zeigt mir der GM in meinem Haus 0,25-0,35 ist das ok ?

Was sind denn die "Normalwerte" ?

bei Messungen von 60 sec. zeigt es mir 19-25 an
Je nachdem wo ich mich aufhielt.
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Storm

Zitat von: Floppyk am 09. Juni 2020, 19:19

Uranglasuren "schaffen" Werte zwischen 10 - gut 20 µSv/h, wenn man mal die Feinheiten der Messung mit ihren Ungenauigkeiten weg lässt.

Ich dachte man kann es nicht in µSv/h messen ?
:unknw: :unknw:

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NoLi

Zitat von: Storm am 10. Juni 2020, 14:22
Also mein neuer Versuch:
CPS: da zeigt mir der GM in meinem Haus 0,25-0,35 ist das ok ?
Was sind denn die "Normalwerte" ?
bei Messungen von 60 sec. zeigt es mir 19-25 an
Je nachdem wo ich mich aufhielt.
Das sind ganz normale Werte, wie man sie in den meisten Gebäuden antrifft!!
Falls es Dich beruhigt, vergleiche diese Messwerte mit Werten in der freien Natur.

Zitat von: Storm am 10. Juni 2020, 14:30
Ich dachte man kann es nicht in µSv/h messen ?
In diesem Fall ist die Anzeige in "µSv/h" NICHT als MESSWERT, sondern lediglich als Relativanzeige zu betrachten (weil eine andere Strahlenart als die bei der Dosisleistungs-Kalibrierung für µSv/h vorgeschriebene auf das Zählrohr einwirkte!).

Gruß
Norbert

Floppyk

Wir wollen da nun mal nicht so genau auf die Messwertanzeige oder deren Einheit achten. Es ging Userin "Storm" ja vorrangig darum überhaupt erst einmal festzustellen, ob ausgewählte Gegenstände radioaktiv sind.
Wenn sie denn auf etwas Interessantes gestoßen ist, können wir uns dann ja darauf stürzen.
@ Storm - Anzeige von sagen wir unter 0,2 µS/h sind uninteressant. Das ist die Hintergrundstrahlung und kann vernachlässigt werden.