Aktivitätsmessgerät M2311 - Messelektronik Dresden VAKUTRONIK

Begonnen von Zugpferd, 05. November 2020, 01:47

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Zugpferd

So, das ich mal in die DDR Sparte was schreibe hätte ich nicht gedacht, in meinem Schulatlas war die DDR noch schraffiert gezeichnet und meine Erdkunde Lehrer waren aaalt.
Aber ich habe ein Gerät aus Ost Produktion und hatte es schon fast vergessen.

Es handelt sich um keinen Geigerzähler im herkömmlichen Sinn,
es ist ein Aktivimeter.
Bezeichnung ist Aktivitätsmessgerät M2311
MESSELEKTRONIK DRESDEN GmbH
VAKUTRONIK
MADE IN GERMANY
TYP M2311

das GmbH sollte mich nun eigentlich lehren das es sich eben nicht um einen VEB handelt sondern wohl nach der Wende entstand... Aber so wirklich finde ich dazu keine Angaben, Messelektronik Dresden hieß wohl nur der VEB und nie die GmbH... naja, egal.
SN geschwärzt, weil, ich hab das Ding vom Schrott.
Ich sah das Teil wegen der Messkammer und rannte hin, vermutete ich doch einen Bohrloch Szintillationszähler, sah den 19Zoll Kasten daneben, Papiere klargemacht und mit nach Hause.
Zu Hause stellte ich dann fest es ist kein Szintillationsgerät sondern im Inneren befindet sich eine Ionisationskammer, und schon war das Ding für mich uninteressant geworden, aber ich habs nicht weggeschmissen, sondern heute bei meinem Garagen Gang hervorgeholt.
Angeschaut, Angeschlossen, ausprobiert. Hm, verdächtiges E im Display. Sonst konnte ich aber alles einstellen, Uhrzeit, Datum, Nuklid Auswahl usw.
Allerdings eine Aktivität konnte ich dem Knaben nicht entlocken, nunja, meine Cs137 Quelle ist auch ein wenig sehr schwach für die Messanzeige, die zeigt nämlich immer nur 0,000 E6 an, also schon MBq meines Erachtens. ich hab ja 0.1µCi
Die Umschaltung der Nuklide ist nicht so einfach, Minimum zeigt er 85 an (hoffentlich stimmt das jetzt, bin mir nicht mehr ganz sicher) und max zeigt er 201 an (hier bin ich mir sicher)... eingestellt war es auf 137. Ok, die Zahlen sagen mir was... Kr85, Tl201, Cs137... Also muss man die Massenzahl eingeben, ich hab nun nicht weiter damit gespielt, nur geschaut ob Phantasie Zahlen akzeptiert werden, nein, tun sie nicht.

Aber entweder meine Aktivität war einfach nicht mal ein warmer Pups für die Messkammer, oder das E zeigt einen Fehler an...

Ich wollte nachdem ich zu Hause merkte das es kein Szintillationszähler ist eigentlich den "Turm" als Abschirmung nutzen, er hat eine schöne Bleiabschirmung und hat einen brauchbaren Durchmesser, daher hatte ich das Gerät dann nie entsorgt. Nun aber würde ich es sogar eher nostalgisch aufbereiten wollen, wenn man es denn zum Laufen bekäme...

Kennt einer von Euch das Gerät und kann dazu was sagen?

https://www.rapp-iso.de/gebrauchte-produkte/ könnte ein Peripherie Gerät zeigen, genannt MED ISOMED M2311 aber auch da finde ich nichts... Anschließen ließen sich zwei RS232 Geräte, eine Buchse gekennzeichnet mit Drucker, die andere mit Computer

EDIT: auf den Bildern sieht man das angesprochene E jetzt nicht! Das würde noch vor der Zahl stehen, also so: E0,000 E6


Bilder mal angefügt:

NoLi

Definitiv ein "After-DDR-Gerät".

Es ist ein Aktivimeter mit sogenannter Schachtionisationskammer zur Aktivitätsbestimmung von Fläschchen mit medizinischen Radionukliden. Die Cs-137 Einstellung dient zum Abgleich der Aktivitätsmessung mit Hife eines 3,7 MBq Cs-137 Strahlers in Form eines    a) 10 ml-Fläschchens  oder   b) 20 ml-Vials. Beim Ersteren ist das Cs-137 gekapselt in einer Alu-Halterung, beim Zweiten in Kunststoff vergossen.
Die weiteren, nach der Prüfung mit Cs-137 zu messenden gammastrahlenden kurzlebigen Radionuklide aus dem medizinischen Anwendungsbereich sind intern vorgegeben und können per Massenzahl bzw. Aufruftaste eingegeben werden.
Da im medizinischen Anwendungsbereich offener Radionuklide überwiegend nur Aktivitäten im MBq-Bereich bis GBq-Bereich benutzt werden, dürfte eine Messmöglichkeit für Strahler < Freigrenze leider nicht möglich sein.

Gruß
Norbert

DG0MG

Zitat von: NoLi am 05. November 2020, 09:42
Definitiv ein "After-DDR-Gerät".

Ich bin sicher, es ist noch in der DDR entwickelt worden.
Nach der "Wende" 1989/1990 wurden noch vor der Einheit die Rechtsformen aller Betriebe geändert, aus "VEB" wurde dann erstmal eine gleichnamige GmbH, um die sich im weiteren Verlauf die Treuhandanstalt "kümmerte" - mit bekanntermaßen größtenteils verheerenden Ergebnissen.
Wenn das Gerät z.B. aus Pockau stammte (einem Betriebsteil des VEB Messelektronik Otto Schön), dann wurde dort 1993 die "STEP-GmbH" gegründet: http://step-sensor.de/de/firma.html.
Auf Grund des Typenschildes würde ich also von einer Produktion zwischen 1990 und 1993 ausgehen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Zugpferd

Interessant,
Ich müsste es dir dann mal vorbei bringen Norbert für eure Potente Cs Quelle...

Ich habe einige Messgeräte mit Ionisationskammer anstatt GM Zählrohren.
Hier bin ich auch noch nie wirklich schlau draus geworden, einige sind einfach offen in Luft.

Die hier verwendete Kammer ist unter Vakuum oder Druck hermetisch abgeschlossen.

Ja die GmbH hat schon einiges ausgesagt, ihr könnt dann den Beitrag auch zur BRD verschieben wenn ihr wollt...

Ich werde also keine Möglichkeit haben dieses Messgerät einmal zu testen, an MBq komme ich nicht mehr ran...

Eine Anleitung wäre schön, die Bedienung ist gelinde gesagt kompliziert. Und ob ich überhaupt eine Messung starten konnte weiss ich gar nicht.
:)


NoLi

Zitat von: Zugpferd am 05. November 2020, 12:22
Die hier verwendete Kammer ist unter Vakuum oder Druck hermetisch abgeschlossen.


Ich werde also keine Möglichkeit haben dieses Messgerät einmal zu testen, an MBq komme ich nicht mehr ran...

Vakuum in keinem Fall denn dies würde die Empfindlichkeit drastisch gegen Null drücken.
Eher Normaldruck-Gasfüllung, vermutlich aber Gasfüllung mit wenigen bar Überdruck.

Frag mal bei einer nuklearmedizinischen Abteilung nach; vielleicht kannste dein Gerät dort vor Ort mal testen...

Gruß
Norbert


NoLi

Und dieses hier wurde gemäß Artikelbeschreibung im Jahr 1990 in einem Fachartikel (als Neuerscheinung?) vorgestellt; dies kreist den Produktionszeitraum Deines bauartähnlichen weiter ein.

Gruß
Norbert

Kermit

Hallo Zugpferd,

wie oben schon ausgeführt wurde hast Du ein Aktivimeter da, diese Bauart mit Schachtionisationskammer wird auch heute noch verwendet und hergestellt. Die Wandstärke des Innenrohres ist meistens 1mm, die Drücke der Füllgase bis zu 10bar (Xe/Ar-Mischung). Es gibt auf Grund des möglichen Anwendungsbereiches mindestens 2 Ausführungen der Kammern: eine für niedrige Aktivitäten von 40 KBq bis GBq und eine für höhere Aktivitäten nur im GBq Bereich. Weiterhin variert die Gasfüllung und damit die Empfindlichkeit für die Nuklide.

Falls Du möchtest, kann ich mich schlau machen, was Du für eine Kammer hast, wenn Du mir die Kammerbezeichnung mit teilst. (die müßte am Kammerfuß stehen)
Heutige Bauformen dieser Kammern liefern Ströme von 200 fA bei ca. 20Kbq Cs-137 (die empfindliche Ausführung der Kammer), d.h. im Bereich von 20-100 KBq abhängig vom Nuklid ist eine Messwert möglich.
Vorgesehen sind die Geräte aber für Aktivitäten im MBq-Bereich.

Der Kontrollstrahler dazu (für Abgleich und Konstanzprüfung) muss übrigens mindestens 1,5 Mbq Cs-137 als Aktivität haben, sonst ist keine ausreichender Abgleich möglich, da der Kammerstrom zu niedrig wird.

Solltest Du die Ionisationskammer anderweitig anwenden wollen, anbei ein Tipp, die Kammeranschlüsse sind extrem hochohmig, gleiches gilt für die Elektronik im Kammerfuß. Wenn dort Fingerschweiß drauf kommt, wird die Kammer unbrauchbar...

Wegen einer Bedienanleitung bin ich schon am suchen, ich habe aber die Hoffnung, das das klappt :)

Grüße Kermit

Zugpferd

Hey Kermit, das sind ja Neuigkeiten, cool.
Wegen eines fehlenden Cs137 in MBq werd ich das Ding wohl nie testen können. Guter Tip mit den Schweissfingern, noch hatte ich die Kiste nicht gross weiter offen.
Ich schau mal nach einer Bezeichnung auf der Messkammer, bin allerdings bis Montag unterwegs, dann Teile ich dir ne Nummer oder so etwas mit.
Danke dir Gruss Keule