NUVIA CoMo 170

Begonnen von DG0MG, 27. November 2019, 22:46

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DG0MG

Da wir uns ja kürzlich über die Feuerwehrleute im Film und Fernsehen und deren haarsträubende Geräteausstattung mit GammaScouts amüsiert haben, habe ich mal geschaut, was denn die Feuerwehr heutzutage in Wirklichkeit so für Gerätschaften hat. Dabei fällt immer wieder der "CoMo 170" der Firma NUVIA Instruments GmbH auf. Diese hieß früher S.E.A. GmbH (Dülmen, NRW) und hat auch einen Ableger in Dresden (MED Nuklear-Medizintechnik Dresden GmbH).

Offenbar ein Kontaminationsmonitor mit einem 170 cm² großen, flächigem Plastikszintillator, der Alpha, Beta und Gamma detektieren kann, betrieben mit 2 AA-Zellen.


In diesem Video des Herstellers wird das Gerät vorgestellt und auch ein klein wenig der Detektor gezeigt:



Vielleicht findet sich mal jemand, der persönliche Eindrücke zum Gerät beisteuern kann.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

#1
Der Bund hat via Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz BBK im Rahmen des erweiterten Katastrophenschutzes die bisher vorhandenen, ca. 30 Jahre alten bundeseigenen Kontaminationsmessgeräte (vorwiegend Herfurth Minicont) gegen den CoMo-170 ZS (ZS für Zivilschutz) ausgetauscht und den ABC-Einheiten, überwiegend von den Feuerwehren getragen, zur Verfügung gestellt. Ebenso hat sich die bundeseigene Anstalt Technisches Hilfswerk diesen Beschaffungen angeschlossen, um im Einsatzfall unter ABC-Bedingungen (wie z.B. Fukushima) ihre Aufträge abhandeln zu können.

Das Gerät ist sehr leicht und liegt, trotz dem "Fliegenklatschendesign", gut in der Hand, ohne das man nach kurzer Zeit Unterarm/Handgelenkschmerzen bekommt. Die Alpha- und Beta-Wirkungsgrade sind sehr gut und liegen vergleichbar mit gasgespülten dünnfoligen Proportionaldetektoren, manchmal sogar besser. Allerdings sollte man peinlichst genau auf Lichtdichtigkeit der Szintillator-Abdeckfolie achten. Auf Grund der höheren Dichte des Szintilltormaterials weist das Gerät (wie übrigens alle Kontaminationsmessgeräte mit so einem Detektortyp) eine deutlich erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Gammastrahlung auf, so dass im Beta-Gamma-Messkanal die Nullrate etwa doppelt so viel angezeigt wird wie bei einem gasgespülten (Propan/Butan) Detektor. Dies stellt aber keinen Nachteil dar, im Gegenteil, sie erlaubt eine höhere Nachweisempfindlichkeit z.B. bei der Suche nach einer Strahlenquelle mit Gammaanteil (wie zum Beispiel Rauchmelder mit Am-241 im Brandschutt). Nachteilig ist die gegenüber gasgespülten Detektoren erhöht auftretende Querempfindlichkeit von Alphastrahlung in den Betakanal. Dies ist aber der Szintillationsmesstechnik geschuldet: sehr schräg einfallende Alphateilchen werden auf Grund ihrer schwächeren Energie fälschlicherweise als Betateilchen gewertet und in den Betakanal einsortiert (die Einordnung erfolgt durch "Energiemessung" der bei der Szintillation ausgelösten Lichtblitze: starker Lichtblitz = Alphateilchen, schwacher Lichtblitz = Betateilchen). Bei den Bundes-Geräten wird, damit keine Fehlinterpretation zu unnötigen falschen Folgen führt, ab 45 IPS Alpha im simultan angezeigten Betakanal der Betazahlenwert aus- und die Meldung "keine Betamessung möglich" eingeblendet. Bei den kommerziellen Geräten und der reinen üblichen Feuerwehrausführung ist dieser Hinweis m.W. nicht vorhanden, zumindest nicht bei der mir zur Verfügung stehenden CoMo-300 Ausführung (mit 300 cm² Detektor). Eine Besonderheit der Bundes-Geräte ist auch ein zuschaltbarer Vibrationsalarm im Handgriff, damit bei Personenmessungen der Bevölkerung diese nicht durch auffällige Alarmsignale beunruhigt wird (Einzelimpulse können auch "still" über einen Ohrhöhrer abgegriffen werden). Die Auswahlmöglichkeiten der Software kann durch "Experten" und "Anwender" Modi variiert werden, ebenso die Anzeigemöglichkeiten (nur IPS für die Feuerwehr; IPS und Bq und Bq/cm² sowie Leitnuklidauswahl für die Expertenanwendungen).

Gruß
NoLi