Ein radioaktiver Fund rief die Feuerwehr Kelkheim auf den Plan.

Begonnen von NoLi, 11. März 2025, 22:06

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NoLi


https://www.instagram.com/feuerwehr.stadtkelkheim/p/DGyPgFyvwIQ/%EF%B8%8F-gefahrguteinsatz-in-eppenhain%EF%B8%8Fheute-gegen-1215-uhr-wurden-unsere-kr%C3%A4fte-zusamm/?img_index=1

"Feuerwehr.Stadtkelkheim
🚨☢️ Gefahrguteinsatz in Eppenhain🚨☢️

Heute gegen 12:15 Uhr wurden unsere Kräfte zusammen mit den Gefahrgut Einheiten aus Bad Soden und Eschborn nach Kelkheim-Eppenhain gerufen. Vor Ort wurde während Bauarbeiten in einem Haus ein Behälter mit der Aufschrift ,,Achtung! Uran-Erz" gefunden.

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Jeder von euch weiß bestimmt, dass Uran ein radioaktiver Stoff ist! Daher auch unser Einsatz!

Unsere Einsatzkräfte sperrten den Bereich im Radius von 50m ab und führten erste Messungen durch. Diese und weitere Stoff spezifischere Messungen der Gefahrgut Komponenten des Kreises ergaben einen Messwert von 11 MicroSievert.

Da ein deutlich messbarer Befund vorhanden war, wurden Strahlenschutz Fachkräfte des Land Hessen alarmiert, welche schließlich das Uran-Erz beschlagnahmten.

‼️
Es bestand zu keinem Zeitpunkt des Einsatzes eine Gefahr für Anwohner!
Bearbeitet · 6 Tage
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Norbert

Zugpferd

Auch wenn Du Feuerwehrmann bist Norbert, einige müssen wohl mal Ihre Hose lüften... endlich mal ein Messwert über 0,6micro Sievert/h wow.

Naja, kann man nur hoffen das du denen mehr beibringst als nach dem wahnsinns Messwert gleich den nächsten Zug nachzufordern...

NORM sollte ihnen doch wohl ein Begriff sein wer schon einen Zähler in der Hand halten kann.

Ich bin kein Feuerwehrmann, zugegeben, ich kann verstehen das endlich mal was los ist, man sich auf die Schulter klopft in der Kameradschaft und möglichst viele involvieren will. Aber dort wurden Kräfte gebunden die nicht Not taten.

Meine Interpretation der Lage...


nestade

Zitat von: Zugpferd am 11. März 2025, 22:54Auch wenn Du Feuerwehrmann bist Norbert, einige müssen wohl mal Ihre Hose lüften... endlich mal ein Messwert über 0,6micro Sievert/h wow.
Ja nein, die haben dort ja "11 MicroSievert" gemessen... keine 11 µSv/h :))
Hoffe, dass das niemand verfasst hat, der es eigentlich besser wissen müsste.

Zitat von: Zugpferd am 11. März 2025, 22:54Ich bin kein Feuerwehrmann, zugegeben, ich kann verstehen das endlich mal was los ist, man sich auf die Schulter klopft in der Kameradschaft und möglichst viele involvieren will. Aber dort wurden Kräfte gebunden die nicht Not taten.

Meine Interpretation der Lage...
Zur Übung ist das schon nicht schlecht für die Einsatzkräfte. Das Nachfordern von Spezialkräften war aufgrund des Messwerts aber meines Erachtens auch nicht wirklich sinnvoll.

In dem Fall stellt sich auch die Frage, durch wen die Meldung erfolgte. Solange da keinem unfreiwillig die Tür eingetreten wurde oder eine Evakuierung von Nachbargebäuden stattfand, ist der Schaden ja noch recht gering, wenn man es am Ende als unangekündigte Alarm-/Einsatzübung ansieht.
Richtig kritisch wird es meines Erachtens aber, wenn es wie hier abläuft: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,2750.0.html

Z. Erfall

Yippieh, endlich kann ich auch mal wieder etwas (hoffentlich) sinnvolles beitragen!  :yahoo:

Man mag sich als "fachkundiger" Außenstehender über den Aufwand wundern, der wegen solch eines -aus fachlicher Sicht wahrscheinlich eher ungefährlichen- Fundes getrieben wird, aber ein Wechsel der Perspektive kann es wahrscheinlich etwas erhellen.

Ein guter Teil der Vorgehensweise lässt sich wahrscheinlich über geltende Vorschriften erklären. So ist die Feuerwehr an sich für alles mögliche irgendwie zuständig, oft jedoch nur im sogenannten Erstzugriff zur reinen Gefahrenabwehr. So auch hier, denn für den Strahlenschutz sind in Hessen eigentlich die Regierungspräsidien zuständig. Die Feuerwehr als gemeindliche Einrichtung der Gefahrenabwehr führt in so einem Fall regelmäßig nur den "ersten Zugriff" zur Gefahrenabwehr durch. Dazu gibt es (oft gemeindeübergreifend) mehr oder minder spezialisierte Einheiten und, natürlich, entsprechende Vorschriften und standardisierte Ausbildungen. Diese örtlichen Feuerwehreinheiten bearbeiten entsprechende Alarme und ziehen bei Stichwort "radioaktiv" sehr wahrscheinlich direkt zumindest einen entsprechenden Fachberater hinzu und/oder verständigen die originär zuständige Behörde. Diese ist dann ggf. für alles nach der Gefahrenabwehr zuständig und führt entsprechende Maßnahmen entweder selbst oder z.B. über die Amtshilfe mittels anderer Behörden durch (das kann dann lustigerweise auch wieder die Feuerwehr sein).

Ein möglicher Ablauf bei diesem Einsatz könnte hier wie folgt gewesen sein:
  • Anruf eines besorgten Bürgers bei der Feuerwehr, dass man etwas mit "Uran" gefunden hat
  • Leitstelle stellt standardisierte Fragen (vielleicht so etwas wie "Haben Sie das angefasst" oder "sind da Menschen in der Nähe" etc.), alarmiert nach entsprechendem Stichwortkatalog (wahrscheinlich Stichwort "H RADIOAKTIV") eine definierte Auswahl an Einsatzkräften (Wahrscheinlich die örtliche Feuerwehr, eine Messkomponente sowie eine Einheit mit spezieller Ausrüstung für die Gefahrenabwehr und Dekontamination im GABC-Bereich), -mitteln und ggf. Dritte (Fachberater, Polizei, etc.)
  • Feuerwehr fährt vor Ort und erkundet eine Runde nach entsprechender Vorschrift einschließlich entsprechender (einfacher) Messungen
  • Lagebewertung ergibt "Das strahlt wirklich, aber eine akute Gefahr für Menschen, Tiere, Umwelt, Sachwerte besteht nicht"
  • Zuständigkeit der Feuerwehr endet damit eigentlich, aber man kann den Fund nun auch nicht einfach da liegen lassen, zumal wahrscheinlich auch niemand einen Besitzanspruch anmelden wollte und/oder bei falscher Handhabung doch schnell wieder eine Gefahr entstehen könnte (beliebiges Kind nimmt das lustige Teil mit nach Hause und öffnet es oder sonstwas)
  • Also benötigt man eine Entsorgungsmöglichkeit / die originär zuständige Stelle
  • Die originär zuständige Stelle wird erklären, dass sie das Erz auch nicht haben will und dass es über die Landessammelstelle entsorgt werden soll
  • Das HLNUG (Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie), welches die Landessammelstelle betreibt, holt den Fund ab.

Natürlich können die Wege und Behörden auch etwas anders gewesen sein, dazu stecke ich nicht tief genug in diesen Themen, aber ganz grundsätzlich könnte es so gelaufen sein.

Man muss als Hintergrund vielleicht auch einfach sehen, dass die Feuerwehren selbst in aller Regel nicht mit Kernphysikern oder ähnlichem, sehr sachkundigen Personal ausgestattet ist und dass der Strahlenschutz in aller Regel auch nur eine Randerscheinung ist, die man eben mit abdecken muss. Das funktioniert in aller Regel auch sehr gut, wenn man sich an alles hält, was vorgegeben ist, aber auch eben nur im vorgegebenen Rahmen. Aufgrund eines Messwertes und vielleicht einer Stoffbewertung eine Entscheidung zu treffen, die über die Gefahrenabwehr hinausgeht, ist regelmäßig weder sinnvoll, noch zulässig. Und das ist denke ich auch gut so.

Wer es vertiefen möchte, findet weiteres Wissen zum Beispiel in der FwDV 500, der FwDV 2, dem HBKG oder dem Gemeinsamen Runderlass des HMdIS und des HMSI zur Festlegung der Einsatzstichworte für Brand-, Hilfeleistungs- und Rettungsdiensteinsätze.

Sorry für den Roman, aber vielleicht hilft es ja ein wenig weiter.  :)

Viele Grüße

Z.Erfall