Darf es etwas Radon sein? Der Radon-Mess-Thread

Begonnen von katze, 03. Januar 2020, 00:35

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Kermit

Laut dem Datenblatt (Radon Plus Home - aranet) wird der Luftdruck nur in der App angezeigt.

Zitat:

"Atmospheric pressure measurements are exclusively accessible through the Aranet Home mobile application and are not displayed on the device screen."

"Device measures absolute atmospheric pressure, i.e., readings are not compensated for an elevation above the sea level."

Radiohörer

#331
...waren heute an ein paar Mofetten östl. Franzensbad.
Anfangs an der Hartousovske mofety: opentopomap.org/#marker=17/50.13258/12.46354
kudyznudy.cz/aktivity/hartousovske-mofety
frontiersin.org/journals/earth-science/articles/10.3389/feart.2021.615766/full
gfzpublic.gfz-potsdam.de/rest/items/item_5006445_1/component/file_5006447/content
sd.copernicus.org/articles/23/13/2017/sd-23-13-2017.pdf

Später an der Bublák Mofette: opentopomap.org/#marker=17/50.14775/12.45021
gfzpublic.gfz-potsdam.de/rest/items/item_4747889_4/component/file_4754890/content
ufz.de/index.php?de=35767
saw-leipzig.de/de/projekte/beitraege-zur-umweltforschung-mittels-radiometrischgeochemischer-methoden-seismik-des-vogtlandes

Was soll ich sagen: war ein erfogreicher Tag mit einigen Niederlagen. Aber der Reihe nach.
Angefangen haben wir an der Hartousov Mofette. Da es sich hier um ein Mofettenfeld mit > 20 mehr oder weniger blubbernden, teils wassergefüllten, teils trockenen Gasaustritten handelt, war erst mal Übersicht gewinnen angesagt. Die gasreichste war ~40m w hinter der Infotafel (It).
Im Auto das RadonEye angesteckt und mit dem aranetRn+ an der Quelle deponiert. Damit hatten wir ~ 30 min (3 Messwerte (Mw) wollte ich schon haben) Zeit und alles in Ruhe anzusehen. Die Wasserstände in den Becken und auf den umgebenden Wiesen waren relativ hoch. Auf Grund der -5°C konnte alles ohne sichtbarem Eisüberzug sicher begangen werden. Rechts der It befindet sich das größte Becken in dem heute auch Wasser stand und viel Gas austrat. Dahinter zwischen ein paar Bäumen befinden sich trockene Austritte. In einer fanden sich auch tote Wespen. Aus den verringten Bohrungen konnte olfaktorisch kein Gasaustritt (H2S) festgestellt werden. Etwas zurückgesetzt ist auch eine kleine Hütte, die wahrscheinlich der Unterbringung von Messgeräten dient und eine Kamera hat, die in Richtung der zwei Bohrungen ausgerichtet ist.
Bei einer kurzen Überprüfung der Messgeräte ergab sich am aranetRn+ 1049 Bq/m³ nach 5 min und die Anzeige "OVER" am RadonEye :(
Damit kann ich das RadonEye für zukünftige Messungen, die mehr als 3800 Bq/m³ erwarten lassen, = max. Wert lt. Datenblatt, zu hause lassen. Vielleicht ist das ja ein vom Hersteller Software/Hardware codierter Max-Wert. Zwei Foristen lesen den RN200 direkt aus, werden aber u.U. bisher keine entsprechende Radonkonzentration gemessen haben? Bitte ggf. melden, ob bei direktem Auslesen mehr möglich ist.
Die nächsten Mw in der App waren: 20 min 3557, 30 min 6355, 40/50 min 7935.
Das scheint der Max-Wert (mein)(d)es aranetRn+ zu sein.

Weitere Messungen mit dem RC103, Raysid und GMZ02 ergaben keine relevanten Erhöhungen.

Danach begaben wir uns zur Bublák Mofette. Lt. div. Literatur der größte Gasaustritt im Egerland, die nur ~ 2 km nördlich ist. Dort alles auf der Pelibox des Radonscout aufgelegt und nach dem Auslesen des aranetRn+, das RadonEye liefert erst 2h nach einem Restart Daten, obwohl vorher schon Werte im Display erscheinen. Wieder war etwas Zeit, die Umgebung mit ihren Gasaustritten zu erkunden. Allerdings war der Boden weniger gefroren und ohne Gummistiefel war der Radius sehr eingeschränkt. Eine Überprüfung nach 20 min ergab einen RadonEye mit "Over"- und einen aranetRn+ mit > 7000 und weiterhin 7935 in der App Anzeige :(
RC102 und Raysid unauffällig.

Wir wechselten nach Soos. Dort angekommen, stellten wir fest, dass die sonst immer geöffnete Kasse anscheinend nur Sonntag geöffnet hat und wir die alternativ verfügbaren elektronischen 4 Zahlungsmöglichkeiten nicht hatten. Toll ausgedacht, liebe Verwaltung! Aber wir waren anscheinend nicht die einzigen denen es so ging. Etliche andere schienen die selben Probleme zu haben. Also Plan B. Allerdings war es danach wie verhext: wie oben schön zu sehen, fielen die Werte am aranetRn+ an beiden Austritten weiter und an der letztens gemessenen Mofette zeigte das RadonEye nach kurzem wieder "Over". Vielleicht lassen sich ja Werte aus dem Radon Scout gewinnen.

Der restliche Tag wurde mit Fischessen im Restaurace Rybářská bašta (!), Erkundungen der Quellen in Franzensbad und Verfassen von Prosa zugebracht 8)

Edit: + .csv & BSK, Prosakorrektur
+ Messwerte: mdpi.com/2076-3263/13/1/2
+ Link: Fig.1 aus frontiersin.org/journals/earth-science/articles/10.3389/feart.2021.615766/full
 

opengeiger.de

Der RadonEye verwendet ja als Detektor eine Ionisationskammer. Jetzt kann man sich die Frage stellen, wie wirkt sich hohe Luftfeuchte über einer Mofette auf eine Ionisationskammer aus?

Der andere Ansatz ist, man schaut mal in die Betriebsanleitung des RadonEye zum Einsatz des Messgeräts unter Bedingungen wie wir sie im Außenbereich haben können. Eine Bedienungsanleitung findet sich z.B. hier:

https://www.radonshop.com/mediafiles/Anleitungen/Radon/FTLab_RadonEyePlus2-RD200P2/FTLab_RadonEyePlus2_ManualEN.pdf

Vielleicht findet sich darin eine Erklärung für das Verhalten des Geräts...

Radiohörer

...lt. Aussage Radontec Support, nach der Frage, ob ich auch in Bergwerken messen könne, "ja bis 95%".
Vielleicht dring der Wasserdampf ja schneller ins RadonEye als in den aranetRn+ und hat "schlimmere" Auswirkungen?
Der mass aber nur max. 73%: siehe Log.
Da beide aus dem warmen Auto kamen, sollte eigentlich nichts beschlagen haben. Aber wer weis das schon?
Beim aranet sieht man meinen Versuch einer "Ausheizung" zur Verringerung des Anzeigewertes über der Lüftung: würde sagen --> bringt nichts  :-\
Da das RadonEye auch dort lag, ohne Spg war und daher keine Werte lieferte, nicht verifizierbar :(

NoLi

Zitat von: Radiohörer am 29. Dezember 2024, 09:35...lt. Aussage Radontec Support, nach der Frage, ob ich auch in Bergwerken messen könne, "ja bis 95%".
...
Laut gescannter Anleitung unter "Product Specifications": •Operating range : 10℃ ~ 40℃ (50°F ~ 100°F), RH < 80%

Norbert

Radiohörer

Zitat von: opengeiger.de am 29. Dezember 2024, 08:55Der andere Ansatz ist, man schaut mal in die Betriebsanleitung des RadonEye zum Einsatz des Messgeräts unter Bedingungen wie wir sie im Außenbereich haben können. Eine Bedienungsanleitung findet sich z.B. hier:
...das war mein versteckter Hinweis darauf: "Vielleicht ist das ja ein vom Hersteller Software/Hardware codierter Max-Wert"
Den RD200P2 gabs halt damals noch nicht bzw. wurde er nicht angeboten >:(

EDIT: Ich habe das ja auch gelesen und deswegen angefragt 8)
Statt der um sich greifenden Unsitte, überall alles prominent mit Videos zu bewerben, wäre etwas mehr "Wahrhaftigkeit" gefordert >:(
Radon ist leider derzeit ein Hypethema. Leider hat keine Behörde den Arsch in der Hose, alle verfügbaren Geräte gegeneinander antreten zu lassen. Vielleicht die Stiftung Warentest?
Später wird dann auf die Bedienungsanleitung hingewiesen --> hauptsache verkauft --> Anwalt sollte man sein...

vobele

Zitat von: Radiohörer am 29. Dezember 2024, 10:34...das war mein versteckter Hinweis darauf: "Vielleicht ist das ja ein vom Hersteller Software/Hardware codierter Max-Wert"
Den RD200P2 gabs halt damals noch nicht bzw. wurde er nicht angeboten >:(
Genau. Und es gibt ihn offenbar bereits nicht mehr, zumindest nicht in Europa, was ich sehr bedauere. Vermutlich wurde er auf Grund des deutlichen Aufpreises zu wenig verkauft (oder beworben). Und ich frage mich ebenfalls woher der unterschiedliche Max-Wert kommt, wenn beide dieselbe Ionisationskammer verwenden. Vielleicht ist/war der wirklich nur softwareseitig implementiert, um die beiden Modelle besser zu begründen?

A propos Max-Wert: hat sich jemand schon mit dem air-Q Radon Messgerät auseinandergesetzt? Das soll angeblich bis 1.000.000 Bq/m³ messen :o


vobele

Folgende Gedanken zur Lebensdauer eines Radon Messgeräts mit Ionisationskammer (z.B. Radoneye).

Dazu gibt es diametral unterschiedliche Aussagen. Einerseits z.B. dieser Kommentar bei einer Rezession zum Radoneye auf Amazon:

Achtung! Wenn man meint, ein gebrauchtes Gerät bekommen zu haben: zurückschicken! Mit dem Gebrauch steigt unvermeidlicherweise der innere Leerwert des Geräts, weil sich im Inneren der Ionisationskammer langlebige Radon-Folgeprodukte ablagern, Po-210 und Pb-210, die ebenfalls Alphastrahler sind. Der Leerwert neuer Geräte liegt bei 0.5-2 Bq/m3. Bei längerer Exposition gegen höhere Umgebungs-Rn-Levels kann der Leerwert auf etliche 10 Bq/m3 steigen. (Daher auch Experimente mit Uranmineralien u. dgl. vermeiden! - damit kann man sehr hohe Rn-Konz. z.B. innerhalb einer dichten Schachtel erzeugen, aber man kontaminiert den Detektor innen.)

Andererseits auch solche:

Es ist im Wesentlichen ein einseitig offener Becher aus Edelstahl mit einer Elektrode. Durch Hochspannung wird die Umgebungsluft ionisiert und die Zerfälle gezählt. Das System arbeitet ewig und hat keinen Verschleiss. Die Halbwertszeit der Rückstände ist sehr kurz, so dass es sich mit der Zeit quasi selbst reinigt. Da es nach unten offen ist, kann sich auch nichts im Inneren ansammeln. Ein feines Gitter schützt vor Staub.

Nach der einen Aussage werden die Werte eines Messgeräts mit Ionisationskammer irgendwann anfangen (nach oben) zu driften, abhängig von der Dauer und Menge mit welcher es bisher exponiert war. Die andere Aussage widerspricht dem und liefert gleich eine logische Erklärung dazu.

Ausserdem: wie sieht es mit den anderen Messverfahren aus? Sollte alle Radon Messgeräte nach ein paar Jahren im Einsatz bereits wieder ersetzt werden (falls sie in Umgebungen mit erhöhten Radonwerten stehen)?  :unknw:

NoLi

Zitat von: vobele am 29. Dezember 2024, 12:33...
Nach der einen Aussage werden die Werte eines Messgeräts mit Ionisationskammer irgendwann anfangen (nach oben) zu driften, abhängig von der Dauer und Menge mit welcher es bisher exponiert war. Die andere Aussage widerspricht dem und liefert gleich eine logische Erklärung dazu.
...
Aussage 1 ist zutreffend(er)! Je höher die Radonkonzentration und Einwirkdauer auf den Detektor, desto größer die Detektorkontamination durch Pb-210 und daraus entstehendes Po-210.

Die Frage ist, ob man im Consumerbereich nicht mit einer sich über die Zeit erhöhende Nullrate leben kann. Einige 10 Bq/m³ Nullrate spielen bei dem EU-Richtwert von 300 Bq/m³ kaum eine Rolle. Und in den USA, als wahrscheinlich größten Absatzmarkt solcher Geräte, gilt als Richtwert 1,5 pCi/l = 555 Bq/m³.

Zitat von: vobele am 29. Dezember 2024, 12:33...
Ausserdem: wie sieht es mit den anderen Messverfahren aus? Sollte alle Radon Messgeräte nach ein paar Jahren im Einsatz bereits wieder ersetzt werden (falls sie in Umgebungen mit erhöhten Radonwerten stehen)?  :unknw:
Professionelle aktive Radonmessgeräte für deutlich erhöhte Konzentrationen (wie z.B. in therapeutischen Radonstollen) enthalten Ionisationskammern mit Zwangsbelüftung, um die Anlagerung des Pb-210 zu erschweren.
Radonmessgeräte ausschliesslich mit Diffusionskammern sind eigentlich nur für Kurzzeitmessungen und/oder niedrige Erwartungswerte geeignet.
Und im beruflichen Umgang gilt: laufen die Messwerte mit der Zeit aus der Toleranz, geht das Gerät zur Revision zum Hersteller oder wird ersetzt.

Norbert

vobele

#339
Vielen Dank Norbert

Gilt das für alle in den Consumergeräten eingesetzten Technologien im selben Masse?

Radoneye/Radonsystem/Südwind: gepulste Ionisationskammer
AirThings Wave: passive Diffusionskammer
air-Q radon: kontinuierliche Pulszählung (worin und womit?)
Aranet Radon Plus: Ionisationskammer (gepulste oder kontinuierliche Zählung?)
AirThings Corentium: Alpha-Spektroskopie



NoLi

Zitat von: vobele am 29. Dezember 2024, 13:51Gilt das für alle in den Consumergeräten eingesetzten Technologien im selben Masse?
...
Das gilt insbesondere für Ionisationskammern/Messkammern, bei denen die Radon-Folgeprodukte nicht mit einem Luftstrom zwangsrausgespült werden und somit die Messluft innerhalb der Kammer einen hohen Gleichgewichtsfaktor (=  Radon : Folgeprodukte) aufweist.
In den belüfteten Geräten (wie Alpha-Guard) werden die Rn-Folgeprodukte durch einen Glasfaserfilter (= hohe Bindungskraft für diese Folgeprodukte, siehe Prof. Philipsborn) vor Eintritt in die Messkammer herausgefiltert, nur das Radon als Edelgas kann passieren. Und die sich in der Kammer durch Rn-Zerfall bildenden Folgeprodukte werden schnellstmöglich wieder rausgespült, damit sie sich nicht an der Kammerwandung anlagern können.

Ähnliches (die Belüftung) wird auch in Radonstollen praktiziert, um in der Therapieluft eine möglichst hohe Radonkonzentration, aber eine möglichst geringe, den Körper stark dosisbelastende Rn-Folgeproduktkonzentration zu bekommen. Nur entfällt hier eine Glasfaserfilterung, weil das Radon im belüfteten Stollen frisch ohne Folgeprodukte aus dem Gestein kommt.

Norbert

vobele

Hier noch ein Tagesverlauf mit 10 minütigen Radon Messungen meines RadonEye Plus2, welches in einem Keller steht. Man sieht deutlich, wie sich die Lüftung (blaue Balken des Fenster-Kontakts) auf der Messkurve auswirkt.


Kermit

Zitat von: Flipflop am 12. Januar 2025, 12:09Kennt jemand von euch diese Geräte?

Ja, ich habe so ein Gerät ;)

Eine Rezension kann ich dazu nicht wirklich schreiben, weil ich es nicht oft eingesetzt habe.

Meines Wissens nach ist der Hersteller ein kleiner Familienbetrieb mit zwei Leuten.

Grüße kermit

Marvel0usM0j0

Hallo alle zusammen, ich hoffe ich bin hier richtig =)

Mein Problem ist folgendes: Mietwohnung / Wie soll ich vorgehen?

Ich habe derzeit Spitzenwerte von über 800 Bq/m³. Der Durchschnitt liegt bei knapp 500Bq/m³.
Meine Messungen belaufen sich inzwischen auf einen Zeitraum von über einer Woche. Werde das Thema aber weiterhin im Auge behalten.

Durch die Wohnungsstruktur (offenes Souterrain, Halbgeschosse, offener Keller etc.) sind die Werte im gesamten Haus nahezu gleich. Im Keller ist durch eine Grundwasserpumpe die Bodenplatte an einer Stelle offen. Zwar liegen dort Platten drauf, aber die halten eben nicht dicht. Das Messgerät steht nicht im Keller, sondern im Erdgeschoss auf einer Höhe von 40 cm über dem Boden.

Wenn ich viel lüfte, können die Werte schon mal bis auf 150 sinken. Dann habe ich aber alle Fenster offen und die Lüftung im Keller läuft. Aktuell ist es Winter.  Entsprechend kalt ist es im Haus. Ich lüfte jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend. Und das jedes Mal 30 Minuten lang.
Fenster Wohnzimmer, Schlafzimmer und Badezimmer sind dann offen + Lüftung im Keller die an ist.


Sobald die Fenster wieder geschlossen werden, steigt der Wert relativ schnell wieder an.

Bilder mit Diagramm und Werten hinzugefügt.