Darf es etwas Radon sein? Der Radon-Mess-Thread

Begonnen von katze, 03. Januar 2020, 00:35

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

DL8BCN

Nur eine Theorie von mir. Ich werde die Versuche bei mir im Keller noch mal wiederholen. Ergebnisse kommen dann später in den nächsten Tagen.

NoLi

Wir verwenden für unsere Praktika Luftaktivitätsbestimmung (Rn-Folgeprodukte: Alpha-Aktivität + Beta-Aktivität) Glasfaserfilter Nr.8 mit 200 mm Durchmesser und einem Luftdurchsatz von 1 m³/min.

Norbert

opengeiger.de

Ich hab jetzt hier nochmal ne Anregung an unsere Radonjäger, leider kann ich es schwer selbst testen, da ich so gut wie kein Radon im Keller hab  :to_take_umbrage: . Ich will aber keinerlei Gewähr geben, dass es funktioniert, es ist aus einer rein theoretischen Überlegung geboren und mir ist nicht bekannt, dass das schon mal jemand mit Erfolg getestet hat.  :unknw:

Wenn man sich die Aktivitäts-Größenverteilung beim Radonzerfall in der Raumluft anschaut, dann sieht man ja, dass das Maximum eher unter 1um liegt. Und wie ich schon sagte, tun sich da ja selbst HEPA Filter schwer damit, das effizient rauszufiltern. Und wenn man nun gröbere Filter nimmt, wo man auch noch mit vertretbarem Aufwand nen Kubikmeter Luft pro Minute durchbekommt, dann sammelt man eigentlich hauptsächlich die attached fraction der Rn-Zerfallsprodukte, also größere Staubpartikel, die weniger aktiv sind als Partikel aus der unattached fraction. Das gleiche gilt auch für die elektrostatischen Staubabscheider. Außerdem finden andere Familienmitglieder das ja auch nicht so prickelnd wenn der Staubsauger tagelang in der Wohnung dröhnt oder Hochspannungsleitungen mit blanken Drähten durchs Wohnzimmer gezogen um nachzuweisen, ,,dass da nix ist" und die Sesamstraße wieder mit Freude genossen werden kann ;) .

Also in der Partikelphysik nimmt man für die kleinen Staubfraktionen als Filter eher sogenannte Impaktoren als jetzt Filterpapiere. Insbesondere dann wenn es um die Feinstaupklassen PM10 und PM2.5 bei Fahrzeugabgasen geht, siehe auch DIN EN ISO 23210:2009-12 Emissionen aus stationären Quellen - Ermittlung der Massenkonzentration von PM10/PM2,5 im Abgas - Messung bei niedrigen Konzentrationen mit Impaktoren (ISO 23210:2009) hier in Englisch:
https://cdn.standards.iteh.ai/samples/53379/a7e358536eaf43fe84ae5b15e26d64d8/ISO-23210-2009.pdf).

So ein Impaktor ist nichts anderes als eine aerodynamisch effizient gestaltete Prallplatte (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Impaktor). Solche Apparaturen sind auch in den Feinstaubmesstationen der Landesumweltämter drin, die ja immer an der dreckigsten Stelle einer verdächtigen Stadt stehen müssen (in Stuttgart am Neckartor). Das Impaktorfilter für die Feinstaubmessung hat eine feststehende Prallplatte, die oft auch mit adhäsivem Material belegt ist, damit die Nano-Partikelchen beim Auftreffen besser haften bleiben. Und da kann man dann auch einen ordentlichen Luftstrom durchjagen.

Dieses Impaktorkonzept kann man aber auch umkehren. Jeder, der einen alten PC schon mal aufgeschraubt hat kennt das. Dir Lüfterschaufeln sind meist ordentlich mit einem Staub-Pelz belegt und die Gamer, die mit BIOS-Modding die Prozessorclocks hochdrehen und deswegen auf eine leistungsfähige Kühlung achten müssen, die putzen ihre Lüfter deswegen auch immer sehr ordentlich. Um nun die unattached fraction der Radonzerfallsprodukte effizient abzuscheiden, könnte man also so einen großflächigen super-silent PC-Lüfter benutzen und den mal für ne gewisse Zeit ins Wein-Regal über dem gestampften Lehmboden im Keller stellen, so dass er möglichst geräuschlos ein paar Kubikmeter-Raumluft pro Stunde ,,durchschaufelt". Man könnte die Schaufeln sehr dünn mit Haushalts-Vaseline bestreichen, um die Partikelhaftung zu verbessern. Wenn der Lüfter dann mal ein paar Tage gelaufen ist, zunächst mal im Wein-Keller, wo man weiß, dass es ordentlich Radon hat, dann kann man die Vaseline mit einem mit Waschbenzin angefeuchteten Papiertaschentuch wieder von den Schaufeln abwischen und das Papiertaschentuch schließlich vermessen. So rein von meinem Gefühl her müsste das dann auch gut ticken. Vielleicht könnte das mal jemand, der sicher weiß, dass er Radon im (Wein-)Keller hat, testen?  :)     

DL8BCN

Guten Morgen!
Also ich würde sagen, erstmal ´ne Flasche Wein öffnen und dann testen  :D

DL8BCN

Eine Frage noch mal, es sammelt sich ja auch immer Staub auf Türrahmen und Schränken etc.
Warum kann man an dem Staub nichts messen?
Ist die Aktivität dann immer schon abgeklungen, oder warum geht das nur mit "frischem" Staub aus der Luft?

@Norbert: Die Glasfaserfilter Nr.8, die du erwähnt hast, was haben die für eine Maschenweite in µm?
Ich konnte unter dem Suchbegriff "Glasfaserfilter Nr.8" keine Infos finden.

NoLi

Zitat von: DL8BCN am 03. November 2023, 08:41Guten Morgen!
Also ich würde sagen, erstmal ´ne Flasche Wein öffnen und dann testen  :D
...und mit den Resttropfen die Lüfterschaufeln abwischen.

Zitat von: DL8BCN am 03. November 2023, 08:44...
@Norbert: Die Glasfaserfilter Nr.8, die du erwähnt hast, was haben die für eine Maschenweite in µm?
Ich konnte unter dem Suchbegriff "Glasfaserfilter Nr.8" keine Infos finden.
Das weiß ich leider nicht, steht auch nicht auf der Verpackung.

Norbert

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 03. November 2023, 08:27Ich hab jetzt hier nochmal ne Anregung an unsere Radonjäger, leider kann ich es schwer selbst testen, da ich so gut wie kein Radon im Keller hab  :to_take_umbrage: .
???
Eigentlich sollten so um die 50 Bq/m³, was dem Durchschnitt in Wohngebäuden entspricht, schon vorhanden sein, speziell im Keller. :unknw:
Wenn Du aber mehr brauchst:
Ein paar Brocken Badisches Schwarzwälder Uranerz (Lokalpatriotismus! ;D ) helfen da weiter. Habe ich zum Test eines RadonEye ausprobiert...die Rn-Konzentration stieg innerhalb weniger Tage von ca. 80 Bq/m auf ca. 250 Bq/m³ (Kellerraum mit geschlossenen großen Fenstern, ohne Belüftung, nicht abgedichteter Türschlitz am Boden zum Flur; Gebäude mit Zu- und Abluftanlage).

Norbert

opengeiger.de

Zitat von: NoLi am 03. November 2023, 10:46Eigentlich sollten so um die 50 Bq/m³, was dem Durchschnitt in Wohngebäuden entspricht, schon vorhanden sein, speziell im Keller. :unknw:
Wenn Du aber mehr brauchst:
Ein paar Brocken Badisches Schwarzwälder Uranerz (Lokalpatriotismus! ;D ) helfen da weiter. Habe ich zum Test eines RadonEye ausprobiert...die Rn-Konzentration stieg innerhalb weniger Tage von ca. 80 Bq/m auf ca. 250 Bq/m³ (Kellerraum mit geschlossenen großen Fenstern, ohne Belüftung, nicht abgedichteter Türschlitz am Boden zum Flur; Gebäude mit Zu- und Abluftanlage).
Ja, vielleicht vertue ich mich auch mit dem "absolut kein Radon im Keller", das ist einer Unart des Sirad Radonmessgeräts geschuldet, das ich habe. Wenn die Radon Aktivität kleiner als 50Bq/m^3 ist, zeigt das Gerät beständig genau 50Bq/m^3 an. Das ist dann also 0-50Bq/m^3.

Aber die Idee mit dem badischen Erz ist natürlich gut, da schaue ich mal ob ich damit weiterkomme. Dann ist mein Wein im Keller demächst auch  "von der Sonne verwöhnt"  :P   :D

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 03. November 2023, 11:15...
Aber die Idee mit dem badischen Erz ist natürlich gut, da schaue ich mal ob ich damit weiterkomme. Dann ist mein Wein im Keller demächst auch  "von der Sonne verwöhnt"  :P   :D
Pah, Atomfusel... ;D

Norbert

DL8BCN

Heute Morgen hat mein RadonEye 5 Bq/m3 angezeigt. In Worten "fünf" !
Es war aber auch über Nacht das Kellerfenster auf Kipp.
Wenn ich es schließe und auch die Türen zumache, steigt der Wert kontinuierlich an, bis auf etwa 150 bis 180 Bq/m3.
Der Keller "steht" im Grundwasser aktuell, darunter ist Sandboden. Viel tiefer könnte dann irgendwann Granit kommen, das weiß ich aber nicht. Würde mich interessieren, ich kenne aber keinen Geologen den ich mal fragen könnte.
Ich hätte daher nie gedacht, daß ich bei mir in Niedersachsen überhaupt ein Radonthema habe.
Auf den Karten vom BfS sieht man bei mir gar nichts!
Aus der Gebäude Baumaterial sollte kein Radon stammen, es ist nur Beton, Zement und Kalk-Sandstein verbaut.


NoLi

Zitat von: DL8BCN am 03. November 2023, 11:29...
Der Keller "steht" im Grundwasser aktuell, darunter ist Sandboden. Viel tiefer könnte dann irgendwann Granit kommen, das weiß ich aber nicht. Würde mich interessieren, ich kenne aber keinen Geologen den ich mal fragen könnte.
...
Da hilft nur graben, graben, graben,... :)

Norbert

DL8BCN


Prospektor

Zitat von: opengeiger.de am 03. November 2023, 08:27Ich hab jetzt hier nochmal ne Anregung an unsere Radonjäger, leider kann ich es schwer selbst testen, da ich so gut wie kein Radon im Keller hab  :to_take_umbrage: . Ich will aber keinerlei Gewähr geben, dass es funktioniert, es ist aus einer rein theoretischen Überlegung geboren und mir ist nicht bekannt, dass das schon mal jemand mit Erfolg getestet hat.  :unknw:

Wenn man sich die Aktivitäts-Größenverteilung beim Radonzerfall in der Raumluft anschaut, dann sieht man ja, dass das Maximum eher unter 1um liegt. Und wie ich schon sagte, tun sich da ja selbst HEPA Filter schwer damit, das effizient rauszufiltern. Und wenn man nun gröbere Filter nimmt, wo man auch noch mit vertretbarem Aufwand nen Kubikmeter Luft pro Minute durchbekommt, dann sammelt man eigentlich hauptsächlich die attached fraction der Rn-Zerfallsprodukte, also größere Staubpartikel, die weniger aktiv sind als Partikel aus der unattached fraction. Das gleiche gilt auch für die elektrostatischen Staubabscheider. Außerdem finden andere Familienmitglieder das ja auch nicht so prickelnd wenn der Staubsauger tagelang in der Wohnung dröhnt oder Hochspannungsleitungen mit blanken Drähten durchs Wohnzimmer gezogen um nachzuweisen, ,,dass da nix ist" und die Sesamstraße wieder mit Freude genossen werden kann ;) .

Also in der Partikelphysik nimmt man für die kleinen Staubfraktionen als Filter eher sogenannte Impaktoren als jetzt Filterpapiere. Insbesondere dann wenn es um die Feinstaupklassen PM10 und PM2.5 bei Fahrzeugabgasen geht, siehe auch DIN EN ISO 23210:2009-12 Emissionen aus stationären Quellen - Ermittlung der Massenkonzentration von PM10/PM2,5 im Abgas - Messung bei niedrigen Konzentrationen mit Impaktoren (ISO 23210:2009) hier in Englisch:
https://cdn.standards.iteh.ai/samples/53379/a7e358536eaf43fe84ae5b15e26d64d8/ISO-23210-2009.pdf).

So ein Impaktor ist nichts anderes als eine aerodynamisch effizient gestaltete Prallplatte (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Impaktor). Solche Apparaturen sind auch in den Feinstaubmesstationen der Landesumweltämter drin, die ja immer an der dreckigsten Stelle einer verdächtigen Stadt stehen müssen (in Stuttgart am Neckartor). Das Impaktorfilter für die Feinstaubmessung hat eine feststehende Prallplatte, die oft auch mit adhäsivem Material belegt ist, damit die Nano-Partikelchen beim Auftreffen besser haften bleiben. Und da kann man dann auch einen ordentlichen Luftstrom durchjagen.

Dieses Impaktorkonzept kann man aber auch umkehren. Jeder, der einen alten PC schon mal aufgeschraubt hat kennt das. Dir Lüfterschaufeln sind meist ordentlich mit einem Staub-Pelz belegt und die Gamer, die mit BIOS-Modding die Prozessorclocks hochdrehen und deswegen auf eine leistungsfähige Kühlung achten müssen, die putzen ihre Lüfter deswegen auch immer sehr ordentlich. Um nun die unattached fraction der Radonzerfallsprodukte effizient abzuscheiden, könnte man also so einen großflächigen super-silent PC-Lüfter benutzen und den mal für ne gewisse Zeit ins Wein-Regal über dem gestampften Lehmboden im Keller stellen, so dass er möglichst geräuschlos ein paar Kubikmeter-Raumluft pro Stunde ,,durchschaufelt". Man könnte die Schaufeln sehr dünn mit Haushalts-Vaseline bestreichen, um die Partikelhaftung zu verbessern. Wenn der Lüfter dann mal ein paar Tage gelaufen ist, zunächst mal im Wein-Keller, wo man weiß, dass es ordentlich Radon hat, dann kann man die Vaseline mit einem mit Waschbenzin angefeuchteten Papiertaschentuch wieder von den Schaufeln abwischen und das Papiertaschentuch schließlich vermessen. So rein von meinem Gefühl her müsste das dann auch gut ticken. Vielleicht könnte das mal jemand, der sicher weiß, dass er Radon im (Wein-)Keller hat, testen?  :)   

Hab's vorhin kurz ausprobiert - das Ganze funktioniert, mindestens bei ca. 100 Bq/m³. Habe dazu ein Rotorblatt eines Standventilators mit Klarsichtfolie beklebt und dann die Folie hauchdünn mit Vaseline eingestrichen (der Fettfilm war gerade so zu erahnen). Danach 1 h auf Stufe 1 laufen gelassen (mehr wollte ich wegen der leichten Unwucht nicht). Die Zählrate ist nicht so hoch wie bei der elektrostatischen Abscheidung, das Prinzip funktioniert aber.

DL8BCN

Eben flog ein Hubschrauber direkt neben meinem Grundstück vorbei mit einem riesigen Messgestell darunter.
Die machen Geomessungen, siehe link.
Die werden nun wohl wissen, wie es bei mir im Untergrund aussieht.
Leider werden die Daten nicht öffentlich sein.

Ein Helikopter mit einem Sechseck-Gerüst fliegt ab heute zwischen Osterholz-Scharmbeck, Bremerhaven und Bremervörde. Was hat es mit dieser Antenne auf sich?

https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/hubschrauber-antenne-geruest-bremerhaven-niedersachsen-100.html

DL8BCN

Du bist aber schnell, ,,Prospektor", danke für das zeigen!