Straßendreieck bei Berga/Elster

Begonnen von DG0JN, 28. Oktober 2018, 16:11

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DG0JN

Mit meinem PKW, einem SV-500 mit Zählrohr SI-22G im Fußraum war ich kürzlich auf Suchfahrt in Ostthüringen unterwegs. Ziel war es festzustellen, ob damit strahlende Fahrbahnabschnitte lokalisiert werden können. An einem Straßendreieck zwischen Albertsdorf, Großdraxdorf und Wernsdorf wurde ich fündig. Den nördlichen Teil dieses Dreiecks bildet ein desolates Straßenstück. Man könnte denken, daß dort der Belag nicht mehr gereicht hat, denn es ist nur teilweise asphaltiert. Mit dem originalen AS622 konnte ich dort in gefühlt ca. 5 cm Tiefe einen kleinen schwarzen, schweren Stein entnehmen. Ich habe mich dann nicht weiter bemüht, denn andere Sucher sollen auch noch Glück haben.

DL3HRT

Wenn ich in 15 Jahren aufhören darf zur Arbeit zu fahren, dann setze ich mich auch ins Auto und fahre ziellos durch die Gegend  ;)

Ich war vorhin vor Ort und stellte mir die gleiche Frage wie so oft: Warum immer bei solch einem Mistwetter?!?!
Die Straße ist in der Tat sehr aktiv. Die angehängte KML-Datei zeigt das sehr gut. Die Dosisleistung direkt über der Oberfläche pendelt um 1 µSv/h. Wenn man bedenkt, dass die Strahlung vor allem von kleineren, kompakten Objekten stammt, dann bekommt man eine Vorstellung, wie viel von dem "Zeug" dort liegt.
Ich habe mir ein paar Belegstücke für die weitere Untersuchung mitgenommen. Mit dem Szintillationszähler verlief die Suche problemlos und flott innerhalb kürzester Zeit. Die Stücke waren in 5 .. 10 cm Tiefe verbaut, so dass ihre Strahlung an der Oberfläche bereits beträchtlich geschwächt war.

Die gefundenen Stücke erscheinen für ihre Größe sehr schwer, was auf einen hohen Urangehalt hindeutet. Nach grober Reinigung kamen derbe Pechblendeadern zum Vorschein. Ich werden morgen die Dichte und den Pechblendeanteill bestimmen.
Ich habe zwar noch nicht viel Erfahrung mit "Wismut-Schotter" von der Halde aber diese Häufung aktiver Brocken ist bestimmt nicht der Regelfall.


DG0MG

2 Luftbilder von der Stelle, aus 1945 und 1953:

Quelle: https://www.geoportal-th.de/de-de/downloadbereiche/downloadoffenegeodatenth%C3%BCringen/downloadluftbilderundorthophotos.aspx

Das Straßendreieck gibts also grundsätzlich erstmal schon länger.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Und hier noch die Aufnahme von 1983 aus der gleichen Quelle. Es sieht so aus, als ob man dort eine Art Lagerplatz eingerichtet hatte. Aus der Aufnahme ist das nicht so genau zu entnehmen.


DL3HRT

Gestern habe ich die Dichte der Fundstücke bestimmt und daraus Pechblendeanteil und Urangehalt berechnet. Die Dichte des Gesteins habe ich zu 3.9 g/cm3 angesetzt und die Dichte der Pechblende zu 9 g/cm3. Fundstück #3 hat den höchsten Urangehalt:
Fundstück #3
Gewicht:   209,9 g
Volumen:    37,8 g/cm3
Dichte:      5,6 g/cm3
Gewicht UO2: 151 g
Gewicht Uran: 75 g .. 90 g
Urangehalt:    36% .. 43% (bezogen auf Gewicht)

Bei solch einem kleinen Stück (siehe Fotos) recht beachtliche Werte. Der Brocken dürfte fast vollständig mit Pechblende durchsetzt sein.

Cs137

Das ist interessant, Pechblende in der Form hat es in unmittelbarer Nähe nie gegeben.
Soweit ich weiß auch nicht im Ronneburger Revier.

Lg
Marcel

DL3HRT

Hallo Marcel,

in den 1970er und 1980er Jahren wurde viel sogenannter "Wismut-Schotter" von der Halde der Aufbereitungsanlage in Crossen im Straßenbau verwendet. Ich gehe davon aus, dass es sich um Material von dieser Halde handelt. Die Pechblende stammt demnach aus dem Erzgebirge.

Viele Grüße

Karsten

Cs137

Ok ,.....  Danke

ich werde diese Woche mal hinfahren, interessiert mich sehr.
Hätte wirklich gedacht alles in meiner Gegend zu kennen.....
Danke für den Beitrag.

Lg
Marcel

DL3HRT

Ich war nach längerer Zeit mal wieder dort, diesmal mit dem RadiaCode-101. Seit meinem letzten Besuch hat sich nichts getan. Die Dosisleistung liegt über dem gesamten Schotterbereich über 0,5 µSv/h. Am östlichen Beginn des Schotterwegs steigt die Dosisleistung auf 1 µSv/h an.

Die Dosisleistung ist über die Fläche ziemlich gleichmäßig hoch, was auf einen hohen Anteil von Pechblende im Schotter, auch in größerer Tiefe schließen lässt. Es sind auch noch ein paar Hotspots vorhanden. Allerdings wurde der obere Bereich wohl schon recht intensiv "abgesammelt".  ;)

Ich habe den RadiaCode-101 gestern speziell auf siene Eignung zum Suchen von Hotspots getestet. Dafür ist er mit der aktuellen Firmware nicht besonders gut geeignet. Man muss ständig aufs Display schauen und die Impulsrate betrachten. Hier wünsche ich mir eine akustische Ausgabe, ähnlich wie bei meinem PSC-1 (siehe Video).

nukulus

wow, spannender beitrag  :yahoo:

echt schade dass das so weit weg ist von mir... da hätte ich gerne mal gesucht und gebuddelt...

DG0JN

Einfach mal zum Urlaub nach Mitteldeutschland kommen und mit der Technik auf Wanderung gehen :good3:

DL3HRT


nukulus

Zitat von: DG0JN am 15. Oktober 2022, 17:32Einfach mal zum Urlaub nach Mitteldeutschland kommen und mit der Technik auf Wanderung gehen :good3:

kommt sommer 2023  :))

dresden ist dieses jahr ausgefallen wegen krankheit - wird aber nachgeholt...
meine karte ist schon übersät mit POI's auf dem weg nach dresden, das dreieck habe ich hinzugefügt und werde wohl eimer und schaufel mitnehmen  ;)

Henri

Zitat von: nukulus am 16. Oktober 2022, 09:17das dreieck habe ich hinzugefügt und werde wohl eimer und schaufel mitnehmen  ;)

Da "freuen" sich dann all die anderen  nach Dir, einschließlich die, die mit dem Auto durch die Schlaglöcher müssen.

Es ist eine ziemlich zwiespältige Sache, solche interessanten Orte im Internet zu veröffentlichen. Meist hat das zur Folge, dass dann diese Orte rasch zerstört werden, weil die Leute "Souvenirs" nach Hause tragen möchten.

Ich habe gestern im  Youtube-Kanal von Kreosan Videos geschaut, in denen sie einen "Lost Place", eine gigantische Halle in Baikonur/Kasachstan heimsuchen, in der seit 30 Jahren zwei Buran Spaceshuttels vor sich hin rotten. Irgendwann hat es wohl angefangen, sich herumzusprechen (sonst wären die Kreosan Jungs, und u.a. zwei Fotografen von National Geographic, auch nicht auf die Idee gekommen. Sie wußten genau, wohin sie müssen, dabei ist das Gelände 7600 km² groß). Es waren schon Leute da, die Hitzekacheln abschlugen, das Kabinenfenster zerstörten, um aufs Dach zu kommen, und diverse Kleinteile rausgetragen haben.

Man könnte ja auch an so einen Ort gehen, sich an den dort wachsenden Blumen erfreuen und ihn respektvoll wieder verlassen. Aber statt dessen muss die Blume geflückt werden, obwohl sie zu Hause in der Vase schnell verwelkt.

Viele Grüße!

Henri

nukulus

Zitat von: Henri am 16. Oktober 2022, 12:51
Zitat von: nukulus am 16. Oktober 2022, 09:17das dreieck habe ich hinzugefügt und werde wohl eimer und schaufel mitnehmen  ;)

Da "freuen" sich dann all die anderen  nach Dir, einschließlich die, die mit dem Auto durch die Schlaglöcher müssen.

Es ist eine ziemlich zwiespältige Sache, solche interessanten Orte im Internet zu veröffentlichen. Meist hat das zur Folge, dass dann diese Orte rasch zerstört werden, weil die Leute "Souvenirs" nach Hause tragen möchten.

Ich habe gestern im  Youtube-Kanal von Kreosan Videos geschaut, in denen sie einen "Lost Place", eine gigantische Halle in Baikonur/Kasachstan heimsuchen, in der seit 30 Jahren zwei Buran Spaceshuttels vor sich hin rotten. Irgendwann hat es wohl angefangen, sich herumzusprechen (sonst wären die Kreosan Jungs, und u.a. zwei Fotografen von National Geographic, auch nicht auf die Idee gekommen. Sie wußten genau, wohin sie müssen, dabei ist das Gelände 7600 km² groß). Es waren schon Leute da, die Hitzekacheln abschlugen, das Kabinenfenster zerstörten, um aufs Dach zu kommen, und diverse Kleinteile rausgetragen haben.

Man könnte ja auch an so einen Ort gehen, sich an den dort wachsenden Blumen erfreuen und ihn respektvoll wieder verlassen. Aber statt dessen muss die Blume geflückt werden, obwohl sie zu Hause in der Vase schnell verwelkt.

Viele Grüße!

Henri

absolut richtig, henri

ich habe es vielleicht zu wenig als witz deklariert... ich habe im auto einen kleinen kofferraum und hätte gar keinen platz für einen eimer schotter, da hätte ich diskussionen mit meiner partnerin warum sie ihren koffer nicht mitnehmen durfte  ;D