Radioaktives Kalium in Wand- /Fassadenfarben

Begonnen von Jan, Gestern um 08:35

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Jan

Hallo in die Runde,

 

ich beschäftige mich gerade mit Farben, speziell mit Silikatfarben.

 

Diese verwenden als Bindemittel ja Wasserglas, genauer gesagt Kaliumwasserglas. Dieses wiederum besteht aus Kaliumcarbonat (Pottasche) und Kaliumcarbonat enthält radioaktives Kalium, was ja mit einem Geigerzähler recht anschaulich dargestellt werden kann.

 

Das heißt doch aber man erhöht die radioaktive Strahlung wenn man seine Innen- bzw. Außenwände mit Silikatfarben streicht, wo ja dieses Kaliumwasserglas enthalten ist. Diese ist ja nun flächig aufgebracht und das Bindemittel Kaliumwasserglas ist da in recht hoher Konzentration enthalten, also auch das radioaktive Kalium ist darin konzentriert.

 

Was ist Eure Meinung dazu?

 

Viele Grüße, Jan

opengeiger.de

@Jan  Guter Punkt! Bei der Beurteilung von Baumaterialien muss man das Kalium als Radionuklid immer mitrechnen, z.B. auch bei Mauersteinen oder Trittschalldämmungen in Decken. Daher denke ich ist es mehr als logisch, dass man kaliumhaltige Putzmaterialien und auch Farben mitberücksichtigen muss. Die Frage ist nur, was kommt dabei dann an zusätzlicher Exposition durch die kaliumhaltige Farbe dazu? Das müsste man echt mal berechnen und vielleicht auch in einem Probe-Raum austesten, einmal mit und einmal ohne einen solchen Anstrich. Vielleicht kann man das auch im Kleinen simulieren? Ich werde mal nachdenken.

Radiohörer

Hallo Jan,

und ich welchem Verhältnis zu Deiner "Eigenstrahlung"

"In einem 70 kg schweren Mensch "strahlen" ca 5.200 Bq Kalium 40"
aus https://www.umweltanalysen.com/radioaktivitaet/kalium-40/

glaubst Du ist das relevant? ;D

Gruß
Wolf

opengeiger.de

Man sollte jetzt @Jan natürlich die Frage stellen, geht es ihm um den Nachweismöglichkeit einer erhöhten Strahlung oder um eine mögliche Gefährdung durch die erhöhte Strahlung? Das ist sicherlich eine unterschiedliche Fragestellung.

NoLi

Kalium-40 ist in 89,5 % der Zerfälle ein Beta-minus Strahler (ß-max. 1311 keV) und in 10,5 % der Zerfälle ein Gammastrahler (1461 keV), also in beiden Strahlungsarten recht hochenergetisch.
Während Außenfassadenanstriche strahlenschutzmäßig unrelevant sind, kann es in Innenräumen auch in gewissem Abstand zu Wänden, falls diese freigehalten sind, zu einer Strahlenexposition kommen. Die Gammaexposition spielt hier auf Grund ihres deutlich geringeren Zerfallsanteils eine untergeordnete Rolle, Hauptexpositionsorgan wird die Haut sein.
Für die Einzelperson der Bevölkerung gilt im Gegensatz zur Gammaexpostion (effektive Dosis 1 mSv/Jahr) für die Haut ein Grenzwert von 50 mSv/Jahr, weil die Haut ein sehr resistentes Organ darstellt.

Norbert

opengeiger.de

Ich hab mich mal ein wenig schlau gemacht. Das Kalium-Silikat K2SiO3 wird im Baumarkt auch als Kali-Wasserglas für unterschiedliche Zwecke verkauft. Mit Farbpigmenten ist es dann wohl die besagte Farbe. Man kauft da Gebinde von mehreren Litern, so wie ich das sehe. Es ist aber nicht so klar wieviel Kalium-Silikat da in Lösung ist. Aber ich bin mir sicher, dass wenn man ein paar Liter davon verstrichen hat, dann sind das schon auch ein paar Gramm Kalium, die man dann flächig auf der Wand verteilt hat. Und ich denke, dass wenn man nun eine ODL-Sonde mit z.B. dem 70031A Zählrohr in Raummitte aufstellt, dann wird man das sehen. Allerdings glaube ich, dass es schwer sein wird vorherzusagen, um wieviel der Anstrich die Gamma-ODL im Raum erhöhen wird. Das müsste man ausprobieren. Meinem Gefühl nach werden das einige 10nSv/h sein. Was die Bewertung der Gefährlichkeit anbelangt, da schließe ich mich @NoLi an. Selbst wenn man von einem Aufenthalt von 70% am Tag ausgeht, und auf 50 Jahre hochrechnet, würde man epidemiologisch sicher keinen merklichen Effekt feststellen können. Aber mit der Messtechnik wird man das selbst im Hobby-Bereich noch ganz brauchbar nachweisen können. Und ich denke auch, mit einer Ingestion von Kalium, die ja lebensnotwendig ist, erzeugt man die höhere Strahlenbelastung (man stellt so aber auch das Training fürs Immunsystem sicher, um die Reparatur von Strahlendefekten gut geübt bewerkstelligen zu können  ;) ).

Peter-1

Ganz wissenschaftlich läßt sich das wohl mit kleinem Aufwand nicht klären. Wir wissen, dass die ODL Werte im Lauf von Tagen, Wochen und Monaten schwanken. Ein Raum messen, JA zum Zeitpunkt T1. Dann mit der Farbe streichen und messen, T2. T2 - T1 = Anstrichwert?
Es müßte also um den Raum herum mit weiteren Sonden gemessen werden damit man die üblichen Schwankungen herausrechnen kann.
/laut gedacht/
Es leben Menschen in Norddeutschland, z.B. in Wanna mit einer Belastung von
60 - 70 nSv/h. Es leben Menschen in Frankreich nahe Cherbourg im Ort Tréauville mit Werten um 300 nSv/h.  Müssen wir uns Gedanken machen ob wir 100 nSv/h oder 110 nSv/h im Zimmer haben?
Gruß  Peter