Herzschrittmacher mit Isotopenbatterie

Begonnen von DL3HRT, 07. Oktober 2024, 08:47

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DL3HRT

Ich war am Wochenende auf einem Amateurfunktreffen im Erzgebirge. @DG0MG war auch dort. Es gab einen unter anderem sehr interessanten Vortrag eines Chirurgen über Herzschrittmacher. Er hat im Verlaufe seines Vortrags das Foto eines Herzschrittmachers mit Pu-238 Isotopenbatterie gezeigt. Auf der Isotopenbatterie ist die Aktivität mit 2,5 Ci angegeben! Die damit erzeugte elektrische Energie dürfte im Mikrowatt-Bereich gelegen haben. 

Herzschrittmacher mit Isotopenbatterie waren glücklicherweise nur eine relativ kurze Episode Anfang der 1970er Jahre. Problematisch bei diesen Teilen war das Thema "Entsorgung" nach dem Ableben des Herzschrittmacherträgers. Laut Wikipedia enthielten diese Isotopenbatterien 200 mg Plutonium. Dazu im nachfolgenden Link nach "Herzschrittmacher" suchen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Radionuklidbatterie#Plutonium_238Pu

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NoLi

Zitat von: DL3HRT am 07. Oktober 2024, 08:47...
Herzschrittmacher mit Isotopenbatterie waren glücklicherweise nur eine relativ kurze Episode Anfang der 1970er Jahre.
...
Das stimmt, aber nur in Europa, insbesondere Deutschland(West). In den östlichen Ländern, insbesondere der Sowjetunion, aber auch in Südamerika, wurde plutonium- und teilweise prometiumhaltige Herzschrittmacher noch bis weit in den 1980er Jahren implantiert.
Und wieviele davon heute auf deutschen Friedhöfen liegen oder kremiert wurden (Aussiedler aus den frühen 1990er Jahren,vor allem aus der Sowjetunion), weiß man nicht, weil die Träger in der Regel keinerlei Wissen davon hatten und Aufzeichnungen darüber nicht verfügbar waren.

Norbert 

Kermit

#2
Zitat von: NoLi am 07. Oktober 2024, 10:59oder kremiert wurden

Die Zahl der HSM, die kremiert wurden ist sicher verschwindend gering, falls das überhaupt passiert ist, da die Bestatter diese und ähnliche Geräte (implantierte Pumpen, Ports etc.) vorher "ausbauen".

Hier noch eine kurze Info für Interessierte aus den 70er Jahren zum Thema HSM:

https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=167480



NoLi

Zitat von: Kermit am 10. Oktober 2024, 13:27Die Zahl der HSM, die kremiert wurden ist sicher verschwindend gering, falls das überhaupt passiert ist, da die Bestatter diese und ähnliche Geräte (implantierte Pumpen, Ports etc.) vorher "ausbauen".
...
Sofern sie Kenntnis von der Implantation hatten, was bei damaligen Ost-Migranten nicht immer gegeben war, weil deren Angehörige, sofern überhaupt vorhanden, nicht immer Ahnung vom Vorhandensein eines solchen Teils hatten.
Ich glaube nicht, dass Bestatter immer ihre Kunden vor der Bestattung oder Kremierung durchwühlen...meistens werden Implantationsteile bei Letzteren aus der Asche herausgefischt und der Verwertung zugeführt.

Norbert

Gigabecquerel

Das sind ja beachtliche Dosisleistungen, die von so einem Teil ausgehen!
Klar, ich verstehe, dass das etwas mehr sein kann wenns dafür Leben Rettet, aber >50 µSv/h, dauerhaft?!
Das ist ein halbes Sv pro Jahr...
Gammaspektroskopie, Proportional- und Halbleiterzähler!

DG0MG

Zitat von: DL3HRT am 07. Oktober 2024, 08:47Ich war am Wochenende auf einem Amateurfunktreffen im Erzgebirge. DG0MG war auch dort.

Ja, das war schon krass. Da fährt man - nach vielen Jahren mal wieder - auf ein lokales Amateurfunktreffen, ohne sich vorher das Vortragsprogramm allzu genau anzusehen. Muss man auch nicht, denn der Veranstalter DL2HSC fand in der Vergangenheit immer interessante Personen oder Geschichten. Und dann kommt ein Referent aus der Gegend um Garmisch-Partenkirchen, erzählt, dass er Chirurg wäre (jetzt im Ruhestand) und jahrelang Herzschrittmacher implantiert und gewartet habe. Natürlich ein Funkamateur: Dr. Martin Rothe, DF3MC. Er verstand es, dem technisch vorbelasteten Publikum die Funktionsweise von Herzschrittmachern und Defibrillatoren extrem verständlich zu erklären und dabei auf die praktischen Probleme einzugehen, die so im täglichen Betrieb vorkommen. Sein Reden war in etwa so, wie ein Optiker oder Hörgeräteakustiker, der sich um kleine Problemchen mit seinen ausgereichten technischen Hilfmitteln kümmert.

Natürlich weiß man als Laie, dass der Herzschrittmacher über Elektroden elektrische Impulse ans Herz sendet, wenn dieses aus dem Rhythmus kommt. Dass es zwei Elektroden in zwei verschiedenen Regionen des Herzens sind, die zeitlich nacheinander angeregt werden, hat man vielleicht auch schon mal gehört.

Aber wer hat schon mal darüber nachgedacht, wie man eigentlich die durch den Strom verursachten elektrolytischen Vorgänge an den Elektrodenenden verhindert? (Zum Vergleich: Das Verschlucken einer CR2032-Knopfzelle kann zum Tode führen!) Die Lösung ist eigentlich logisch, man arbeitet mit Wechselspannung. Ein kurzer Impuls hoher Amplitude für den Herzmuskel und dann ein andersherum gepolter, längerer, flacher Impuls gleichen Energiegehalts, um die Elektrolyse umzukehren.
Oder wie der HSM merkt, dass sein Träger jetzt einen Marathon läuft und das Herz jetzt schneller schlagen muss?
Oder ob ein Herzschrittmacher druckdicht ist und sein Träger mit einem solchen Tauchen gehen kann?

Das war auf jeden Fall ein Vortrag, der extrem fesselnd und interessant war.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL8BCN

In dem Zusammenhang und für Funkamateure interessant ist natürlich die EMV-Verträglich von Herzschrittmachern.
Oder andersherum: Muss ich mir Sorgen machen als Funkamateur und Herzschrittmacherträger, das mein implantiertes Gerät durch HF beeinflusst wird.

DG0MG

Diese Frage wurde natürlich auch behandelt, aber die Quintessenz war: "Machen Sie sich darüber keine Gedanken". Einzig bei einer MRT-Untersuchung wäre es kritisch.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

ZitatEinzig bei einer MRT-Untersuchung wäre es kritisch.
Und die neue Generation von Herzschrittmachern kann nach Martins Aussage auch die MRT-Untersuchung mit dem sehr starken Magnetfeld von 3 Gauss, extremen Magnetfeldgradienten und hochfrequenten Wechselfeldern problemlos ab. Da wusste er selbst nicht, wie die Hersteller das hinbekommen.  ;)

DG0MG

Wann hat man schonmal die Möglichkeit, drei Herzschrittmacher in die Hand zu nehmen?
Ich hatte sie, aber natürlich sind das keine mit Isotopenbatterie:

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"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Peter-1

Mit 2 uralt Geräten kann ich mithalten. Das Wunder für mich, dass die Batterien noch nicht das Gehäuse gesprengt haben. Sehr schön auch die Transistoren und die alte Verdrahtung.
Links der Syncronous Pacer ATRICOR von CORDIS corporation Miami Florida
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Gruß  Peter