OpenRadiation

Begonnen von silfox, 21. September 2024, 20:31

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silfox

Ich möchte auf das Citizen-Science-Projekt ,,OpenRadiation" hinweisen:

https://www.openradiation.org/en

Zur Erläuterung des Projekts verweise ich auf folgende Publikation.

https://www.radioprotection.org/articles/radiopro/full_html/2019/04/radiopro190078/radiopro190078.html

Daraus zitiere ich folgende Passage (die mit Google-Translator übersetzt wurde):
 
,,OpenRadiation ist ein Projekt, das für Einzelpersonen konzipiert wurde, um die Radioaktivität in der Umgebung zu messen, darunter Strahlung terrestrischen und kosmischen Ursprungs sowie Strahlung, die durch menschliche Aktivitäten erzeugt wird. Es handelt sich um ein Open-Data- und Open-Source-Citizen-Science-Projekt. Das OpenRadiation-Projekt wurde konzipiert, um verschiedene Ziele zu erreichen, sowohl in normalen Situationen als auch in Notfallsituationen..."

Das IRSN in Paris ist recht aktiv und ist bestrebt, die Anzahl an Nutzern zu erweitern.
Entsprechend wurde das Projekt in die EU-Citizen Science-Plattform aufgenommen.

Ich habe mit dem IRSN Kontakt aufgenommen und einen Konverter (kleines Programm) geschrieben, um mobile Daten auf OpenRadiation hochzuladen, die mit einem Radiacode-Detektor (RC-103G) aufgenommen wurden (Daten sieht man in der Anwendung im Raum Freiburg).

Sollte Interesse bestehen, kann ich das Programm zur Verfügung stellen. Es ist in C geschrieben und  unter Linux sowie Termux (auf Android Smartphones) getestet. Die für das Hochladen auf OpenRadiation notwendigen track-Dateien müssen dazu in der Radiacode App exportiert werden.
Um Daten hochzuladen benötigt man allerdings einen "apiKey", den man per Email anfragen kann.
Eine Erläuterung dazu findet man unter:

https://github.com/openradiation/openradiation-api

Ich erachte OpenRadiation als interessant und nützlich, nicht nur als Plattform zur Bereitstellung von Messwerten. Da das Projekt weiter entwickelt wird, soll es auch der Weitergabe an Wissen und Informationen dienen.

Viele Grüße

Ulrich

PS: Ich habe noch keinen Eintrag zu "OpenRadiation" gefunden und daher ein neues Thema gestartet.

opengeiger.de

Schöne Sache, dass sich endlich mal Behörden bzw. Institutionen um das Thema Citizen Science bemühen :good2:

Leider in diesem Fall stark auf Frankreich fokussiert.  :( 

Ich hab mir das Projekt flüchtig angeschaut. Der Fokus soll im Bereich Ausbildung und Pädagogik liegen, wenn ich es richtig verstehe. Die Infrastruktur ist allerdings meiner Meinung nach recht komplex aufgesetzt. Ob man damit den Durchschnitts-Bürgerforscher erreicht, hmmm? Ich denke es wird so recht Personal-intensiv sein, man braucht viele "Mittelsleute", die das Know-How so zu den weniger-Wissenden transportieren, dass diese auch einen nennenswerten Anteil verstehen, wie das alles zusammenspielen soll. Wenn  die Bürgerforscher allerdings merken würden, sie dienen nur als billige Arbeiter für Forschungseinrichtungen, und müssen Dinge tun, die sie dann am Ende doch nicht verstehen, dann verlieren sie schnell die Lust. Also ich denke, es müsste noch viel anschaulicher gemacht werden, was man dabei lernen kann und warum dieses Lernen dann auch gewinnbringend sein kann.

Ist es richtig, man kann dort auch einen Geiger-Kit erwerben, mit dem man ODL-Messdaten wie bei Safecast einspeisen kann? Und dann gibts noch die Möglichkeit für Beiträge in Form von Messungen beim Fliegen?

Was Deinen Beitrag @silfox anbelangt, sind die d'accord wenn Du Daten von einem ganz anderen Detektor einspeist? Das war ja bei Safecast ein ganz großes Problem und führte zur Entwicklung des bGeigie.

Ich bin echt gespannt, wie das außerhalb der Akademia angenommen wird ... Ob ich da wohl meine Messungen  auf dem Schlackepflaster von Lutherstadt Eisleben so einfach einspeisen kann? Und was an Ausbildung und Padagogik da dann draus entsteht?

Naja, aller Anfang ist schwer, aber es ist mal ein Anfang! Interessiert sich denn das BfS dafür?

@silfox :Hab ich es richtig gelesen, Du hast mit einem RC-103g mit GAGG-Kristall entlang eines Wegs aus Freiburg raus gemessen? Du hast also einen RC-103g zur Verfügung ?  ;)  ;)  ;) 

silfox

Das Hochladen von Track-Daten des RC103G ist mit IRSN abgestimmt.
Ich konvertiere (mit dem bereits erwähnten Programm) die radiacode-Track-Daten in JSON (gemäß der Spezifikation von OpenRadiation) und habe ein Bild beigefügt.

In den rctrk-Files von Radiacode ist die ODL wie folgt angelegt:

      lat1    = (double)atof(s4);
      lon1    = (double)atof(s5);
      quality = (double)atof(s6);
      ader    = (double)atof(s7)*0.01; // uSv/h: multiply with 0.01
      cps     = (double)atof(s8);

Man kann natürlich (direkt auf dem Smartphone) auch jedes andere Datenformat erzeugen, z.B. gpx-Files.

Ich habe von IRSN inzwischen auch einen Detektor erhalten, der bei mir permanent in Betrieb ist:
https://icohup.com/en/geiger-muller-radiometer/


OpenRadiation lädt übrigens für den 9. Dezember ein:

Getting ready for Community Day....See you on December 9!

We are pleased to announce that the next OpenRadiation Community Day will be held on December 9, 2024 in Fontenay-aux-Roses, near Paris.

This day will be the ideal opportunity to meet other contributors, discuss project news and share your ideas and experiences.

Stay tuned for details of the program and how to register!

We look forward to seeing you!

The Openradiation team



NoLi

Alles schön und gut, aber leider bin ich einer von denen, die von der ganzen hier beschriebenen Datensammeleinrichtung und -übertragung keinen blassen Schimmer hat (ist halt nicht meine Welt)!!
Und daran, glaube ich, krankt auch ein so eingerichtetes System, es setzt m.M. zu sehr auf IT-spezifische Kenntnisse und Voraussetzungen.
Es müsste ein Datensammelsystem auf einer Online-Plattform geben, was es erlaubt, neben dieser Bluetooth- und Smartphone-bezogenen Übertragung auch Messdaten, zusammen mit benutztem Messgerätetyp und Datum und Ort, nach einem Login manuell in ein Sammelprotokoll einzutragen. Sonst bleibt ein -wahrscheinlich nicht unerheblicher- Teil von Messwillligen von Strahlungsdatensammelaktionen ausgeschlossen.

Ferner werden hier überwiegend russische Geräte empfohlen, die derzeit auf dem mindestens deutschen Markt nicht verfügbar sind. Daher muß so eine Plattform gerätetypunabhängig gestaltet sein. Manche Hobbyisten bedienen sich ja auch der Profigeräte, die kein Bluetooth besitzen.

Norbert

silfox

Ich habe mir die Seite von OpenRadiation noch einmal angesehen.
Es stimmt. Die Eingabe von Daten ist nicht intuitiv gestaltet (vielleicht ist das aber auch beabsichtigt).

OpenRadiation will aber mehr sein als eine reine Datensammelstelle.
Man will erreichen, Wissen im Bereich der Messung von Umweltradioaktivität zu vermitteln.

Es gibt ferner in Spanien ein relativ neues Projekt https://ibercivis.es/en/openred-eng/

In Deutschland ist man meines Wissens nach in der Phase der Orientierung...

Darüber hinaus gibt Pläne für ein neues EU-Projekt in dem die Erfahrungen aus Frankreich, Spanien etc. mit einfließen sollen.

Aber: Ziel der hier genannten Projekte ist nicht nur das reine Datensammeln, sondern auch eine weitreichende Wissensvermittlung (mit dem Hintergedanken, dadurch eine Optimierung der Qualität der Daten zu erreichen).

Das Problem wird allerdings immer sein, ob man die Citizen Science Community tatsächlich erreicht. Der Grund ist nicht zuletzt, dass Citizen Science von Individuen praktiziert wird.
Es gibt keinen Ansprechpartner und z.B die formale Einbindung eines Forums in derartige Projekt ist nicht möglich. Eine Lösung für dieses Problem ist mir nicht bekannt. Aber vielleicht kann man einmal darüber nachdenken ...

NoLi

Zitat von: silfox am 22. Dezember 2024, 16:41...
In Deutschland ist man meines Wissens nach in der Phase der Orientierung...
...
Ist DAS nicht typisch Deutsch? Alles zerreden, zerpflücken, zerdiskutieren, damit es 200 %ig und unantastbar werden kann...anstatt mal kreieren, loslegen und machen (wie SAFECAST).

Zitat von: silfox am 22. Dezember 2024, 16:41...
Aber: Ziel der hier genannten Projekte ist nicht nur das reine Datensammeln, sondern auch eine weitreichende Wissensvermittlung (mit dem Hintergedanken, dadurch eine Optimierung der Qualität der Daten zu erreichen).
...
Das Ziel ist doch Citizen-Science und nicht Professional-Science, und damit verbunden sind nun mal auch gewisse Unsicherheiten (bedingt durch Geräte- und Anwenderqualitäten) in den Ergebnissen. Dem kann man aber durch (kurze) dataillierte Messanweisungen (so wie es die Japaner nach Fukushima machten) und Registrierung mit Zugang zur Plattform entgegen wirken. Eine Beurteilung dieser dort registrierten Ergebnisse würde in einem Fall der Fälle eh von Strahlenschutzprofis erfolgen...Hauptsache, die Umstände der Ergebnisermittlung sind bekannt (Ort; Datum; Uhrzeit; Abstand zum Boden/Objekt; Messgerätetyp;...).

Zitat von: silfox am 22. Dezember 2024, 16:41Das Problem wird allerdings immer sein, ob man die Citizen Science Community tatsächlich erreicht. Der Grund ist nicht zuletzt, dass Citizen Science von Individuen praktiziert wird.
Es gibt keinen Ansprechpartner und z.B die formale Einbindung eines Forums in derartige Projekt ist nicht möglich. Eine Lösung für dieses Problem ist mir nicht bekannt. Aber vielleicht kann man einmal darüber nachdenken ...
Das ist eine Frage der Projekt-Vermarktung, also der Bekanntmachung via Presse, Funk + Fernsehen; Social Media und Internetauftritte. Je öfter über so ein Projekt berichtet, auch ergebnisberichtet, wird, desto mehr Personen interessieren sich dafür. Ich glaube, hier im Forum würden schon einige mitmachen wollen ;D


>>Es gibt ferner in Spanien ein relativ neues Projekt https://ibercivis.es/en/openred-eng/<<
Wie im Projekt schon benannt:
"Openred zielt darauf ab, die öffentliche Bildung in Bezug auf Strahlung, ihre Quellen, die allgemeinen Prinzipien der Strahlenerkennung und des Strahlenschutzes sowohl in Notsituationen als auch in Situationen der geplanten und bestehenden Exposition zu erhöhen."
Die Bildung in diesem Fach soll erhöht werden, aber keine Profis gezüchtet. Gut, wenn man bedenkt, wie die Unterrichtung dieses Fachgebietes teilweise in unseren Schulen erfolgt bzw. nicht erfolgt...und damit vermutlich auch der Kenntnisstand in der allgemeinen Bevölkerung ist...

Norbert

silfox

Ich habe nochmals nachgeschaut, diesmal in der OpenRadiation-App – und muss mich korrigieren.

Zunächst ist es notwendig, sich bei OpenRadiation zu registrieren.
Danach kann man sich anmelden und über die App Messwerte manuell eingeben.
Der Vorteil der Verwendung des SmartPhones ist, dass man geführt wird. So wird die aktuelle Zeit und Position (mittels GPS bestimmt) vorgeschlagen. Dann gibt man die ODL an und legt dabei die Messposition fest mit der Auswahl: am Boden oder 1m über Grund.
Ferner sind wählbar ,,countryside", ,,city", ,,inside" und ,,on-the-road".

Zusätzlich gibt es auf der Projektseite eine Zusammenfassung von Hinweisen, wie man eine Messung durchführt. Und man sollte auch eine Beschreibung des verwendeten Messgerätes zur Interpretation der Daten zur Verfügung stellen.

OpenRadiation, wie auch OpenRed haben tatsächlich das Ziel, der Allgemeinheit Grundkenntnisse im Strahlenschutz zu vermitteln. Man ist sich dabei dessen bewusst, dass es sich hierbei um einen Lernprozess handelt und die Interaktion mit Interessierten notwendig ist.

Was aber sicher richtig an der Anmerkung von @NoLi ist, dass man grundsätzlich Projekte gut vermarkten muss und offen sein sollte für ein Engagement von Außen. Das könnte dann auch helfen,das Problem zu lösen, dass es nicht immer eines formalen Rahmens bei einer Mitwirkung bedarf.

Zum Schluss noch ein Hinweis auf: https://www.radonorm.eu/

Radiohörer

Zitat von: silfox am 22. Dezember 2024, 16:41Das Problem wird allerdings immer sein, ob man die Citizen Science Community tatsächlich erreicht. Der Grund ist nicht zuletzt, dass Citizen Science von Individuen praktiziert wird.
Es gibt keinen Ansprechpartner und z.B die formale Einbindung eines Forums in derartige Projekt ist nicht möglich. Eine Lösung für dieses Problem ist mir nicht bekannt. Aber vielleicht kann man einmal darüber nachdenken ...
...seh ich eher nicht so, wenn ich auf die vielen Daten auf den Karten von Radiacode, Raysid und map.safecast.org/?y=48.11&x=14.72&z=7&l=0&m=0 schaue.
Ist wie bei OSM: am Anfang wurden sehr kleine Brötchen gebacken, nun sind die Infos, NATÜRLICH nicht überall, teils schon sehr gut. Auf jeden Fall besser als bei G----e.
Kommt auch auf den Anspruch und die Anwendung an...

NoLi

@silfox von 20:01:

Das wäre doch genau der richtige Ansatz für eine deutsche Plattform: wozu das Rad dann neu erfinden? Man kann ja eine Plattform a la OpenRadiation bei Bedarf noch nach gewünschten Gesichtspunkten modifizieren und ergänzen.

Wünschenswert wäre eine Datenübermittlung auch via PC und nicht nur über SmartPhone.

Norbert

Zugpferd

Hallo zusammen,
Wie sehen denn alle Projekte die Reproduzierbarkeit von Messwerten? Sprich erwarten sie an den energiekompensierten Geräten auch eine Konstanzprüfung / Kalibrierung oder gar Eichung?

Das würde je jedes Projekt mit Citizen Unterstützung arg einschränken.
Persönlich habe ich mir seit Jahren ein Netzwerk zur Datenermittlung gewünscht wurde aber immer wieder enttäuscht. Dabei würde ich mir ein stationäres System im Garten und mobil am Auto/Fahrrad wünschen.

Ich wurde letztens angesprochen, evtl. entwickelt sich da von Seiten Deutschland noch was, dann werde ich berichten.

Gruss Keule 

NoLi

#10
Zitat von: Zugpferd am 23. Dezember 2024, 07:38Hallo zusammen,
Wie sehen denn alle Projekte die Reproduzierbarkeit von Messwerten? Sprich erwarten sie an den energiekompensierten Geräten auch eine Konstanzprüfung / Kalibrierung oder gar Eichung?
...
Meine Meinung zum Einsatz von (Consumer-)Geräte in Netzwerken:

Energiekompensierte Geräte nein (würde sonst so gut wie alle Consumer-Geräte ausschliessen).
Konstanzprüfung ja, wenn möglich (z.B. mit Kaliumcarbonat (Pottasche) oder Kaliumchlorid).
Kalibrierung wünschenswert (Realisierung würde aber schwierig werden).
Eichung nein (wäre auch bei nicht konformitätsgeprüften Profi-Geräten nicht möglich! Und Consumer-Geräte können überhaupt keine Konformität gemäß EU Mess- und Eichverordnung bekommen.).

So ein Netzwerkprojekt lebt ja von der Vielfalt der Messungen, daher sollte es auch keine bzw. kaum Geräteeinschränkungen geben. Es müsste aber sichergestellt sein, dass der Gerätetyp und/oder Zählrohrtyp bei den Messwertangaben mit angegeben wird...damit könnte man bei Bedarf Rückschlüsse auf die Ergebnisse ziehen oder Rückfragen tätigen.

Wichtig ist m.M. nach, dass man nicht gleich von wissenschaftlich fundierten exakten Ergebnissen ausgeht, sondern auch -herstellerbedingte- Toleranzen zulässt. Sonst würde die Motivation (zumindest teilweise) gleich abgewürgt. Schliesslich handelt es sich ja bei Citizen-Science um Bürgerwissenschaft. Eine detaillierte Messanweisung wäre sehr hilfreich und würde grobe Fehler verhindern.

Ein weltweites Firmen-Messnetzwerk gibt es beispielsweise auch von GQ für seine GMC-XXX Geräte:  https://www.gmcmap.com/ (Geigerzähler + Radon) und nur für Geigerzähler https://gmcmap.com/index.asp (beide Links mit Laufschrifthinweisen!). Für Details Punkte anklicken!

Norbert