Citizen Science Strahlungsmessung / Strahlenschutz

Begonnen von opengeiger.de, 28. Oktober 2023, 14:36

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NoLi

Technisch sicherlich ja, organisatorisch käme es auf die Regelungen im Betriebshandbuch des ausführenden Institutes an, ferner muß dann auch noch der Sicherheitsbeauftragte des KIT zustimmen.

Norbert

Henri

Zitat von: NoLi am 18. November 2023, 14:32Genau dieses hatten wir im Jahr 2013 am Stand des ABC-Zug Karlsruhe bei einem Katastrophenschutztag mit Pressevorankündigung angeboten...Interesse Null!
Allerdings war damals die politische Lage anders (Friede, Freude, Eierkuchen). Und nachdem in letzter Zeit die Chinesen so massiv mit ihren Billiggeräten auf den Markt kommen, wäre wahrscheinlich auf Grund höherer Geräteverbreitungszahlen heutzutage das Interesse vielleicht etwas größer.
Die Möglichkeiten beim ABC-Zug Karlsruhe bestehen. Strahler von einigen Bq bis 220 MBq sind vorhanden.

Norbert

Das ist tatsächlich sehr schade. Aber einen neuen Versuch wäre es sicherlich wert. Ich kann mir auch vorstellen, dass das Angebot mittlerweile mehr benutzt würde.

Und falls es wieder ein Flop wird, kann man die Sinnhaftigkeit weiterer Bestrebungen in Richtung "Citizen Science" zumindest besser einordnen...


NoLi

Hier mal eine Bewertung und Stellungnahme der Strahlenschutzkommission zu

4.2.5 Citizen Science im Strahlenschutz

https://www.ssk.de/SharedDocs/Beratungsergebnisse/DE/2023/2023-05-08_Stg_ICRP103.pdf?__blob=publicationFile&v=4
(Seiten 61 - 64)

Norbert

opengeiger.de

Zitat von: NoLi am 09. März 2024, 20:01Hier mal eine Bewertung und Stellungnahme der Strahlenschutzkommission zu

4.2.5 Citizen Science im Strahlenschutz

https://www.ssk.de/SharedDocs/Beratungsergebnisse/DE/2023/2023-05-08_Stg_ICRP103.pdf?__blob=publicationFile&v=4
(Seiten 61 - 64)

Norbert

Klingt ausnahmsweise mal ganz positiv. Aber warten wirs mal ab, messen sollten wir das nämlich nicht am Vorsatz sondern an den Taten. Meiner Meinung nach müsste das BfS nun tätig werden und wenigstens mal ganz unvoreingenommen einen Pilotversuch machen. Ich hätte da auch eine Idee wie man die Messfähigkeit und die Qualität der Daten der Bürgerforscher sicherstellen könnte ...  :D

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 09. März 2024, 22:09...
Meiner Meinung nach müsste das BfS nun tätig werden und wenigstens mal ganz unvoreingenommen einen Pilotversuch machen.
...
Ich glaube nicht, dass das BfS von sich aus tätig werden würde. Als Bundesamt untersteht es dem BMUV, und es arbeiten im BfS Beamte und Angestellte im Öffentlichen Dienst, welche solche Projekte wahrscheinlich nicht von sich aus initiieren können bzw. dürfen. Hier ist das übergeordnete BMUV gefragt.
Einfacher verhält es sich mit privaten Organisationen, wie z.B. dem Fachverband für Strahlenschutz (AKN Notfallschutz und AKA Ausbildung). Ich werde mal den Vorsitzenden und Ansprechpartner des AKN, Stefan P., entsprechend ansprechen.

Das BMUV war vor 8 Jahren mit Citizen Science schon mal befasst:

Konzept zur Anwendbarkeit von Citizen Science in
der Ressortforschung des Umweltbundesamtes

(https://www.bmuv.de/download/konzept-zur-anwendbarkeit-von-citizen-science-in-der-ressortforschung-des-umweltbundesamtes)

Norbert

opengeiger.de

@NoLi: Kennst Du das:
https://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-2021121530247/3/BfS_2021_3620S12282.pdf

Seite 72:
Zitat>> Ein Ansatz, um kostenlose Radonmessungen in relativ großer Zahl durchzuführen, wäre es, im Sinne einer
,,Citizen Science" (Bürger*innenwissenschaft) zur Beteiligung an (freiwilligen und kostenlosen)
Messkampagnen aufzurufen, um die Kartierung der Radonbelastungen in Wohnräumen in Deutschland zu
vervollständigen und gleichzeitig Informationen über die Radonbelastung in den eigenen Wohnräumen zu
erhalten. <<Ende Zitat

Also man überlegt schon beim BfS .... allerdings schon seit Dezember 2021

opengeiger.de

Dann gibt es das RadoNorm Project, das immerhin vom BfS koordiniert wird:
https://www.radonorm.eu/wp-content/uploads/2022/10/radonorm-open-call-guide-FAQs.pdf

Seite 6:
Zitat>> RadoNorm is coordinated by the Federal Office for Radiation Protection in Germany (BfS) and delivered
by a total of 56 institutions from 22 countries around Europe. The project started in September 2020 and
will finish in August 2025. <<

Der Call war letztes Jahr zu Ende,  das Projekt soll 2025 zu Ende sein. Aber habt ihr was gehört davon, dass Freiwillige gesucht werden ???

siehe auch:  https://www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/natuerlich-ion/laufend/radonorm.html
und: https://www.radonorm.eu/

Also ich schließe draus, das BfS koordiniert nur ...  :o

DG0MG

Zitat von: opengeiger.de am 10. März 2024, 20:40Zitat>> Ein Ansatz, um kostenlose Radonmessungen in relativ großer Zahl durchzuführen, wäre es,
Das gibts zumindest in Thüringen schon:
https://tlubn.thueringen.de/umweltschutz/strahlenschutz/natuerliche-radioaktivitaet
(ganz unten: "Radonmessungen in Innenräumen 2024")

MDR: "Behörde sucht private Radon-Forscher" https://www.mdr.de/video/mdr-videos/f/video-798272.html

Allerdings ist das "eigene Einbringen" eines Bürgers bei dieser Art Mitwirkung doch sehr begrenzt - wenngleich natürlich keinesfalls nutzlos.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

opengeiger.de

@DG0MG Hast Du mitgemacht, oder kennst Du jemand der mitgemacht hat? Wie lief das ab?

DG0MG

Nee, ich bin nicht in Thüringen. Aber ich hab oben einen MDR-Beitrag nachgetragen, der zeigt das.

Letztendlich wurden Leute gesucht, die ein Radon-Exposimeter in ihrem Wohnbereich aufstellen, 1 Jahr oder so. Danach wird ausgewertet und das Amt hat dadurch einen besseren Überblick über das Radonauftreten in verschiedenen Gegenden. Sicher ist das auch Strategie, denn in Ronneburg (Ostthüringen) wurde sogar vor Gericht darüber gestritten, ob die Ausweisung von Radonvorsorgegebieten nicht auf zu wenig Daten beruhte. Siehe https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=14646
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 10. März 2024, 20:48Dann gibt es das RadoNorm Project, das immerhin vom BfS koordiniert wird:
https://www.radonorm.eu/wp-content/uploads/2022/10/radonorm-open-call-guide-FAQs.pdf
...
Also ich schließe draus, das BfS koordiniert nur ...  :o
Ja, nur WAS koordiniert das BfS auf diesem Gebiet??

Radon als Citizen-Science-Projekt ist sicherlich interessant, aber für die Teilnehmer eher langweilig und frustrierend, weil sich die (aktive) Mitwirkung mit passiven Dosimetern nur auf ein paar Minuten pro Jahr beschränkt. Da ist das Aufstöbern von NORM viiiel interessanter, weil dies u.a. den Jagdinstinkt weckt ;)  , also ein aktives Erlebnis bedeutet (daher habe ich "meinen kleinen Russen" immer in der Hose dabei ;D ...fast immer).

So wie ich das rauslese, fördert die EU solche Projekte auch mit entsprechenden Geldern...nur, wo bleiben diese in Deutschland??? Auch ich habe noch nie von einer Vereinigung, wie z.B. SAFECAST, in Deutschland gehört, bei der man sich entweder als Mitglied anmelden, seine Messergebnisse melden kann und die Ergebnisse als für Jedermann zugängliche Information veröffentlicht wird. Hierzu würde ich eine entsprechende Initiative seitens des BfS erwarten! Oder von einer Privatorganisation wie SAFECAST, die dann aber auch für die Infrastruktur die zur Verfügung gestellten Fördergelder bekommen muß.

Norbert

opengeiger.de

Ich seh das ähnlich wie @NoLi. Ich denke aber, auch wenn man als Bürgerforscher mit etwas mehr Kreativität und Forschungsleistung beitragen möchte als durch das ausschliessliche Platzieren eines Kernspurdosimeters im Haus, müssten wir uns natürlich auch Gedanken machen, wo und wann eine staatliche Strahlenschutzbehörde einen Nutzen von der aktiven Forschungsleistung der interessierten Bürger haben könnte, damit man ein gutes Projekt Outcome für beide Seiten bekommt. Ich persönlich denke, dass an erster Stelle stehen müsste, die Messfähigkeit und Datenqualität der messenden Bürgerforscher zu verbessern. Denn das wurde ja schon im Eurados Prepardness Projekt als kritische Barriere festgestellt. Wenn also die fehlende Energiekompensation wirklich das Hauptproblem der Kaufhaus-Geigerzähler ist, um verwertbare Bürgerdaten zu erhalten, dann wäre doch die Anleitung zum Bau eines Low-Cost Messgeräts mit einem energiekompensierten Zählrohr und eine Möglichkeit der Überprüfung der erreichten Genauigkeit mit dem selbstgebauten Gerät der logische Inhalt eines ersten Projekts in dieser Richtung.

Alternativ könnte das BfS natürlich auch ein passendes Bürgermessgerät zur Entwicklung durch einen Hersteller ausschreiben, so wie den bGeigie Nano von Safecast nur eben mit energiekompensiertem Zählrohr.

Oder nicht?