Gamma-ODL Referenzpunkt „Kapelle im Höhenpark Killesberg in Stuttgart"

Begonnen von opengeiger.de, 30. September 2023, 19:19

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Peter-1

Liebe Kapellengänger vom Killesberg,

entweder habe ich die vielen Berichte verschlafen, oder es gibt noch keine Messung des Gammaspektrums. Das kleine RC101 ... RC103 kann das doch.
Oder die Frage, was ist ein "normales" Uranspektrum? Alle Linien unterhalb 200 keV? Etwa so ?
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Das wäre dann weit ab von Cs137 und viele Geigerzählerwerte müßte man mal genauer ansehen. >:(
Also Killesbergliebhaber, bitte mal ein Spektrum  ;D
Pb214 und Bi214 werden vermutlich nicht dabei sein, oder  :unknw:

Schönes Wochenende
Peter
Gruß  Peter

NoLi

Zitat von: Peter-1 am 03. August 2024, 14:34...
Pb214 und Bi214 werden vermutlich nicht dabei sein, oder  :unknw:
Warum denn nicht? Die Uran-Zerfallsreihe im Gestein befindet sich doch im unveränderten Gleichgewicht, also mit allen Radionukliden bis zum Blei!

Norbert

Peter-1

Das entstehende Radon tritt doch in die freie Umgebung. Liege ich also falsch? Woher kommt dann Pb214 usw ?
Gruß  Peter

NoLi

Da liegst Du nicht ganz richtig. Nur ein Bruchteil des entstehenden Radon kann aus dem Gestein austreten, der größte Teil bleibt in der Kristall(Gesteins)matrix und zerfällt dort weiter.
Die Radonfreisetzungsrate hängt u.a. mit der Gesteinsart und dessen Porösität zusammen. Stark verwittertes Gestein (also quasi Sand) hat demnach die größte Freisetzungsrate.

Norbert

Peter-1

Wenn also z.B. Sandstein mehr Radon freisetzt als ander Steinarten, dann wäre auch das Gammaspektrum in der Kapelle etwas anders. Dann hätte gemahlener Sandstein nach ca. 1 Monat ein anderes Spekrtum als vorher?
Was ist mit der Erde aus Gottow, da ist kein Folgeprodukt zu erkennen.

Peter
Gruß  Peter

NoLi

Zitat von: Peter-1 am 03. August 2024, 18:35Wenn also z.B. Sandstein mehr Radon freisetzt als ander Steinarten, dann wäre auch das Gammaspektrum in der Kapelle etwas anders. Dann hätte gemahlener Sandstein nach ca. 1 Monat ein anderes Spekrtum als vorher?
...
Das Spektrum sieht immer gleich aus, lediglich die Peakhöhen bzw. Peakflächen unterscheiden sich leicht voneinander.

Zitat von: Peter-1 am 03. August 2024, 18:35...
Was ist mit der Erde aus Gottow, da ist kein Folgeprodukt zu erkennen.
Da befindet sich auch nur chemisch reines Uran(oxid) mit den Tochternukliden Th-234 und Pa-234 drin. Die Folgeprodukte ("Töchter") wurden bei der Uran-Raffination abgeschieden, die beiden benannten kurzlebigen Tochternuklide wachsen in den nächsten Wochen schnell wieder bis zum Gleichgewicht nach. Bis alle Tochternuklide sich wieder vollständig nachgebildet haben, mußt Du rund 750.000 Jahre warten. Verantwortlich dafür ist das Uran-234 (Halbwertszeit 245.000 Jahre).

Norbert

DL3HRT

Zitat von: Peter-1 am 03. August 2024, 18:35Was ist mit der Erde aus Gottow, da ist kein Folgeprodukt zu erkennen.
Sollte es auch nicht, denn die Kontamination der Gottower Erde geht auf chemisch reines Uranoxid zurück. Da haben sich auch nach 80 Jahren noch nicht nennenswert Radium und dessen Folgeprodukte gebildet. In deinem im Posting #90 gezeigten Spektrum der Gottiwer Erde ist der rechte Peak falsch beschriftet. Er rührt nicht von Ra-226 her sondern von U-235. Sobald Ra-226 in einer Probe enthalten ist, hat man automatisch auch Pb-214 und Bi-214.

NoLi

Zitat von: DL3HRT am 03. August 2024, 19:40...
In deinem im Posting #90 gezeigten Spektrum der Gottiwer Erde ist der rechte Peak falsch beschriftet. Er rührt nicht von Ra-226 her sondern von U-235.
Die Peaks von Uran-235 und Radium-226 unterscheiden sich nur um rund 1 keV! Eine Unterscheidung ist nur mit einem sehr guten HPGe-Detektor möglich.

Norbert

Radiohörer

...und was haltet Ihr von der Kurve des Raysid mit Gottower Erde in meiner (neuen) kleinen PB-Burg?

opengeiger.de

Im Gegensatz zur Erde aus Gottow zeigt das Gestein der Kapelle ein Spektrum von Unat. d.h. was ganz Natürliches und völlig Bio :D

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opengeiger.de

Nachdem ich von der Auflösung meines neuen RC-103 bereits schon recht beeindruckt  bin, war ich heute bei der Kapelle auf dem Killesberg und habe das Gerät im Referenzpunkt dort 1h lang ein Spektrum akkumulieren lassen und habe so die durchschnittliche Gamma-Ortsdosisleistung gemessen. Jetzt bin ich restlos begeistert von dem Gerät. Zusammen mit @ALARA hatten wir mit der großen Sonde von Automess 567nSv/h gemessen. Das hier ist jetzt das Ergebnis meines neuen RC-103. Also ich würde sagen, für ein Mauerwerk aus uranimprägniertem Sandstein funktioniert die Energiekompensation schon ziemlich gut! :good2:

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DL8BCN

Oh und sogar nur +-1,5%💪
So eine geringe Toleranz habe ich noch nie bei meinem 101er oder 102er gesehen.
Da bleibt es immer zweistellig.

Harald der Strahler

Heute mit Radiohörer in der Kapelle am Killesberg gewesen...
Hier die Messwerte meiner Strahlungsmessgeräte, die ich dabei hatte:
Better Geiger S2:
Kapelle:
Messzeit: 13,1 Min
CPM: 674
Dosisrate: 0,52 uSv/h
Wiese:
Messzeit: 17,4 Min
CPM: 92
Dosisrate: 0,08 uSv/h

Bosean 5000 (mit Rad Pro 2.0.2)
Kapelle:
Messzeit: 10 Min
CPM: 75,41
Dosisrate: 0,50 uSv/h
Wiese:
Messzeit: 10 Min
CPM: 21,07
Dosisrate: 0,14 uSv/h


Harald der Strahler

Ach ja und der Gamma Scout war etwas off...
In der Kapelle 0,68 uSv/h bei 1,25 CPS (Wiese: 0,17 uSv/h bei 0,31 CPS). Wie ich aber sehe (GS von Opengeiger) scheint das normal zu sein?! Der Bosean 5000 ist auch nicht energiekompensiert, warum funktioniert das da etwas besser?

opengeiger.de

Tausend Dank für die Messbeiträge!!! Man kann doch jetzt schon etwas erkennen, wie einzelne Meßgeräte typenspezifisch rauskommen, z.B. der Gammascout.Ich denke auch dass der Gammascout unter den Bedingungen in der Kapelle etwas zu hoch rauskommt. Das ist ein LND712 Zählrohr und Gammscout nutzt eine zählratenabhängige Umrechnung in die Ortsdosisleistung. Den Umrechnungsfaktor kann man erkennen, wenn man den Messwertespeicher ausliest, da stehen cps und uSv/h drin. Beim Gammascout wird der Umrechnungsfaktor auf Cs137 in 1m Entfernung berechnet und ich gehe davon aus nur typenspezifisch und nicht pro Gerät individuell. Man kann aber erkennen, das bei einem U238++ Spektrum der Dosisleistungswert im Vergleich zu einem Profigerät mit Energiekompensation (z.B. Automess) immer ein Tickchen höher ist.

Den Boosean kenne ich nicht im Detail. Aber es ist ein chinesisches Glaszählrohr drin. Wie der Hersteller die cps in uSv/h umrechnen weiß ich nicht, aber unter 1uSv/h wird das auch ein einfacher Umrechnungsfaktor sein. Da es aber ein Consumer-Gerät ist und viele Consumer eh nur ein U238++ Spektrum vor sich haben, könnte es durchaus sein, dass der Umrechnungswert eher auf den Anwendungsfall U238++ getrimmt wird.

Und was hat der Herr Radiohörer gemessen?