Gamma-ODL Referenzpunkt „Kapelle im Höhenpark Killesberg in Stuttgart"

Begonnen von opengeiger.de, 30. September 2023, 19:19

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Zitat von: Peter-1 am 17. Juni 2024, 12:42Mit welchen Toleranzen lebt die PTB ?  Die Zeit können wir sehr genau bestimmen, auch das Urmeter ist gut bekannt. Mit der Strahlung Lux und Candela wird es schon etwas schwammiger. Und wie genau kennt die PTB das Gray? 

Zur Einheit Gray heißt es von der PTB:

The fundamental quantity in the dosimetry of ionizing radiation is the absorbed dose
to matter in units of J/kg with the special name of gray (Gy). The Physikalisch-Technische
Bundesanstalt (PTB), the national metrology institute of Germany, is responsible for the
realization and dissemination of the gray for x- and gamma radiation. The quantity air kerma is
the metrological basis for dosimetry in radiation protection applications as well as in medical x-
ray diagnostics and therapy. Air kerma for x-radiation is primarily measured using what are
known as free-air ionization chambers (FACs). This technical report describes the definition of
air kerma, the physical principles behind FACs, the technical design of three different FACs
maintained at PTB, and the procedures and data needed to obtain the air kerma from the charge
measured by FACs.

Das Gray wird also mit einem Luft-Ionisationskammer-Standard festgelegt (also so wie mit dem RikamIno, nur ne bessere Konservenbüchse und etwas ausgefeiltere Elektronik  :D )

Die verbleibende Messunsicherheiten kann man hier nachlesen:
L. Buermann, The PTB free-air ionization chambers
https://oar.ptb.de/files/download/120.20220324.pdf


Henri

Zitat von: opengeiger.de am 17. Juni 2024, 19:21@Henri : Ich freue mich, dass Du mal wieder vorbeischaust im Forum, ich habe Dich und Deine profunden Kommentare schon vermisst!

Ja, schön, dass diese Diskussion um die Genauigkeit der Messwerte nun etwas in Gang kommt. Peter-1  hat da ja auch schon einige Fragen dazu gestellt.

Ich persönlich denke, da gibt es eine technische und eine juristische Betrachtungsweise.

Aber erstmal möchte ich auf die Gefühlswelt eines im Themenbereich interessierten Bürgers hinweisen. Der beginnt vielleicht mit einem GM-Zähler zu messen und sagen wir, er nimmt einen mit SBM-20 Zählrohr aus dem Kaufhaus für unter 100Euro. Dann meldet er vielleicht einen Fund und den Messwert in uSv/h auf der Anzeige im Forum und ein Profi antwortet ihm: also mit so einem Billig-Messgerät liegst Du meist weit daneben, so ein Zählrohr ist nicht energiekompensiert. Das ist vielleicht werkseitig auf Cs137 kalibriert aber Unat ist was ganz anderes, da ist das Gerät ja gar nicht genau. Ok, dann hört er vom Radiacode und davon, dass der energiekompensiert sei. Jetzt nimmt er schon 300 Euro in die Hand und misst nochmal. Der Messwert ist nicht soo viel anders, aber ja, denkt er jetzt wird's wohl stimmen. Dann meldet sich aber wieder ein Profi und sagt ihm, naja gut, aber wie genau diese Energiekompensation ist, das weiß man nicht. Der Energiebereich, in dem sie funktioniert, ist nicht klar spezifiziert und nach einer Stunde Messzeit kann der kleine Kristall z.B. eine relevante Bi214 Linie bei 1764keV noch gar nicht erfasst haben, weil die Detektoreffizienz da hundsmiserabel ist. Dann beißt der Bürger auf die Zähne und kauft sich für 10k Euro einen Automess 6150AD/6E und die b-Sonde, mit der auch die Leute vom Amt messen. Tja und dann meldet sich der Profi wieder und sagt, ja schönes Gerät, was Du da gekauft hast, aber genau ist das nicht. Das kann schon mal locker 20% daneben liegen. Dann fragt sich der Bürger, ja wo ist denn dann der Unterschied zum Kaufhaus-Gerät??? Warum geben die Behörden für so ein Gerät so viel Geld aus, wenn es höchstens so genau ist wie das Thermometer an der Wand im Wohnzimmer? Habe ich das Geld nun völlig unnötig verschossen? Also gefrustet wird er schon sein, wenn er das hört (wenn er nicht nur mit seinem dicken Rohr protzen will). Die Message hört sich am Ende für ihn also so an: ,,Das kann man eh nicht genau messen, egal welches Messgerät, lass es am besten".

@Henri  : Technisch gebe ich Dir aber völlig recht. Auch das Amt (bei uns z.B. das LUBW) geht mit dem Automess und der b-Sonde raus und es überprüft damit ODL-Werte und schaut, ob Grenzwerte eingehalten sind. Gut, die Geräte sind geeicht, d.h. ein Amt übernimmt die Verantwortung für die Korrektheit der Kalibriereinrichtung und -prozedur. Aber sonst macht der Profi vom LUBW kein bisschen was anderes wie der Bürger, der sich finanziell verausgabt hat, als das Messgerät auf drei signifikante Stellen ablesen (Vorsicht! Mir liegt ein vergleichbarer Bericht des LUBW vor).

Juristisch gesehen aber, denke ich ist die Situation anders. Es gibt einen Grenzwert und wenn das Amt nichts Besseres, Eichfähiges kaufen kann für ODL-Messungen im Gelände, wie einen Automess mit der b-Sonde, dann kann es auch nur damit messen. Und es startet mit dem Messwert mit den 3 signifikanten Stellen. Und dann wird die Expositionsrechnung gemacht und genau dabei rechnet man nun den potenziell schlimmsten Fall mit genau dem Messwert aus. Dabei wird dann eine Messunsicherheit auf genau den Messwert draufgerechnet, in dem konkreten Fall 10%. Und das wird dann gegen den Grenzwert gehalten. And that's it. Ein Richter, der dann zu entscheiden hätte, stützt sich genau auf diese Rechnung. Also, so ein Gerät wie das LUBW es im Fall der Kapelle nutzen würde, zeigt nun 567nSv/h an. Das sind die 3 signifikanten Stellen, die jetzt für eine Dosisbewertung zur Verfügung stehen. Jetzt kommt die Expositionsrechnung und man kann nun auch wieder 10% Messunsicherheit einrechnen. Also beispielsweise, eine Mutter, die mit ihren Kindern den Streichelzoo nebenan besucht, sucht sich einen ruhigen Platz um ihr Baby im Kinderwagen zu wickeln und geht dafür worst-case eine halbe Stunde in die Kapelle. Nur so als Beispiels-Szenario. Die Rechnung für die Dosisabschätzung für die effektive Dosis spar ich mir jetzt. Am Ende wird rauskommen, dass kein Grenz- bzw. Richtwert verletzt ist.

Von daher, in einer juristisch relevanten radiologischen Bewertung der Dosis geht genau der Messwert des Automess mit der b-Sonde ein und zwar mit 3 signifikanten Stellen, man unterstellt eine Messunsicherheit und man denkt sich für die Exposition ein worst-case Szenario aus. Das führt dann zu einer Beurteilung, die im Falle einer Messung durch das LUBW dann auch gerichtsfest ist. Ein Richter will sich keine Gedanken ums Technische machen, das ist Sache der Experten vom LUBW. Und genau einen solchen Messwert haben wir jetzt auch, mit 3 signifikanten Stellen, gemessen mit einem Automess und der fabrikneuen, frisch kalibrierten b-Sonde von @ALARA  und jeder der lustig ist, kann nun die Dosisabschätzung selbst machen und mit H*(10) = 0.567uSv/h in die Rechnung gehen. So seh ich das.     


Es gibt ja, im Rahmen des technisch Möglichen, hochpräzise Messgeräte. Die findet man z.B. bei der PTB: es sind hochkomplexe Einzelanfertigungen, die Unsummen gekostet haben und ein ganzes Labor füllen. Und es gibt Messgeräte für den professionellen Praktiker, wie es die Geräte von automess sind. Damit kann man dann den rechtlichen Anforderungen entsprechende  Messungen auch mit 3 Stellen hinter dem Komma angeben, +/- dem spezifizierten Fehlerbereich natürlich, denn die Fehlerabschätzung gehört immer dazu.


Für den praktischen Strahlenschutz muss das Gerät handlich, robust, bezahlbar, und ausreichend genau sein. Es sollte sich leicht dekontaminieren lassen, auch bei schlechtem Licht oder lauter Umgebung verwendbar sein. Die Batterielebensdauer sollte mindestens die Länge einer Arbeitsschicht betragen. Es sollte ggf. auch mit Schutzkleidung (Handschuhe) bedienbar sein. Fehlbedienung sollte weitgehend ausgeschlossen sein. Falls gefordert, muss es geeicht sein. Die verschiedenen Messfehler (Winkelabhängigkeit, Meßstatistik, Energieabhängigkeit, Kalibrierung) müssen sich zuverlässig einschätzen lassen (-> Dokumentation). Das sind u.a. die Eigenschaften eines Profi-Geräts. Eine per se höhere Messgenauigkeit als bei "Consumer-Geräten" zählt aber nicht dazu.

Für den forschenden Physiker spielt Geld, Größe und Gewicht eine untergeordnete Rolle, da hier das Ziel ist, mit der größtmöglichen Präzision (im Bereich dessen was man für möglich hält oder was man denkt zu benötigen) zu messen.

Wenn Du nun ein Kalibriernormal generieren möchtest, gehst Du also zur PTB und schöpfst dort "aus dem Vollen" und misst mit einem deutlich kleineren Fehler. Denn mit Deinem Kalibriernormal möchtest Du ja später andere Geräte kalibrieren. Nimmst Du für die Erzeugung des Kalibriernormals  ein für den praktischen Strahlenschutz konzipiertes Gerät, erreichst Du auch nur die Genauigkeit, die im Datenblatt angegeben ist. Selbst wenn es sich um "Profi-Equipment" handelt.

Wenn der RadiaCode also 0,625 µSv/h (+/-20% ?) und der Automess Szintillator 0,567 µSv/h +/- 20% gemessen hat, wäre der niedrigste Wert beim RadiaCode 0,5 und der höchste beim Automess 0,68 µSv/h. Also haben beide Geräte das Gleiche gemessen, die Fehlerbänder überlappen sich ja. Sogar bei nur +/-10% bei beiden Geräten überlappen sie sich noch und auch bei jeweils +/-5% gerade noch so. Dass der Radiacode mal zu wenig und mal zu viel misst, kann man also nicht behaupten. Dafür müsste man den schon zur PTB tragen.

Im konkreten Fall der Kapelle auf dem Killesberg wäre das geeignete "Profi-Equipment" zur Charakterisierung ein kalibrierter Reinstgermanium-Detektor, mit dem man ein paar Stunden lang ein Spektrum aufnimmt. Dann kennt man nämlich die Energieverteilung der Strahlung und ihren Beitrag zur Ortsdosisleistung und kann dann auch die Messabweichung von nicht spektrometrierenden Geräten abschätzen bzw. rechnerisch berücksichtigen.

Viele Grüße!

Henri


ALARA

Zitat von: Henri am 17. Juni 2024, 23:56Im konkreten Fall der Kapelle auf dem Killesberg wäre das geeignete "Profi-Equipment" zur Charakterisierung ein kalibrierter Reinstgermanium-Detektor, mit dem man ein paar Stunden lang ein Spektrum aufnimmt. Dann kennt man nämlich die Energieverteilung der Strahlung und ihren Beitrag zur Ortsdosisleistung und kann dann auch die Messabweichung von nicht spektrometrierenden Geräten abschätzen bzw. rechnerisch berücksichtigen.

Viele Grüße!

Henri

Kannst Du irgendwo solches Equipment auftreiben? Falls ja, könnten wir das alles gemeinsam vor Ort aufstellen. Man ist dort tatsächlich halbwegs ungestört.

NoLi

Zitat von: Henri am 17. Juni 2024, 23:56...
Im konkreten Fall der Kapelle auf dem Killesberg wäre das geeignete "Profi-Equipment" zur Charakterisierung ein kalibrierter Reinstgermanium-Detektor, mit dem man ein paar Stunden lang ein Spektrum aufnimmt. Dann kennt man nämlich die Energieverteilung der Strahlung und ihren Beitrag zur Ortsdosisleistung und kann dann auch die Messabweichung von nicht spektrometrierenden Geräten abschätzen bzw. rechnerisch berücksichtigen.
...
Wozu diesen Aufwand? :unknw:
Die Kapelle besteht aus uranhaltigem Schilfsandstein in natürlicher Isotopenzusammensetzung. Hierzu gibt es genügend Spektren im Netz zu sehen; anders wird es in der Kapelle auch nicht sein.

Norbert

Flipflop


opengeiger.de

@NoLi : Nee, nee, wir MÜSSEN ultimativ genau sein, weil wir ja unsere Messfähigkeit unter Beweis stellen müssen (das Baumaterial der Kapelle ist schon von untergeordneter Bedeutung)  :D

Ja, ich denke, nachdem wir nun mit dem Profi-Equipment an der Kapelle im Killesberg durch sind, wäre wirklich der nächste Schritt in der Hierarchie der Messgenauigkeit ein Sekundär-Normal der PTB. Wir müssen als einen Investor finden, der so ein Ding beschafft.

@Peter-1  Ich glaube aber die Messunsicherheit der PTB beim Gray bringt uns nicht weiter. Wir wollen in der Kapelle doch die Umgebungs-Äquivalentdosis H*(10) messen, die auf Phantome bezogen ist und da gibt's andere Normale und eine spezielle Abteilung bei der PTB dafür.  Aber die Sekundärnormale dafür sind auch wieder Ionisationskammern.

Wie so ein Sekundär-Normal der PTB funktioniert und aussieht, ist nur noch in knapper Ausführung in deutscher Sprache zu  lesen:
PTB-Mitteilungen 123 (2013), Heft 2
https://www.ptb.de/cms/fileadmin/internet/publikationen/ptb_mitteilungen/mitt2013/Heft2/PTB-Mitteilungen_2013_Heft_2.pdf
Da ist auch der Ansprechpartner dieser Abteilung bei der PTB genannt, da kann man bestimmt auch nach den Kosten fragen: Dr. Oliver Hupe Arbeitsgruppe ,,Photonendosimetrie", E-Mail: oliver.hupe@ptb.de

In dem Artikel gibt es aber nur den simplen technischen Hinweis: ,,Ionisationskammern erzeugen bei typischen Messungen Ströme in der Größenordnung von 10 –13 A, d. h. 0,1 Picoampere. Sie sind damit zwei Größenordnungen höher als der sogenannte Nulleffekt, jedoch immer noch sehr gering." Aber das wissen wir ja im Prinzip schon.

In dem BfS-Dokument:
Dosisermittlung bei der Anwendung von Röntgenstrahlung in der medizinischen Heilkunde, zahnmedizinischen Heilkunde, Tierheilkunde und bei Grenzkontrollen mit ionisierender Strahlung - Vorhaben 3604S04434 von Frau Ankerhold und Herrn Hupe
https://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-201202217466/3/BfS-RESFOR-57-12_korrigiert.pdf
findet man noch ein schöneres Bild des gesamten Messsystems und eine spärliche Beschreibung von der H*(10)-Sekundärnormal-Ionisationskammer HS01, der PTB:
Zitat: ,,Zum einen wurden zwei Sekundärnormal-Ionisationskammern verwendet: In Abbildung 1 ist die H*(10)-Sekundärnormal-Ionisationskammer HS01 (Kugelkammer, Volumen 1000 cm3) [1] für die Messgröße Umgebungs-Äquivalentdosis mit der zugehörigen speziellen Messelektronik dargestellt." Zitat Ende.
Aber in dem Dokument sind einige nette mediszinische Anwendungen dieses Normals HS01  beschrieben.


Für eine nähere Beschreibung kam ich dann bei der Recherche nur in Englisch weiter, und man merkt, dass die Details von den Forschern der PTB dann zunehmend nur noch in den Bezahl-Medien wie dem angesehenen Journal ,,Radiation Protection Dosimetry ,, publiziert werden.

Da gäbe es beispielsweise die für uns interessante Veröffentlichung von Frau Ankerfeld vom PTB mit dem Titel: Optimisation of a secondary standard chamber for the measurement of the ambient dose equivalent, H*(10), for low photon energies" (Radiation Protection Dosimetry, Volume 118, Issue 1, April 2006, Pages 16–21, https://doi.org/10.1093/rpd/nci334) . Die bekommt man aber nur wenn man Geld auf den Tisch legt. Oder hat hier jemand einen Arbeitgeber, der für den Zugang zu diesem Medium bezahlt?

Darin heisst es im gerade noch öffentlich zugänglichen Abstract, Zitat: ,,A secondary standard ionisation chamber for photon radiation for measuring an ionisation current, which is directly proportional to the conventionally true value of the ambient dose equivalent, H*(10), was optimised. The chamber was developed in the Austrian Research Centers Seibersdorf and is used successfully worldwide by dosimetry laboratories. The chamber response with respect to H*(10) for photon energies from 40 to 1250 keV is nearly constant. For lower photon energies the response is strongly energy-dependent and does not fulfil the requirements concerning the quality of a secondary standard given in ISO 4037-2, i.e. for energies for which the determination of the conventionally true value of H*(10) is very difficult. Considering the dose limits defined in the Directive 96/29/Euratom, in the case of whole-body irradiation the knowledge of the personal dose equivalent is of importance down to energies of ∼12 keV. For area dosimetry, this means that the knowledge of H*(10) for energies approximately ≥12 keV is necessary. To get one secondary standard chamber for H*(10) for the whole photon energy range and to close the gap for low energies in the dissemination of the conventionally true value of H*(10), the chamber was optimised for a flat response for energies from ∼12 to 1250 keV." Zitat Ende.

Aber ein bisschen bin ich mit der Recherche dann noch weitergekommen. Die PTB hat sich ihre 1 Liter H*(10)-Sekundärnormal-Ionisationskammer HS01 wohl bei Herrn Duftschmid im Labor Seibersdorf abgeschaut, wie man in obigem Abstract lesen kann. Und diesen Artikel von Herrn Duftschmid findet man noch im freien Archiv der IAEA:
https://inis.iaea.org/collection/NCLCollectionStore/_Public/26/071/26071240.pdf
Darin kann man unter Environmental Monitoring in sehr knapper Form lesen, was die Grundidee der Seibersdorfer Kugelkammer ist.

Zitat:
"Environmental Monitoring
Several recent papers have demonstrated that the transition to Ambient Dose Equivalent H*(d) does not require dramatic design changes in instrumentation based on energy compensated GM-counters or ionization chambers. In this paper a secondary standard ionization chamber designed for the direct measurement of H*(10) for photon radiation is described. It is intended for the calibration of field instruments in terms of H*(10) without further knowledge of the radiation spectra [7].
The basic idea is to modify the energy response of an ionization chamber optimized for the measurement of Ka (or Photon dose equivalent Hx) in such a way, that it resembles the energy dependence of the conversion factors between H*(10) and Hx. This can be achieved using a chamber with air equivalent wall material, which contains several thin compensating layers of higher and lower effective atomic number than air on the inner surface of the chamber walls. Fig.5 shows the relative energy response, related to 137 Cs, of two optimised ionchambers compared with that of the conversion factors for H*(10) to Hx. Fig.6 gives the energy dependence for calibration of such a chamber in terms of H*(10) in the energy range 47 keV to 1250 keV, as determined by the National Physical Laboratory in England. The variation is approx. ± 2%, which is appropriate for a secondary standard, used for calibration of radiation protection instruments." Zitat Ende.

Und damit haben wir einen Anhaltpunkt: "The variation is approx. ± 2%". Wenn ich's richtig verstehe (ich bin mir aber da auch nicht sicher) ist das die Variation gegen ein Primärnormal der englischen Standardbehörde. Gut, die PTB hat ihre HS01 Kugelkammer ja noch ein wenig optimiert, d.h. die PTB-Messunsicherheit könnte also noch ein Tickchen besser sein. Leider hat die IAEA dieses Dokument sehr schlecht gescannt, so dass man die Skalierung der Grafiken ,,lonchamber response for H*(10)" und ,,Energy dependence of calibration in H*(10)" kaum erkennen kann.

Dann habe ich aber noch dieses Dokument von Frau Ankerfeld von der PTB im Netz aufgetrieben:
U. Ankerhold, R. Behrens, H. Dombrowski, Progress Report of the Department 'Radiation Protection Dosimetry', Secondary standard chamber for the ambient dose equivalent H*(10)
https://www.bipm.org/documents/20126/48194650/working-document-ID-2599/be6f8cfb-fd5d-0654-e56e-8cefcc42c18d
Und da bekommt man nun doch noch einige Details zu diesem PTB-Sekundärnormal beschrieben. Das ist lesenswert.

Und dann habe ich noch dieses witzige Dokument von Herrn Hupe von der PTB gefunden:
EURAMET supplementary comparison of the ambient dose equivalent rate for photon radiation
EURAMET project No. 1132 BIPM KCDB: EURAMET.R(I)-S11
https://www.bipm.org/kcdb/comparison/doc/download/164/euramet.ri(i)-s11_technical_protocol.pdf
Da geht es wohl um einen Ringversuch, wo so ein Sekundär-Normal zu den verschiedenen nationalen Behörden zu Vergleichsmessungen um die Welt geschickt wurde. Da heißt es dann unter 7. Transport:
"Each participant must arrange the transport of the system himself. The cost of dispatch and insurance including customs charges have to be borne by the participant who is sending to the next participant. The value for the insurance of the equipment, including the transfer chamber, is about 12000 €."
Das heißt, wir hätten etwa 12000Euro allein an Versandkosten, wenn wir so etwas bei der PTB ausleihen wollten, um in der Kapelle messen zu können!!!

Die Ergebnisse dieses Ringversuchs sind schließlich in einem weiteren Dokument von Herrn Hupe und einem seiner Kollegen von der PTB zu finden. Bei dem Ringversuch wurde eine HS10, ,,Secondary standard chamber for 𝐻̇ ∗(10)" mit 10Liter Volumen und 274mm Durchmesser (hergestellt von der Seibersdorf Labor GmbH) umhergeschickt und da stehen jetzt endlich auch die Messunsicherheiten für Strahlungsfelder mit 10 µSv/h and 1 mSv/h drin (uff, endlich):

"EURAMET supplementary comparison of ambient dose equivalent H*(10) in 137Cs and ISO Narrow Beam Series N-60 x-ray beams at low dose rates"
https://www.researchgate.net/profile/Nestor-Cornejo/publication/327403019_EURAMET_supplementary_comparison_of_ambient_dose_equivalent_H10_in_137-Cs_and_ISO_Narrow_Beam_Series_N-60_x-ray_beams_at_low_dose_rates/links/5e33dc70a6fdccd965790e72/EURAMET-supplementary-comparison-of-ambient-dose-equivalent-H10-in-137-Cs-and-ISO-Narrow-Beam-Series-N-60-x-ray-beams-at-low-dose-rates.pdf

Und wenn ich das nun richtig interpretiere, dann wären für uns diese Grafik jetzt die Antwort zu der Frage der Messunsicherheit von nationalen Behörden wie der PTB bei der Messung mit diesem 10 Liter Sekundärnormal HS10, bei einem 10uSv/h Strahlungsfeld:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Schlussfolgerung: Diese Behörden liegen mit der Messunsicherheit für die Umgebungs-Äquivalent-Dosis H*(10) unter Verwendung eines Sekundärnormals bei wenigen einstelligen Prozent.
Na, das wäre doch mal der nächste Schritt am Referenzpunkt in der Kapelle auf dem Killesberg. :D  :))

@Peter-1  : Beantwortet das nun Deine Unsicherheit über die PTB?

Flipflop

Die Friedhofsreformbewegung

Die Idee des Musterfriedhofs ist im Rahmen der Friedhofsreformen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts entstanden. Ziel sollte es sein, ein ideales Bild von Friedhöfen, ihren Gräbern und deren Anlage zu zeigen – ,,best practise" der Grabgestaltung sozusagen. Auf einem Musterfriedhof wurde nicht real bestattet, er hatte in erster Linie die Aufgabe, Neuerungen der Friedhofs- und Grabgestaltung für ein breites Publikum zu veranschaulichen.

Musterfriedhöfe sind also keine nationalsozialistische Erfindung, sondern vielmehr bis heute traditioneller Teil von Gartenschauen. Im Mittelpunkt stand dabei der Wettbewerbsgedanke: Es soll gezeigt werden, was gärtnerisch möglich ist – eine ,,Leistungsschau des Machbaren" gewissermaßen. Aber zweifellos ist der Musterfriedhof auch Spiegel der Mentalität seiner Zeit. An diesem Beispiel zeigt sich einmal mehr, dass der Nationalsozialismus alle Lebensbereiche zu durchdringen versuchte, auch den Tod und das Bestatten.

Nationalsozialistisches Bestatten – der Musterfriedhof auf dem Gelände der Reichsgartenschau in Stuttgart 1939

https://archiv0711.hypotheses.org/16262

Peter-1

Hallo Bernd,

ganz großes Dankeschön für die Mühe  :yahoo:
Das ist doch nun endlich eine schöne Aufstellung über einen solchen Ringvergleich.
Ich erinnere mich noch gut, wie vor der Ankündigung eines Ringvergleichs die Aufregung in unserer Meßabteilung gestiegen ist :D
Wenn man das nun sehr großzügig betrachtet so liegen die Ringvergleiche <10% , das Kalibrierprotokol von ALARA bei ~ 3%, zwischen automes und der PTB wird auch noch eine Unsicherheit liegen und so erkennen wir, dass wir mit einer ungewohnt großen Toleranz bei unseren Messungen leben müssen.
Spannend für mich wird es sein, wenn ALARA Vergleichsmessungen an ODL-Sonden vornimmt. Es müssen ja nicht von der Nordsee bis ins Schauinsland die Sonden angefahren werden  :D
Da die ODL-Sonden sicher vom Spektrum her Unat sehen und die Kapelle auch mit Unat strahlt, ist eine Unsicherheit schon weitgehend ausgeräumt.

Kurz vor 30°C
Peter
Gruß  Peter

Peter-1

Noch ein Versuch das kleine RC101 besser kennenzulernen.
Nachdem ich nun einige Referenzpunkte mit dem Zählrohr 70031A angesteuert habe und so einen Überblick über die Toleranzen mir verschafen konnte, war nun das kleine Kästchen dran.
Auf einem Stativ direkt nebeneinander das Zählrohr und der RC101. Natürlich kann schon dieser Aufbau von den Fachleuten in der Luft zerrissen werden. :-\
Bisher war der Eindruck, dass bei geringen DL Werten der RC101 zu wenig anzeigt und bei hohen Werten die DL überbewertet. Also hilft nur messen. Mit unterschiedlichen Strahlungsstärken sieht das Bild so aus.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Nun darf jeder daraus für sich seine Schlüsse ziehen. ;D
Gruß  Peter

NoLi

Zitat von: Peter-1 am 18. Juni 2024, 17:48...
Bisher war der Eindruck, dass bei geringen DL Werten der RC101 zu wenig anzeigt und bei hohen Werten die DL überbewertet. Also hilft nur messen. Mit unterschiedlichen Strahlungsstärken sieht das Bild so aus.
...
Dies gilt jetzt (nur) für ein natürlich zusammengesetztes Photonenspektrum.
Stellen die mit dem RC-101 bei den einzelnen Punkten aufgenommenen Werte auch die aus mehrere Messungen mit Mittelwertbildung gewonnenen Daten dar?

Norbert

Peter-1

Hallo Norbert,

als Quelle war Pechblende verwendet und die Ergebnisse beim RC101 sind Mittelungen über 5 - 10 Min. Die Anzeige beim RC101 betrug zwischen 3% - 6%.
Für das 70031A sind die Werte immer über 10 min gesammelt. Daraus dann CPM gerechnet und in meinem Fall. (CPM - 46)/911 = µSv/h.
Gruß  Peter

NoLi

Ok, sieht gut aus, zumindest für dieses Photonengemisch. Hoffentlich war der Betastrahlenanteil der Pechblende vollständig abgeschirmt...
Jetzt bräuchte man zum Vergleich der Energieabhängigkeit beider Geräte Messungen mit Einzelnukliden mit separaten Gammaenergien...wird aber leider schwer möglich sein. Möglichkeit wäre eine Materialprüffirma/Radiographiefirma, welche für die unterschiedlichen Materialstärken die Isotope Se-75, Cs-137, Ir-192, Co-60 verwendet.

Norbert

NoLi

Wie man sehen kann, liegt die größte Häufigkeit der Photonen (Pb-214 + Bi-214) bei uranhaltigem Gestein im Energiebereich unter 600 keV.


(Quelle: Wikipedia)

99,2 % der Photonen von Pb-214/Bi214 haben eine Energie unterhalb 662 keV, 31,2 % darüber.


(Quelle: researchgate.net)

Wenn man die Energieabhängigkeit 6150AD-b/E bezüglich H*(10), normiert auf Cs-137 (662 keV) aus dem Sondenprospekt von AUTOMESS betrachtet, erkennt man im Bereich zwischen 200 keV und 300 keV eine Unterbewertung des Messwertes von knapp 20 % und eine Überbewertung des Messwertes bei 1.000 keV von ca. 3 bis 4 %. Der Anzeigewert der 6150AD-b ist auf Cs-137 abgeglichen... :umnik2:
https://www.automess.de/assets/documents/de/Prospekt_ADb_D.pdf

Norbert



Peter-1

Norbert,
 die Quelle ist in einem gasdichten, dickwandigen Acrylzylinder eingebracht. Beta ?
Gruß  Peter

NoLi

Zitat von: Peter-1 am 19. Juni 2024, 10:27Norbert,
 die Quelle ist in einem gasdichten, dickwandigen Acrylzylinder eingebracht. Beta ?
Wie dick?
Für das Uran-Tochternuklid und Betastrahler Pa-234 (ß-max. Energie 2,2 MeV) braucht man ca. 8 mm Wandstärke.

Norbert