Berga bei Kelbra: Straßensperrung wegen ABC-Einsatz

Begonnen von DL8BCN, 24. August 2023, 19:54

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Flipflop

:D Man kommt gut durchs Leben wenn man beide Augen offen hat, und manchmal besser wenn man ein Auge zudrückt.


Lennart

So ich hab mich mal umgesehen. Wie man sieht... sieht man nichts. Also alles wie erwartet.

https://raysid.com/map/#16-11.02222-51.46079-hybrid-raysid_doserate-1-sv-cps-global

Manchmal werden neue Punkte erst beim reinzoomen sichtbar.

DG0MG

Danke für die Mühe!
Das ist immerhin auch ein Ergebnis. Wie Schlackesteine sieht das jedenfalls nicht aus.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Oliver

Meine Theorie ist, dass irgendein relativ kurzzeitiges Ereignis wie eine Schweißnaht-Prüfung mit einem Iridium Strahler oder ein vorbeifahrenden Auto mit irgendeinem Nuklid den Alarm ausgelöst hat. Danach hat man sich die Stelle natürlich genau angeschaut um zu Prüfen, was die Ursache des Alarms war. Die Ursache war schon lange weg, man hat jedoch zufällig eine leicht erhöhte Dosisleistung festgestellt. Diese kann nun ganz viele Ursachen haben, zum Beispiel der Schotter in der Straße oder ähnliches. Dies ist auch eigentlich nicht problematisch, man brachte es jedoch mit der vorher gemessenen, durch ein anderes Ereignis ausgelösten, hohen Dosisleistung in Verbindung, weshalb es zu dem ABC-Einsatz kam.

Lennart

Zitat von: Oliver am 27. August 2023, 22:05Meine Theorie ist, dass irgendein relativ kurzzeitiges Ereignis wie eine Schweißnaht-Prüfung mit einem Iridium Strahler oder ein vorbeifahrenden Auto mit irgendeinem Nuklid den Alarm ausgelöst hat. Danach hat man sich die Stelle natürlich genau angeschaut um zu Prüfen, was die Ursache des Alarms war. Die Ursache war schon lange weg, man hat jedoch zufällig eine leicht erhöhte Dosisleistung festgestellt.

Kann ja nicht sein, da das erste Messergebnis am Folgetag bestätigt wurde. Es wäre ja mal interessant was der erste Messwert war, der den Alarm ausgelöst hat.

Das verwendete Gerät ist das hier: https://www.thermofisher.com/order/catalog/product/de/de/4254002

FH 40 G-10:

Gemessene Größe: Sievert (Sv; Umgebungsäquivalentdosisleistung H*(10))
Messbereich: 10 nSv/h bis 1 Sv/h
Energiebereich: 30 keV bis 4,4 MeV
Dosismessbereich: 100 nSv bis 10 Sv

Gibt es bei dem Gerät feste Alarmstufen?

Die FW Halle (Saale) verwendet das FH 40 G-L10 und schreibt auf ihrer Internetseite: "Das Dosisleistungsmessgerät FH 40 G-10 ist bau- und typengleich zum FH 40 G L-10. Auf Grund seines größeren Mess- und Anzeigebereiches (100 nSv/h bis 1000 mSv/h) wird dieses Dosisleistungsmessgerät speziell für messtechnische Aufgaben im Katastrophenschutz vorgehalten."

und weiter:

"Das FH 40 G-L10 verfügt über eine werkseitig eingestellte  Dosisleistungs-Warnschwelle (25 µSv/h)."

siehe: http://www.feuerwehr-halle.de/wb/messgeraete/576-fah40gl10.html

Oliver

Außer, am nächsten Tag wurde wieder eine Schweißnaht geprüft (auch wenn dies natürlich unwahrscheinlich ist). Oder, die Alarmgrenze war extrem niedrig eingestellt, und es ging die ganze Zeit nur um eine winzige Erhöhung.

DG0MG

Zitat von: Lennart am 27. August 2023, 22:31Das verwendete Gerät ist das hier: https://www.thermofisher.com/order/catalog/product/de/de/4254002
FH 40 G-10:

Ja, aber in einem CBRN-Erkunder ist dieses Gerät nur das Anzeigeteil. Gemessen wird mit einer fest im Fahrzeug eingebauten wesentlich empfindlicheren, großen Sonde: "NBR 672-2"

Siehe: https://www.bbk.bund.de/DE/Themen/CBRN-Schutz/CBRN-Faehigkeiten/Mess-Nachweistechnik/RN-Messtechnik/rn-messtechnik_node.html#vt-sprg-2
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Lennart

Zitat von: Oliver am 27. August 2023, 22:39und es ging die ganze Zeit nur um eine winzige Erhöhung.

Im Mansfelder Land ist die Ortsdosisleistung teilweise erhöht, das ist hinlänglich bekannt. Wenn wegen 200-250 nSv/h jemand einen Großeinsatz auslöst und 100 Einsatzkräfte mobilisiert, habe ich dafür kein Verständnis.

Zitat von: DG0MG am 27. August 2023, 22:46Ja, aber in einem CBRN-Erkunder ist dieses Gerät nur das Anzeigeteil. Gemessen wird mit einer fest im Fahrzeug eingebauten wesentlich empfindlicheren, großen Sonde: "NBR 672-2"

Interessant. Fragt sich nur welche Alarmschwelle dann eingestellt ist. Die wird ja wohl niemand auf 200 nSv/h gestellt haben  :unknw:

Oliver

Ich kann mir inzwischen einiges vorstellen, es gab ja auch schon Einsätze wegen einzelnen Glühstrümpfen oder etwas Pechblende (wenn auch nicht in der Größe). 0,2 bis 0,3 uSv/h können natürlich viele Ursachen haben, in vielen Gebieten ist das die ganz normale Dosisleistung.

NoLi

Zitat von: Lennart am 27. August 2023, 22:50...
Zitat von: DG0MG am 27. August 2023, 22:46Ja, aber in einem CBRN-Erkunder ist dieses Gerät nur das Anzeigeteil. Gemessen wird mit einer fest im Fahrzeug eingebauten wesentlich empfindlicheren, großen Sonde: "NBR 672-2"

Interessant. Fragt sich nur welche Alarmschwelle dann eingestellt ist. Die wird ja wohl niemand auf 200 nSv/h gestellt haben  :unknw:
Das NBR-System bestimmt beim Einschalten die Nullrate und speichert diese ab. Die Alarmschwelle für künstliche Strahlung liegt bei 20 % Erhöhung dieser Nullrate, wobei die Alarmschwelle auf einer evtl. schwankenden Nullrate mitgleitet.
Zur Bestimmung als natürliche Aktivität werden drei Gammalinien aus den Uran-Folgeprodukten benutzt. Wenn es eine sprunghafte Änderung der Nullrate gibt, erfolgt meistens eine (Alarm)Meldung im Auswertesystem (Bord-PC).
Problematisch war/ist, wenn diese sprunghafte Änderung (= 20 % oder mehr der Nullrate) durch eine andere Gamma-Energielinie, z.B. von Kalium-40, ausgelöst wird...dies wertet das System als Alarm künstliche Strahlung. Hartgesteine und Vulkangesteine, die auch als Strassenschotter und Bahnschotter verwendet werden, können u.U. zwischen 6 % bis sogar 9 % Kalium enthalten, je nach Herkunft.

Norbert

Henri

Zitat von: DG0MG am 27. August 2023, 22:46
Zitat von: Lennart am 27. August 2023, 22:31Das verwendete Gerät ist das hier: https://www.thermofisher.com/order/catalog/product/de/de/4254002
FH 40 G-10:

Ja, aber in einem CBRN-Erkunder ist dieses Gerät nur das Anzeigeteil. Gemessen wird mit einer fest im Fahrzeug eingebauten wesentlich empfindlicheren, großen Sonde: "NBR 672-2"

Siehe: https://www.bbk.bund.de/DE/Themen/CBRN-Schutz/CBRN-Faehigkeiten/Mess-Nachweistechnik/RN-Messtechnik/rn-messtechnik_node.html#vt-sprg-2

Genau, das ist eine NBR-Sonde. Der Sinn dieser Sonden ist, Alarm zu geben, selbst wenn sich nur sehr kleine Dosisleistungen künstlicher Nuklide im natürlichen Hintergrund "verstecken". Das funktioniert so, dass die Sonde einen Plastikszintillator hat, also im Gegensatz zu einem anorganischen Szintillator wie NaI(Tl) aus sehr leichten Elementen bestehend. Die Gammaquanten geben ihre Energie in vielen kleinen "Stößen" ab, dadurch entsteht mehr oder weniger ein kontinuierliches Spektrum mit extrem breitem "Peak". Bei natürlichem Hintergrund befindet sich der Großteil der Energieverteilung im niedrigen Bereich, während bei vielen künstlichen Nukliden die Energieverteilung nach oben verschoben wird.
Man verbaut also keinen Vielkanalanalysator, sondern legt einfach gewisse Schwellwerte fest (Fensterdiskriminator) und definiert dadurch sehr breite Energiefenster - im einfachsten Fall nur zwei, meist aber 3 oder 4 - und schaut sich die Verhältnisse der Zählraten an. Und wenn das Verhältnis einen bestimmten Wert überschreitet, wird ein Alarm ausgelöst. Selbst wenn die ODL eigentlich völlig unauffällig ist.

Ohne Fehlalarme kommt so ein System leider nicht aus. Aus dem Artikel wird leider nicht deutlich, ob auch bei der Kontrollmessung einen Tag später NBR-Alarm ausgelöst wurde, und ob für die Messung das gleiche Gerät verwendet wurde. Dieses könnte ja z.B. fehlerhaft oder fehlerhaft eingestellt sein. Oder die Bedingungen vor Ort sind einfach so, dass ein künstliches Nuklid "vorgegaukelt" wird.

Normalerweise baut man nach einem verifizierten Alarm dann vor Ort einen HPGe-Spektrometer auf und erstellt ein detailliertes Insitu-Spektrum und weiß dann Bescheid, ob tatsächlich künstliche Radionuklide vorhanden sind. Die CBRN-Erkunder haben kein Spektrometer an Bord. Es soll ja alles möglichst einfach bedienbar sein, damit sich der Schulungsaufwand in Grenzen hält und im Katastrophenfall die Technik auch funktioniert. NBR-Systeme sind hierfür eine feine Sache, denn gefährliche Kontaminationen müssen keine hohe ODL erzeugen, und ein Spektrum aufzunehmen ist aufwändig und muss ja auch interpretiert werden. Für die Erstellung von Spektren aus einem fahrenden Fahrzeug heraus braucht man außerdem sehr große Kristalle, die ein Vermögen kosten.

Ich fürchte, wir werden da nicht mehr Details erfahren. Mich erstaunt allerdings, dass eine Fahrspur weiterhin gesperrt wird, obwohl man nichts gefunden hat und ja auch keine Gefährdung für die Bevölkerung bestehe.

Lennart

Zitat von: NoLi am 27. August 2023, 23:30Das NBR-System bestimmt beim Einschalten die Nullrate und speichert diese ab. Die Alarmschwelle für künstliche Strahlung liegt bei 20 % Erhöhung dieser Nullrate, wobei die Alarmschwelle auf der evtl. schwankenden Nullrate mitgleitet.
Zur Bestimmung als natürliche Aktivität werden drei Gammalinien aus den Uran-Folgeprodukten benutzt. Wenn es eine sprunghafte Änderung der Nullrate gibt, erfolgt meistens eine (Alarm)Meldung im Auswertesystem (Bord-PC).
Problematisch war/ist, wenn diese sprunghafte Änderung (= 20 % oder mehr der Nullrate) durch eine andere Gamma-Energielinie, z.B. von Kalium-40, ausgelöst wird...dies wertet das System als künstliche Strahlung.

Danke für die Erklärung. Das würde auch erklären, warum die manuelle Überprüfung mit Handmessgeräten keine erhöhte Strahlung nachweisen konnte.

Lennart

Man konnte beim Ablaufen der Lokalität teilweise gewisse Bereiche mit (örtlich stark begrenzter) erhöhter Impulsrate auffinden. Vielleicht hat etwas derartiges einen Fehlalarm ausgelöst.

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Zitat von: Henri am 27. August 2023, 23:46Mich erstaunt allerdings, dass eine Fahrspur weiterhin gesperrt wird, obwohl man nichts gefunden hat und ja auch keine Gefährdung für die Bevölkerung bestehe.

Dort war nichts gesperrt. Wo hast Du das gelesen?

Henri

Zitat von: Lennart am 27. August 2023, 23:53Dort war nichts gesperrt. Wo hast Du das gelesen?

Im MDR-Artikel:

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=23395

ZitatWie das Landratsamt mitteilte, bleibt die Bundesstraße 85 von der Kreuzung Landesstraße 151 bis zur Höhe der ersten Einfahrt zum Gewerbegebiet Berga inklusive Radweg zunächst halbseitig gesperrt. Der Verkehr werde mittels Ampelregelung an der Gefahrenstelle vorbeigeführt.


Der Artikel ist allerdings vom Stand: 25. August 2023, 12:39 Uhr