Berga bei Kelbra: Straßensperrung wegen ABC-Einsatz

[DG0MG]

Um so mehr finde ich es traurig, wenn praktisch alle Details verschwiegen werden.

Nun, ich denke, es wird nichts "verschwiegen". Es weiß einfach noch keiner was Definitives und Halbwissen an die Presse zu geben, geht auch gerne mal schief, siehe Iridium-192.

Eventuell hat gar nicht jeder CBRN-Erkunder einen Identifinder an Bord, somit ist zwar die Dosisleistung klar, aber nicht das Nuklid.

[NoLi]

Gerade gefunden:
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/mansfeld/radioaktivitaet-strahlung-hohe-werte-feuerwehr-100.html
"Landkreis Mansfeld-Südharz Berga: Verdacht auf erhöhte Radioaktivität nicht bestätigt

von MDR SACHSEN-ANHALT

Stand: 25. August 2023, 12:39 Uhr
Nachdem am Donnerstag leicht erhöhte Strahlenwerte in Berga im Landkreis Mansfeld-Südharz einen Feuerwehreinsatz ausgelöst haben, gibt es nun Entwarnung: Die Messungen des Landesamts für Umweltschutz haben keine auffällige Radioaktivität ergeben. Die radioaktive Strahlung ist im Normalbereich. Warum die Strahlung zeitweise erhöht war, ist noch nicht bekannt."
...
"Der Verdacht auf erhöhte Radioaktivität an der Bundesstraße 85 in Berga im Landkreis Mansfeld-Südharz hat sich nicht bestätigt. Wie das Landesamt für Umweltschutz am Freitag mitteilte, sind die Messungen in der Umgebung und auf dem Straßenbelag durchgeführt worden. Dabei hätten die Einsatzkräfte eine Ortsdosisleistung zwischen 200 und 250 Nanosievert pro Stunde gemessen, was der natürlichen Umweltradioaktivität entspreche. Darüber hinaus seien keine radioaktiven Gegenstände gefunden worden."

Norbert

[DG0MG]

https://christopherupdate.biz.id/abc-dienst-wegen-erhohten-strahlenwerten-alarmiert/

"Nach Aussage der Feuerwehrleitstelle Mansfeld-Südharz sind keine Grenzwerte überschritten worden."
"Die Ursache für den erhöhten Wert konnte nach Aussage des Landratsamts bisher nicht gefunden werden. Auch die Art der Strahlung sei noch unbekannt."
"Laut einer Sprecherin des Landkreises waren die Anwohner zu keiner Zeit gefährdet."

DAS ist ja eigentlich anprangerungswürdig: Man weiß nicht, *WAS* strahlt, man weiß nicht, *WO* etwas strahlt, man weiß nur *DASS* etwas gestrahlt hat. Aber man gibt schonmal Entwarnung: "Völlig ungefährlich". Dass das genau genommen nur für den Punkt gilt, an dem die CBRN-Leute ihren Einsatz hatten, wird unterschlagen. Das Abstandsquadratsgesetz kann auch gegen einen arbeiten.

Auch hier ist von einem in der Nähe befindlichen Gewerbegebiet die Rede. Ich würde mal Radiographieprüfungen an Schweißnähten etc. nicht ausschliessen.

Gar nicht so abwegiger Hinweis, denn: http://www.thermowave.de/
Allerdings sind die Firmengebäude rund 500 Meter von der Einsatzstelle entfernt.

[Lennart]

Schauen wir mal, ob wir den Ort festmachen können:
"Berga bei Kelbra, Ortseingang, Bundesstraße 85 zwischen Kreuzung L151 und erster Einfahrt ins Gewerbegebiet."

Kurz hinter dieser Stelle sieht man tatsächlich ganz leicht erhöhte Werte auf dem Raysid-Track: https://raysid.com/map/#20-11.01897-51.45936-hybrid-raysid_doserate-1-sv-cps-global

Auf dem Großteil der Strecke liegt die ODL bei ca. 0,12 μSv/h und steigt dann schlagartig auf 0,19 μSv/h an. Nach wenigen Metern geht die ODL auf 0,12 μSv/h zurück.

[NoLi]

...
Auf dem Großteil der Strecke liegt die ODL bei ca. 0,12 μSv/h und steigt dann schlagartig auf 0,19 μSv/h an. Nach wenigen Metern geht die ODL auf 0,12 μSv/h zurück.

Dieser schlagartige An- und Abstieg sieht nach einer Ursache im Untergrund aus, die Dosisleistungswerte von 200 - 250 nSv/h lassen auf eine Abschnitt mit Schlacke(nsteine) oder Wismutschotter schliessen.

Dieser plötzliche und sprunghafte Anstieg kann durchaus beim NBR-Meßsystem des CBRN-Erkunders zu einer Alarmmeldung führen.
Beim Erkunder-Lehrgang der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg (mehrere Erkunder-Kfz hintereinander aufgestellt) wurde bzw. wird dies  durch Vorbeilaufen mit einem Stück Menzenschwander Bärhaldegranit mit Pechblende provoziert und demonstriert.

Norbert

[Henri]

Sogar auf tagesschau.de hat es der Einsatz geschafft:

https://www.tagesschau.de/inland/regional/sachsenanhalt/mdr-berga-abc-dienst-wegen-erhoehten-strahlenwerten-alarmiert-100.html

Allerdings haben die auch nur copy-paste vom MDR-Artikel gemacht.

[DG0MG]

Dieser plötzliche und sprunghafte Anstieg kann durchaus beim NBR-Meßsystem des CBRN-Erkunders zu einer Alarmmeldung führen.

Dann hätte man das aber bei der gründlichen Messung durch das Landesumweltamt auch feststellen können und hätte ein Ergebnis und eine Erklärung gehabt. Stattdessen:

https://www.radiosaw.de/entwarnung-keine-radioaktivitaet-b85-bei-berga

"Landesumweltamt hat gemessen - Verdacht nicht bestätigt - Freitag, 25. August 2023
An der B85 bei Berga im Kreis Mansfeld-Südharz ist keine erhöhte Radioaktivität feststellbar. Ein entsprechender Verdacht habe sich nicht bestätigt, teilte heute das Landesamt für Umweltschutz mit. Dessen Messungen hätten sowohl auf dem Straßenbelag als auch in der Umgebung einen Wert ergeben, der der natürlichen Umweltradioaktivität entspreche. Es seien auch keine radioaktiven Gegenstände gefunden worden. Das Landratsamt hatte die Behörde gestern um Amtshilfe gebeten, weil die Feuerwehr zuvor geringfügig erhöhte Strahlenwerte festgestellt hatte. Woher die kamen, bleibt nun ungeklärt."

@Lennart Du musst wohl bei Gelegenheit nochmal vorbeifahren und den Abschnitt beidseitig zu Fuß mit dem RAYSID ablaufen 

[DG0MG]

@NoLi: Zur Theorie mit den Schweißnaht-Prüfungen, wir hatten das schonmal, aber wie wird das gemacht?

Iridium-Strahler im Rohr?
Welche Aktivität hat ein "dicker" Strahler dieser Sorte?
In welcher Entfernung könnte ein empfindliches Messgerät diesen Strahler noch detektieren?

[Henri]

Oder es ist auf der Gegenfahrbahn ein Auto vorbeigekommen, in dem gerade jemand saß, der eine frische nuklearmedizinische Behandlung hatte. In der Bahn sehe ich so was "dauernd" (vielleicht alle 1-2 Wochen mal).

Dann, und auch bei der Schweißnahtprüfung, hätte der CBRN-Erkunder aber festgestellt, dass es ein einmaliges Ereignis (also ggf. Fehlalarm) ist. Kurz wieder zurückfahren, noch mal gründlich messen, nichts finden, und vergessen.

Die haben anscheinend aber dauerhaft etwas gemessen (vermutlich die 200 nSv/h des Strassenbelags), dann Verstärkung angefordert, und schließlich kam das Landesamt mit etwas mehr Erfahrung und konnte die Werte dann einordnen. So würde ich mir das jetzt erklären.

Allerdings, auf einer Erkundungsfahrt hat man ständig abrupt schwankende Ortsdosisleistungen. Bei jeder Brücke, bei ausgebesserten Schadstellen des Fahrbahn-Belags...  auf der A20 habe ich schon Abschnitte gesehen mit über 300 nSv/h, und fährt man ein paar km weiter, sind es nur 50 nSv/h. Das sollte eigentlich bekannt sein, wenn man nicht das erste Mal mit dem Fahrzeug unterwegs ist. Bzw. das ist das Risiko, wenn man sich auf Automatiken (NBR-Sonde) verlässt, deren Entscheidungsfindung sich nicht nachprüfen lässt.


Auf der Facebook-Seite der FF Berga steht ein Nachtrag, der den Einsatz ganz gut erklärt:

https://www.facebook.com/FreiwilligeFeuerwehrBerga

"Nachtrag zum Einsatz 24/23
Am Mittwoch, dem 23.8.23 wurden bei unserem Dienstabend eine Routineausbildung unserer CBRN-Erkw Besatzung durchgeführt. Bei dieser Ausbildung wurde dann im Bereich B85/ Gewerbegebiet 2 ein Alarm von unserem Strahlenmessgerät FH40G-10 ausgelöst und quittiert.
Am Donnerstag Vormittag wurde dieser Bereich nochmals kontrolliert und es wurde wieder/ immer noch ein erhöhter Strahlenwert festgestellt.
Da solche Erscheinungen sehr selten auftreten haben unsere Kameraden sich noch einige Informationen und Ratschläge bei den Fachlehrern des IBK Heyrothsberge ( Landesfeuerwehrschule Sachsen- Anhalt) eingeholt bevor die Alarmierung erfolgte.
Wir bedanken uns an dieser Stelle für die schnelle, einfache und kompetent Hilfe vor, während und nach dem Einsatz.
Der Bereich, in dem die Strahlung gemessen wurde, wurde daraufhin sofort von den Feuerwehren abgesperrt und gesichert.
In dieser Zeit rückte der Gefahrgut-Zug des Landkreises Mansfeld-Südharz an und positionierte sich im Gewerbegebiet.
Unsere Kameraden des 8. Zug LK MSH CBrN Erkundung rüsteten sich mit CSA aus und führten in mehreren Trupps mehre abgesetzte Messungen durch, um die Strahlenquelle zu finden.
Die Suche konnte ein genaueres Gebiet eingrenzen, verblieb aber leider erfolglos.
Der Fall wird jetzt vom Landesamt für Unweltschutz in Verbindung mit der FW Berga weiter bearbeitet, bis ein Ergebnis erzielt wird.
Am Freitag früh traf dann das Personal vom Landesamt für Umweltschutz ein und haben nach kurzer Einweisung von unserem Einsatzleiter mit ihren Messungen begonnen. Sie wurden dabei auch noch einmal zusätzlich von unserem CBRN- Erkw unterstützt, um unsere Messwerte besser zu verstehen und interpretieren zu können.
Das Landesamt für Umweltschutz kam zu dem Ergebnis, dass die vorliegende Dosisleistung leicht erhöht ist, aber keines falls besorgniserregend oder für Menschen und Umwelt gefährlich ist.
Es wurde die Empfehlung ausgesprochen, den betroffenen Bereich in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren und die Messwerte zu übermitteln.
Die Straßensperrung auf der B85 kann somit aufgehoben werden und es besteht keinerlei Gefährdung für Mensch und Umwelt.
Im Einsatz waren:
Feuerwehr Berga
Feuerwehr Rosperwenda
Feuerwehr Bösenrode
Gefahrgut-Zug Landkreis Mansfeld-Südharz
Rettungsdienst
Polizei
Landesamt für Umweltschutz
IBK Heyrothsberge
Ordnungsamt

[DG0MG]

Am Donnerstag Vormittag wurde dieser Bereich nochmals kontrolliert

Das ist eine neue Information, dass das Messergebnis vom Mittwochabend am Donnerstag früh erneut verifiziert wurde.

[NoLi]

@NoLi: Zur Theorie mit den Schweißnaht-Prüfungen, wir hatten das schonmal, aber wie wird das gemacht?

Iridium-Strahler im Rohr?
Welche Aktivität hat ein "dicker" Strahler dieser Sorte?
In welcher Entfernung könnte ein empfindliches Messgerät diesen Strahler noch detektieren?

Es gibt die Möglichkeit von "Strahler im Rohr und Röntgenfilm außen um die Schweißnaht", sowie "der Film halbkreismößig um die Schweißnaht und der Strahler auf der gegenüberliegenden Seite außerhalb des Rohres".

Die Aktivität eines mobilen Ir-192 Strahler liegt üblicherweise bis zu 1.850 GBq bzw. 1,85 TBq.

In wie weit diese Strahlung noch detektiert werden kann, hängt von der umgebenden Baustruktur und der Intensität des durch den Strahler hervorgerufenen "Skyshines" ab...das kann man pauschal leider nicht so genau sagen. Die behördlich festgelegte Absperrgrenze solcher Prüfbereiche liegt bei einer Dosisleistung von 40 µSv/h.

Norbert

[Lennart]

Du musst wohl bei Gelegenheit nochmal vorbeifahren und den Abschnitt beidseitig zu Fuß mit dem RAYSID ablaufen 

Ich schau dort morgen mal vorbei. 101 Augen sehen mehr als 100 

[DG0MG]

Die Aktivität eines mobilen Ir-192 Strahler liegt üblicherweise bis zu 1.850 GBq bzw. 1,85 TBq.

 

Also wenn der frei läge, würde der in 500 Metern(!) Entfernung immer noch 0,92 µSv/h produzieren! Und sich damit deutlich vom Hintergrund abheben.

[Lennart]

Also wenn der frei läge, würde der in 500 Meter(!) Entfernung immer noch 0,92 µSv/h produzieren! Und sich damit deutlich vom Hintergrund abheben.

Beim Chilca-Unfall war die Restaktivität 3653 GBq.

"The device involved in the accident was a radiography camera unit
manufactured by SPEC as Model SPECT 2T, Series 1016, containing an 192Ir
source, which had a certified activity of 4366 GBq as of 23 December 2011 and
an estimated activity of 3653 GBq on 12 January 2012"

Siehe PDF auf:

https://www.iaea.org/publications/11095/the-radiological-accident-in-chilca

[axelroro]

Ich schau dort morgen mal vorbei. 101 Augen sehen mehr als 100 

Oh, Du hast nur noch ein Auge? Strahlenunfall?