Wieviel für Herfurth Minicont oder Contamat bezahlen?

Begonnen von Oliver, 18. August 2023, 23:16

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Oliver

Ich würde mir gerne gebraucht einen Herfurth Minicont oder einen Kontamat kaufen. Ich habe verschiedene Angebote gefunden,von "nicht getestet" für 50 Euro bis "funktioniert gut" für 500 Euro. Was ist ein angemessener Preis für ein solches Gerät? Wie viel würdet ihr bezahlen?

NoLi

Zitat von: Oliver am 18. August 2023, 23:16Ich würde mir gerne gebraucht einen Herfurth Minicont oder einen Kontamat kaufen. Ich habe verschiedene Angebote gefunden,von "nicht getestet" für 50 Euro bis "funktioniert gut" für 500 Euro. Was ist ein angemessener Preis für ein solches Gerät? Wie viel würdet ihr bezahlen?
Ich persönlich würde mir so ein Gerät aus mehreren Gründen nicht mehr kaufen:

a) viele Minicont leiden an defekten Bauteile und damit u.a. unstabilen Detektor-HV-Versorgungsspannungen und zeigen dadurch "Hausnummern" an. Dieser Defekt kann sich u.U. erst nach einigen Betriebsminuten manifestieren.

b) analoge Contamat mit Dekadenumschaltung zeigen ab und an Ausfälle einzelner Dekaden, so dass diese Messbereiche nicht mehr ablesbar sind. Ferner neigen die Zählgas(Propan-Butan)-Verdampfer zu Verstopfungen ihrer winzigen Verdampferbohrung durch winzigste Rückstände aus manchen Gaspatronen.

c) die Propan-Butan-Zählgasversorgung in der Ausführung "Spezialgas für Proportionaldetektoren" ist recht heikel geworden, seitdem die renomierten Strahlungsmessgerätehersteller den Bezug und Vertrieb vor einigen Jahren eingestellt haben. Und vor ungereinigtem "Feuerzeuggas" sei gewarnt, dieses mögen die Detektoren auf Dauer überhaupt nicht!

Norbert

Henri

Hallo Oliver,

bei den alten gespülten Kontamaten und MiniCont kann es sein, dass die Zählkammern mit Öl-Rückständen aus dem Zählgas kontaminiert wurden. Die Geräte funktionieren dann nicht mehr richtig. Außerdem müssen die Folien noch dicht sein (kleine Fehlstellen kann man aber z.B. mit Nagellack reparieren).

Zählgas ist kaum mehr zu bekommen, die Ära der gasgespülten Geräte ist im Prinzip schon lange vorbei.
Ältere Geräte mit verschlossenen Proportionalzählrohren können keine Alphastrahlung nachweisen. "Moderne" Geräte wie der CoMo oder der 6150AD-k können das und benötigen kein Spülgas. Die Frage ist, ob Du Alpha-Empfindlichkeit haben möchtest.

Da spielt so viel hinein, was den Preis beeinflusst. Zustand, Alter, Funktionsweise. Wie viel der Verkäufer haben möchte. Wie viel Du maximal ausgeben kannst. Ob Du ein Sammlerstück für die Vitrine haben möchtest, oder bereit bist, zu basteln, oder was suchst, was funktioniert. Was es kann. Alpha und Beta oder nur Beta? Analoganzeige oder lieber digital? Mit hinterlegter Nuklid-Datenbank? Mit gleichzeitiger Messung des Alpha- und Beta-Kanals, oder mit Umschalter?

Wenn sich beide Seiten auf einen Preis einigen konnten, mit dem sie zufrieden sind, ist doch alles OK.

Ein neuer CoMo 170 kostet knapp 4.000,- und der automess AD6150AD-k incl. Messgerät ca. 4.500,-


Letztendlich kann man aber alle diese Messungen auch mit einem normalen kleinen Endfenster-Zählrohr machen. Das dauert dann halt viel länger.

Ich selbst würde eher weniger für diese Geräte ausgeben, weil sie groß und unhandlich sind und eh nur im Schrank verstauben. Für reine Vitrinengeräte ohne Seltenheitswert, die nicht mehr funktionsfähig sind, aber ansonsten noch gut erhalten, würde ich persönlich vielleicht noch 50,- ausgeben. Gasgespülte Geräte würde ich auch in diese Rubrik packen. Bei allem anderen tue ich mir schwer, festzulegen, was angemessen sein könnte - das hängt zu sehr vom Gerät und seinem Zustand ab. Und das ist wohl auch eine ganz individuelle Entscheidung, wie sehr man ein bestimmtes Gerät haben möchte, und wie viel man bereit ist dafür auszugeben.

Viele Grüße!

Henri


Oliver

Mir geht es hauptsächlich um ein Gerät mit großer Detektorfläche, welches für Alpha-Strahlung empfindlich ist und nicht zu teuer ist. Solange man das Zählgas bekommt stört es mich ehr weniger, weil ich das Gerät selten verwenden und nicht mitnehmen möchte. Eigentlich sollte es funktionsfähig sein, weil ich mich mich mit diesen Geräten nicht besonders gut auskenne und größere Fehler als kalte Lötstellen oder ähnliches nicht beheben kann.

DL8BCN

Hallo Oliver ich würde die Eigenschaft der Alphaempfindlichkeit nicht überbewerten!
Ein gutes Gerät, was ohne Zählgas auskommt und ein Xenon Großflächenzählrohr hat, ist ja das Berthold LB1210 B.
Das ist wirklich extrem empfindlich und manchmal noch zu einem annehmbaren Preis zu bekommen. Es funktioniert sehr gut bei mir.
Zu dem Berthold gibt es hier ja an anderer Stelle reichlich Informationen.
Man muss nur extrem mit der Titan Zählrohrfolie aufpassen, daß man da kein Loch reinsticht.
Und genau das ist ein Thema: Man bekommt das Zählgas eben nicht mehr so einfach.

NoLi

Zitat von: Oliver am 19. August 2023, 08:39...
Solange man das Zählgas bekommt stört es mich ehr weniger, weil ich das Gerät selten verwenden und nicht mitnehmen möchte.
...
Oliver,
genau DAS ist das Problem, es gibt keine neuen, speziell detektorgeeignete, Propan-Butan-Zählgasflaschen auf dem deutschen Markt mehr, auch nicht bei den Strahlenmessgeräteherstellern.
Gebrauchte Flaschen sind eventuell noch in den MINICONT-Koffern dabei, aber der Füllinhalt kann von Null bis 100 % variieren (viele Flaschen verlieren mit den Jahren auch ihren Inhalt wegen geringsten Druckventilundichtigkeiten).
Ohne Zählgas sind MINICONT, CONTAMAT & Co für den Gebrauch wertlos. Wir haben in unserer Strahlenschutzschulungsstätte aus diesem Grund alle MINICONT, CONTAMAT FHT 111M und LB1210 durch moderen Geräte mit Szintillationstechnik ersetzen müssen.

Norbert

DL8BCN

Norbert: Korrigiere mal eben deine ,,gerauchte Flasche"😂

NoLi

Zitat von: DL8BCN am 19. August 2023, 12:15Norbert: Korrigiere mal eben deine ,,gerauchte Flasche"😂
Ups, da hatte sich das kleine b irgendwie verflüchtigt... ;D
Danke!

Norbert

etalon

Zitat von: NoLi am 19. August 2023, 12:11...
genau DAS ist das Problem, es gibt keine neuen, speziell detektorgeeignete, Propan-Butan-Zählgasflaschen auf dem deutschen Markt mehr...

Das halte ich für ein Gerücht. In vielen kerntechnischen Anlagen werden weiterhin gasgespülte Proportionaldetektoren eingesetzt, und damit meine ich nicht Argon-Methan-gespülte Durchflusszählrohre. Die entsprechenden Butan/Propan Zählgaskartuschen werden z.B. bei Linde bezogen. Nur die alten, ölverseuchten Rados-Zählgasflaschen gibt es schon lange nicht mehr, aber wer will die auch haben?  :D

NoLi

Ok, wenn LINDE sowas noch im Programm hat :good3:
Unsere Einkaufsabteilung war seinerzeit trotz gründlicher Suche nicht in der Lage, einen Lieferanten in Deutschland ausfindig zu machen. Dies ist aber auch schon eine Weile her, wahrscheinlich ist zwischenzeitlich LINDE in diese Lücke gesprungen.
Aber ob die auch Kleingebinde/Einzelflaschen an Privatkäufer abgeben, und zu welchem Preis?

Die "roten" Flaschen von HERFURTH für den Minicont waren in der Tat verheerend für die Detektoren, aber ab 1988 mit der Einführung des MINCONT-2 gab es nur noch die gereinigten, weißbanderolten Flaschen und damit keine Probleme mehr.

Norbert

etalon

Zitat von: NoLi am 19. August 2023, 12:48...
Aber ob die auch Kleingebinde/Einzelflaschen an Privatkäufer abgeben, und zu welchem Preis?
...

Das kann ich dir leider nicht sagen, aber ich vermute mal, dass es für den Endverbraucher, der nur eine Flasche haben möchte, auch bei Rados/Herfurth mit dem Bezug schwierig gewesen wäre.

Was die weißbanderolierten Flaschen angeht, so waren die zwar besser, aber immer noch vergleichsweise dreckig. Mit den Linde-Flaschen gibt es da keine Probleme mehr. Die haben auch den Vorteil dass sie ca. 1l Volumen haben und damit deutlich größer als die alten Rados/Herfuth-Flaschen sind.

Genaugenommen werden an das Zählgas gar keine so strengen Anforderungen gestellt, so dass eigentlich jeder Laborgaslieferant das liefern kann. Wichtig ist halt nur, dass es keinerlei Ölrückstände aus dem Tiefziehprozess der Flaschen mehr gibt, denn die sind für die Zählrohre tödlich. Und da trennt sich halt die Spreu vom Weizen...  :unknw:

Oliver

Ich habe selber nochmal nachgeschaut und festgestellt, dass das Zählgas tatsächlich kaum zu bekommen ist. Feuerzeuggas geht natürlich nicht, das Öl macht den Detektor sofort kaputt. Ich hatte mir erhofft, durch die große Detektorfläche und die Alpha-Empfindlichkeit gut Proben mit sehr niedriger Aktivität untersuchen zu können, aber dafür sind andere Geräte wahrscheinlich tatsächlich besser. Ich werde nun mal gucken,ob ich ein Gerät mit Xenon Zählrohr finde. Es geht mir ja nicht um reine Alphastrahler wie Po-210 oder ähnliches.

Spalter

Hallo,
falls es um die Frage geht ob Alphastrahlung neben Betastrahlung vorhanden ist oder nicht, wie z.B. bei einer mit anderer Glasur oder Kaltfarbe überzogenen Uranglasur, dann sind Proportionalzählrohre auch nur bedingt geeignet. Zumindest bei den Geräten die ich kenne (Contamat111, Minicont 1370) wird bei der Einstellung nur Alpha bei dazwischen liegender Alufolie ein Teil der Betastrahlung falsch als Alpha gezählt. Es gibt anscheinend Summenimpulse, die als Alpha gezählt werden, selbst wenn dies physikalisch nicht möglich ist.
Bei Szintillationssonden ZnS:Ag und Halbleiterdetektoren funktioniert die Diskriminierung so weit ich weiß, zuverlässig.
Meiner Meinung nach sind Endfensterzählrohre für genau diese Fragestellung ungeeignet.

Viele Grüße, Spalter

kater

Zitat von: Oliver am 19. August 2023, 22:26Feuerzeuggas geht natürlich nicht, das Öl macht den Detektor sofort kaputt.

Mal ganz naiv gefragt: Wäre es denn denkbar, billiges Feuerzeuggas zu nehmen und durch etliche Schichten Filtermaterial zu leiten? FFP2 etwa sollte ja in ausreichender Menge zur Verfügung stehen und ist vermutlich lipophil (oder oleophil?).

NoLi

#14
Zitat von: kater am 20. August 2023, 19:07...
Mal ganz naiv gefragt: Wäre es denn denkbar, billiges Feuerzeuggas zu nehmen und durch etliche Schichten Filtermaterial zu leiten? FFP2 etwa sollte ja in ausreichender Menge zur Verfügung stehen und ist vermutlich lipophil (oder oleophil?).
Im Prinzip ja. Es geht ja um Öl bzw. ölige Bestandteile.
In der füllbaren Gaspatrone (kupfernes Röhrchen mit Einfüllventil und Verdampfer) des CONTAMAT FHT 111E / FHT 111 M befinden sich auch kleine Filterplättchen und eine winzige Bohrung im Verdampferkopf, welche sich bei falschem Gas recht schnell zusetzen.
Ausprobieren.

Norbert