Schacht 254 Streuberg / Bergen

Begonnen von Lennart, 23. Juli 2023, 17:38

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Lennart

Schacht 277 und 294 werden bereits im Forum vorgestellt, da darf der Streuberg und Schacht 254 nicht fehlen. Besucht habe ich diesen Ort bereits zum zweiten Mal.

Die Bergbauaktivitäten hier dauerten nur über einen Zeitraum von ungefähr zehn Jahren an, nämlich von 1950 bis 1960. In den anderen Gruben des Vogtlandes war teilweise erst 1963 endgültig "Schicht im Schacht".

Die Halde wurde teilweise abgetragen und das Material zum Verfüllen der Schachtanlagen genutzt, ein Teil davon auch für den Wegebau. Die übriggebliebene flache Tafelhalde (ehemals Doppelspitzkegelhalde) stellt trotzdem eine der größten ihrer Art in Deutschland dar, zumindest was nicht rekultivierte Halden des Uranbergbaus betrifft.

Bekannt ist das Gebiet vor allem für schöne Sekundärmineralien wie Autunit, Torbernit, Uranocircit und Bergenit, wobei der Streuberg auch die Typlokalität für "Bergenit" ist. Zu Zeiten der Wismut bezeichnete man diese eher minderwertigen Erze als "Fabrikerz", im Gegensatz zum hochwertigen "Stufenerz" aus Lagerstätten wie z.B. Schneeberg-Schlema-Alberoda im Erzgebirge.

Ganz in der Nähe der Halden befindet sich heute die Gaststätte und Pension "Streuberg". Die Gebäude stammen wohl noch aus der Zeit der Bergbauaktivitäten. Gegenüber von der Einfahrt kann man bequem das Auto abstellen und sich auf den Weg zu den Halden machen.

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Auf dem zweiten Bild blickt man ungefähr in Richtung Theuma. Rechts sieht man den Holzzaun der Pension. Wenn man dem Zaun bis zu dessen Ende folgt, findet man einen unscheinbaren Trampelpfad in den Wald.

Dieser Zugang ist völlig offen und es gibt keinerlei Zäune, Absperrungen oder Hindernisse. Grundsätzlich existiert zwar eine Absperrung, die wurde aber nicht konsequent geschlossen und beim ersten Besuch ist sie mir auch nicht aufgefallen.

Die folgenden Bilder zeigen den Trampelpfad in den Wald und den versteckten Zaun:

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Durch den Baumbestand lässt sich das Ausmaß der Halden nur erahnen. Teilweise verlaufen moosbewachsene Pfade zwischen den steilen Hängen entlang.

Das deponierte Granitgestein liegt an einigen Stellen eher in Form von großen Brocken vor, andernorts sehr fein verteilt. Allgemein ist der Boden mit winzigen Kristallen von Sekundärmineralien gesättigt. Das wird einem klar, wenn man dort zu später Stunde mit einer UV-Lampe rumläuft.

Bei meinem ersten Besuch konnte ich leider nichts außergewöhnliches finden, ein Gamma Scout stößt hier definitiv an seine Grenzen. Selbst der RadiaCode braucht teilweise einige Sekunden, um Mineralien als eindeutig radioaktiv zu identifizieren. Der Raysid hat, dank der höheren Empfindlichkeit, natürlich weniger Probleme.

Ein Gerät mit großem Glimmerfenster wäre hier wohl auch von Vorteil.

Wie dem auch sei, hier mal ein paar Impressionen der Halden im Wald:

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Man sieht hier zwar vier unterschiedliche Orte, trotzdem sieht alles irgendwie gleich aus. Wenn man sich alles genau anschauen möchte, sollte man möglichst systematisch vorgehen. Ansonsten verläuft man sich und weiß am Ende nicht mehr, wo man schon war und wo nicht.

Letztendlich drängt sich die Frage auf, ob sich ein Besuch überhaupt noch lohnt. Die Antwort ist eindeutig:

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Mit empfindlicher Messtechnik und etwas Geduld findet man noch schöne Stücke. Man muss nur vorsichtig sein, das Zeug ist sehr empfindlich und sollte nur behutsam mit einem weichen Pinsel unter Wasser gereinigt werden.

Von derartigen Mineralien geht auch, besonders bei sorgloser Handhabung, ein nicht zu unterschätzendes Kontaminationsrisiko aus. Das sollte wohl offensichtlich sein.

Wahre Hingucker sind solche Stücke trotzdem, die DL ist auch eher moderat.



Dieser Link hat es jetzt als Quelle in alle Beiträge über die Schachtanlagen des Vogtlandes geschafft, der Vollständigkeit halber gebe ich ihn hier auch an: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/26948

DL8BCN

Toller Bericht Lennart!
Da bekommt man richtig Lust da mal hinzufahren😎
Ich würde solche Fundstücke nur vorsichtig abpinseln, natürlich mit Maske auf und Handschuhen.
Dann vorsichtig dünn mit Klarlack einsprühen, damit nichts mehr abbröselt.
Dann ab in eine luftdichte Klarsichtbox.

etalon

Zitat von: Lennart am 23. Juli 2023, 17:38...
Mit empfindlicher Messtechnik und etwas Geduld findet man noch schöne Stücke. Man muss nur vorsichtig sein, das Zeug ist sehr empfindlich und sollte nur behutsam mit einem weichen Pinsel unter Wasser gereinigt werden.

Von derartigen Mineralien geht auch, besonders bei sorgloser Handhabung, ein nicht zu unterschätzendes Kontaminationsrisiko aus. Das sollte wohl offensichtlich sein.

Wahre Hingucker sind solche Stücke trotzdem, die DL ist auch eher moderat.
...

Schöner Fund! Da hat sich der Besuch ja gelohnt. Pack das Ding in ein Plexidöschen, dann muss man auch keinen übertriebenen Aufriss wegen der Kontamination machen. Und lass bitte den Blödsinn mit dem Klarlack sein. Das haben schon viele andere versucht und haben damit mehr kaputt gemacht als heile...

NoLi

Zitat von: etalon am 23. Juli 2023, 19:38...
Und lass bitte den Blödsinn mit dem Klarlack sein. Das haben schon viele andere versucht und haben damit mehr kaputt gemacht als heile...
Mit Klarlack eingesprüht vermindert dies ein Kontaminationsrisiko ungemein, auch wenn man das Stück mal in die Hand nehmen möchte.
Sieht halt dann bloß aus wie nass, die Kontraste kommen aber dadurch besser zur Geltung.

Norbert

etalon

Zitat von: NoLi am 23. Juli 2023, 20:18Mit Klarlack eingesprüht vermindert dies ein Kontaminationsrisiko ungemein, auch wenn man das Stück mal in die Hand nehmen möchte.
Sieht halt dann bloß aus wie nass, die Kontraste kommen aber dadurch besser zur Geltung.

Norbert

Ja sicher, das ist aber überhaupt nicht notwendig, wenn man das Ding in ein Jousi-Döschen klebt. Dann kann man es auch ansehen und auch mal den Deckel zur genaueren Inspektion abnehmen. Das stellt überhaupt kein Kontaminationsproblem dar. Entgegen der landläufigen Meinung ist die Bröselei da drin nicht lebendig und springt niemanden an, sobald man den Deckel öffnet. Es gibt also keinen Grund für übertriebene Maßnahmen. Eine Lackschicht zerstört die Stufe. Sie ist dann mineralogisch völlig uninteressant und wertlos, da viele Merkmale nicht mehr begutachtet werden können. Und über Ästhetik kann man ja durchaus geteilter Meinung sein, aber ich finde das Furchtbar.

Lennart

Zitat von: DL8BCN am 23. Juli 2023, 18:28Toller Bericht Lennart!

Danke Dir!

Zitat von: NoLi am 23. Juli 2023, 20:18Mit Klarlack eingesprüht vermindert dies ein Kontaminationsrisiko ungemein, auch wenn man das Stück mal in die Hand nehmen möchte.

Zitat von: etalon am 23. Juli 2023, 19:38Und lass bitte den Blödsinn mit dem Klarlack sein. Das haben schon viele andere versucht und haben damit mehr kaputt gemacht als heile...

Die Sache mit dem Klarlack ist meiner Meinung nach keine gute Idee. Selbst im Modellbau, dem ich mich teilweise widme, ist Klarlack immer ein heikles Thema.

Erstens muss man den Lack mit Druckluft auftragen (Dose, Airbrush,...) und verteilt somit alle kleinen Partikel in der Luft. Selbst draußen und mit Vollmaske wäre mir das unangenehm. Gesundheitsrisiko mal beiseite, man möchte den Kram auch nicht unbedingt an sämtlichen Klamotten haben.

Zweitens neigt Klarlack zum Eintrüben. Das hängt sicherlich von Hersteller, Zusammensetzung und Art des Lackes ab, aber es bleibt immer ein Risiko - wie auch bei den Modellen. Besonders bei Kontakt mit Sonnenlicht / UV-Strahlung.

Drittens ist der Prozess quasi irreversibel. Die Kristalle sind so empfindlich, dass man den Lack nicht zerstörungsfrei abbekommen wird. Ein Bad in Alkohol, Terpentin, usw. kann die Mineralien vermutlich auch angreifen und um ein mechanisches "abrubbeln"  wird man sowieso nicht drum herumkommen.


Ich werde den Stein wahrscheinlich mit Holzleim in ein Plastikdöschen für Mineralien kleben. Das bekommt man auch wieder ab, wenn es sein muss. Wenn man den Stein nicht mehr entfernen möchte, kann man das Döschen auch zukleben. Dann kommt zumindest kein Staub mehr raus. Im Notfall kann man den Behälter auch zerstören, um das Mineral wieder entnehmen zu können.

etalon

Zitat von: Lennart am 23. Juli 2023, 20:44...
Ich werde den Stein wahrscheinlich mit Holzleim in ein Plastikdöschen für Mineralien kleben. Das bekommt man auch wieder ab, wenn es sein muss. Wenn man den Stein nicht mehr entfernen möchte, kann man das Döschen auch zukleben.
...

Das würde ich dir nicht empfehlen, der setzt sich in alle möglichen Poren und Ritzen und dann bekommt man ihn nicht wieder weg. Nimm einfach so Mineralienkitt und klebe es damit ins Döschen. Dieser ist für niedrige, einstellige Eurobeträge im Fachhandel zu erwerben. Und so wie ich das sehe, nimmst du ja von deinen Touren öfters mal ein Steinchen mit. Da lohnt sich der doch überschaubare Invest. Manchmal fettet/ölt so ein Kitt auch. wenn du das umgehen möchtest, dann nimm zum reinkleben Heißkleber. Der ist so hochviskos, dass er nicht in jeden kleinen Hohlraum eindringt und lässt sich mittels Alkohol auch wieder rückstandsfrei entfernen. Auch das Zukleben von Döschen würde ich lassen. Warum denn? Man muss doch nicht immer übertreiben...  ;)

Lennart

Zitat von: etalon am 24. Juli 2023, 06:47Das würde ich dir nicht empfehlen, der setzt sich in alle möglichen Poren und Ritzen und dann bekommt man ihn nicht wieder weg. Nimm einfach so Mineralienkitt und klebe es damit ins Döschen. Dieser ist für niedrige, einstellige Eurobeträge im Fachhandel zu erwerben. Und so wie ich das sehe, nimmst du ja von deinen Touren öfters mal ein Steinchen mit. Da lohnt sich der doch überschaubare Invest. Manchmal fettet/ölt so ein Kitt auch. wenn du das umgehen möchtest, dann nimm zum reinkleben Heißkleber. Der ist so hochviskos, dass er nicht in jeden kleinen Hohlraum eindringt und lässt sich mittels Alkohol auch wieder rückstandsfrei entfernen. Auch das Zukleben von Döschen würde ich lassen. Warum denn? Man muss doch nicht immer übertreiben...  ;)


Das hört sich doch gut an, dann werde ich mir diesen Kitt mal bestellen.

Radioquant98

Den Kitt gibt im Baumarkt als Fensterkitt auch Glaserkitt genannt.
Oder selbermachen aus Kreide und Leinöl: https://www.youtube.com/watch?v=YN_hgD9ZeKM

Viele Grüße
Bernd

etalon

Zitat von: Radioquant98 am 24. Juli 2023, 13:12Den Kitt gibt im Baumarkt als Fensterkitt auch Glaserkitt genannt.
Oder selbermachen aus Kreide und Leinöl: https://www.youtube.com/watch?v=YN_hgD9ZeKM

Viele Grüße
Bernd

Davon kann ich nur dringend abraten! Das enthaltene Fett/Öl zieht mit der Zeit in die Stufe und lässt sich so gut wie nicht mehr entfernen. Ich hatte dahingehend schon einige Patienten aus älteren Sammlungen. Das Problem haben auch einige billige ,,Mineralienkits", daher mein Ansinnen auf Heißkleber, wenn man ganz sicher gehen will. Aber mit vernünftigem Mineralienkitt aus dem Fachgeschäft bin ich bislang gut gefahren.

Flipflop


Lennart

Zitat von: etalon am 24. Juli 2023, 15:59daher mein Ansinnen auf Heißkleber, wenn man ganz sicher gehen will.

Zitat von: Flipflop am 24. Juli 2023, 19:28Ich benutze auch Heissleim

Ihr habt mich überzeugt, Heißkleber ist wohl eine sichere und saubere Lösung.

Bei meinen Jousi-Döschen war mir die Qualität vom Acrylglas etwas zu schlecht (Schlieren auf einer der langen Seiten). Für den Modellbau hatte ich vergleichbare Döschen mit glasklarem Acryl. Leider befindet sich bei dieser Variante ein Rest vom Anguss auf der Oberseite...

Egal, wir wollen mal nicht zu pingelig werden.  :)

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Peter-1

Sieht gut aus ! Warum willst du das schöne Stück mit Heißkleber verschandeln?
Natürlich ist die Dose nicht dicht.
Ich behaupte mal ganz frech, wenn du ab und an das Fenster öffnest und auch mal die Tür aufmachst, so wird der Radongehalt in dem Raum von X Bq/m³ auf X + 2 Bq/m³ ansteigen. Wenn das lebensbedrohlich ist, ok dann mach es.
Es wäre toll 2 Messungen mit und ohne dem kleinen Brocken zu sehen.

Vielleicht bin ich durch meinen Beruf zu sehr abgestumpft  :unknw:

Gruß Peter
Gruß  Peter

wrdmstr inc.

Heisskleber hällt auf glatten Steinchen nicht gut und kann beim begutachten prompt abscheren und dann habt ihr alles auf dem Boden, hab beide Sorten getestet. Ich hab Stabilit als sicherste Lösung verwendet,das ist in 10min hart

Lennart

Zitat von: Peter-1 am 28. Juli 2023, 18:33Sieht gut aus !

Danke  :)

Zitat von: Peter-1 am 28. Juli 2023, 18:33Natürlich ist die Dose nicht dicht.
Ich behaupte mal ganz frech, wenn du ab und an das Fenster öffnest und auch mal die Tür aufmachst, so wird der Radongehalt in dem Raum von X Bq/m³ auf X + 2 Bq/m³ ansteigen.

Das hast Du falsch verstanden. Die Stufe habe ich unten am harten Gestein mit dem Boden des Döschens verklebt. Nur damit das Stück in der Dose nicht umherfliegt. Ich sagte nur, dass man das Döschen zukleben könnte, sofern man sich vor einer "Kontamination" schützen wollte.

Ich persönlich würde auch davon absehen. Das Stück erzeugt sicherlich kaum messbare Radonkonzentrationen, sofern man das auf einen Wohnraum bezieht, der ab und zu mal gelüftet wird.

Zitat von: Peter-1 am 28. Juli 2023, 18:33Vielleicht bin ich durch meinen Beruf zu sehr abgestumpft  :unknw:

Das denke ich nicht. Der Großteil der Bevölkerung ist wohl eher zu sehr angespitzt.  :D

Letztendlich soll jeder das Thema mit so viel Vorsicht angehen, wie er oder sie möchte. Ich sehe das alles eher entspannt.