Putz Gammastrahlung

Begonnen von Jan, 09. Juli 2023, 12:15

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Jan

Hallo,

es gibt ja etliche Putzsorten für den Innenbereich. Kalkputz, Leichtputz, Zementputz, Lehmputz.

Lehmputz kann in der Raumluft erhöhte Radonkonzentrationen hervorrufen. Aber wie ist das mit der externen Strahlung? Ist bei einem solchen Putz auch eine erhöhte Gammastrahlung zu messen?

Und, wenn man jetzt seine Wände des Hauses innen mit etwas verputzt, kann das merklich die ODL in den Räumen erhöhen? Das BfS sagt ja, dass bei geringen Schichtdicken der Baumaterialien der Radioaktivitätsindex höher sein darf. Das ist mir aber unlogisch da dieser Putz ja sehr großflächig aufgebracht wird und auf alle Seiten des Raumes aufgebracht wird.

Henri

Hallo Jan,

Lehmputz kann erhöhte Mengen an Thorium enthalten. Aufgrund der sehr kurzen Halbwertszeit von "Thoron" (Rn-220) von 55,6 s war man früher davon ausgegangen, dass es nicht in großem Umfang eine Strahlenbelastung erzeugt. Tatsächlich hat man aber bei Putzen aus ungebranntem Lehm auch aufgrund der sehr großen Oberfläche eine bedeutende Freisetzung. Auf Wikipedia steht dazu z.B.

ZitatEs kann im Hinblick auf die Strahlenbelastung sehr bedeutend sein, da bei gleicher Aktivitätskonzentration wie 222Rn aus den 220Rn-Folgeprodukten (vor allem Polonium-212) eine 14-fach höhere Strahlenbelastung zu beachten ist.

Das BfS hat das anhand von Modellhäusern als Lehm detailliert untersucht. Irgendwo gibt es noch Publikationen dazu.

Die meisten günstigen Radon-Messgeräte können Rn-220 nicht nachweisen. Also müsste man den Th-Gehalt des Lehms gammaspektrometrisch messen und daraus den Umfang der Rn-Freisetzung abschätzen. Das kann schon bei Th-Gehalten notwendig sein, die man mit einem normalen Geigerzähler (v.a. ohne Bleiburg) gar nicht mehr nachweisen kann.

Deshalb ist von Lehmputz wohl eher abzuraten, zumindest solange der Hersteller keine entsprechenden Angaben macht.

Dünne Schichtdicken bedeuten weniger Material. Also auch weniger Gesamtaktivität. Die von dieser ausgehende Strahlung wirkt zwar auf den ganzen Raum, aber eine darin befindliche Person trifft ja nur ein winziger Bruchteil davon. 50% gehen schon mal nach außen...
Die Radon-Freisezung ist hier viel bedeutsamer.

Viele Grüße!

Henri


Jan

Danke für deine Erläuterungen zum Lehmputz.  :)

Und wie sieht es mit Zement-Kalk-Putzen und Leichtputzen (mit Perliten) aus? Hat da vielleicht jemand Erfahrung oder sogar schon mal Messungen gemacht?

Radiohörer

Zitat von: Jan am 12. Juli 2023, 08:46Und wie sieht es mit Zement-Kalk-Putzen und Leichtputzen (mit Perliten) aus?
Warum nimmst Du keinen Gipsputz?
Schon mal bei Deinen vielen Anfragen darüber nachgedacht, ein Holzhaus zu bauen, event. wg. der vielen Bodenradioaktivität auf den Baum? ;)
EDIT: Die alten Badenser bauten in den See, alte Franken mit Kalkstein hinterm Haus und die alten Württemberger nahmen Kalktuff.
Du solltest nur aufpassen, ggf. messen,, dass da kein Meteor eingeschlossen wurde, der könnte, aus der falschen Ecke kommend, etwas erhöhte Aktivität  haben...

miles_teg

Zitat von: Radiohörer am 12. Juli 2023, 11:43
Zitat von: Jan am 12. Juli 2023, 08:46Und wie sieht es mit Zement-Kalk-Putzen und Leichtputzen (mit Perliten) aus?
Warum nimmst Du keinen Gipsputz?
Schon mal bei Deinen vielen Anfragen darüber nachgedacht, ein Holzhaus zu bauen, event. wg. der vielen Bodenradioaktivität auf den Baum? ;)
Nein, ein Hausboot auf einem großen und tiefen Süsswassersee ist viel besser...
@OP:
Ich glaube nicht das hier große eigene Erfahrung mit der Messung völlig normaler Baumaterialien besteht. M.E. aus dem simplen Grund das es sich bei der dadurch entstehenden Exposition um m.E. völlig vernachlässigbare Größen handelt. Zumindest im Vergleich zu Radon aus dem Boden (je nach geographischer Lage), medizinischen Untersuchungen, Falloutkontaminationen und Langstreckenflügen.
Und die meisten deiner Beiträge drehen sich um diese oder ähnliche Fragen, also welche Baumaterialien wie stark "belastet" sind und welche potentiellen Kontaminationen existieren könnten.
Ich persönlich halte diese Herangehensweise nicht für sehr sinnvoll. Primär aus dem oben genannten Grund und weil alles Leben auf der Erde schon immer mit einer gewissen Umweltradioaktivität bzw. Nuklidkontamination zurecht kommen musste. Ohne Dir zu Nahe treten zu wollen, aber es wäre m.E. eine deutlich geringe Sorge beim Hausbau/kauf angebracht. Ansonsten sind die kardiovaskulären Effekte wahrscheinlich viel riskanter.




Radeye

Zitates wäre m.E. eine deutlich geringe Sorge beim Hausbau/kauf angebracht.

Und eine ganze Reihe von Usern hier sind ja auch als Strahlenschutzbeauftragte (mit entsprechend abgelegter Fachkundeprüfung) in Forschungsinstituten und Unternehmen, in der Nuklearmedizin oder auch bei der Feuerwehr tätig. Wenn hier also Einschätzungen abgegeben werden, die im ersten Moment für den sensibilisierten Bürger vielleicht erstmal "verharmlosend" klingen, so kann diesen Einschätzungen trotzdem schon eine gewisse Glaubwürdigkeit geschenkt werden :) Ich denke, dass die meisten radiologischen Fragestellungen hier schon gut abgewogen bewertet werden.

Gruß,
Radeye

Jan

OK, ich sehe ja ein, dass ich da eine Macke habe. Ich komme davon aber leider nicht los...

Es soll ein Leichtputz bei uns verbaut werden, weil der sich gut verarbeiten lässt. Darin sind aber Perlite, also Zusätze aus vulkanischem Gestein als Leichtzuschlag. Und vulkanisches Gestein soll ja eine erhöhte Radioaktivität mitbringen. Das bedeutet vor der Wand eine erhöhte Gammastrahlung und höhere Radonwerte in der Raumluft als wenn man ohne diese Perlite verputzen würde.

Dieser Gedanke bereitet mir recht großes Unbehagen um es mal freundlich zu formulieren.

NoLi

#7
Zitat von: miles_teg am 12. Juli 2023, 14:09...
Ansonsten sind die kardiovaskulären Effekte wahrscheinlich viel riskanter.
Und bei der eventuellen "Funerallösung" kommt man dann direkt u.a. mit der radonhaltigen Bodenluft in unmittelbarem Kontakt...  >:D

Zitat von: Jan am 12. Juli 2023, 15:32...
Dieser Gedanke bereitet mir recht großes Unbehagen um es mal freundlich zu formulieren.
Vulkanisches Gestein hat in der Regel einen erhöhten Kaliumgehalt (kann bis ca. 9 % betragen) und damit auch einen leicht erhöhten Kalium-40 Anteil. Dieses erzeugt kein Radon!
Wir bewegen uns hier aber strahlungstechnisch in Bereichen, welche gesundheitlich völlig unrelevant sind!!!

https://www.arztphobie.com/phobien/radiophobie-angst-vor-strahlung/

Norbert

miles_teg

Zitat von: Jan am 12. Juli 2023, 15:32Dieser Gedanke bereitet mir recht großes Unbehagen um es mal freundlich zu formulieren.
Tut mir leid, aber das Wort "Unbehagen" bereitet mir seit einigen Jahre wirkliches Unbehagen.  ;D  Überall wird nur über Gefühle...bla bla bla. Wozu Gefühle führen: Nach dem Unfall in Chernobyl haben mehrere Hundert Frauen mehr als sonst in Dänemark Abtreibungen vornehemen lassen, obwohl es dafür keine Gründe gab (Dänemark hat vergleichsweise wenig Cs und Sr abbekommen). Nach Schätzungen der IAEA sind mehr als 100000 gewollte Schwangerschaften als Folge von Chernobyl beendet worden.
Als die Frage: Kannst Du das "Unbehagen" vielleicht ein wenig präzisieren? Einfach im Hinblick darauf das die Gefühle in der Naturwissenschaft meiner Meinung nach absolut keinen Platz haben und dieses Forum auf Naturwissenschaften aufbaut.
Noch mal meine zwei Eurocent: Meine Vermutung ist, das die von dir beschriebene "erhöhte Gammastrahlung" statistisch, außer mit sehr empfindlichen Geräten, nicht mal sicher nachweisbar ist. Und selbst wenn da ein paar nSv/h mehr rauskommen, dass ist biologisch absolut irrelevant. Vor allem im Vergleich zur restlichen anthropogenen und natürlichen Dosis.
Gegenfrage: prüfst du den Urangehalt (oder den anderer Schwermetalle) deines Trinkwassers? Oder vertraust du auf die deutschen Regularien? Wie sieht es mit Obst und Gemüse aus? Produkten aus Plastik?






DL8BCN

Laut Statistik und Zahl der Betroffenen gibt es in Deutschland 4 Gründe für die meisten Krankheiten:

1. Rauchen
2. Alkoholmissbrauch
3. Falsche Ernährung/ Übergewicht
4. Bewegungsmangel

Die Quelle dafür muss ich suchen und reiche sie nach, wenn ich sie gefunden habe.

Wenn man für sich diese 4 Dinge richtig macht, hat man eine gute Chance älter als der Durchschnitt zu werden.

Merke: Hier steht nichts von Radioaktivität, oder sogar falschen Baustoffen beim Hausbau.
Das wird man in keiner Statistik finden, weil völlig irrelevant.
Also Jan, frage bitte nicht immer wieder dasselbe. Wir können dir deine Angst nicht nehmen.
Dafür gibt es Spezialisten.

Janni

Hallo Jan,

Im Grunde wurde ja schon von vielen hier alles gesagt. Ich möchte es nur noch mal in ganz einfach Worten auf den Punkt bringen: Du musst dir mit dem Thema nicht so viele Sorgen machen. Es ist ja gut, dass man sich um Dinge Gedanken macht, aber mit der Angst vor Radioaktivität in irgendwelchen Baumaterialien machst du dich echt unnötig verrückt und das ist ja auch nicht gesund.

Ich habe mit Sicherheit keinen so wissenschaftlichen Hintergrund wie manche hier im Forum. Aber ich hab eine zeitlang beim Strahlenschutz gearbeitet und außerdem arbeite ich schon fast mein ganzes Berufsleben in Betrieben, die irgendwas mit Strahlung machen. Also Praxiserfahrung habe ich genug und ich möchte dir einfach nochmal sagen, egal aus was du dein Haus baust oder deine Wände verputzt, die Strahlenbelastung wird in keinster Weise gesundheitlich relevant sein.  :)