"Oppenheimer" - Bald in den Kinos

[Henri]

Oppenheimer ist einer der am meisten erwarteten Sommer-Blockbuster des Jahres 2023, wobei sich das Effektteam des Films große Mühe gegeben hat, bei der Nachstellung eines der erschütterndsten Momente der Welt historische Authentizität zu gewährleisten.

Warum haben sie für den Film nicht einfach eine echte genommen? Eine mehr oder weniger spielt doch eh keine Rolle mehr...

[Lennart]

Warum haben sie für den Film nicht einfach eine echte genommen?

So abwegig ist das nicht. Es gibt schließlich genügend hochwertige Aufnahmen von Atomtests. Wenn man die restauriert sieht es so aus, als wäre die "Bombe" gestern erst hochgegangen. Sieht man hier am Beispiel vom Bravo-Test von Operation Castle:

Das ist eben der große Vorteil an echten Filmaufnahmen. Meine ganzen Hitchcock-Filme aus den 50er Jahren sehen auf Blu-ray besser aus, als viele Filme die heute gedreht werden.

Beim Fernsehfilm "The Day After" (nicht zu verwechseln mit "The Day After Tomorrow") hat man die Pilzwolken mit Tinte dargestellt, die Effektaufnahmen der Druckwelle(n) stammt jedoch von echten Tests (hauptsächlich vom Grable-Test aus Operation Upshot-Knothole).

[DG0MG]

Der Film heizt natürlich auch die Diskussion wieder an, wie weit die Nazis mit der Entwicklung einer eigenen Kernwaffe waren. Im Film gibt es einen Dialog zwischen Oppenheimer und General Groves, bei dem Oppenheimer von 1,5 Jahren Vorsprung der Nazis spricht, was wohl dann der Grund für das Tempo bei der Entwicklung war.

WELT.DE schreibt dazu: https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article246516362/Oppenheimer-Film-Das-Dritte-Reich-und-seine-eigene-Atombombe.html

"Naturwissenschaftlich widerlegt ist ferner, dass auf Rügen im Oktober 1944 und auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf in Thüringen im März 1945 nukleare Testexplosionen stattgefunden hätten, wie der Berliner Publizist Rainer Karlsch in seinem 2005 erschienenen Buch ,,Hitlers Bombe" behauptet hatte. Denn es gab zu dieser Zeit weder hinreichend spaltbares Material in Hitlers Machtbereich noch wussten die deutschen Kernphysiker, ihrer bis 1939 führenden Rolle in der internationalen Atomforschung zum Trotz, zu diesem Zeitpunkt überhaupt, wie eine Kernspaltungs- oder (wissenschaftlich genauer) Fissionsbombe theoretisch funktionieren könnte."

Es gibt natürlich genügend Leute, die das diametral anders sehen.

[DL4LNX]

Es gibt natürlich genügend Leute, die das diametral anders sehen.

Vermutlich sind das die spannenden Indiana Jones Geschichten, die über den langweiligen Alltag hinweg helfen. Ich meine das Drum herum bietet sich ja nahezu an. Wir haben das Dritte Reich, die meisten Zeitzeugen sind tod, aufgebauschte Geschichten fallen also nicht so sehr auf. Wir haben militärisches Sperrgebiet nebenan, da ranken sich eh immer Mythen drum, denn wenn Leute nicht so genau wissen, was da passiert, denn vermischen sich Phantasie, Realität und ein paar Bierchen in der Eckkneipe. Anschließend entwickelt sich die Geschichte getreu dem Motto stille Post immer weiter und gleitet in das Fantastische ab, insbesondere, dann, wenn die Leute nicht verstehen, was es mit dem Thema auf sich hat.
Gleiches gilt für Medien, je unglaublicher einer Geschichte ist, desto besser verkauft sie sich. Die langweilige und anstrengende Realität will keiner wissen, das fantastische begeistert die Menschen.

Wie mit vielen Geschichten hat aber auch diese einen wahren Kern in Form des Uran Projekts und den Versuchen zur Neutronenvermehrung.

[Henri]

Der Film heizt natürlich auch die Diskussion wieder an, wie weit die Nazis mit der Entwicklung einer eigenen Kernwaffe waren.

Es gibt ein Buch von Robert Jungk: "Heller als tausend Sonnen". Kennt wahrscheinlich der ein oder andere von euch.

Er hat ausführlich zu dem Thema recherchiert und kommt zu der Einschätzung, dass Hitler sich überhaupt nicht für die Atombombe interessiert hat (ein paar Wissenschaftler aber schon). Entsprechend lief das ganze Atomprogramm mit niedriger Priorität.

In den USA und UdSSR war das entweder nicht bekannt, oder es gab Falschinformationen durch Agenten, oder "man" suchte einen Grund, um selber so etwas zu entwickeln und moralische Bedenken beiseite zu schieben. Und Bedenken wurden ja auch zahlreich von namhaften Wissenschaftlern vorgetragen, nur wollte man die nicht hören...

Klar, das ist nur eine von vielen möglichen Interpretationen des Quellenmaterials, die in dem Buch vertreten wird. Allerdings hätte man vieles noch besser rechtfertigen können, wenn man im besetzten Deutschland eine fast fertige Bombe gefunden hätte. Aber so was gab es ja nicht, nur ein paar rudimentäre Versuche und theoretische Skizzen.

[opengeiger.de]

Bei 3Stunden Dauer des Films gibts hier ganz wichtige Tipps!

[Henri]

"Barbie zieht mehr Zuschauer als Oppenheimer"

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/kino-barbie-oppenheimer-100.html


Tja... 

[DL4LNX]

Naja, es ist vielleicht nicht der typische Familienfilm. Ich hab ihn mir Freitag angeschaut und finde Ihn persönlich so lala.
Das liegt aber nicht unbedingt an dem was der Film darstellt sondern den Fokus den er dabei legt. Die für mich spannenden Parts waren zu kurz, die die ich persönlich nicht so spannend fand gefühlt erschlagend lang.
Das ist allerdings nur mein Empfinden und kann bei jedem anders sein. Ich möchte jetzt auch nicht zu sehr ins Detail gehen und hier spoilern.

[miles_teg]

"Barbie zieht mehr Zuschauer als Oppenheimer"
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/kino-barbie-oppenheimer-100.html
Tja... 

Moderne Zeiten halt. Da sind weiße heterosexuelle Männer, die harte Naturwissenschaft unbarmherzig vorantreiben, nicht mehr so en vogue...

[Lennart]

Moderne Zeiten halt. Da sind weiße heterosexuelle Männer, die harte Naturwissenschaft unbarmherzig vorantreiben, nicht mehr so en vogue...

Das unterstelle ich auch gerne, in diesem Fall könnten aber auch

weiße heterosexuelle Männer

den Großteil der Zuschauerschaft ausmachen. Man erhofft sich vielleicht von Margot Robbie ähnliche Szenen wie in "The Wolf of Wall Street" 

[NoLi]

Ich bin für eine Fortsetzung (H-Bomb) mit einer LSBTIQ-Besetzung...

Norbert

[miles_teg]

Ich bin für eine Fortsetzung (H-Bomb) mit einer LSBTIQ-Besetzung...

Norbert

Das wäre dann wohl eher die G-Bomb...

[Flipflop]

In diesem Video erzählen wir die wahre Geschichte von Robert Oppenheimer und wo der Film von der historischen Wahrheit abweicht.

GigaTV Mag

[DG0MG]

Der Hype um den Film führt auch dazu, dass einem ständig Videos vorgeschlagen werden, die beschreiben, wie eine Atombombe aufgebaut ist.

Little Boy:

Fat Man:

Zar-Bombe:

Die Astronauten der Mondlandung haben vorher in durch ATombombentests geschaffenen Kratern geübt:

Verblüffend einfach und naheliegend ist auch die Antwort auf die Frage, warum man "Little Boy" nicht vorher ebenso wie "Fat Man" getestet hat: Nicht nur, weil man annahm, "dass sie schon funktionieren wird", sondern weil gar nicht genug U-235 vorhanden war, um zwei Exemplare zu bauen. Die Anreicherung braucht halt Zeit, die sie nicht hatten.

[etalon]

Da gab es auch mal einen wirklich interessanten Vortrag/Vorlesung in Harvard:

und hier Teil 2: