Reise nach Osteuropa

Begonnen von Janni, 30. Juni 2023, 15:12

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Radiohörer

Zitat von: DG0MG am 04. Juli 2023, 16:07Bei späteren Wiederholungsbesuchen war das dann nicht mehr so, hat was mit der Jahreszeit und einziehenden oder ausziehenden Wettern zu tun.
Da stehen die Chancen z.Z. ja ziemlich gut: wenn Wasser raus kommt, bist zu weit unten, u.U. an einem Erbstollen, sprich großem BW-Gebäude und da kommt im Sommer, speziell wo früher U abgebaut wurde, ziemlich viel Luft/Aerosole mit div. Radontöchtern raus. Im Winter bläst es oben raus und man könnte die einzelnen Grubenabschnitte beproben.
Zur Info: auch in natürlichen Höhlen, ich bin am We in einer und probiers aus, gibt es manchmal erhebliche Radonkonzentrationen.

Janni

Leute, ich werde Kernkraftwerk Ignalina in Litauen besichtigen. Hab dort einen Termin Ende des Monats bekommen und ich darf auch in den Kontrollbereich.  :yahoo:  :yahoo:  :yahoo:

Habe Vorgestern (als ich auch schon unterwegs war) die Zusage bekommen. Und das obwohl ich mal wieder spät mit meiner Anfrage war, eigentlich sind nämlich schon alle Termine im Sommer ausgebucht.

Jetzt freue ich mich, dass sie mich da noch mit reinschieben.  :yahoo:

Für alle die nicht so im Thema drin sind: dort haben sie die Chernobyl Serie gedreht. Es ist ein Kraftwerk mit RBMK Reaktor wie Tschernobyl. Nur nicht so kaputt. Und es ist auch schon stillgelegt, aber man kann es besichtigen.

Sie haben eine sehr freundliche PR Abteilung. Genau genommen hatte ich mit ihnen schon vor zwei Jahren Email Kontakt. Aber da ging es alles nicht mit der Besichtigung und überhaupt war alles anstrengend wegen Corona... Letzten Endes war ich dann überhaupt nicht nach Litauen gefahren, weil ja auch noch die Flut im Ahrtal war und dann hatte ich da mit beim aufräumen geholfen.

Letztes Jahr passte es dann auch nicht, aber diesmal wird das was.  ;D

Ihr könnt das mal googeln, bin gerade zu faul das zu verlinken. Schreibe hier mit dem Handy und hab gar keinen Computer mit. Bin jetzt schon in Polen, aber Ostseeküste. Südpolen, was ihr vorgeschlagen hattet, kommt auf dem Rückweg. Aber das dauert noch.  ;)

Lennart

Zitat von: Janni am 06. Juli 2023, 22:06Leute, ich werde Kernkraftwerk Ignalina in Litauen besichtigen. Hab dort einen Termin Ende des Monats bekommen und ich darf auch in den Kontrollbereich.  :yahoo:  :yahoo:  :yahoo:

Machst du auch ein Video dazu? Das wäre super :good2:

Janni

Ich würde wahnsinnig gerne da filmen. Auf deren Internetseite steht allerdings irgendwas, dass man da nicht filmen oder fotografieren soll. Ich werde auf jeden Fall trotzdem einfach mal fragen.  :)

Ansonsten die haben auch einen YouTube Kanal. Der ist ganz klein und auch noch recht neu, dieses Video ist ganz interessant:



NoLi

Wie man rein kommt, und wie die Tour aussieht:


Norbert


Janni

Ja, das ist ein gutes und informatives Video. Das hatte ich irgendwann auch schon mal gesehen.  :)

Janni

So also, ich fange hier mal an mit meinem Bericht von der Besichtigung von Kernkraftwerk Ignalina.  :)

Wir waren eine Gruppe von ungefähr 12 Personen. Pro Person kostet die Besichtigung 70 Euro, es geht etwa drei Stunden. Beata vom Communication Department hat die Führung gemacht. Man durfte leider keine Handys, Kameras oder sonstiges an Geräten mit rein nehmen, das wurde auch streng kontrolliert. Deswegen konnte ich leider kein Video machen. Fotos habe ich aber trotzdem, Beata hatte eine Kamera mit und Fotos gemacht. Ich hatte auch ganz lieb gefragt, ob ich den Radiacode mitnehmen darf, aber leider sind die Vorschriften sehr streng und das war auch nicht erlaubt.

Die Tour war aber sehr interessant und informativ. Beata hat sehr viel technisches erzählt und man konnte alles mögliche fragen.  ;D

Aber von Anfang an. Erstmal waren natürlich die ganzen Sicherheitsmaßnahmen. Wir mussten alle unsere Pässe vorzeigen und zweimal irgendwas unterschreiben. Wahrscheinlich dass wir alles verstanden haben und dass die keine Haftung übernehmen, wenn wir uns da verletzen oder sowas. Ich weiß es nicht mehr genau, es war auch teilweise in Litauisch. Aber eben so das übliche wahrscheinlich. Jedenfalls haben wir dann alle so Besucherausweise bekommen.  :))

Dann sind wir durch die Kontrolle (ähnlich wie am Flughafen) und dann zur Umkleide. Das hat dann erstmal bestimmt 20 Minuten gedauert, bis die ganze Gruppe lange Unterhosen, ein Hemd, Strümpfe, dann ne Hose und ne Jacke hatte, und so eine weiße Mütze und einen Helm und Sicherheitsschuhe. Handschuhe haben wir auch gekriegt und sollten die anziehen. FFP3 Masken auch, die brauchten wir allerdings später nur kurz in der Turbinenhalle.

Die ganze Ankleideprozedur war im Grunde genauso wie in Tschernobyl. Das dauert ja immer erstmal so seine Zeit...

Dann haben wir uns auf dem Flur erstmal versammelt und Beata hat so ein paar grundsätzliche Dinge erzählt. Wie wir uns verhalten sollen, dass man Bescheid geben soll, wenn es einem nicht gut geht, weil dort natürlich die Luft mal etwas stickig sein kann und solche Dinge.

Danach sind wir dann Dosimeter holen gegangen. Da mussten wir dann wieder kurz warten. Wir sind da durch den langen Flur gelaufen, wo es rechts und links in diverse Räume, Büros und Kontrollräume geht. Es sieht tatsächlich so ähnlich wie in Tschernobyl der goldene Korridor aus. Die Reaktorhalle ist da auch nebenan, aber dafür mussten wir erstmal im Treppenhaus ganz weit hoch laufen.

Ja, und dann waren wir in der Reaktorhalle und konnten da auf dem Reaktor herumlaufen. Wie sehr hatte ich das vermisst, seit das mit der Ukraine so schwierig geworden ist... Dort haben wir dann auch ne Fotosession gemacht.  ;D

In der Halle haben wir uns so einiges angesehen und Beata hat auch viel erzählt. Nicht nur spezifisches, sondern auch allgemeines. Z.B dass es ein RBMK Reaktor mit 1500 MW ist, es war der leistungsstärkste der Welt. Wir waren in der Halle von Block 2. Sie wollten damals 4 Blöcke bauen, aber nur Block 1 und 2 waren ganz fertig gebaut und in Betrieb. Block 2 ist seit 2009 stillgelegt und jetzt im Rückbau. Die Brennelementwechselmaschine ist schon abgebaut und sonst lag da auch in der Halle so allerhand abgebautes oder halb auseinander gebautes Zeugs rum.

Nachdem wir in der Reaktorhalle waren, sind wir in die Turbinenhalle gegangen. Die Turbine ist allerdings auch schon abgebaut und jetzt wird die Halle (die ist riesig groß) dafür genutzt, um alles mögliche zu zulegen. Es wird gereinigt, wenn das möglich ist und freigemessen, wie das eben beim Rückbau  so gemacht wird. Dann wird es verkauft, beispielsweise wertvolles Metall. Das was man nicht reinigen kann, das kommt in so Container und erstmal dort vor Ort in so ein Lager. Von diesen Containern standen da ganz viele in der Halle.

Dann waren wir noch im Kontrollraum. Der ist ja auch immer wieder ein Highlight.  :))

Beata hat einiges technisch erklärt, aber auch wie die Abläufe und die Hierarchie damals so waren. Also dass alles sehr streng war, aber dass seit dem Unglück von Tschernobyl einige Regeln geändert wurden bzw. klarer formuliert, also dass jeder nach den Vorschriften handelt und seine Entscheidung dementsprechend trifft und dafür verantwortlich ist. Selbst der Vorgesetzte darf den Leuten da nicht reinreden, wie das ja in Tschernobyl der Fall war. Es gibt natürlich ganze Schränke voll mit Aktenordnern mit den Vorschriften.

Im Kontrollraum haben wir dann auch noch mal Fotos gemacht.

Ganz toll ist übrigens auch, dass man da Souvenirs kaufen kann. Ich hab jetzt ein Cap, ein Handtuch und einen Schlüsselanhänger. :)

Es war alles in allem ein sehr interessantes Erlebnis. Die Führung war gut gemacht und die gesamte Kommunikation im Vorhinein war sehr freundlich und super. Also für mich war es die 70 Euro definitiv wert. Nur schade, dass selber filmen und fotografieren und Messgeräte mit rein nehmen nicht ging. Da sind die in Tschernobyl noch wesentlich entspannter.  ;)

Fotos folgen, außerdem war das noch nicht alles. Ich hab noch einiges interessantes zu berichten. Kommt alles nach und nach.  :)

Janni

Außen durfte ich ja Fotos machen. Hier sind schon mal welche.

Janni

Und hier sind die vom Reaktor und vom Kontrollraum  ;D

Lennart

Schöner Bericht, da würde man am liebsten gleich selber losfahren  :good3:

Das Foto- und Filmverbot ist natürlich schade, aber auch irgendwie verständlich. Es gibt z.B. Leute die das gesamte Uranbergbaumuseum in Bad Schlema komplett gefilmt haben. Wenn man dann alles auf YouTube sehen kann, stellt man sich schon die Frage, ob ein Besuch jetzt noch nötig ist.

Bezogen auf eigene Messgeräte erscheinen mir die Regeln aber etwas übertrieben streng...

Henri

Danke Janni! Freut mich, dass Du so einen schönen Urlaub hast!   :good2: 

Ich finde das doch ganz fair gelöst: keine eigenen Fotos, aber euer Tourguide macht welche, und ihr bekommt die dann.

Es ist natürlich schade, keine Messgeräte mitnehmen zu dürfen. Hattet ihr Filmdosimeter bekommen, oder elektronische? Vielleicht darf man kein eigenes Gerät mitnehmen, weil dann die Diskussionen losgehen, wenn es doch versehentlich kontaminiert wurde und ins Endlager muss...  :D  Man muss alles, was man reinbringt, ja später wieder freimessen. Da hatten die wahrscheinlich keine Lust drauf.

Warst Du eigentlich schon mal im KKW in Lubmin?

Viele Grüße!

Henri

wrdmstr inc.

Auf dem Reaktor draufstehen ist schon was  :yahoo: und wenn alles so klappt wie geplant,mega
Die Kopfbedeckung ist ganz nuetzlich bei dem Zeug was da rumbaumelt

NoLi

Zitat von: Lennart am 05. August 2023, 21:53...
Bezogen auf eigene Messgeräte erscheinen mir die Regeln aber etwas übertrieben streng...
Zitat von: Henri am 05. August 2023, 22:55...
Vielleicht darf man kein eigenes Gerät mitnehmen, weil dann die Diskussionen losgehen, wenn es doch versehentlich kontaminiert wurde und ins Endlager muss...  :D  Man muss alles, was man reinbringt, ja später wieder freimessen. Da hatten die wahrscheinlich keine Lust drauf.
...
Ich finde das sinnvoll, wenn auch für den Betroffenen enttäuschend.

Mit mangelnder Lust zur Freimessung wird dies nichts zu tun haben, eher mit Diskussionen um fehlerhafter Messwerte, hauptsächlich bei Consumer-Geräte (Kalibrierung, Querempfindlicheiten, Störempfindlichkeiten, etc.); hatten wir hier ja schon oft erörtert.
Bei Interesse hätte vielleicht auch eine Nachfrage nach einem betriebseigenen Strahlungsmessgerät weitergeholfen. Wäre auch bestimmt interessant zu erfahren, welche Strahlungsmesstechnik jetzt dort verwendet wird, und ob die Messtechnik aus Sowjetzeiten noch zum Einsatz kommt...

Norbert

DL4LNX

Sehr spannend, ich bin total neidisch  ;D

Janni

Entschuldigung Leute erstmal, dass jetzt erst ne Antwort kommt! Bin irgendwie ständig so beschäftigt und erlebe so viel.  :) Jetzt bin ich gerade an einem wunderschönen See in Polen und habe hier die Nacht verbracht. Ich schlafe fast immer im Auto. Im Kombi mit einer Matratze im Kofferraum, aber für eine Person geht das echt gut und man spart Geld und ist unabhängig.  ;D Ich mag das vor allen Dingen, an schönen Plätzen (oft direkt am Strand) in der Natur zu campen.  :)
Aber zurück zum Thema, ist ja hier kein Campingforum.  :D

Jedenfalls hatte ich dort keine sowjetischen Messgeräte im Einsatz gesehen. Hab eine Frau vom Strahlenschutz mit einem Como gesehen und so ein mobiles Gammaspektrometer hatte die auch in der Hand. Ich weiß davon nicht den Hersteller, aber ich hab so eins schon mal gesehen. Die Dosimeter waren elektronische. Die kennt man hier auch von Rados. Die hatten auch nur zwei Leute aus der Gruppe und hinterher hatten die 4 uSv drauf.

Ich glaube es wäre grundsätzlich schon auch möglich, eigene Geräte (Messgeräte und Kamera) mitzunehmen, aber das hätte ich im Vorhinein anfragen müssen und ich glaube, das ist dann alles noch komplizierter mit Formalitäten und so, da hätte ich auch keine Lust zu gehabt. Es war auch so schon ein klein wenig kompliziert im Vorhinein und ich bin ja nur ne normale Touristin und wollte auch nicht, dass es noch komplizierter als nötig ist.  :D

Jedenfalls hab ich da ja noch mehr erlebt. Ich war nämlich in Visaginas tatsächlich in einem Hotel. Visaginas ist die jüngste Stadt Litauens und wurde 1975 zusammen mit Kernkraftwerk Ignalina für die ganzen Arbeiter gebaut, also ähnlich wie Pripyat in der Ukraine. In der Stadt gibt es also keine richtig alten Häuser und auch keine einzelnen Wohnhäuser, sondern eben nur solche sowjetischen Plattenbauten. Es hat also auch tatsächlich ein bisschen ein Flair wie Pripyat. Die meisten finden solche Häuser nicht unbedingt schön, aber ich mag das. Ich finde, es hat irgendwie was Gemütliches, und außerdem ist es wie eine Zeitreise.  :))

Jedenfalls war das Highlight in dem Hotel, dass da ein kompletter Simulator des Kontrollraums vom Kraftwerk steht. Früher hatten hier nämlich die Arbeiter trainiert. Das Gelände vom Hotel ist riesig und da war gar nicht viel los. Früher war da wesentlich mehr Betrieb, als das Kraftwerk noch in Betrieb war. Es war auch für die Mitarbeiter zur Entspannung gedacht. Es gibt da ne Sauna, Pool, Partyräume und ne große Kantine. Ist alles noch genau so wie in sowjetischen Zeiten. Es ist auch immer noch sauber und gepflegt, war nur alles nicht in Benutzung. Die Frau von der Rezeption hat mir alles gezeigt.

Das interessanteste war natürlich der Simulator. Da durfte ich ganz in Ruhe mir alles ansehen und Fotos machen, solange wie ich will durfte ich da bleiben. Sie hat mich da auch allein gelassen und gesagt, ich soll Bescheid sagen wenn ich fertig bin, dann schließt sie wieder ab. In dem Simulator haben sie tatsächlich auch die Tschernobyl Serie gedreht. Ich hab das sehr zelebriert, dass ich mir ganz in Ruhe alles ansehen darf.  :yahoo:  :yahoo:  :yahoo:
Nur Erklärungen gab es nicht. Die Dame schien jetzt auch nicht die Bescheidwisserin zu sein, wie der Simulator funktioniert. Der hatte auch leider keinen Strom und sie konnte das nicht einschalten. Also richtige Störfälle konnte ich leider nicht simulieren. Trotzdem war das alles ganz ganz toll und interessant!  :))

Ich hatte auch eine sehr nette Unterhaltung mit der Dame. Sie war wirklich ganz lieb. Sie sagte, ihr Mann hat früher auch im Kraftwerk gearbeitet, aber jetzt ist er in Rente. Sie sprach kein Englisch, aber Russisch. Ich lerne seit ein paar Jahren Russisch, aber nur mit Apps und Youtube Videos und habe selten die Gelegenheit Russisch zu sprechen. Das war mal eine gute Gelegenheit und es ging tatsächlich ganz gut, wir mussten nur ein paar Wörter im Übersetzer nachgucken.  :)

Ich hab da natürlich auch ganz viele Fotos gemacht. Die kommen aber später, hab hier an dem See keinen so guten Empfang. Wollte mich nur mal wieder melden.  ;D

Jetzt bin ich etwa fünf Wochen durch Litauen, Lettland und Estland gefahren. Hab sehr viel gesehen und hätte auch noch mehr zu berichten. Das kommt alles nach und nach.

Heute fahre ich nach Danzig und treffe dort meinen Mann. Wir wollen dann zusammen für drei Wochen bis nach Istanbul fahren. Wir werden dann auch in Hotels gehen. Zu zweit in einem Kombi ist doch etwas zu eng.  :D  Also jetzt beginnt sozusagen der zweite Teil der Reise. Ich freue mich ganz doll darauf, meinen Mann heute Abend in den Arm zu nehmen.  :give_heart2: