Steinbruch Knaupsholz

Begonnen von Lennart, 15. Januar 2023, 21:37

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Lennart

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 14:26Ja, ich bin auch dafür, dass man alles verbietet und weg-/absperrt. Am besten fangen wir bei den Menschen an! Sind die nicht mehr da, dann passiert auch keinem mehr etwas und niemand wird auch einer noch so kleinen konstruierten oder abstrakten Gefahr ausgesetzt, auch nicht kurz oder ungewollt...  :D

Gesunder Menschenverstand und realistische Gefährdungsabschätzung ist in allen Bereichen des Lebens nicht mehr en voughe oder sogar ganz unerwünscht. Es ist auch immer gut, die gesamte Population ungefiltert mit Regeln und Verboten zu überziehen und unmündig zu machen, nur weil einige wenige erleuchtete und selbstüberschätzte Hyperchonder meinen die Menschheit mit ihren Wahnvorstellungen retten zu können...

Das zieht sich ausnahmslos durch unser gesamtes politisches und gesellschaftliches Leben. Und alle machen mit...

Das Problem ist, dass sich die Entscheidungen teilweise nicht nachvollziehen lassen. Warum wurde z.B. Schacht 371 komplett "rekultiviert"? Wen haben diese Halden gestört? Man hätte die Schachtanlagen als Besucherbergwerk umfunktionieren können und die Halden (meinetwegen mit Warnschildern) für Mineraliensammler öffnen können. Geld kann nicht das Problem sein, denn die "Rekultivierung" war sicherlich nicht billig.

Für andere ehemalige Wismut-Gebiete gilt das auch. Man muss ja nicht sämtliche Andenken an die Bergbaugeschichte vom Antlitz der Erde fegen.

In Menzenschwand, wo es wirklich um einen gut besuchten Wanderweg für Familienausflüge geht, hätte man besser aufräumen können. Dabei geht es auch nicht um eine abstrakte Gefahr bezüglich der Strahlung, sondern um die U-Glimmer direkt auf dem Weg. Sowas müssen Leute nicht über das Schuhwerk in die Häuser schleppen und Hunde brauchen auch kein fluoreszierendes Pulver an der Nase, der dann Kindern ins Gesicht gerieben wird.

Abgesehen davon sehe ich diese undurchsichtige und völlig unnötig restriktive Art der Gesetzgebung ähnlich kritisch. Andere Länder machen es vor, Stichwort "Jedermannsrecht" in Skandinavien und der Schweiz.
       

etalon

Zitat von: Lennart am 17. Januar 2023, 15:27Das Problem ist, dass sich die Entscheidungen teilweise nicht nachvollziehen lassen. Warum wurde z.B. Schacht 371 komplett "rekultiviert"? Wen haben diese Halden gestört? Man hätte die Schachtanlagen als Besucherbergwerk umfunktionieren können und die Halden (meinetwegen mit Warnschildern) für Mineraliensammler öffnen können. Geld kann nicht das Problem sein, denn die "Rekultivierung" war sicherlich nicht billig.

Für andere ehemalige Wismut-Gebiete gilt das auch. Man muss ja nicht sämtliche Andenken an die Bergbaugeschichte vom Antlitz der Erde fegen.

Das sehe ich absolut genau so wie du.

Zitat von: Lennart am 17. Januar 2023, 15:27...
In Menzenschwand, wo es wirklich um einen gut besuchten Wanderweg für Familienausflüge geht, hätte man besser aufräumen können. Dabei geht es auch nicht um eine abstrakte Gefahr bezüglich der Strahlung, sondern um die U-Glimmer direkt auf dem Weg. Sowas müssen Leute nicht über das Schuhwerk in die Häuser schleppen und Hunde brauchen auch kein fluoreszierendes Pulver an der Nase, der dann Kindern ins Gesicht gerieben wird.

Hier trennen sich aber unsere Ansichten eklatant! Warum muss da besser aufgeräumt werden? Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass jemand (egal welchen Alters) durch die Nutzung der Wanderwege oder auch abseits eine außergewöhnliche radiologische Belastung erfährt, weil er eventuell ein mikroskopisches Krümel Uranglimmer verschleppt? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Krümel im weiteren Verlauf inkorporiert wird? Und wenn ja, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es durch eine angenommene Inkorporation zu einer entsprechenden Schädigung (und in welchen Zeiträumen) kommt?

Dem gegenüber:
Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass jemand beim Wandern dort über eine Wurzel stürzt und sich die Knochen bricht? Reißen wir jetzt alle Wurzeln raus? Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass dort Beeren oder Pilze (von Kindern) gegessen werden, welche körperliche Schäden auslösen? Beseitigen wir jetzt alle giftigen Pflanzen (ab wann ist denn eine Pflanze giftig)? Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Anreise nach Menzenschwand ein Verkehrsunfall passiert, evtl mit Todesfolge? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man im bergigen Gelände über einen Abhang stürzt? Verbieten wir jetzt Bergtouren? ... etc.
Ich könnte da jetzt noch ne Stunde weiterschreiben, aber du hast bestimmt schon vor fünf Sätzen gemerkt, worauf das hinaus läuft. Eine sinnvolle Risikoabwägung. Ich verstehe durchaus, dass nicht jeder der geborene Statistiker ist, aber ich halte jeden Mensch für mündig, sich seinem Risikoempfinden und auch seine individuelle Risikobereitschaft entsprechend zu verhalten.

Wenn jemand Bedenken hat, sich dort einer wie auch immer gearteten radiologischen Belastung auszusetzen, dann darf er halt dort nicht wandern gehen. Das ist eine ganz persönliche Entscheidung und das Recht eines jeden, eine für sich tragbare Risikobewertung vorzunehmen und danach zu handeln. Es gibt aber niemandem das Recht, seine Risikobewertung auch für mich als gültig zu erklären! Und das findet aber kontinuierlich in unserer Gesellschaft statt, und damit habe ich ein erhebliches Problem...

Grüße Markus

Henri

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 14:26Hui, das scheint mir aber ein Wundergerät zu sein! Von solchen Wirkungsgraden träumt man in der Messtechnik schon lange...  :D


Also ich habe schon so einen. Du etwa noch nicht??  Der hat sogar Blockchain und künstliche Intelligenz eingebaut.. :D


Klar, das Abdeckgitter nimmt schon mal gut 30% der Betastrahlung weg, etwas Abstand vom Strahler hat man baubedingt auch, und dann ist die Ansprechwahrscheinlich natürlich auch energieabhängig.

Für das RadEye B20 wird angegeben:

"2p Effizienz (bei 50 mm Durchmesser ohne Gummihülse): Am-241; Co-60: 25 %; Sr/Y-90: 36 %; C-14: 19%"



Für den "Radiation Alert Ranger" (selbes Zählrohr) steht im Datenblatt für Betastrahlung:

"typical detection efficiency at 1 MeV is approx. 25%."


Gesunder Menschenverstand und realistische Gefährdungsabschätzung kann leider nicht per se vorausgesetzt werden. Deshalb gibt es in Betrieben ja auch regelmäßig wiederkehrende allgemeine und gefahrenspezifische Unterweisungen. Viele Gefahren werden nicht als solche wahrgenommen oder unter- bzw. überschätzt, das ist ein ganz normales psychologisches Phänomen. Im konkreten Fall müsste man also die Besucher ein 1-stündiges Aufklärungsvideo schauen lassen, bevor man sie in das Gebiet lässt, damit sie überhaupt in der Lage wären, sich ein realistisches Bild von der Situation zu machen.

Wenn man ein aussagekräftiges Hinweisschild aufstellt, hat der Besucher zumindest die Chance, sich zu informieren. Nur einen Zaun herumzuziehen und "Vorsicht Lebensgefahr" ohne weitere Erläuterung draufzuschreiben wird aber ziemlich sicher Neugierige anziehen.  Und wenn man gar kein Schild aufstellt: fällt jemand in eine Kiesgrube, hat der Betreiber ein Problem. Bekommt jemand 10 Jahre nach einem Menzenschwand-Urlaub Lungenkrebs, lässt sich im Einzelfall keinerlei kausaler Zusammenhang mehr beweisen. Mit "Eigenverantwortung" hat das nicht so viel zu tun, eher mit Haftungsfragen.

Viele Grüße!

Henri

Henri

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 15:57Es gibt aber niemandem das Recht, seine Risikobewertung auch für mich als gültig zu erklären!

Zahlst Du die Arztrechnung oder die Pflegekosten selber, wenn Dir was passiert?

etalon

Zitat von: Henri am 17. Januar 2023, 16:26...
Gesunder Menschenverstand und realistische Gefährdungsabschätzung kann leider nicht per se vorausgesetzt werden. Deshalb gibt es in Betrieben ja auch regelmäßig wiederkehrende allgemeine und gefahrenspezifische Unterweisungen. Viele Gefahren werden nicht als solche wahrgenommen oder unter- bzw. überschätzt, das ist ein ganz normales psychologisches Phänomen. Im konkreten Fall müsste man also die Besucher ein 1-stündiges Aufklärungsvideo schauen lassen, bevor man sie in das Gebiet lässt, damit sie überhaupt in der Lage wären, sich ein realistisches Bild von der Situation zu machen.

Wenn man ein aussagekräftiges Hinweisschild aufstellt, hat der Besucher zumindest die Chance, sich zu informieren. Nur einen Zaun herumzuziehen und "Vorsicht Lebensgefahr" ohne weitere Erläuterung draufzuschreiben wird aber ziemlich sicher Neugierige anziehen.  Und wenn man gar kein Schild aufstellt: fällt jemand in eine Kiesgrube, hat der Betreiber ein Problem. Bekommt jemand 10 Jahre nach einem Menzenschwand-Urlaub Lungenkrebs, lässt sich im Einzelfall keinerlei kausaler Zusammenhang mehr beweisen. Mit "Eigenverantwortung" hat das nicht so viel zu tun, eher mit Haftungsfragen.

Viele Grüße!

Henri

Das kannst du nicht vergleichen. In der Arbeit kannst du nicht (oder nur schwer) dein selbstbestimmtes Risikoempfinden oder deine persönliche Risikobereitschaft ausleben, daher ist dein Arbeitgeber verpflichtet, für ein entsprechendes Sicherheitsniveau zu sorgen. Allerdings nimmt es auch da mittlerweile teils hanebüchene Auswüchse an. Aber das ist ein anderes Thema.

In meiner Freizeitgestaltung bin ich frei, mein Risikoempfinden und meine Risikobewertung selbst zu bestimmen. Auch die Haftungsfrage lasse ich nicht gelten, denn die ist in öffentlich zugänglichem Gelände bei weitem nicht so eng gefasst, wie du es darstellst. Wenn du dir beim Spazierengehen im Wald den Fuß vertrittst, dann ist auch nicht der Waldbesitzer dafür haftbar...

Ich bin sehr überrascht, dass du für dich in Anspruch nimmst, dass deine Gefährdungsbeurteilung mehr Gültigkeit besitz, als die eines Anderen (dem du nach deinem Empfinden den gesunden Menschenverstand absprichst). Es mag ja durchaus sein, dass der eine oder andere sein Risiko etwas ungünstig kalkuliert, aber das ist dann eben so, und mit den Konsequenzen muss derjenige leben. In der Natur nennt man das natürliche Auslese.

Auch Kinder müssen (sollten  :D ) sich an die Risikoeinschätzung ihrer Erziehungsberechtigten halten, da diese die Verantwortung tragen. Nur ist es auch hier so, wie bei ausufernden Gesetzen auch: Viel hilft nicht viel. Und leider haben wir schon sehr lange verlernt uns zu fragen, ob Gesetze und Regeln uns als Gesellschaft noch dienen oder ob es mittlerweile ein Selbstzweck geworden ist.

Zitat von: Henri am 17. Januar 2023, 16:28
Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 15:57Es gibt aber niemandem das Recht, seine Risikobewertung auch für mich als gültig zu erklären!

Zahlst Du die Arztrechnung oder die Pflegekosten selber, wenn Dir was passiert?

In gewisser weise ja, denn auch ich zahle entsprechende Beiträge in die Sozialkassen. Das ist aber völlig irrelevant, denn wir leben in einer Solidargemeinschaft. Und auch hier ist es statistisch völlig egal, ob das einzelne Individuum etwas mehr Risiko in Kauf genommen hat als ein anderes, im Mittel gleicht sich das wieder aus. Ein Krebspatient muss eine mehrere hunderttausende teure Behandlung auch nicht selbst bezahlen, und einer, der sein Leben lang nie beim Arzt war, bekommt auch nichts zurück. Das bedeutet Solidargemeinschaft.
Letztlich ist genau die Statistik das Problem des Individuums. Es gibt Menschen, die sind ihr Leben lang möglichst wenig Risiko eingegangen, haben nicht geraucht, keinen Alkohol getrunken und erkranken doch an Krebs und sterben eventuell ein paar Jahre früher. Andere Rauchen zwei Schachteln am Tag, sind des Abends regelmäßig alkoholbedingt aus dem Leben geschossen, springen Fallschirm und fahren Motorcross, überleben aber den Vorsichtigen um Jahre. Für das Individuum passt die Statistik also nie, aber über eine statistisch signifikante Menge trifft sie im Mittel zu. Daher hat niemand das Recht, sein individuelles Risikoempfinden und seine imdividuelle Risikoeinschätzung einem anderen überzustülpen, denn er liegt nicht mehr oder weniger richtig, als das andere Individuum.

Puh, wasn Text...  :D

Grüße Markus


Raddet

Zitat von: Henri am 17. Januar 2023, 16:28Zahlst Du die Arztrechnung oder die Pflegekosten selber, wenn Dir was passiert?

Meiner Meinung nach zahlt jeder für seine zukünftige Behandlung selbst. Mit ihren Steuern zumindest.

Im Allgemeinen glaube ich, dass ein Staat nur dann als zivilisiert angesehen werden kann, wenn in ihm zwei Dienstleistungen absolut kostenlos erbracht werden - medizinische Versorgung und Bildung. Diese Bedingung ist natürlich nicht ausreichend, aber notwendig.

Lennart

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 15:57Wenn jemand Bedenken hat, sich dort einer wie auch immer gearteten radiologischen Belastung auszusetzen, dann darf er halt dort nicht wandern gehen. Das ist eine ganz persönliche Entscheidung und das Recht eines jeden, eine für sich tragbare Risikobewertung vorzunehmen und danach zu handeln. Es gibt aber niemandem das Recht, seine Risikobewertung auch für mich als gültig zu erklären! Und das findet aber kontinuierlich in unserer Gesellschaft statt, und damit habe ich ein erhebliches Problem...

Ich verstehe genau was du meinst und auch bei der Risikobewertung komme ich zu einem ähnlichen Schluss. Trotzdem hätte man die Wege bereinigen können, auch wenn das Risiko extrem gering ist.

Der Knackpunkt ist doch, dass der normale Wanderer keine persönliche Risikobewertung vornehmen kann. Es gibt nämlich keine echten Hinweise auf den Uranbergbau. Man kann nicht erwarten, dass ein Tourist sich vor jedem Ausflug in die Natur über etwaige radiologische, biologische oder chemische Kontaminationen informiert.

In Menzenschwand hat man, genau wie teilweise in Sachsen auch, systematisch alle Hinweise auf die Bergbaugeschichte verschwinden lassen. Selbst bei Google Maps wurde die Markierung für das geschlossene "Mundloch Grube Hans Paul" gelöscht, wie mir gerade aufgefallen ist. So muss sich der interessierte Tourist nicht mit überflüssigen Recherchen rumschlagen.

etalon

Zitat von: Lennart am 17. Januar 2023, 17:15...
Der Knackpunkt ist doch, dass der normale Wanderer keine persönliche Risikobewertung vornehmen kann. Es gibt nämlich keine echten Hinweise auf den Uranbergbau. Man kann nicht erwarten, dass ein Tourist sich vor jedem Ausflug in die Natur über etwaige radiologische, biologische oder chemische Kontaminationen informiert.

In Menzenschwand hat man, genau wie teilweise in Sachsen auch, systematisch alle Hinweise auf die Bergbaugeschichte verschwinden lassen. Selbst bei Google Maps wurde die Markierung für das geschlossene "Mundloch Grube Hans Paul" gelöscht, wie mir gerade aufgefallen ist. So muss sich der interessierte Tourist nicht mit überflüssigen Recherchen rumschlagen.

Doch, wenn man für sich der Meinung ist, dass in diesem Gebiet eine relevante radiologische Gefährdung besteht, dann muss man das. Dabei ist es völlig egal, ob da vormals eine Uranmine war oder nicht.
Ich weiß nicht, wo du wohnst, aber vielleicht kennst du zufällig den Steinbruch in Bergen/Sachsen. Dort wurde nie Uran abgebaut, aber es gab (gibt) dort extrem schöne und viele Uranglimmer. Ich habe auch mal mit der UV-Lampe über eine Küchen(!)arbeitsplatte aus Flossenbürger Granit geleuchtet. Das ist kein Bild für radiophobe Gemüter! Warst du mal in einem entsprechenden Granitsteinbruch dort? Ich könnte jetzt noch viele andere Stellen aufzählen, wo es genau so wahrscheinlich ist, mit Uranglimmern in Kontakt zu kommen, wie in Menzenschwand auch. Landläufig nennt sich das Natur.

Die Risikoabschätzung bei der Renaturierung der Uranmine haben Sachverständige vom Amt übernommen. Diese sind offenbar auch zu dem Schluss gekommen, dass durch das jetzt noch vorhandene radiologische Gefährdungspotential kein höheres Risiko besteht, als in anderen Gegenden von Deutschland auch und selbiges im Verhältnis zu anderen Risiken vor Ort völlig vernachlässigbare Größenordnungen hat.

Grüße Markus

Lennart

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 17:55Doch, wenn man für sich der Meinung ist, dass in diesem Gebiet eine relevante radiologische Gefährdung besteht, dann muss man das.

Ohne jeglichen Anhaltspunkt würde niemand auf die Idee kommen, sich darüber Gedanken zu machen.

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 17:55Ich weiß nicht, wo du wohnst

Herzberg am Harz

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 17:55kennst du zufällig den Steinbruch in Bergen/Sachsen. Dort wurde nie Uran abgebaut

Ja dort war ich schon. In dem Granitsteinbruch wurde kein Uran abgebaut, aber hier:
https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Deutschland/Sachsen/Vogtlandkreis/Bergen/Streuberg%20%28Schacht%20254%29

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 17:55dort extrem schöne und viele Uranglimmer

Als Bionerd23 dort war (vor über 13 Jahren) hat man dort sehr viel gefunden. Ich habe dort hauptsächlich winzige Uranglimmer-Fragmente gefunden.

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 17:55Landläufig nennt sich das Natur

Da muss ich widersprechen. Das Uran ist ein völlig natürliches Element und hat auch seinen rechtmäßigen Platz überall in der Erdkruste. Bergwerke, Halden und Steinbrüche sind von Menschen geschaffene Eingriffe (wertungsfrei, nicht negativ gemeint) in die Natur. Große Mengen Uran findet man oberirdisch (leider) eher selten (z.B. Wölsenberg), zumindest in Deutschland.

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 17:55Die Risikoabschätzung bei der Renaturierung der Uranmine haben Sachverständige vom Amt übernommen.

Ich kenne den Bericht vom LUBW. Wie schon gesagt sehe ich das Gefährdungspotenzial (wenn man das überhaupt so nennen darf) auch nicht kritisch.
(Als der Bericht angefertigt wurde hatten fleißige Sammler wahrscheinlich schon mehrere hundert Kilo Material aufgesammelt ;) )



Letztendlich sehe ich das so: Wenn Uranbergbau betrieben wird und Halden entstehen, dann muss nicht alles akribisch "dekontaminiert" werden. Man hat dort ein ersichtliches Gefährdungspotenzial. Man sieht eine Halde und ein Bergwerk und weiß sofort: Hier können giftige Schwermetalle vorhanden sein, Löcher im Boden, einsturzgefährdete Schächte, usw.

Alle Hinweise auf die Bergbautätigkeiten zu entfernen, keine Schilder aufzustellen, das Gebiet frech als Naturschutzgebiet zu deklarieren und dann einen Familienwanderweg anlegen halte ich jedoch für Augenwischerei. Hier nimmt man den Menschen die Möglichkeit, eine überlegte Entscheidung zu treffen.




etalon

Zitat von: Lennart am 17. Januar 2023, 18:45
Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 17:55Doch, wenn man für sich der Meinung ist, dass in diesem Gebiet eine relevante radiologische Gefährdung besteht, dann muss man das.

Ohne jeglichen Anhaltspunkt würde niemand auf die Idee kommen, sich darüber Gedanken zu machen.

...

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 17:55kennst du zufällig den Steinbruch in Bergen/Sachsen. Dort wurde nie Uran abgebaut

Ja dort war ich schon. In dem Granitsteinbruch wurde kein Uran abgebaut, aber hier:
https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Deutschland/Sachsen/Vogtlandkreis/Bergen/Streuberg%20%28Schacht%20254%29

...

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 17:55Landläufig nennt sich das Natur

Da muss ich widersprechen. Das Uran ist ein völlig natürliches Element und hat auch seinen rechtmäßigen Platz überall in der Erdkruste. Bergwerke, Halden und Steinbrüche sind von Menschen geschaffene Eingriffe (wertungsfrei, nicht negativ gemeint) in die Natur. Große Mengen Uran findet man oberirdisch (leider) eher selten (z.B. Wölsenberg), zumindest in Deutschland.

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 17:55Die Risikoabschätzung bei der Renaturierung der Uranmine haben Sachverständige vom Amt übernommen.

Ich kenne den Bericht vom LUBW. Wie schon gesagt sehe ich das Gefährdungspotenzial (wenn man das überhaupt so nennen darf) auch nicht kritisch.
(Als der Bericht angefertigt wurde hatten fleißige Sammler wahrscheinlich schon mehrere hundert Kilo Material aufgesammelt ;) )



Letztendlich sehe ich das so: Wenn Uranbergbau betrieben wird und Halden entstehen, dann muss nicht alles akribisch "dekontaminiert" werden. Man hat dort ein ersichtliches Gefährdungspotenzial. Man sieht eine Halde und ein Bergwerk und weiß sofort: Hier können giftige Schwermetalle vorhanden sein, Löcher im Boden, einsturzgefährdete Schächte, usw.

Alle Hinweise auf die Bergbautätigkeiten zu entfernen, keine Schilder aufzustellen, das Gebiet frech als Naturschutzgebiet zu deklarieren und dann einen Familienwanderweg anlegen halte ich jedoch für Augenwischerei. Hier nimmt man den Menschen die Möglichkeit, eine überlegte Entscheidung zu treffen.


Das ist genau, was ich sagen wollte. Es ist völlig egal, ob da vorher eine Uranmine war, oder nicht, es gibt ganz viele Gegenden in DE, wo Uranglimmer auch oberflächlich anstehen. Das was man in Steinbrüchen findet, ist auch an der natürlichen Oberfläche des Gesteins vorhanden, da meistens mehr oder weniger homogen im Granit verteilt.
Dadurch hat man viele Uranlagerstätten überhaupt erst entdeckt, auch die in Menzenschwand  ;)

Sobald der Mensch Uran gezielt abbaut, da bin ich bei dir, muss er auch für eine entsprechende Gefährdungsbeseitigung auf ein ortsübliches Maß sorgen. Das muss gewiss nicht immer durch die totale Auslöschung alles Montanhistorischen geschehen, wie das hierzulande für gewöhnlich praktiziert wird, aber idR haben die entsprechenden Unternehmen auch entsprechende Auflagen, so dass das gewährleistet ist. Alles darüber Hinausgehende obligt dann der persönlichen Einschätzung des Individuums.

Ich denke, wir liegen da im Grunde gar nicht so weit auseinander. Aber ich bleibe bei meiner Einschätzung der krankhaften Bevormundung und Hypersensibilität gepaart mit gewissen Schwächen in der Stochastik und der bekannten ,,German Angst" innerhalb unserer Gesellschaft (nicht nur, aber vor allem was Radioaktivität betrifft).

Grüße Markus

Lennart

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 19:16es gibt ganz viele Gegenden in DE, wo Uranglimmer auch oberflächlich anstehen

Ja das glaube ich, trotzdem wird die Masse an Uran durch den Bergbau auf vergleichsweise kleinem Raum aufkonzentriert.

Wenn ich bei mir im Westharz anstehende Uranmineralien finde, die man ohne Lupe erkennen kann, wird erstmal ein Sekt aufgemacht  :yahoo:

(Für Hinweise bin ich dankbar  ;) )

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 19:16Ich denke, wir liegen da im Grunde gar nicht so weit auseinander.

Das sehe ich genauso. Wenn es nach mir geht, dürfte es noch mehr große Uranlagerstätten in DE geben. Ich kann aber auch verstehen, wenn Eltern von kleinen Kindern das nicht so sehen wie wir.


Henri

Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 15:57Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass jemand (egal welchen Alters) durch die Nutzung der Wanderwege oder auch abseits eine außergewöhnliche radiologische Belastung erfährt, weil er eventuell ein mikroskopisches Krümel Uranglimmer verschleppt? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Krümel im weiteren Verlauf inkorporiert wird? Und wenn ja, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es durch eine angenommene Inkorporation zu einer entsprechenden Schädigung (und in welchen Zeiträumen) kommt?

Zu diesen Fragen gibt ein Artikel der Apothekerzeitung ein paar Antworten. Geht thematisch zwar um Uranmunition, aber grundsätzlich lassen sich ein paar Dinge übertragen. Obwohl man natürlich berücksichtigen muss, dass im Natururan nicht nur das Uran, sondern die ganze Zerfallsreihe enthalten ist, deren Bestandteile ganz unterschiedlich in den Körper aufgenommen, dort eingebaut und wieder ausgeschieden werden.

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2003/daz-19-2003/uid-9711

Ein paar "Highlights":

  • Nicht exponierte Personen besitzen im Mittel etwa 56 Mikrogramm Uran in ihrem Körper
  • Uran wird zu einem großen Teil rasch wieder über die Nieren ausgeschieden. Der Rest verteilt sich in verschiedenen Organen und wird über einen längeren Zeitraum ebenfalls über den Urin ausgeschieden, und zwar proportional zum Körpergehalt.
  • In der Niere kann Uran toxisch wirken – bis zum totalen Nierenversagen. Eine einmalige Inhalation von 8 bzw. 40 mg Uran in löslicher Form gilt als Schwellenwert für das Auftreten von vorübergehenden bzw. permanenten Nierenschäden.
  • Uran in leicht löslicher Form wird aus dem Verdauungstrakt nur zu etwa 2 bis 5% in die Blutbahn aufgenommen. Die Schwellenwerte für das Auftreten von reversiblen bzw. permanenten Nierenschäden nach einmaliger Einnahme dürften entsprechend höher liegen als beim Inhalationspfad.
  • Uran in Form von Uranoxid, das im Körper schlecht löslich ist, wird aus dem Verdauungstrakt praktisch nicht aufgenommen und entwickelt deshalb selbst in Gramm-Mengen keine chemisch-toxische Wirkung.

Es gibt eine großangelegte Studie des BfS zur Gesundheit ehemaliger WISMUT-Kumpel:

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/gesundheitliche_folgen_strahlenbelastung_13-19.pdf

...und Kritik hierzu:

https://www.strahlenschutz-gesellschaft.de/Schriften-von-Mitgliedern/mobile/;focus=CMTOI_de_dtag_hosting_hpcreator_widget_Download_12157740&path=download.action&frame=CMTOI_de_dtag_hosting_hpcreator_widget_Download_12157740?id=96122

Die Gesundheitsgefährdung im Uran-Bergbau durch ionisierende Strahlung wird vor allem auf das Radon und seine Folgeprodukte zurückgeführt. Selbst als noch trocken gebohrt wurde, war eher eine Silikose durch den Silikatstaub, mit den sich anlagernden Radon-Folgeprodukten, ein Problem und weniger das zerstäubte Uran selber.

(Leider wird das (dort) nicht weiter erklärt. Ich könnte mir aber z.B. vorstellen, dass Pechblende vielleicht weniger lungengängig zerstäubt als hartes Silikatgestein (?). Vielleicht werden z.B. die löslichen U-Verbindungen resorbiert und dann ausgeschieden, im Gegensatz zum Silikat (wobei U-Oxid jedoch kaum löslich ist). Das ist jetzt alles Spekulation, da müsste man noch mal andere Quellen zu finden.)

Auch die externe Strahlenexposition spielt wohl nur eine untergeordnete Rolle. Interessanterweise tritt aber wohl häufiger Hautkrebs auf.

Interessantes Thema, in jedem Fall.

Viele Grüße!

Henri

etalon

Zitat von: Henri am 19. Januar 2023, 02:23
Zitat von: etalon am 17. Januar 2023, 15:57Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass jemand (egal welchen Alters) durch die Nutzung der Wanderwege oder auch abseits eine außergewöhnliche radiologische Belastung erfährt, weil er eventuell ein mikroskopisches Krümel Uranglimmer verschleppt? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Krümel im weiteren Verlauf inkorporiert wird? Und wenn ja, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es durch eine angenommene Inkorporation zu einer entsprechenden Schädigung (und in welchen Zeiträumen) kommt?


Zu diesen Fragen gibt ein Artikel der Apothekerzeitung ein paar Antworten. Geht thematisch zwar um Uranmunition, aber grundsätzlich lassen sich ein paar Dinge übertragen. Obwohl man natürlich berücksichtigen muss, dass im Natururan nicht nur das Uran, sondern die ganze Zerfallsreihe enthalten ist, deren Bestandteile ganz unterschiedlich in den Körper aufgenommen, dort eingebaut und wieder ausgeschieden werden.

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2003/daz-19-2003/uid-9711

Ein paar "Highlights":

  • Nicht exponierte Personen besitzen im Mittel etwa 56 Mikrogramm Uran in ihrem Körper
  • Uran wird zu einem großen Teil rasch wieder über die Nieren ausgeschieden. Der Rest verteilt sich in verschiedenen Organen und wird über einen längeren Zeitraum ebenfalls über den Urin ausgeschieden, und zwar proportional zum Körpergehalt.
  • In der Niere kann Uran toxisch wirken – bis zum totalen Nierenversagen. Eine einmalige Inhalation von 8 bzw. 40 mg Uran in löslicher Form gilt als Schwellenwert für das Auftreten von vorübergehenden bzw. permanenten Nierenschäden.
  • Uran in leicht löslicher Form wird aus dem Verdauungstrakt nur zu etwa 2 bis 5% in die Blutbahn aufgenommen. Die Schwellenwerte für das Auftreten von reversiblen bzw. permanenten Nierenschäden nach einmaliger Einnahme dürften entsprechend höher liegen als beim Inhalationspfad.
  • Uran in Form von Uranoxid, das im Körper schlecht löslich ist, wird aus dem Verdauungstrakt praktisch nicht aufgenommen und entwickelt deshalb selbst in Gramm-Mengen keine chemisch-toxische Wirkung.

Es gibt eine großangelegte Studie des BfS zur Gesundheit ehemaliger WISMUT-Kumpel:

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/gesundheitliche_folgen_strahlenbelastung_13-19.pdf

...und Kritik hierzu:

https://www.strahlenschutz-gesellschaft.de/Schriften-von-Mitgliedern/mobile/;focus=CMTOI_de_dtag_hosting_hpcreator_widget_Download_12157740&path=download.action&frame=CMTOI_de_dtag_hosting_hpcreator_widget_Download_12157740?id=96122

Die Gesundheitsgefährdung im Uran-Bergbau durch ionisierende Strahlung wird vor allem auf das Radon und seine Folgeprodukte zurückgeführt. Selbst als noch trocken gebohrt wurde, war eher eine Silikose durch den Silikatstaub, mit den sich anlagernden Radon-Folgeprodukten, ein Problem und weniger das zerstäubte Uran selber.

(Leider wird das (dort) nicht weiter erklärt. Ich könnte mir aber z.B. vorstellen, dass Pechblende vielleicht weniger lungengängig zerstäubt als hartes Silikatgestein (?). Vielleicht werden z.B. die löslichen U-Verbindungen resorbiert und dann ausgeschieden, im Gegensatz zum Silikat (wobei U-Oxid jedoch kaum löslich ist). Das ist jetzt alles Spekulation, da müsste man noch mal andere Quellen zu finden.)

Auch die externe Strahlenexposition spielt wohl nur eine untergeordnete Rolle. Interessanterweise tritt aber wohl häufiger Hautkrebs auf.

Interessantes Thema, in jedem Fall.

Viele Grüße!

Henri

Ja, das gibt auch meinen Kenntnisstand dazu wieder. Daher erachte ich auch das Gefährdungspotential aufgrund von ein paar Uranmineralien auf einem Wanderweg als vernachlässigbar gering im Vergleich zu anderen Gefahrenpotentialen, welche aber ganz selbstverständlich in Kauf genommen werden.

Keiner macht sich darüber Gedanken, ob er bei der Nutzung des Wanderwegs über eine Wurzel stolpert und sich die Knochen bricht. Das wird in der persönlichen Gefährdungsbeurteilung als tolerables Risiko eingestuft im Vergleich zu der Freude und den gesundheitlich fördernden Aspekten des Wanderns. Nur weil da ehemals eine Uranmine war, welche so rekultiviert wurde, dass durch die verbleibende zugängliche Mineralisation kein höheres radiologisches Gefährdungspotential besteht, als an anderen Stellen in der Gegend um Menzenschwand, wo der Bärenhaldegranit zu Tage tritt, wird nun eine abstrakte Gefährdungslage vermutet und nach entsprechenden Verboten und Regulierungen gerufen. Das kann ich nicht nachvollziehen. Aber ich wiederhole mich...

Grüße Markus

Henri

Schlackehalden gibt es in der Mansfelder Region ja einige. Ich habe grade eine Seite gefunden, auf der sich eine sehr schöne Übersichtskarte befindet:

https://www.ruhrgebiet-industriekultur.de/mansfelder-land/





Ein Besuch der sehr schön angelegten Seite lohnt sich! Viele Halden werden noch mal im Detail vorgestellt, mit vielen Hintergrund-Infos und sehr schönen Fotos!

NoLi

Zitat von: Henri am 19. Januar 2023, 02:23...
Interessanterweise tritt aber wohl häufiger Hautkrebs auf.
...
Ursache sind recht hohe Dosisbelastungen der Haut durch Beta-Strahlung und Kontaminationen durch Radon-Folgeprodukte. Gerade letztere bilden ja auch Alpha-Strahler, welche durch geöffnete Hautporen auf Grund von Schwitzen in die Haut eindringen, bis in die lebenden Hautschichten vordringen und diese enorm schädigen.

Norbert