Radioaktive Stoffe in Nähe von Atomkraftwerken

Begonnen von Jan, 15. Juni 2023, 10:53

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Lennart

Zitat von: Jan am 15. Juni 2023, 15:07Ist es so, dass die radioaktiven Stoffe im Mutterboden lagern? Diese Stoffe werden doch durch Regen weiter nach unten transportiert und gerade Ton/Lehm speichert doch radiaktive Nuklide durch die feine Struktur. Und Ton/Lehm ist ja Ausgangsstoff vieler Baustoffe.

Es gibt nicht "die radioaktiven Stoffe". Jedes Element verhält sich anders und ist in der Umwelt unterschiedlich mobil. Cs-137 ist z.B. sehr mobil, Uran eher nicht. Spaltprodukte sind häufig radioaktive Isotope von "normalerweise" nicht radioaktiven Elementen. Die Isotope haben immer identische chemische Eigenschaften.
Cs-133 ist nicht radioaktiv aber eben chemisch sehr reaktiv. Deshalb kommt Cs-133 nur in Verbindung mit anderen Elementen vor. Cs-137 übernimmt diese Eigenschaften und ist zusätzlich noch radioaktiv.

Iod-131 ist extrem flüchtig und wird vom Organismus wie "normales" Iod-127 behandelt, Strontium-90 verhält sich ähnlich wie Calcium, Tritium ist gasförmig und verhält sich exakt wie Wasserstoff, usw...

Zitat von: Jan am 15. Juni 2023, 15:07radioaktives Cäsium --> lange HWZ --> warum nicht relevant für Strahlung?

Alle diese Stoffe sind relevant, aber nur wenn sie in gefährlichen Konzentrationen austreten. Wenn z.B. im Falle eines schweren Auslegungsstörfalls (= GAU) eine partielle Kernschmelze eintritt (siehe Unfall in TMI 1979) und Druck abgelassen werden muss (= venting), können relevante Mengen von Radioisotopen entweichen.

Solche schweren Zwischenfälle sind natürlich meldepflichtig. Wenn du die meldepflichtigen Ereignisse von z.B. Isar 2 anschaust, wirst du keine vergleichbaren Vorkommnisse finden.

Die Konzentration von Radionukliden, die im Regelbetrieb austreten, ist einfach nicht relevant.

Mach dich wegen dem Thema nicht verrückt. Die Kernkraftgegner haben gewonnen, alle KKW sind vom Netz. Ich sehe das kritisch, andere machen sich einen Sekt auf, aber so ist das Leben. Die Anlagen jetzt für vermeintlich kontaminierte Baustoffe verantwortlich zu machen, grenzt an "Leichenschändung".



Henri

Zitat von: Lennart am 15. Juni 2023, 15:42Cs-137 ist z.B. sehr mobil

Ein sehr interessanter Artikel hierzu:

https://www.umweltanalysen.com/boden/caesium-137-bodenbelastung-und-vertikale-migration/


Das Cs-137 aus dem Tschernobyl-Unfall verbleibt in den obersten 20 cm des Bodens, obwohl es gerade im Wald "ständig in Bewegung" ist.

Auf Äckern wird es schnell an Tonmineralien gebunden und ist dann für die Pflanzen nicht mehr verfügbar. Im Wald findet es sich im Humus, aus dem es die Pflanzen leicht aufnehmen können. Im Herbst kommt es dann mit den Blättern wieder zurück zum Boden. Deshalb sind im Wald lebende Tiere oft stark belastet, während man in auf Äckern gezogenen Pflanzen kaum etwas findet.
Tja, Vegetarier leben halt einfach gesünder  :D 

Jan

Zitat von: Henri am 16. Juni 2023, 00:09Das Cs-137 aus dem Tschernobyl-Unfall verbleibt in den obersten 20 cm des Bodens, obwohl es gerade im Wald "ständig in Bewegung" ist.

Auf Äckern wird es schnell an Tonmineralien gebunden...


Und wenn aus diesem Ton Steine für den Hausbau hergestellt werden, ist da mit keiner erhöhten Strahlung zu rechnen?

Und wenn ich nicht die Steine nehme, die in der Nähe des AKW's an der Isar hergestellt werden, sondern die, die in der Nähe von Grimma (südöstlich von Leipzig) hergestellt werden, dann müsste ich doch eher auf der sicheren seite sein... Kein AKW in der Nähe und weniger Cs-137 vom Fallout.

Kermit

Zitat von: Jan am 16. Juni 2023, 08:03Und wenn aus diesem Ton Steine für den Hausbau hergestellt werden, ist da mit keiner erhöhten Strahlung zu rechnen?

Ich denke, da hätte der Landwirt was dagegen ;) , den Getreide und Gemüse kann ja dann nicht mehr angebaut werden, wenn sein Acker für die Gewinnung von Baumaterialien zweckentfremdet wird.

Mach Dich nicht verrückt mit der Suche nach radioaktiven Noxen, das haben ja etliche Mitglieder hier im Forum schon geschrieben.

Die Wohnsituation hinsichtlich Radonexposition ist aber je nach dem wo man wohnt da schon eher beachtenswert. Bei Radonfragen sollte man sich aber fundierte Informationen oder Hilfe holen, da hier sonst auch schnell mit "Angst" Geld verdient wird.

In Sachsen findest Du sehr gute Informationen bei den offiziellen Webseiten:
https://www.strahlenschutz.sachsen.de/radon-in-sachsen-31159.html


Radiohörer

Zitat von: Jan am 15. Juni 2023, 12:18Aber jetzt habe ich erfahren, dass die Betonsteine, die sich als Schornstein durch das ganze Haus ziehen werden, nur 10 km entfernt von dem AKW an der Isar hergestellt werden. Das bedeutet natürlich, dass die verwendeten Sande und Gesteine ebenfalls ganz in der Nähe des AKW's abgebaut werden.

Sorry: aber Schornsteine werden nicht aus Beton-, sondern aus feuerfesten Schamottesteinen gemauert. Die bestehen aus Spezialton mit erhöhtem Al2O3-Gehalt, der nicht gestern, sondern vor ein paar Ma da abgelagert wurde und der wird bei >1200°C gebrannt. Gug selber bei Wiki, wann die von Dir ins Spiel gebrachten emitierten Gase und Metalle(?) aus dem AKW verdampfen.
Vor dem Abbau wird der Oberboden mit allen organischen Bestandteilen abgeschoben und vielleicht zu Ziegeln verarbeitet, normaler weise aber für die Rekultivierung verwendet. Du kannst ja mal bei dem Hersteller nachfragen, woher er seine Rohstoffe bezieht. Ein paar Möglichkeiten gibts ja: https://www.region-donau-wald.de/regionalplan/b-iv-wirtschaft
Ich bin mir sicher, dass, falls Du Ziegel verwendest, diese und der Mörtel aus dem Sand bei Dir ums Eck mehr strahlen, als die Innenrohre Deines Schornsteins.
Vergiss nicht, vorab die feinen italienischen Fliesen, den Bodenbelag, die graniterne Küchenplatte/Fensterbänke und ggf. den "todschicken pflegeleichten" Bodenbelag im Garten samt Gabionenfüllung zu überprüfen ;-)
Mit dem Raysid fand ich schon einige interessante "Flächenstahler" in Wohngebieten oder bei den sich rasant vermehrenden Kreiseln z.B. östl der Ausfahrt #31 an der A93...   


Jan

Danke für Deine Antwort Radiohörer!

Mir ging es allerdings nich um das Rohr für die Abgase, sondern um den Mantelstein, der dann den Schach für das Abgasrohr darstellt. Und dieser ist aus Leichtbeton gefertigt.

Aber vielen Dank für die interessanten Infos zu den Schamottrohren! 🙂